Ritteressen

Kriegerin

Mitglied
Hallo!

Ich habe vor zu meinem 18. Geburtstag, (der bald ist) mit meinen Freunden auf einer Burg an einem Ritteressen teilzunehmen.
Ich habe mir gedacht ich möchte an meinem 18. etwas Ausgefallenes machen und bin deshlab auf diese Idee gekommen und weil ich das immer schon einmal machen wollte. :fechtduell:
Ich frage mich nur, wie soetwas abläuft bzw. wie haben eigentlich damals Ritter gegessen??
Haben sie wirklich die Knochen hinter sich geworfen wenn sie das Fleisch fertig abgeknabbert haben oder ist das nur ein Gerücht??
Was mich interessiert ist:
1. Wie lange haben sie gegessen und wie oft am Tag? Genauso wie wir heute 3 Mal zu bestimmten Zeiten!?
2. Was haben Ritter gegessen? und
3. Wer saß bei einer Tafelrunde oben, wenn nicht der König? Denn Ritter waren (meist) Adelige.
Ich würde mich sehr freuen wenn mir jemand meine Fragen beantworten könnte.
Danke im Vorraus!
 
Rittermahle, Festessen, gab es ja nicht immer. Vor allem ärmere Ritter hatten kein Geld für große Festessen, da war das Fleisch auch knapp.
Früher gab es wohl Fasan, Hühnchen, Ochse... Kartoffeln, Brot und vor allem Bier.
Gegessen wurde mit den Händen, was natürlich das Beste am ganzen Rittermahl ist.
Es kann gut vorgekommen sein, dass Knochen einfach hinter sich geworfen wurden, Tischsitten kannte man zu dieser Zeit nicht

Lg
Balduin
 
Es gab durchaus Tischsitten im Mittelalter, und es wurde auch nicht mit den Händen gegessen. Es wurde mit Messer und Löffel gegessen, ein Mann von Welt schnitt man einer Dame das Fleisch vor. Gelegentlich wurden Brotlaibe als Teller verwendet. Gabeln verbreiteten sich von Venedig seit dem 14. Jahrhundert, wenn deren Gebrauch noch relativ selten war.

Bei Festmählern wurden durchaus große Fleischmengen serviert. Das Haugout von Wild versuchte man mit Pfeffer und exotischen Gewürzen zu überdecken. Die alltägliche Ernährung auch eines Ritters war allerdings wesentlicher bescheidener. Fleisch und Gewürze waren Statussymbole, die bei festlichen Anlässen auf den Tisch kamen. Dabei wurde durchaus auch auf die raffinierte Zubereitung von Speisen wert gelegt, etwa wenn ein ganzer Hecht auf dreierlei Weise zubereitet und gebraten und porchiert und gespickt serviert wurde.


Ich habe vor Jahren mal eine Studentenparty mit Rittermahl auf der Burg Plesse bei Göttingen mitgemacht. Solche Events machen nur mit sehr viel Alkohol Spaß, du wirst dann Haxen oder Rippchen mit Kraut serviert bekommen und in den meisten Fällen mehr dafür bezahlen, als es wert ist. Ich würde dir daher raten, dir für deinen 18. eher ein gutes Restaurant auszusuchen.

Für ein Experiment halte ich es für ratsamer, lieber mal mit ein paar Freunden Rezepte aus dem Mittelalter oder der Antike selbst nachzukochen.
 
Hallo!
3. Wer saß bei einer Tafelrunde oben, wenn nicht der König? Denn Ritter waren (meist) Adelige.

Dies war z. B. eine Ehrerweisung gegenüber einem hohen Gast. Zu dem war Adeliger nicht gleich Adeliger. Ich denke, dass es ein besonderer Beweis von Gunst war, auch gegenüber besonders verdienten Rittern oder einflussreichen Klerikern.
 
