Rolle des Bürgertums bei der Reichseinigung?

poschialex

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Hallo, ich arbeite zur Zeit einen Vortrag über die Reichseinigung aus. Teil dessen ist es die Rolle des Bürgertums und der Obrigkeit dabei zu beurteilen. Meine Frage nun also: Hat das Bürgertums direkt etwas dazu beigetragen bzw. wie wichtig war es wirklich? Oder ist einzig und allein die Märzevolution zu nennen, bei der "der Stein ins Rollen gebracht wurde"?
 
Reichseinigung: Welchen Zeitabschnitt verstehst du darunter?

Auch die Begriffe Bürgertum und Obrigkeit sind in dieser Verallgemeinerung problematisch.

Das Bürgertum war zwischen 1848 und 1871 keine homogene Schicht mehr. Vom kleinen Handwerker über den Richter und Professor bis hin zum Fabrikanten reicht die Spannbreite. Regionale und auch konfessionelle Unterschiede wirkten sich politisch aus. Das liberale Großbürgertum im Rheinland setzte auf ein liberalisiertes Preußen, das in der deutschen Einigung eine Vorreiterrolle spielen sollte. Das handwerklich geprägte und eher demokratisch gesonnene Bürgertum Südwestdeutschlands stand der "kleindeutschen Lösung" unter preußischer Führung ablehnend gegenüber.

Die Obrigkeit - wer ist das? Dei beiden deutschen Großmächte Österreich und Preußen wären hier zu nennen. Preußen setzte auch nach der Revolution von 1848 auf eine deutsche Einigung - allerdings von oben. Wien verhinderte das zwischen 1850 und 1864. Erst die österreichische Niederlage bei Sadowa machte den Weg frei für die kleindeutsche Lösung unter Führung Preußens. Und ein bedeutender Teil des Bürgertums - die Nationalliberalen - unterstützten diese Politik. Der deutsche Nationalstaat war für sie ein Stück Freiheit, und sie wollten in Zusammnenarbeit mit Bismarck diesen Staat liberalisieren.

Ein spannendes und nicht ganz einfaches Thema. In einem Vortrag müssen Schwerpunkte gesetzt und Begriffe definiert werden.
 
Den Nationalliberalismus mit dem Bürgertum als solches gleichzusetzen halte ich für sehr fraglich. Cliomara hat das schon gut zusammengefasst.
 
Hallo, ich arbeite zur Zeit einen Vortrag über die Reichseinigung aus. Teil dessen ist es die Rolle des Bürgertums und der Obrigkeit dabei zu beurteilen. Meine Frage nun also: Hat das Bürgertums direkt etwas dazu beigetragen bzw. wie wichtig war es wirklich? Oder ist einzig und allein die Märzevolution zu nennen, bei der "der Stein ins Rollen gebracht wurde"?

1871 wurde als Propagandacoup ein ehemaliger Parlamentarier aus dem Paulskirchenparlament nach Versailles geholt,um der Ausrufung Wilhelms zum Kaiser beizuwohnen (Kommt auf dem Gemälde nicht vor). Damit sollte symbolisiert werden, dass ja jetzt die Einheit vollbracht sei (als kleindeutsche Lösung) . Das es 1848 ja um viel mehr ging, klammerten die preußischen Akteure aus.
 
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