Römisches Schlachtfeld bei Kessel / Brabant (Niederlande)

Carolus

Aktives Mitglied
Und wieder eine römische Neuentdeckung - diesmal im Nachbarland:

niederländische und englischsprachige Medien berichten über die Entdeckung eines Schlachtfeldes, das von niederländischen Archäologen in die Zeit Cäsars datiert wird und speziell mit dem Kampf gegen die Usipeter/Tenkterer im Jahre 55 v. Chr.

?Genocidaire slachting? onder leiding van Julius Caesar bij Kessel - National Geographic Nederland/België

Dutch archaeologists find proof of Julius Caesar-led massacre in the Netherlands - DutchNews.nl

The massacre of the Usipetes and Tencteri - Ancient Warfare - Karwansaray Publishers

Es sind die Knochen von ca. 100 Individuen gefunden worden (Männer, Frauen und Kinder), die Verletzungen aufweisen. Strontiumanalysen zeigen, dass diese wohl aus Regionen östlich des Rheines stammen.

Deutschsprachige Medien haben die Entdeckung bisher zumindest noch nicht aufgegriffen.
 
Vielen Dank für die Hinweise.

Dass nun wieder gleich das Schlagwort Genozid verwendet wird, ist wohl der publizistischen Aufmachung geschuldet. Manchen reicht aber auch "Massaker".

Offenbar kann man nicht ohne bei solchen Funden oder Beschreibungen auskommen.
 
Vielen Dank für die Hinweise.

Dass nun wieder gleich das Schlagwort Genozid verwendet wird, ist wohl der publizistischen Aufmachung geschuldet. Manchen reicht aber auch "Massaker".

Offenbar kann man nicht ohne bei solchen Funden oder Beschreibungen auskommen.

Da bin ich d'accord. Der Begriff "Genozid" sollte nicht inflationär gebraucht werden.

Hier noch ein weiterer Artikel von unserem Nachbarn aus Österreich:

Wo Cäsar die Usipeter und Tenkterer massakrieren ließ - Archäologie - derStandard.at ? Wissenschaft

Interessant ist die Karte, die die mutmaßlichen Bewegungen aufzeigt.

p. s. sehe gerade, dass das die gleiche Karte ist wie in dem oben verlinkten Artikel der niederländischen National Geographic.
 
Äh- in diesem Fall hat Caesar allerdings den Völkermord gestanden. Und er wollte -jenseits von Diskussionen über seine persönliche Bereicherung und das tatsächliche Entkommen eines großen Teils der Angegriffenen- die beiden Ethnien so sehr in der Substanz schädigen, dass sie keine Bedrohung mehr darstellten. Dies dürfte sogar heutigen juristischen Definitionen genügen.
 
Äh- in diesem Fall hat Caesar allerdings den Völkermord gestanden. Und er wollte -jenseits von Diskussionen über seine persönliche Bereicherung und das tatsächliche Entkommen eines großen Teils der Angegriffenen- die beiden Ethnien so sehr in der Substanz schädigen, dass sie keine Bedrohung mehr darstellten. Dies dürfte sogar heutigen juristischen Definitionen genügen.

Opteryx hat in einem anderen Thread noch ein interessanten Link gepostet:

Die Funde wurden in einem Flussbett gemacht: "Allerdings hatten Amateur-​Archäologen bereits früher mehrere Schwerter, einen Helm und germani*sche Gürtelschnallen aus der römischen Zeit in einem alten Flussbett der Meuse nahe des Ortes Kessel entdeckt. Roymans und seine Kollegen haben dort nun weitere Ausgrabungen durchgeführt und neben weiteren Waffen auch zahlreiche Skelette geborgen.Nach der Schlacht wurden die Leichen der Getöteten offenbar im alten Flussbett der Meuse zusammengetragen...Interessanterweise wurden dabei einige Schwerter absichtlich geknickt, ... Das könnte darauf hindeuten, dass diese Umlagerung der Opfer von bestimmten Ritualen begleitet war."

VU archaeologists discover location of historic battle fought by Caesar in Dutch river area - [okt-dec] - VU University Amsterdam
Ein solches Flussbett mit konservierenden Eigenschaften fehlt uns leider, um endlich Licht ins mitteldeutsche Dunkel bringen zu können. Es ergibt sich die Frage, weshalb die Bestattung der toten Germanen samt ihren rituell "getöteten" Waffen erfolgte, während rechts des Rheines solche Funde bisher kaum bekannt sind. Mir sind nur Einzelfälle von Beigaben verbogener Schwerter in germanischen Urnen bekannt geworden. Im Umfeld von Kalkriese wären eigentlich solche Bestattungen zu erwarten.

O. g. Link verweist auf einen weiteren Link: http://www.vu.nl/en/Images/Aanvullende_informatie_veldslag_Caesar_EN_tcm270-698008.pdf

Dort steht zum Thema Genozid:

Genocide?
Considering Caesar’s detailed account of the battle against the Tencteri and Usipetes and the
archaeological evidence discovered, the question arises as to whether or not this can be referred
to as genocide. Although Caesar does not explicitly express the intention to eradicate these
German tribes, he must have realized that his actions would in fact result in, at the very least,
the partial destruction of these ethnic groups. Interestingly, there were no moral objections in
the Roman political culture of that time to the mass murder of a defeated enemy, certainly not
when it involved barbarians.
This explains why, in his accounts of the battle, Caesar provides
detailed descriptions without any shame of the use of mass violence against Gallic and Germanic
population groups who opposed the Roman conquest.
Nico Roymans, Vrije Universiteit Amsterdam

Danach hat es in der römischen Welt keinerlei moralischen Vorbehalte gegen den Massenmord am geschlagenen Feind, speziell an Barbaren.

o tempora, o mores...
 
Wie noch heute war schon bei den Römern die moralische Beurteilung solcher Aktionen in einem hohen Maße auch von politischen Erwägungen abhängig: Eigenen Leuten und Verbündeten sah und sieht man Untaten eher nach als Gegnern. Im Fall Caesars protestierte Cato (der kein Freund Caesars war) im Senat gegen Caesars Vorgehen und forderte sogar seine Auslieferung an die Germanen. Allerdings störte er sich anscheinend weniger an dem Massaker an sich als dass Caesar es während einer formal noch geltenden Waffenruhe begangen hatte. Hier spielten anscheinend religiöse Erwägungen hinein: durch die Auslieferung möge Rom vom Verrat reingewaschen werden. Das kann freilich auch alles nur ein Vorwand gewesen sein, um gegen Caesar agitieren zu können.
 
Ja, man muss hier zwischen damaliger und heutiger Sicht trennen. Aber jedenfalls ist es nicht inflationär hier das Wort Völkermord zu verwenden.
 
Zurück
Oben