Rohstofflage 1939

Ostgote

Mitglied
Ich habe einmal gelesen, dass die Selbstversorgungsfähigkeit im Deutschen Reich im August 1939 nur 83% betrug, bedeutet das, dass 17% verhungert wären ohne Ausenhande, oder konnte Deutschland selbst seine Nahrungsproduktion steigern?

Wie groß waren die deutschen Bauxitreserven 1939?

War die Sowjetunion total vom Außenhandel unabhängig?
Danke
 
Wie groß waren die deutschen Bauxitreserven 1939?

Die Reserven können nicht sehr groß gewesen sein, ich schätze sie auf wenige Wochen/einige Monate Lagerreichweite. Aus dem abgebauten Bauxits wurde im wesentlichen Aluminium produziert. Aluminium hatte u.a. rüstungswrtschaftliche Bedeutung (kritisch für Flugzeuge, Motoren, Munition, Panzer). Aus vier Tonnen Bauxit werden nach weiteren Verarbeitungsgängen zwei Tonnen Aluminiumoxyd, aus denen durch Schmelzelektrolyse eine Tonne Aluminium entsteht. Die Jahresproduktion von Aluminum in der gesteigerten deutschen Rüstungsindustrie betrug 1942 und 1943 rund 420.-430.000 Tonnen. Der Engpaß an Aluminium begrenzte den weiteren Ausstoß an Flugzeugen, Motoren, Panzern und Munition.


Die Importmengen und -werte (Bauxit, Kryolith):
Werte in RM:
26,1 Mio. - 27,4 Mio. - 20,1 Mio. - 10,4 Mio. (1938 bis 1935)

in 1000 Doppelzentner 1938: Gesamt 11.846,5
3.632,6 T-DZ Ungarn
3.480,7 T-DZ Jugoslawien
1.926,7 T-DZ Niederl.-Indien
965,9 T-DZ Italien
922,7 T-DZ Frankreich
848,0 T-DZ Griechenland
69,9 T-DZ Dänemark

Es hat daneben auch deutschen Bauxitabbau gegeben haben, er ist allerdings mit den anderen sonstigen Erzen zusammengefaßt (Arsen, Zinn, Nickel etc.). Die Fördermengen für Bauxit ergeben sich wie folgt:

99,4 - 93,1 - 63,0 - 40,8 - 19,3 - 12,0 -7,3 (1000 Tonnen)
für 1938-1933 sowie 1929. Zum Vergleich für 1938: Frankreich 683,4; Sowjetunion 250,0; Ungarn 540,7; Jugoslawien 406,4 - Welt 3.900 T-Tonnen.

In DRZW Band 5.1 sind diverse Statistiken; dort müßte auch etwas zum Bauxit zu finden sein. Nach Einschätzung des Rüstungsamtes am 1.10.1939 (DRZW 5.1, S. 430) reichten die Erze etwa 3-9 Monate.


Wie ist die Frage bezüglich der Abhängigkeit der SU vom Außenhandel gemeint? Geht es um eine Beschreibung der sowjetischen Wirtschaft 1939, um Engpaßbetrachtungen?

Zur Ernährungswirtschaft: Deutschland war Netto-Import-Land. 1938 betrug die Einfuhr rd. 2,1 Mrd. RM, die Ausfuhr 0,06 Mrd. RM im Bereich der Ernährungswirtschaft. Die Hälfte des imports entfiel auf Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs, Ölfrüchte, Südfrüchte, Mais, sonstige Getreide.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zur Ernährungslage vor dem Krieg kann man noch auf die sog. "Fettkrise" Sommer 1936 hinweisen. Die Beschaffung von Lebensmitteln war aufgrund der Devisenknappheit und der Rüstung ein Problem.
http://www.shoa.de/zeitleiste_drittes_reich.html

Deswegen wurde zB der Walfang wieder aufgenommen, deswegen gab es Sonderbauprogramme für Fischfangschiffe auf den Werften usw.
 
Wie lange hätten die Deutschen ohne Außenhandel und Expansion mit ihren eigenen Reserven auskommen können?
Hortete Deutschland eigentlich auch riesiege Mengen Bauxit die vorher importiert wurden um sie im Krieg zur Aluminiumproduktion zu nutzen?
War Deutschland vom Schwedischen Erz abhängig, oder wurde es nur benutzt weil es reiner war als das in Österreich?
Denn 2002 gab es in Österreich immerhin noch 140 Millionen Tonnen Eisenerz mit 30% Fe Gehalt! Oder war das zu wenig? Gab es in Böhmen oder in anderen Teilen des Reiches auch Erzvorkommen? Wie lange reichten die deutschen Ölreserven und wie schnell konnte die synthetische Ölproduktion gesteigert werden und welchen Anteil deckte die synthetische Ölproduktion am Ölbedarf 1939?
Ich weis es sind sehr schwierige und ungooglebare Fragen, aber ich hoffe irgendjemand kann zumindest ein paar davon beantworten.
Danke!
 
