Rüstung und Bewaffnung des (west-)europäischen Ritters

Dieses Thema im Forum "Rittertum und Kreuzzüge" wurde erstellt von timotheus, 1. November 2005.

  1. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Hallo Saarboy: Die erste deiner Figuren stellt dem Helm nach zu urteilen, einen Ritter aus dem frühen 13. Jahrhundert dar. Der Schild ist etwas groß und passt eher in das 12. (siehe Beiträge in den ersten Seiten dieses Pfades). Die Zweite kenne ich in dieser genauen Form nicht und sie enthält. m.E. wohl viel Phantasie. Ein so großes Metallschild kann man entweder kaum tragen, oder es ist aus so dünnem Blech, dass es kaum schützt. Einige Details weisen jedoch auf spätes 14. frühes 15. Jahrhundert hin. Begegnet werden sie sich wohl nicht sein, es sei denn, jemand lief in der Rüstung seines Ur-ur-Opas herum.

    Was die Hypothese "Römerlegion gegen Ritterheer" betrifft, ist so etwas reine Spekulation. Um so etwas zu diskutieren, solltest Du eventuell einen eigenen Pfad eröffnen, da es nichts mit der historisch belegten Ausrüstung von Rittern zu tun hat.
     
    Zuletzt bearbeitet: 18. April 2010
  2. Darius Meder

    Darius Meder Neues Mitglied

    @ Saarboy

    Wenn die Römer Schwerter aus dem Noricum hatten, werden diese gegen
    die Ritter auf jedenfall standgehalten haben.
    Siehe Chiemgau Komet, der Lieferant für das gute Erz der Kelten.


    Gruß
     
  3. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Die Qualität des Stahls hängt nur bedingt vom Erz ab. Hier wird darüber diskutiert:

    http://www.geschichtsforum.de/f328/...-mit-gefl-gelkot-31133/index2.html#post489869
     
  4. Darius Meder

    Darius Meder Neues Mitglied

    @ Bdaian


    Bist du Metallurge oder ähnliches ?
     
  5. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Nur interessierter Laie. Mein Beruf hat zwar gelegentlich mit Stahl zu tun, aber in einem Bereich, in dem Härte weniger wichtig ist als Festigkeit.
     
  6. Darius Meder

    Darius Meder Neues Mitglied

    @ Bdaian

    Die Qualität des Stahls hängt nur bedingt vom Erz ab.

    meinst du mit dieser Aussage die heutige Zeit oder die keltische Zeit ?
     
  7. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Zur jeder Zeit. Auch das beste Erz nützt nichts, wenn die Härtung und Wärmebehandlung nicht stimmen. Andersherum kann man aus relativ schlechtem Erz noch eine brauchbare Waffe herstellen wenn man dieses richtig behandelt. Es gibt in der Tat sogar Waffen aus Bronze die härter sind als schlechte Eisenwaffen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 20. April 2010
  8. Sliza

    Sliza Neues Mitglied

    Ich hätte da mal eine Frage zum ottonischen Fußsoldaten. Aus Wikipedia ist zu entnehmen, dass unter diesen einfachen Fußsoldaten das Kettenhemd nicht so weit verbreitet war, da es sich nicht jeder leisten konnte. Dafür habe man einfach ein Gambeson ohne weitere Rüstung darüber getragen. Desweiteren hatten die Burschen meist "nur" ein Speer/Lanze als waffe und kein Schwert, Dolch, Axt etc.
    Sind diese Angaben korrekt?
     
  9. Sascha

    Sascha Neues Mitglied

    Zunächst mal die Forschung beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Reiterei der Ottonenzeit.
    Für einen Fußsoldaten wirst Du nicht viel finden.

    Da ich im Reenactment, so einen Fußsoldaten darstelle verzichte ich auf fast alles.

    Mein derzeitiges Konzept besteht aus Strohhut, Schild und Lanze.
    Kein Schwert, Kette oder Gambi.

