Rohstofflage 1939

Etwas off-topic: Mir wird jetzt erst so richtig klar, was für ein logistisch gewagtes Unternehmen ein längerer Krieg ist....
Lernen Generäle sowas eigentlich in der Schule?
 
Etwas off-topic: Mir wird jetzt erst so richtig klar, was für ein logistisch gewagtes Unternehmen ein längerer Krieg ist....

Bis 1939 war dieses gegenseitige Verständnis von logistischen/technologischen/rüstungswirtschaftlichen und militärischen Faktoren kaum vertreten.

Es gibt dazu interessanterweise von Speer die frühen Interviews, in denen er sich dazu ausläßt, das OKH/OKW kaum wirtschaftliche und technische Kompetenz aufwiesen. Hitlers (und Ribbentrops) Krieg 1939 traf in jedem Fall - was mindestens seit der MGFA-Reihe "DRZW" überzeugend dargelegt worden ist - auf eine unvorbereitete Wehrmacht, eine labile Wirtschaftsrüstung und leere Kassen. In dem 1939 kaum mehr vermeidbaren Kollaps/und dem mindestens seit März 1939 konkret geplanten Kriegsausbruch mag man auch eine Antwort auf die Frage sehen: warum zu diesem Zeitpunkt?

@deSilva:
Zu der Frage "gewagtes Unternehmen" kann die Antwort eigentlich nur lauten, dass man einen kurzen erfolgreichen Krieg erwartet hat, um aus den jeweiligen Schwierigkeiten herauszukommen. Ich habe oben dazu zwei Beispiele genannt: kaum bislang untersucht ist der ökonomische Aspekt des von Hitler seit Ende September 1939 getriebenen Westfeldzugs. Erst dessen erfolgreicher Anlauf veranlaßte die Rumänen im Juni 1940, den zähen Verlauf der Wirtschaftsverhandlungen über die Öllieferungen zu beenden und reichlich zu liefern. Ebenfalls kaum untersucht ist der kurz- und mittelfristige ökonomische Aspekt des Balkanfeldzuges 1941, ohne den eine Kriegsfortführung 1942 für das Deutsche Reich aufgrund des bestimmten Rohstoffmangels nicht mehr vorstellbar war (u.a. Bauxit).
 
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Mein "Erschrecken" kam daher: Sicherlich machte "man" sich vor einem Krieg Gedanken über:
- Grundversorgung der Bevölkerung
- Schwerindustrieproduktion als solche

Doch der Teufel steckt im Detail... Zuliefererketten sind lang.. "Spurenelemente" den Entscheidern meist unbekannt. Nicht nur heutige Kinder glauben, dass die Milch aus dem Kühlregal kommt.

Die Hoffnung auf einen kurzen Krieg ist wohl unausrottbar (von Hannibal bis Vietnam)

Wenn allerdings nur ein Bruchteil des Sozialprodukts in einen Krieg verwickelt ist (wie bei den USA), dann gibt es natürlich jede Menge Spielraum.
 
Gut, Du hast Recht, aber wenn wollte Deutschland etwas militärisch machen dann musste es schnell machen. Für Deutschland war kurze Krieg einige Möglichkeit ohne jede Rücksicht.
 
Die entscheidende Fehlkalkulation betraf das Verhalten der Westmächte nach München und der Besetzung der Rest-Tschechei im März 1939, verstärkt noch durch die vermutete Wirkung des Hitler-Stalin-Paktes.

Nach den Reaktionen hat man (Hitler und der Sektverkäufer Ribbentrop) den Kriegszustand bis zum 3.9.1939 für unwahrscheinlich gehalten, und auch das Angebot: "Frieden im Westen, und das Deutsche Reich behält die Eroberungen" von Anfang Oktober 1939 verpuffte.

