Rohstofflage 1939

Konnte die SU nicht synthetischen Kautschuk wie Deutschland herstellen? Und hatte Deutschland gar keine eigenen Chromreserven?
 
Konnte die SU nicht synthetischen Kautschuk wie Deutschland herstellen? Und hatte Deutschland gar keine eigenen Chromreserven?

Ja. Die Produktion lag 1938 bei etwa 50.000 Jahrestonnen, daraus bei etwa 3,9 Mio. Reifen. Die sowjetische synthetische Produktion 1939 war die größte der Welt, chemische Werke in Jaroslawl, Woronesch, Jefremow und Kasan ((Reifenwerke in Leningrad, Moskau und Jaroslawl). Entsprechend ging bereits 1937-38 der Rohkautschuk-Import beachtlich zurück, von etwa 42 T-to auf 27 T-to. Daneben gab es große landwirtschaftliche genutzte Gebiete zur Herstellung von Rohkautschuk, zB um Orel, Rjasan, Tula etc., jedoch ohne größere industrielle Bedeutung.
(Quelle: deutsch ferfügbare Informationen 1941/42).


Dtl. hatte keinen wesentlichen eigenen Chromerz-Abbau, die Vorkriegsimporte stammten mit jeweils ca. 50.000 to aus Südafrika und der Türkei. Da sich die Lieferungen der Türkei bis 1942 höchst unzuverlässig entwickelten, bekam der Balkanfeldzug eine immense rüstungswirtschaftliche Bedeutung. Das Deutsche Reich bekam Zugriff auf Yugoslawien und Griechenland, die jeweils bis zu 50.000 to. Vorkriegsexporte aufzuweisen hatten. Das zusätzliche Chromerz für die auf den Kriegsfall gesteigerte Rüstungsdindustrie mußte also weiter aus der Türkei beschafft werden. Größere Reserven 1939 dürften im Deutschen Reich nicht bestanden haben, da erstens steigender Importbedarf vorlag wegen Rüstung/Stahlverbrauch und zweitens nicht ausreichend Devisen für die Bevorratung zur Verfügung standen.
 
Aber woher hatte SU Kautschuk im Laufe Zweite Weltkriege, weil fast alle städte war entweder von Deutschen besetzt, belagert, oder zerstört?
 
Aber woher hatte SU Kautschuk im Laufe Zweite Weltkriege, weil fast alle städte war entweder von Deutschen besetzt, belagert, oder zerstört?

Mit Ausnahme von Woronesch (bei dem bis Juni 1942 Zeit zur Verlagerung in den Ural bestand), dürften die anderen chemischen Standorte nicht betroffen gewesen sein. Von daher wird die synthetische Kautschuk-Herstellung unvermindert weitergelaufen sein.

Daneben gab es die Reifenlieferungen im lend-lease, 3.786.000 Stück, also etwa eine sowjetische Jahresproduktion Stand 1940.
 
@Ladislav: Aber woher hatte SU Kautschuk im Laufe Zweite Weltkriege, weil fast alle städte war entweder von Deutschen besetzt, belagert, oder zerstört?
Von dort, woher sie sowohl Hightech (Optik, Flugzeugmotoren, Fahrzeuge) als auch Flugzeugbenzin und Corned- Beef-Dosen in rauen Mengen bezogen.

@Silesia, gab es überhaupt eine nennenswerte Chemieindustrie, die hochwertiges Benzin und Synthesekautschuk erzeugte? Bei der Roten Armee fuhren die T 34 mit Diesel, da kann man fast jeden Dreck in den Tank schütten.
 
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Über Murmansk (gefährliche Konvoi-Route) oder über Persien. Wladiwostok fiel aus, wegen des Kriegseintritts der Japaner.
 
Über Murmansk (gefährliche Konvoi-Route) oder über Persien. Wladiwostok fiel aus, wegen des Kriegseintritts der Japaner.

Über alle Jahre 1941-45 etwa im Verhältnis 40 (Arktis) zu 60 (Kauskasus-Persien), würde ich schätzen.


@Silesia, gab es überhaupt eine nennenswerte Chemieindustrie, die hochwertiges Benzin und Synthesekautschuk erzeugte? Bei der Roten Armee fuhren die T 34 mit Diesel, da kann man fast jeden Dreck in den Tank schütten.
Die synthetische Kautschuk-Industrie war nach der Ausbringung 1938 (fast 50.000 to) die größte der Welt, obwohl die Qualität umstritten war. Für die russischen Verhältnisse scheint es gereicht zu haben. Die deutsche Produktion erreichte (laut DRZW V/1) etwa ab 1943 Vollversorgung mit synthetischem Kautschuk (Über 95%), nachdem das Blockadebrecher-System aus Japan, das wegen des Kautschuks begonnen worden war, beendet werden mußte.
 