@Ostgote: Wie lange reichten die deutschen Ölreserven und wie schnell konnte die synthetische Ölproduktion gesteigert werden und welchen Anteil deckte die synthetische Ölproduktion am Ölbedarf
Das sind ja viele Fragen auf einmal. Ein Teilaspekt hier:
Kohleverflüssigung - Wikipedia

Danach begann der Aufbau der synthetischen Benzinerzeugung bereits einige Jahre vor 1939. Die Kraftstoffversorgung blieb jedoch immer die Achillesferse der deutschen Kriegsmaschinerie. Kurioserweise wurden die großen Hydrierwerke erst Mitte 1944 von der alliierten Luftwaffe angegriffen. Danach war alles klar. Tausende Flugzeuge standen am Boden und konnten nicht starten, Panzer mußten zurückgelassen und durch die eigene Besatzung gesprengt werden. Ohne ausreichend Kraftstoff waren die deutschen Streitkräfte nicht mehr zu großangelegten Operationen fähig, trotz nach wie vor guter personeller und technischer Ausstattung.
 
Ich weis es sind sehr schwierige und ungooglebare Fragen, aber ich hoffe irgendjemand kann zumindest ein paar davon beantworten.
Danke!

Vielleicht äußerst Du Dich zunächst einmal zu den ersten Fragen, ansonsten habe ich jedenfalls wenig Interesse, das heraus zu suchen.
 
Die Bauxitreserven interessiern mich zunächst am meisten, oder konnte man auch ohne Bauxit Aluminium produzieren?
Danke
 
Bauxit war mW nach nicht das Hauptproblem in der Rohstofflage.
Immerhin konnte Ungarn problemlos liefern und besass mit der Horthy-
Regierung eine deutschfreundliche Führung.

Die Stahlproduktion war kritischer. Sicher gab und gibt es Erzvorkommen
im Ruhrgebiet , Erzgebirge und Schlesien , sowie in Österreich - allerdings
von minderer Qualität und daher mit viel Aufwand nur nutzbar.
Zur Sicherung der schwedischen Erzlieferungen wurde ja auch Norwegen
überfallen , um diese Flanke zu decken.
Schwedisches Erz ist wohl Magnetit mit bis zu 70 % Fe- Gehalt. Ausserdem
konnte Schweden auch bestimmte Mengen Kupfer , Blei und Zink liefern.

Noch kritischer war der Mangel an Veredlungsmetallen wie Wolfram , Molybdän, Nickel und Chrom.Soweit ich weiss, wurde über Spanien zugekauft/ geschmuggelt.

Der wirkliche Schwachpunkt war die Treibstofflage, wie balticbirdy es
geschildert hat.
 
War Deutschland vom Schwedischen Erz abhängig, oder wurde es nur benutzt weil es reiner war als das in Österreich? Denn 2002 gab es in Österreich immerhin noch 140 Millionen Tonnen Eisenerz mit 30% Fe Gehalt!

Das kann man nicht isoliert darstellen.

Der Erzgehalt ist entscheidend, weil ein zu geringer Anteil bei der Verhüttung ein Vielfaches an Kohle braucht. Die war zwar reichlich da, wurde aber anderweitig benötigt.

Von daher waren die skandinavischen Erzlieferungen kriegswichtig.
 
Erzeugung und Reserven sind nur ein Aspekt; ein anderer wird häufig übersehen: die logistischen Voraussetzungen der (Rüstungs-)Industrie.

Ein Beispiel:
Im Winter 1939/40 gab es die dt.-schwedischen Wirtschaftsgespräche. Dtl. verlangte für 1940 die für 1939 zugesagten Mengen, also rd. 10,4 Mio. To. schwedisches Eisenerz. Schweden beharrte auf Lieferung des Jahresdurchschnitts 1933-38, also 7 Mio. To. Dieses war wegen Knappheit für die deutsche Seite unannehmbar. Im Gegenzug sollten u.a. 3,5 Mio. To. Koks und Steinkohle geliefert werden, die für Schweden besonders im Winter existentiell waren; die Garantie der Winterlieferungen wurde von schwedischer Seite nachdrücklich gefordert. Dazu kamen die weiteren Großmengen Rohstoffe, Stahl usw.