Zuletzt bearbeitet:
zu den tischsitten - da kommt es darauf an, in welcher periode des MA du dich befindest.
allerdings gehe ich davon aus, dass du von deinen freunden - wenigstens für eine weile erstmal - schräg angeschaut wirst, falls du dich so in deine rolle einleben solltest beim essen, dass du auch vor dem schneuzen ins tischtuch nicht haltmachen würdest. auch halte ich das abort aufsuchen und nicht die hände waschen, dafür im anschluss gleich wieder mit den fingern essen für bedenklich. wobei, so authentisch wird es dann wohl doch nicht werden.

auf alle fälle viel spass dabei :)
 
1. Wie lange haben sie gegessen und wie oft am Tag? Genauso wie wir heute 3 Mal zu bestimmten Zeiten!?

Mir ist da noch was eingefallen... Im MA waren zwei Hauptmahlzeiten üblich. Ein frommer Christ hatte aber rund 70 Fastentage. Jeden Freitag und ganz gläubige Christen fasteten auch noch Mittwochs. An Fastentagen gab es nur eine Mahlzeit, natürlich ohen Fleisch und Milchprodukte. Im allgemeinen ist das Bild des schlemmenden Adels wie es in vielen Büchern dargestellt wird, etwas verfälscht, denn oft konnte es sich ein einfacher Ritter nicht leisten, Rindfleisch oder gar Wild aufzutischen. Ich habe irgendwo gelesen, dass ein normaler Provinzadliger pro Kopf und Jahr ca. 100 kg Fleisch ass. Den Grundbedarf an Kalorien deckte also Getreide und alles andere waren nur Zuspeisen, auch Fleisch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe irgendwo gelesen, dass ein normaler Provinzadliger pro Kopf und Jahr ca. 100 kg Fleisch ass. Den Grundbedarf an Kalorien deckte also Getreide und alles andere waren nur Zuspeisen, auch Fleisch.

Nur zum Vergleich: Der pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch in der EU liegt bei ca. 98 kg jährlich, in Deutschland bei ca. 92 kg. Das heisst allerdings nicht, dass EU-Bürger bzw. Deutsche soviel Fleisch auch tatsächlich essen, die Zahlen beinhalten auch Verluste, Verwendung als Futter oder andere Verwertung. Der pro-Kopf-Verzehr liegt irgendwo bei knapp über 60 kg.
 
Und vom heutigen Verzehr geht auch einiges für Wurstbrote drauf, die wird der Ritter eher selten gehabt haben, sodass der Anteil des gebratenen/gegrillten/.. Fleischs größer ist als in unserem Verbrauch.
 
Ohne behaupten zu können, all zu sehr mit den Tischsitten des Mittelalters vertraut zu sein klingt mir hier einiges nach Klischee.
Daher wäre es nett, wenn die ein oder andere Behauptung durch Quellen oder wenigstens Literatur mal unterstrichen werden könnte.

Kriegerin, so du ein möglichst authentisches Erlebnis suchst, würde ich wie Scorpio schon vorschlug den Eigenversuch wagen.
Dabei kannst du selbst entscheiden, was du mit einfließen läßt und was nicht, wie weit du gehst oder eben nicht.

Falls es einfach mal "was anderes" sein soll sind solche Ritteressen vielleicht wirklich interessant (hab es zwei mal mitgemacht und war beide male mehr...verdutzt).
 
Hey Leute!

Danke sehr für die Informationen. Aber nachdem ich nur eine kleine Wohnung besitze und das ganze Ambiente nicht aufbauen kann, welches ich zb auf einer Burg bekommen würde, wenn ich mir ein Ritteressen bestelle; werde ich es bevorzugen an meinem Geburtstag mit meinen Freunden auf eine Burg zu fahren und mich dort bedienen zu lassen ^^
Schließlich will ich an meinem Geburtstag über nichts nachdenken was kochen o.ä. organisatorisches angeht und einfach nur entspannen und es mir gut gehen lassen ;-)
Ich habe dabei an folgende Burg gedacht:
Willkommen bei Ritterschmaus.at - Ihr Ritteressen auf der Burg Werfen
 
Da ich erst heute wieder hier bin, konnte ich nicht eher etwas dazu schreiben...

... nachdem ich nur eine kleine Wohnung besitze und das ganze Ambiente nicht aufbauen kann, welches ich zb auf einer Burg bekommen würde, wenn ich mir ein Ritteressen bestelle; werde ich es bevorzugen an meinem Geburtstag mit meinen Freunden auf eine Burg zu fahren und mich dort bedienen zu lassen ^^
Schließlich will ich an meinem Geburtstag über nichts nachdenken was kochen o.ä. organisatorisches angeht und einfach nur entspannen und es mir gut gehen lassen ;-)
Ich habe dabei an folgende Burg gedacht:
Willkommen bei Ritterschmaus.at - Ihr Ritteressen auf der Burg Werfen

Wie Scorpio und Tib. Gabinius bereits richtig anmerkten, solltest Du dort besser nicht nachdenken, denn das mag zünftig sein, aber keinesfalls korrekt im historischen Sinne. Allein schon die Sprache, welche in den nachzulesenden Tischregeln anklingt, ist eine Pseudosprache, welche unterhaltsam erscheinen mag, aber mit Mittelalter bzw. Rittertum rein gar nichts zu tun hat...