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Hallo,

Die deutsche Produktion erreichte (laut DRZW V/1) etwa ab 1943 Vollversorgung mit synthetischem Kautschuk (Über 95%), nachdem das Blockadebrecher-System aus Japan, das wegen des Kautschuks begonnen worden war, beendet werden mußte.

Zum Komplex auch Eichholtz "Kriegswirtschaft". Demnach war eines der erfolgreichsten Projekte des Vierjahresplans, auf dem Gebiet der Rohstoffbewirtschaftung, die Vollversorgung der Wirtschaft mit synthetischem Kautschuk im zweiten Kriegsabschnitt.

Mich würde hier allerdings interessieren, wofür du, Ladislav, diese Informationen benötigst!

Davon abgesehen würde ich dir aber empfehlen Grundlagenliteratur zu bemühen. Ich gehe doch davon aus, dass du Zugang zu einer entsprechenden Bibliothek haben wirst.

Edit: Beitrag ergänzt.

MfG
 
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Zum Komplex auch Eichholtz "Kriegswirtschaft". Demnach war eines der erfolgreichsten Projekte des Vierjahresplans, auf dem Gebiet der Rohstoffbewirtschaftung, die Vollversorgung der Wirtschaft mit synthetischem Kautschuk im zweiten Kriegsabschnitt.

Ganz erstaunlich ist zum Thema synthetischer Kautschuk, dass die chemische Industrie der SU bei den Autarkiebestrebungen hier also 4-5 Jahre Vorsprung hatte. :winke:

Beim Aluminium geriet man dagegen in große Schwierigkeiten mit dem Verlust der Produktionsstätten in der Ukraine (Bauxitabbau Kaukasus) und dem verbleibenden Abbau im Ural, vermutlich wegen der aufwendigen Produktion.
 
Schon wie im 1.WK, plante man auch im 2.WK wieder den Bau von Transport-Ubooten, um kriegswichige Rohstoffe nach Deutschland zu bringen, wo bisher die Überwasser-Blockadebrecher eingesetzt wurden.
In der Führerbesprechung vom 19.11.1942:

"Führer wünscht ferner den Bau von Transport-Ubooten, da er nach Übernahme von Island durch die Amerikaner den Gedanken einer plötzlichen Besetzung von Island und Schaffung einer Luftbasis dort wieder aufgenommen habe. SKL.Qu. A regt Übergabe dieser Aufgabe an den Schiffahrtskommissar an, da diese Boote als Handels-Uboote gebaut und als solche für Handelszwecke eingesetzt werden können (Blockadebrecher). ObdM sagt Prüfung zu."

Geplant wurden dannach der Uboottyp XX, als Transport-Uboot, der an den Typ X B angelehnt war.
 
Also wieso hatte chemische Industrie SU solche Vorsprung. Woher hatten SU Maschinen und Technologie. Bei Deutschland ich verstehe, das war Tradition aber SU?
 
Also wieso hatte chemische Industrie SU solche Vorsprung. Woher hatten SU Maschinen und Technologie.

Schlüsseltechnologie, Maschinen etc. kann man für die Engpaßindustrie zukaufen oder mit viel Aufwand selbst erstellen. Solche Investitionen sind auf jeden Fall volkswirtschaftlich rentabler als jahrelange Importe und Devisenabflüsse, jedenfalls wenn man auf den Rohstoffen sitzt. Am Wissen wird es wohl kaum gefehlt haben.

Ansonsten sollte man den Stand der Technologie/Industrialierung in der SU vor 1941 nicht unterschätzen (was anderen 1941 wohl unterlaufen ist), unabhängig davon, dass dieser auf dem Rücken der Bevölkerung und der mangelnden Konsumversorgung aufgebaut worden ist. Synthetischer Kautschuk hatte auch besondere rüstungspolitische Bedeutung; mit der gleichen Zielrichtung könnte man fragen, woher die 24.000 Panzer im Juni 1941 gekommen sind.;)


P.S: laut den "wehrgeographischen Studien" des OKH ist die synthetische Kautschukindustrie in der UdSSR 1941 eine Eigenentwicklung, also unabhängig von den westeuropäischen oder amerikanischen Entwicklungen. Die Breite der Anstrengungen zeigen auch die Versuche, Ersatz-Kautschuk in landwirtschaftlicher Produktion herzustellen.
 