Sodann begangen die stetig verschärften "Alles-oder-nichts-Planungen" im Westen, bei denen man davon ausging, im Falle des Angriffs wirklich nur die eine Chance zum Sieg zu haben, bevor der Krieg in der Frontenerstarrung 1940/41 verloren gehen würde. Bereits das Norwegen-Abenteuer, bei dem im vornherein der Verlust von 1/3 der Flotte als akzeptabel angesehen wurde, gehörte in die gleiche rüstungsstrategische Denkrichtung (Erzlieferungen). Die rumänischen Öllieferungen sackten zu der Zeit unter Niveau von Juni 1939, und auch die russischen Lieferungen kamen nur schwer in Gang. Das Vabanque-Spiel ging im Mai 1940 aufgrund der militärischen Fehler der Westmächte auf.
 
Jawohl, aber wenn Grossbritanien 3.9 1939 ist in Krieg eingetretten war klar dass Krieg wurde sehr lange. England war Insel und Deutschland hatte keine ernste Möglichkeiten wie durchfüren Invasion an Insel.
 
England hatte aber seinerseits wenig Möglichkeiten effektiv gegen das Deutsche Reich vorzugehen. Bis die 2. Front eröffnet wurde verlor die Sowjetunion über 2 Millionen Soldaten an der Ostfront. Das ist ein hoher Blutzoll deutsche Kräfte an der Ostfront zu fesseln. England war ja die "ich sags pragmatisch" unbedeutenste Partei unter den 3 Siegermächten.
 
Ja aber troz grose deutsche Sshlag im Westen, war Sieg im Westen für Deutschland ohne Besetzung England nicht komplett und damit aus strategischen Sicht nicht so Vertvoll. England hat als grosse Nagel in die Rücken Deutschland geblieben. Und nach September 1940 war Ausschaltung England uaus Krieg praktisch nur ein Traum.
 
Silesia schrieb:
Nach den Reaktionen hat man (Hitler und der Sektverkäufer Ribbentrop) den Kriegszustand bis zum 3.9.1939 für unwahrscheinlich gehalten, und auch das Angebot: "Frieden im Westen, und das Deutsche Reich behält die Eroberungen" von Anfang Oktober 1939 verpuffte.

Wie ernst Hitler seine "Friedensrede"dann gemeint hat, kann man schon dem Umstand entnehmen, das Hitler bereits am 07.Oktober,es lag zu diesem Zeitpunkt noch keine Reaktion Großbritanniens vor, dem ObdH und dem Chef des Generalstabs des Heeres auseinandersetzte, das Deutschland wohl durch Belgien hindurch zur entscheidenen Offensive kommen müsse. Hitler fasste zu diesem Zeitpunkt den 25.November als Angriffstermin ins Auge.

Generaloberst von Leeb notierte in seinem Tagebuch dazu:" Alle Anordnungen des Oberkommando des Heeres deuten daraufhin, dass man diesen Wahninsinnsangriff unter der Verletzung der Neutralität Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande machen wirklich machen will. Die Rede Hitlers im Reichstag war also nur ein Belügen des deutschen Volkes."

Quelle für Leebs Tagebucheintrag; Jacobsen, Dokumente zur Vorgeschichte des Westfeldzuges, Musterschmidt-Verlag Göttingen

Die Oberbefehlshaber der Heeresgruppen B und C, Leeb und von Kluge, waren nicht von der Durchführbarkeit der Offensive zu diesem Zeitpunkt überzeugt.
 
Deutschland strebte 1943 einen Separatfrieden mit England und Amerika an, weil sie nach Stalingrad wussten, dass es keinen Sieg mehr geben kann, so endlos auch vom Endsieg gepredigt wurde.
 
Deutschland strebte 1943 einen Separatfrieden mit England und Amerika an, weil sie nach Stalingrad wussten, dass es keinen Sieg mehr geben kann, so endlos auch vom Endsieg gepredigt wurde.