    Wahrscheinlich ist, dass der 08/15 Soldat zu Fuß, eher zu einer Art Milz gehörte.
    Er wird als Freier seiner „Wehrpflicht“ nachgehen, aber vor allem Interesse zeigen sein (Farm-) Land zu bearbeiten oder zu schützen und keine weite Expeditionen mitzumachen, dass überlässt er den Reicheren die mit Pferd und besserer Ausrüstung in Italien oder im Osten die Interessen des Kaisers vertreten.
     
  10. Sliza

    Sliza Neues Mitglied

    Hallo Sascha, vielen Dank für deine Antwort!

    Ungefähr in diese Richtung hatte ich auch immer gedacht. Ich war nur immer etwas unsicher, da man auf einigen Reenactmentveranstaltungen (z.B. Herzberg oder Adventon) meistens Fußsoldaten mit Gambeson, Helm und Schwert sieht. Oder ist das auch irgendwo eine Frage der Epoche?
     
  11. Sascha

    Sascha Neues Mitglied

    Sicherlich eine Frage der Epoche, aber auch des Freikampfes und des persönlichen „Schmuckbedürfnisses“. (So ein Kerl ohne Kette ist doch kein echter Kerl)
    Wenn man sich auch Freikampf spezialisiert geht es um reellen Schutz; Gambi, Handschuhe Helm und man ist verdammt schnell aus einer stringenten Darstellung raus.
    Meist sieht es halt so aus als ob Viele Häuptlinge und wenig Indianer auf Veranstaltungen rum springen.
    Aber das Problem ist so alt, wie die Szene selber…
    Zudem gibt es nur wenig Funde aus Der Ottonik die etwas belegen und wenn eher was zu Reitern oder höheren Schichten.
     
  12. Sliza

    Sliza Neues Mitglied

    Wirklich schade, dass man über die einfache Infanterie aus der Zeit so wenig weiß.

    Vielleicht eine blöde Frage, aber gab es mal eine Zeit, in der es Wappenröcke unter den einfachen Fußsoldaten gab? Ich meine, zwecks Erkennung auf dem Schlachtfeld.
     
  13. Sascha

    Sascha Neues Mitglied

    Soweit ich weiß war das im Späten Mittelalter der Fall, aber da können andere bestimmt mehr zu schrieben.
     
  14. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Im Mitelalter wohl nicht. Erst in der frühen Neuzeit und auch da ausschliesslich unter Trabantengarden u.Ä. Noch bei der Schlacht von Pavia identifizierte sich "Normale" Infanterie nur durch äusserlich aufgebrachten Zeichen, z.B. vereinbarten farbigen Elemente: Die Kaiserlichen durch weisse Tücher, Armbänder durch über der Rüstung getragenen Hemden oder sogar (laut Frundsberg) durch auf der Brust aufgebundenen Blätter Papier. Andere Armeen taten es durch grüne Zweige, Blätter etc. Im Mittelalter kann es ähnlich gewesen sein, mir sind jetzt aber keine konkreten Beispiele bekannt. Ich glaube, man identifizierte sich eher durch Schlachtrufe und in dem man in seinen eigenen haufen blieb, bei dem man die Mitstreiter kannte.

    In den anliegenden Bildern die "uniform" der Alabarderos von Ferdinand II von Aragon ( Garde die 1492 nach einen Anschlagsversuch gebildet wurde) und von der Guardia Tudesca (Deutsche Garde) von Karl V.

    Ungefähr zu dieser Zeit wurde auch die Schweizer Garde des Vatikans gebildet.