Für den Fall, daß Dich die Hintergründe aber noch immer interessieren, wie es in folgenden Punkten zu lesen war:
Was mich interessiert ist:
1. Wie lange haben sie gegessen und wie oft am Tag? Genauso wie wir heute 3 Mal zu bestimmten Zeiten!?
2. Was haben Ritter gegessen? und
3. Wer saß bei einer Tafelrunde oben, wenn nicht der König? Denn Ritter waren (meist) Adelige.

verweise ich auf eine andere Diskussion in diesem Forum: http://www.geschichtsforum.de/f51/wurde-im-mittelalter-gegessen-702/
Anzumerken ist noch, daß wir uns gerade das tägliche Essen eines einfachen Ritters zumeist nicht allzu ausgefallen vorstellen sollten, sondern durchaus zwar reichhaltiger, aber nicht so viel reichhaltiger als das des einfachen Mannes (Stichworte: mehr Fleisch, Gewürze etc., aber grundsätzlich eher einfache Gerichte). Auch wenn es Einzelfälle gab, die - gemessen an ihren Zeitgenossen - geradezu "fürstlich" speisten; aber dies waren Einzelfälle.
 
Wer saß bei einer Tafelrunde oben, wenn nicht der König? Denn Ritter waren (meist) Adelige.

Manch einer mag das was gleich kommt für Haarspalterei halten, aber ist eine Tafelrunde nicht dazu da, dass keiner am Ende des Tisches saß und sich somit kein Fürst im Nachteil sehen konnte? Oder wurde der Begriff Tafelrunde im allgemeinen für einen Tisch an dem die Essgemeinschaft sozusagen "tafelte" gebraucht?
 
Bei Tisch im Rittersaal

Hallo zusammen! :winke:

Meine Frage bezieht sich nicht auf die Tischsitten im Allgemeinen, sondern auf das "drum herum" einer kleineren Adelsburg im Spätmittelalter...

Wer trug das Essen auf? Mägde, Knechte oder Diener?

Essenszeit?

Lange weiße Tischdecken gab es, so weit ich weiß nur bei besonderen Anlässen... und einen Truchsess nur auf Fürstenhöfen...

Gab es eine Sitzordnung im Alltag?
Aßen alle zusammen? So weit ich weiß saßen Männer und Frauen im Spätmittelalter bunt gemischt... Ich denke doch, das Gesinde aß in der Küche und dann einfache Gerichte wie Haferschleim usw. da die Reste an die armen vergeben wurden?! War das mit der Resteverteilung auch in kleineren Städten üblich oder bekam man da gar keine Lizens zum betteln?

Wann waren Tischfuß und Platte fest miteinander verbunden und wurden nicht nur zum Essen aufgestellt?

Ab wann und wo war es üblich vor und nach dem Essen eine Schüssel zum Säubern der Hände zu reichen und wer reichte diese?

Da die Burgküche wegen der Brandgefahr abseits lag mussten Speißen ja dem zu Folge quer über den Hog getragen werden...wie wurden diese transportiert...Auf Brettern, da sich jeder selbst dass nahm was er wollte? Hm... waren diese dann zugedeckt zum Schutz vor Kälte, Regen...?

Wurden diese Platten auf dem Tisch abgestellt oder gleich wieder entfernt?

Teilte man sich oft Teller und Messer (das man zu dieser Zeit noch selbst mitrachte?) mit dem Sitznachbarn?

:confused: :confused: :confused:

So...viele Fragen auf einnmal... Also wer was zu sagen hat: raus damit!!! :)

Hat jemand vielleicht einen Interessenten Buchtipp zum Thema Alltag im Spätmittelalter? Tiefgründige Informationen sind selten zu finden, wie ich festgestellt hab...
 
Der zeitgenössische Biograph Karls des Großen, Einhart, hat über die Tischsitten die zu Zeiten des Carolus Magnus bei Hofe geherrscht haben, auch etwas geschrieben (siehe Vita Karoli).

Ist aber Frühes Mittelalter, im Hoch- und Spätmittelalter änderte sich dann im deutschen Raum das Verhalten bei Tische, beeinflusst durch Entwicklungen aus Frankreich und Italien, die sich das wiederum von den Arabern abgeschaut hatten. ;)
 
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