Das ist mir neu. Das würde ja in der Konsequenz bedeuten, das Hitler plötzlich in der Lage gewesen wäre, die Möglichkeiten Deutschlands diesen Krieg zu gestalten, realistischer beurteilt hätte.:grübel:

Das strategische Ziel für 1942 lautete, die endgültige "Ausschaltung" der Sowjetunion. Es sollten die Olquellen von Baku und Majkop erobert werden und auch damit die Voraussetzungen für einen späteren Angriff gegen den Iran und Irak geschaffen werden.

Weitere utopischen Überlegungen gingen in die Richtung, das man kurzerhand ja die arabischen Völker zum Freiheitskrieg gegen England mobilisieren könnte, um so die Position Großbritanniens im Nahen Osten nachhaltig zu erschüttern. Des Weiteren sollte eine Verbindung zu der Front in Nordafrika hergestellt werden.
 
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Deutschland strebte 1943 einen Separatfrieden mit England und Amerika an, ...

das wird jetzt OT:

Dazu muss man auf Casablanca Januar 1943 und die Forderung nach unconditional surrender hinweisen.

Informelle Friedensfühler - wie ernst gemeint auch immer, siehe Himmlers Posener Rede mit dem vollzogenen Abbruch aller Brücken - gab es mW zwischen Deutschland und der Sowjetunion auf unteren Ebenen bis 1943/44. Nach den Kämpfen 1943 in der Ukraine war Stalin wohl klar, wie der Krieg ausgeht.
 
Meines Wissen nach haben Mussolini und auch Japan Hitler dazu gedrängt, mit der Sowjetunion Frieden zu machen; Japan wollte sogar vermitteln. Stalin hatte Ende 1942 und nochmals in Sommer 1943 diskrete Friedensbemühungen gegenüber Deutschland erkennen lassen. Wie ernst diese genomen werden müssen, lasse ich einmal einfach dahingestellt.

Großbritannien und die USA waren, wie Silesia schon oben ausführte, seit Casablanca definitiv nicht bereit einen Separatfrieden mit Deutschland abzuschließen. Weshalb sollten sie auch?
Es bestand auch keine Veranlassung für die Briten und Amerikaner , schon gar nicht nach ihren Erfolgen in Nordafrika und der Landung in Italien.

Es wurde die bedingungslose Kapitulation angestrebt und schließlich auch erreicht.
 
Meines Wissen nach haben Mussolini und auch Japan Hitler dazu gedrängt, mit der Sowjetunion Frieden zu machen; Japan wollte sogar vermitteln.

Die deutsche diplomatische "Offensive" nach dem Stalingrad-Desaster diente gerade dazu, die Friedenswünsche der deutschen Alliierten einzudämmen und Optimismus im Hinblick auf den Sommerfeldzug 1943 zu verbreiten.

Japans Bemühungen gingen bis 1944/45, dazu gibt es in den VfZ einen interessanten Beitrag, der digital verfügbar ist:

Aussichtslose Sondierung. Japanische Friedensfühler und schwedische Vermittlungsversuche 1944/45, Gerhard Krebs, VfZ 1997, S. 425-448.
 
Japans Bemühungen gingen bis 1944/45, dazu gibt es in den VfZ einen interessanten Beitrag, der digital verfügbar ist:

Aussichtslose Sondierung. Japanische Friedensfühler und schwedische Vermittlungsversuche 1944/45, Gerhard Krebs, VfZ 1997, S. 425-448.

Sehr schön zu diesem Thema auch:

Martin, Deutschland und Japan im Zweiten Weltkrieg 1940 bis 1945, Musterschmidt Göttingen
 
sowie SU/Deutschland und die Aktivitäten des Auswärtigen Amtes:
Fleischhauer, Ingeborg: Die Chance des Sonderfriedens, 1986
 
Ich vermute mal Baumwolle aus der neutralen Türkei und Soda aus Salinen am Mittelmeer.

Die deutsche chemische Industrie war sehr leistungsfähig, es werden sicher vermehrt Kunstfasern eingesetzt worden sein.
 
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