    Dafür kriege ich vermutlich mal wieder eine auf den Hut, weil das nicht in den besprochene Zeitrahmen gehört.

    http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.alabarda.net/articulos/historia/imagenes/alabardero2_1.jpg&imgrefurl=http://www.alabarda.net/articulos/historia/articulo9.htm&usg=__OBKmWLtMwNZ1mbqbLJotq19ZKj0=&h=400&w=198&sz=27&hl=de&start=7&zoom=1&um=1&itbs=1&tbnid=4HEm6dc231LP_M:&tbnh=124&tbnw=61&prev=/images%3Fq%3DGuardia%2Btudesca%26um%3D1%26hl%3Dde%26client%3Dfirefox-a%26sa%3DN%26rls%3Dorg.mozilla:de:eek:fficial%26tbs%3Disch:1
     

    Anhänge:

    Zuletzt bearbeitet: 27. August 2010
  15. Sliza

    Sliza Neues Mitglied

    Könnt ihr vielleicht ein gutes Buch empfehlen, dass Strategie/Taktik und die Kampfweise der mittelalterlichen Fußsoldaten behandelt? Mich interessieren da in erster Linie die Hierachie, Formationen, Art der Waffenanwendung.
     
  16. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    John Keegan, "Das Antlitz des Krieges." Dort wird neben späteren Beispielen sehr gut die Schlacht von Azincourt 1415 analisiert und darunter auch die Kampfweise der dort anwesenden Kämpfer zu Fuß.

    Ansonsten gibt es wenig was sich spezifisch mit mittelalterlichen Fußsoldaten befasst. Neben den Stadmilizen gab es ja auch relativ wenig brauchbare Infanterie. Diesen Zeitraum beherrschten in erster Linie die Reiter. es ist auch kein Zufall, dass man sich in der Renaissance auf die Antiken Texte und Vorbilder (Legionen) besann und nicht auf Zeitgenössische oder Mittelalterliche Beispiele.
     
    Zuletzt bearbeitet: 29. August 2010
  17. Reinecke

    Reinecke Aktives Mitglied

    Ich verweis ja immer gerne auf Delbrück, auch wenn eine seiner Thesen besagt, dass es im Mittelalter vor den Schweizern gar keine Infantrie* gab... :pfeif:

    So, wie er den Begriff verwendet; Kämpfer zu Fuß hat es natürlich gegeben.

    Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst - Zeno.org
     
  18. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

    Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Delbrück nicht gelesen habe. Es kommen mir jedoch verschiedene Beispiele in den Sinn: Die Kastilischen Städte trugen mit ihren Kontingenten wesentlich zum Sieg bei den Navas de Tolosa bei (wobei ich keine Ahnung habe welcher Anteil davon zu Fuß und welcher zu Pferd kämpfte).

    Die Katalanoaragonesen hatten die furchtbaren Almogávares, die man zu einem späteren Zeitpunkt wohl als "leichte" Infanterie bezeichnet hätte, und die mehrfach erstaunliche Siege über alle möglichen damals üblichen Waffengattungen erzielten.

    Dazu gibt es ein gutes Buch, m.W. leider nur auf Spanisch.

    Los almogávares: la expansión ... - Google Bücher

    Die Norditalienischen Städte, so wie auch in Flandern und einige in Deutschland, hatten zeitweilig auch verhältnismässig effektive Milizen. Ich nehme jedoch an, dass bei Delbrück die Disziplin der Schweizer als unterscheidendes Element gemeint ist.
     
  19. Reinecke

    Reinecke Aktives Mitglied

    Japp, das ist der Punkt; Infantrie bezeichnet nach Delbrück mehr oder minder die im geschlossenen Truppenkörper fechtende Masse zu Fuß, die ob Disziplin und Schlagkraft in der Lage ist, einen Gegner in jedem Gelände zu stellen und bei der Entscheidung die Hauptlast der Kämpfe zu tragen. Dies wurde im europäischen Mittelalter im großen Maßstab erst durch die Schweizer erreicht. Neuzeitliche "leichte Infantrie" (ab dem 18. Jh., also die Wiederauflösung des geschlossenen Truppenkörpers bei Beibahltung der militärischen Disziplin) steht da auf einem ganz anderen Schlachtfeld. ;)

    Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst/3. Teil. Das Mittelalter/5. Buch. Die Schweizer/9. Kapitel. Abschluß - Zeno.org
     
  20. Bdaian

    Bdaian Aktives Mitglied

Diese Seite empfehlen