Bereits die Abwicklung dieser Mengen überforderte das Eisenbahnsystem in Deutschland völlig, so dass es zu Stauungen kam. In dieser "Not" sollte selbst an die Sowjetunion herangegangen werden, das erbeutete polnische (!) Eisenbahnmaterial an Lokomotiven und Waggons herauszugeben, um die Mengen bewältigen zu können. Neben Schweden (2. Präferenz) waren Italien (1.) große Koks- und Steinkohlemengen zugesagt.

Quelle: u.a. ADAP, Serie D, Band VIII, Akten zu Schweden.


Nun kann man überschlägig rechnen: eine Verdoppelung der Erztransporte (bei Lieferungen/Bewegungen von Erz minderer Qualität) war schlicht undurchführbar. Neben dem Einsatzfaktor (Kohle/Erz) und der für Dtl. überhaupt verfügbaren Kohle zur Verhüttung war der Transportengpaß ein zweites schlagendes Argument.
 
Erzeugung und Reserven sind nur ein Aspekt; ein anderer wird häufig übersehen: die logistischen Voraussetzungen der (Rüstungs-)Industrie.

Bereits die Abwicklung dieser Mengen überforderte das Eisenbahnsystem in Deutschland völlig, so dass es zu Stauungen kam.

Das bringt mich zu der Frage, inwieweit Logistikplanungen für die einzelnen
Kriegsfälle überhaupt vorbereitet waren und ob diese die vollständige
Truppenversorgung zusicherten ?
Als Beispiel fällt mir der Griechenland - Feldzug ein , der ja sehr kurz-
fristig anlief - als Reaktion auf die britischen Aktionen im Mittelmeerraum.
Grundsätzlich setzte man sicher auf Bahntransport zur Truppen-Bereitstellung und Heranführung von Munition, Ersatz und Verbrauchmaterial. Truppenseitig war überwiegend Bespannung Normalfall.

Dieser angespannte Transportbedarf im Kriegsfall schlug nun auf die
Rüstungsindustrie / Versorgung im Reich zurück mit Kapazitätsengpässen.
Ging man daher von der Zeitweiligkeit solcher Zustände aus oder rechnete
man mit Einsatz von Beute-Logistik ?
 
Aluminum in der deutschen Luftrüstung.

Bereits Ende 1935 wurde der Versuch unternommen, eine Autarkie von ausländischen Bauxitlieferungen für die Aluminiumproduktion zu erreichen. Dazu wurde die Verwertbarkeit von hochwertigen Kaolinen (Tonen) bei Dessau geprüft. Initiator waren die Junkers-Werke. Das Verfahren war schon aus dem Ersten Weltkrieg bekannt und scheiterte an Kosten-Nutzen-Relationen. Die Kaoline wären noch ungünstiger zu verarbeiten gewesen. Bauxit, ohnehin mit geringem Aluminiumanteil, wäre durch noch schlechtere Rohstoffe ersetzt worden.

Aluminium blieb u.a. daher, aber auch wegen der erzeugungskapazitäten (s.u.) knapp, und wurde bereits 1937 für die Rüstungsteile kontingentiert. Anteile der Luftwaffe zB: 1/ bis 3/1938 zwischen 18 und 25%. Mitte 1938 fiel die Entscheidung für das Ju88-Programm, was eine gewaltige Produktionsumstellung von den anderen Typen erforderte, neue Werkzeuge, Maschinen und Großvorrichtungen. Das kontingentierte Aluminium lief bereits ein Jahr vor Produktionsanlauf der Ju88 in diese Produktion und fehlte für die übrige Luftrüstung. Weiterhin gab es Fehlsteuerungen bei der Munitionsproduktion, die pro Monat zwischen 10 und 25% des Aluminiumkontingents der Luftwaffe band. Hier wurden große, nicht benötigte Überschüsse geschaffen. Die Rüstungskrise im Juni 1939 entstand, bei der die Kürzung des Luftwaffenprogramms um 50 % und Streckung der angestrebten 20.000 Flugzeuge bis 1951 prognostiziert („Programm 11“) wurde. Bedarf nach Programm 9: 6.600 to. p.M/Programm 11: 6.100 to p.M/Kontingent seit Juli 1939: 4.710 to p.M. Bezugsgröße von diesen Mengen ist die deutsche Jahreskapazität von insgesamt 160.000 Tonnen (von der die Luftwaffe damit über die Hälfte beanspruchte!).