Noch einige Schlaglichter zur Bedeutung der angesprochenen Rohstoffe:

Den Versuch der Kautschuk-Gewinnung aus Anbau in der Ukraine wurde auch von der deutschen Seite wiederholt:
Im August 1942 wurde in der Ukraine die "Ost-Gesellschaft für Pflanzenkautschuk und Guttapercha mbH" und im November 1942 die "Pflanzenkautschuk-Forschungs-GmbH" tätig. Die Anpflanzungen betrafen Kok-Saghys, ein aus Turkestan stammendes Löwenzahngewächs, dessen Wurzeln der Kautschukgewinnung dienen sollten. Die Berichterstattung über den Fortgang war so bedeutend, dass sie von Himmler angefordert wurde, im Februar 1943.

Auf Führerweisung vom 15.1.1943 sollten die drei letzten Dampfer/Blockadebrecher aus Japan ausschließlich Wolfram, Molybdän und Kautschuk transportieren.

Aluminium:
Der Kupfer-Engpaß führte 1943 dazu, die großen Überlandleitungen gegen Aluminiumleitungen komplett auszutauschen. Die Aktion kostete 75 Mio. RM; gegen Kriegsende wurde wegen des Aluminiummangels überlegt, die Alu-Leitungen wieder gegen Kipfer auszutauschen.

Chrom:
allein die deutsche Panzerproduktion in 1944 kostete etwa 12.000 to. Chrom für die Stahlplattenproduktion, um einmal eine Relation der Rüstungsindustrie auf einem Sektor zum Vorkriegsimport von 100.000 to. darzustellen.

Quelle: Boelcke, Deutschlands Rüstung im Zweiten Weltkrieg.
 
Aber 1944 produzierte Deutschland am meisten Panzer. Was bewirkte Chrom genau? Bei Nickel weis ich, dass man es für Ni-Rost Sthal benötigte, aber für was brauchte man Chrom genau?
 
Stahlhärter sind vor allem Vanadium und Mangan.
Chrom reduziert das Rosten ("NIROSTA"); der Legierungsanteil von Chrom hierfür ist recht hoch: 12-15%. Es werden für rostfreien Stahl also beträchtliche Mengen Chrom benötigt!
 
Aus Wikipedia:
Molybdän :
verbessert die Verschleißfestigkeit des Stahles, wird also gern in Wellen und Zahnrädern mit hoher Beanspruchung eingesetzt
Blei:
Werden fast nur bei Automatenstählen eingesetzt, die zum Drehen geeignet sind, um eine bessere Oberfläche zu erhalten
Schwefel:
Wird gern wegen seinen kurz brechenden Spänen in Automatenstählen eingesetzt Allerdings führt Schwefel zu einer schlechteren Umformbarkeit.
Chrom :
Werden oft bei hochbeanspruchten Teilen benutzt aber auch als verbesserter Korrosionsschutz und Wärmefestigkeit
Mangan :
Erhöht die Zugfestigkeit und somit auch die Belastbarkeit sie werden gern bei Automatenstählen und bei Kunstoffpressen eingesetzt
Wolfram:
Sehr hitzebeständig (Schmelzpunkt bei 3422 °C ) meist in Werkzeugstählen oft Warmarbeitstählen (hohe Dichte 19,25 kg/dm3 )
Nickel:
Hohe Festigkeit und Hitzebeständigkeit wird gern in hoch beanspruchtem Stahl benutzt Aber auch in Chemie Tanks findet es Verwendung
Vanadium:
Sehr Hart sehr hitzebeständig Wird meistens in Werkzeugstähle eingesetzt
 
Woher hatte DR Vanadium?

Die wesentliche Vanadium-Gewinnung lief in Südafrika und Südamerika (wenige Hundert Tonnen weltweit 1939)

Für die deutsche Stahlindustrie war Mangan (Rumänien, Ungarn, Sowjetunion) bedeutend für die Stahlhärtung, also für alle Panzerstähle unabdingbar. Mangan wurde hierfür in großen Mengen eingesetzt, größter Vorkriegs-Exporteur war die Sojetunion. Die Mangan-Gewinnung war ein wesentliches rüstungspolitisches Argument 1943/44, den sog. "Brückenkopf von Nikopol" im Süden der Ostfront nicht aufzugeben. Nikopol war eines der Hauptabbaugebiete für Mangan.
 
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