Romanisch-germanische Sprachgrenzen im frühen Mittelalter

Dieses Thema im Forum "Völkerwanderung und Germanen" wurde erstellt von Sepiola, 24. Februar 2020.

  1. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Rohlfs ist zumindest eine Koryphäe, was die Sprachgeschichte anbelangt.

    Wenn im Milaneser Dialekt der Rhotazismus häufiger vorkommt, könnte dies der Grund sein. Lambdazismus und Rhotazismus kommen in mehreren Sprachen häufiger vor. Lambdazimus: meist /n/ wird zu /l/; Rhotazismus: meist /l/ wird zu /r/ (Zungenspitzen-R). Das /r/ muss nicht zwingend vor dem /l/ dagewesen sein - dagegen spricht ja auch die Etymologie des Namens - sondern kann parallel mit diesem existiert haben, als Variante - z.B. als Soziolekt - aber wieder verschwunden sein.
     
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  2. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Ich habe die Stelle mal kopiert, der Lexikonartikel im Varon Milanes über das L:

    l, A l'è comè anc l's, pù gajarda ona veulta del' otra, e parsciò quand a l'è dolza ch' a la se proferis con la vochà strecia, e la scrivem sempia com em dij al a, inscì, pel, ciel; ma com ala sarà con la vochà largha, che ala se parnonzia gajarda, allora la scrivem dobbia, come pell, la pell di animalij, bell, call, i call di pee, e quest vartiment sarvirà anch al s. A la se scambia sta veulta in r, comè merin; anc quaichun disen Miran, se ben a l' è pù da masse, che nun disem Milan.​
     
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  3. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    Das klingt sehr überzeugend und folglich wäre die deutsche Form Mailand erst ab dem Hochmittelalter entstanden (samt volksetymologischem -d)
     
  4. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Danke, ich muss aber selber Wasser in den Wein schütten. Aus zwei Gründen:
    1.) ich habe nicht ganz sauber argumentiert
    2.) wir haben -ai- nicht -ei-.

    Zu 2.) Keine Ahnung, ob das eine Rolle spielt.
    Zu 1.) Die unsaubere Argumentation ist eigentlich nicht so schlimm, man muss im Grunde genommen die lateinische Flektionsendung, die abgeknappst wird, mit dem italienischen Flektionssuffix austauschen, dann passt es wieder. Oder?
     
  5. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

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  6. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Da muss ich noch etwas nachtragen: Aachen kommt (anders, als man denken würde) nicht von Aquae.
     
  7. Stilicho

    Stilicho Aktives Mitglied

    Anscheinend war von Anfang an klar, dass Medio nicht im Sinne von Mezzo benannt, ein Wort anderer Herkunft war.
    Interessant ist dabei die Auflistung der italienischen Wiki https://it.wikipedia.org/wiki/Mediolanum_(toponimo)
    mit verschiedensten Mediolanums. Viele der im heutigen Frankreich gelegenen (ebenfalls gallischen) Städte haben eine Zwischenform Meiolanum oder Meillan oder ähnlich.
     
  8. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Mittlerweile dürfte wohl aufgrund des Films Dunkirk eher der englische Name in Deutschland geläufige sein.

    Ich habe sogar noch in Erinnerung gehabt, dass das schon irgendwann in einem Thread thematisiert wurde. Ich konnte aber den alten Thread nicht mehr wiederfinden. Danke für den Hinweis.
     
  9. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    Mömpelgard für Montbéliard ist auch noch so ein Kandidat. Der französische Ort an der burgundischen Pforte wurde lange vom Haus Württemberg regiert.
    Montbéliard – Wikipedia
     
  10. Stilicho

    Stilicho Aktives Mitglied

    In der Gegend gibt es ja etliche Beispiele. Etwa Besancon -> Bisanz. oder Dole ->Datteried
     
  11. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Selbst wenn dem so war - da unterstellst du allerdings den Sprechern der Spätantike etymologische Kenntnisse - würden ja trotzdem dieselben Regeln greifen, wie bei einem original lateinischen Wort.
     
  12. Stilicho

    Stilicho Aktives Mitglied

    Eher unterstelle ich einen noch vorhandenen nicht unbedeutenden gallischen Bevölkerungsanteil, durch den sich der Name ähnlich wie im westlichen Gallien (s.o.) entwickelte.
     
  13. Naresuan

    Naresuan Aktives Mitglied

    Ist bzw. war definitiv der Grund:

    Nella variante milanese della lingua lombarda, la -l- intervocalica era comunemente sostituita da -r-, mentre nel dialetto moderno questa caratteristica tende a scomparire.

    In der Mailänder Variante der lombardischen Sprache wurde das intervokalische -l- häufig durch -r- ersetzt, während dieses Merkmal im modernen Dialekt tendenziell verschwindet.

    Rotacismo - Wikipedia

    Entschuldigung für den unausgereiften Zwischenruf.
     

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