Im September 1939 wurde der LW erstmals die Hälfte der verfügbaren Aluminiumproduktion zugewiesen:
Bedarf für 1000 Flugzeuge: 9.679 to (Rüstung laut Mobilmachungsplan pro Monat)
Zuteilung August 1939: 4.710 to
Schätzung Mob-Monat 1: 4.800 to
Schätzung Mob-Monat 2: 5.100 to
Ist September: 8.150 to
Ist Oktober: 7.450 to.
Die Sonderzuteilungen gehen direkt auf Entscheidung Hitlers zurück, erreichen aber dennoch nicht die rüstungsseitig erforderlichen Mengen.

Die Versorgung mit Alu. war dem demnach kein drängendes Vorkriegsproblem, sondern ein Mob.-problem, bei einer Jahresproduktion von 166.000 to.
Dazu bestand eine Oligopolstruktur, mit VAW an der Spitze. Es gelang nicht, einen Ausbau der Kapazitäten für Aluminiumerzeugung zu schaffen. Die Luftwaffe wurde annähernd auskömmlich bis Januar 1940 versorgt, danach ergab sich ein Kontingentwechsel durch die sog. „Munitionskrise“; die Zuteilung von Alu. für den Flugzeugbau wurde zurückgedrängt. Gleichzeitig stieg die monatliche Produktion bis auf rd. 18.500 to. an. Bereits 5 Tage nach der invasion Norwegens wurden Rüstungsexperten gesandt, um die norwegische Jahresproduktion von rd. 37.000 to. zu sichern. Auch die Vorräte in den anderen besetzten Ländern wurden bis Mitte 1941 in höhe einer halben deutschen Jahresproduktion (1941) beschlagnahmt.
Schweiz (Ankäufe) 17.298 to. (2/3 der Kapazitäten)
Norwegen: Vorräte 6.000 plus laufende Produktion 25.311 = 31.311 to.
Frankreich: Vorräte 26.626 plus laufende Produktion 35.555 = 62.181 to.
Dringend benötigte Zusatzbestände: 110.790 to.

Bedarf für 1 Tonne Al. In der Herstellung: 4-5 To. Bauxit, viel Wasser+Energie, eine Tonne Natronlauge und 4-5 To. Steinkohle.
Mit einem Sofortprogramm sollte daher die norwegische Alu-produktion auf 60.000 JaTo (1941), 120.000 JaTo (1942),180.000 JaTo 1943 und 240.000 JaTo ab 1944 aufgestockt werden. Hintergrund war, dass die alliierten Möglichkeiten (sog. „Feindblock“) auf 1 Mio. JaTo geschätzt wurden.

Das bleiben Planungen; im Sommer 1941 entstand die Aluminiumkrise, die schließlich sogar zur Beschlagnahme von Vorratsbeständen in der Industrie führte. Das Netz der Knappheit hatte die Luftrüstung voll umspannt, 1941/42 galt Aluminium als der Hauptengpass der Flugzeug- und Munitionsproduktion. Abhilfe wurde dann dadurch geschaffen (bei reichlichem frz. und jugosl. Bauxitvorkommen), dass nach entsprechenden technologischen Entwicklungen 1940 dann ab 1941 eine immer mehr gesteigerte Schrottverwertung einsetzte, bis hin zum systematischen Einsammeln abgestürzter und abgeschossener Flugzeuge, die 1944 rd. die Hälfte (ca. 200.000 JaTo) der gesamten Aluminiumerzeugung abdeckte.

Die Darstellung soll zeigen, dass Fragen der Bevorratung von Bauxit für den Mobilmachungsfall keine Rolle für die limitierte Aluminiumproduktion spielten, vielmehr die Erzeugungskapazitäten sowie die externen Standort-Bedingungen, wie verfügbares Wasser, Kohle und Strom.

Quelle: u.a. Budraß, Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918-1945.

@treibsand: die Logistik sollten wir vielleicht gesondert abhandeln.
 
Vielen Dank für diesen Beitrag.
Also im Kriegsfall wo die Kosten-Nutzen Relation nicht so wichtig ist, da einfach produziert werden musste war man nicht von Bauxit abhängig, weil man Tonerde hatte, oder?
Soweit ich weis hatte das Deutsche Reich genug Kohle, Wasser und Strom, oder war das Logistproblem so groß, dass man nicht schnell genug produziern konnte?
Man hätte doch die Industrie(genug Kohle) und das Eisenbahnnetz ausbauen können um schneller zu produzieren, oder?
Wäre es eigentlich möglich gewesen ohne Allierte Angriffe auf IG-Farben die synthetische Benzinproduktion andauernd zu steigern bis man Selbstversorger wird?
 
Vielen Dank für diesen Beitrag.
Also im Kriegsfall wo die Kosten-Nutzen Relation nicht so wichtig ist, da einfach produziert werden musste war man nicht von Bauxit abhängig, weil man Tonerde hatte, oder?
Soweit ich weis hatte das Deutsche Reich genug Kohle, Wasser und Strom, oder war das Logistproblem so groß, dass man nicht schnell genug produziern konnte?
Man hätte doch die Industrie(genug Kohle) und das Eisenbahnnetz ausbauen können um schneller zu produzieren, oder?

Der Platz bei Junkers ist sorgfältig begründet worden, Kraftwerke in der Nähe des Braunkohlenabbaus.

Die Ressourcenverschwendung insbesondere bei den weiteren Rohstoffen der Alumi.-Erzeugung - dafür hatte ich sie genannt - ist auch im Krieg ein Problem. In der Vorkriegszeit war das "nur" eine Wirtschaftlichkeitsfrage eines allerdings bereits vor dem Zusammenbruch stehenden Staatshaushaltes.

Schließlich würde man für die Autarkie/ Kapazitätsaufbau Jahre auf mittlere Frist für industrielle Anlagen, ausgelegt auf diese Mengen brauchen. Das Koalin war vorzubehandeln.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man hätte doch die Industrie(genug Kohle) und das Eisenbahnnetz ausbauen können um schneller zu produzieren, oder?
Die Reichsbahn war ein hervorragendes Unternehmen in Sachen Technologie und Infrastruktur und hat mit etlichen Projekten die Messlatte für die internationale Eisenbahn sehr hoch geschraubt.

Allerdings waren die nötigen Investitionen in der Breite nicht leistbar. Die Zahl der neuen Lokomotiven und Wagen reichte nur für einen kleinen Teil des Betriebs. Der bei weitem überwiegende Teil der Fahrzeuge war alt und stammte noch aus der Länderbahnzeit.

Solwac
 
Insbesondere die weiträumigen Feldzüge durch Europa waren selbst mit der Beschlagnahme eines Großteils des rollenden Materials aus anderen Staaten kaum zu leisten. Wie das von außen beurteilt wurde, hier ein Beispiel zur "Transportkrise 1942" und zu den vermuteten Fehlbeständen:
"Sozialistische Mitteilungen&quot, Nr. 40 vom 1. August 1942
Die Fehlbestände sind allerdings auch auch die hohen Ausfälle im Osten 1941 zurückzuführen.

Hunderttausende an Woggons und Lokomotiven fremder Länder fuhren für die Reichsbahn. Die sog. Höchstleistungs-Fahrpläne, die für den Aufmarsch kurz vor dem Barbarossa-Befehl zum Angriff gegen die Sowjetunion gefahren wurden, stellten einen Kraftakt für die Reichsbahn dar, der ohne die erbeuteten Bestände nicht hätte erfolgen können. Hierfür mußten zB die Deportationen ins Generalgouvernement zurückgestellt werden, aber auch die zivilen/industriellen Fahrpläne im Deutschen Reich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist in dem Zusammenhang auch anzumerken, dass Eisenbahner zunächst als unabkömmlich galten und nicht an die Front mussten. Meinen Großvater erwischte deshalb erst Mitte 1944 der Heldenklau.
 
Die sog. Höchstleistungs-Fahrpläne, die für den Aufmarsch kurz vor dem Barbarossa-Befehl zum Angriff gegen die Sowjetunion gefahren wurden, stellten einen Kraftakt für die Reichsbahn dar, der ohne die erbeuteten Bestände nicht hätte erfolgen können. Hierfür mußten zB die Deportationen ins Generalgouvernement zurückgestellt werden, aber auch die zivilen/industriellen Fahrpläne im Deutschen Reich.
Hast Du Quellen dazu? Ich kenne es aus Lokbestands- bzw. Verlustlisten verschiedenen Baureihen so, dass der Abzug von Fahrzeugen in den Osten vor allem deshalb solche Ausmaße angenommen hat, weil die Koordination vor Ort (wie bei den Nazis allgemein) lausig war. Das Führerprinzip verträgt sich halt nicht mit den logistischen Notwendigkeiten, einen Zug nicht nur beladen an die Front zu lassen sondern auch zurückzuführen.
Alle Fahrpläne der Reichsbahn wurden immer wieder durch Befehle über den Haufen geworfen, der Einfluss von Kampfschäden oder Partisanen spielten bis ins Jahr 1944 noch die geringere Rolle.

Solwac
 
Zurück
Oben