Sachsen-Anhalt - römische Lager, Funde, Interessantes

Ich vermute, dass die Römer aus reinem Expansionsdrang bis an die Elbe vorstießen. Meiner Meinung nach sahen sie in dem Fluss eine geografische Grenze, die man mitunter gut verteidigen konnte, sofern die neuen Grenzbefestigungen erst einmal errichtet waren.
Das sie zunächst im Elbe - Saale Gebiet operierten mag daran liegen, dass ein leistungsfähiger Handelsweg direkt in diese Gegend führte. Bekanntlich sind die römischen Truppen nicht querfeldein marschiert. Zudem wird man ggf. die Saale und auch die Elbe als schiffbare Transportwege hat nutzen wollen.
Darüber hinaus befand sich in dieser Gegend eine germanischer Siedlungskammer in der die Römer sehr gut ihre Macht projizieren konnte. Neugermanisch heißt das wohl "show of force".
Insgesamt sehe ich hier schon eine wohl durchdachte Strategie des römischen Befehlshabers, Fuß an der Grenze der "neuen Provinz" zu fassen.
Das die Römer wegen des fruchtbaren Bodens in diese Gegend marschiert sind, kann ich mir eher nicht vorstellen.
 
Meiner Meinung nach ist das ein sehr deutlicher Hinweis auf ein römisches Marschlager in Sachsen-Anhalt.
 

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Eine wichtige Motivation war auch einfach Aussicht auf Karriere für die Legaten, Statthalter, Magistrate etc durch militärische Erfolge. Gerade in Gallien, Germanien und Brittannien musste ja auch schon Caesar Gründe für einen bellum iustum fingieren um in seiner Karriere bedeutende Erfolge anzusammeln.
 
Allerdings war Caesar Prokonsul und somit Inhaber eines „imperiums“, also der vollen magistratischen Amts- und Befehlsgewalt, und hatte in diesem Rahmen einen relativ hohen Spielraum für die Ausübung seiner Statthalterschaft.

Im Unterschied dazu war ein Legat nur „Gehilfe“ eines Magistrats oder Promagistrats. Augustus war als Inhaber des „imperium proconsulare“ theoretisch selbst Statthalter aller sog. „kaiserlichen“ Provinzen. Die Legaten waren in der Praxis seine Vertreter vor Ort, aber dennoch nur seine Untergebenen. Sie hatten viel weniger eigenen Handlungsspielraum und mussten darauf achten, dem Kaiser nicht negativ aufzufallen, da er sie jederzeit abberufen konnte.

Generell kann man die Kaiserzeit nicht mit der Republik vergleichen. In der Kaiserzeit machten sich allzu ruhm- und karriereorientierte (oder auch bloß allzu erfolgreiche und beliebte) Feldherren schnell beim Kaiser verdächtig. Das konnte im schlimmsten Fall tödlich enden, z.B. für Corbulo, der von Nero zum Selbstmord gezwungen wurde.
 
Der legatus legionis gehörte (auch in der Kaiserzeit) zum cursus honorum der hohen Senatsaristokratie, und zwar für 2-3 Jahre. Insofern war es für zielstrebige junge Aristokraten auch schon als Legat eine opportune Gelegenheit von sich Reden zu machen.

Römische Geschichte - Ulrich Huttner 2. Aufl S. 264 schrieb:
Für den legatus legionis, der seinerseits den Weisungen des Statthalters unterstand, war das Legionskommando eine zwei oder drei Jahre währende Durchgangsstation auf seiner senatorischen Karriereleiter, so dass die für das Funktionieren einer Truppe unabdingbare Kontinuität durch andere Führungspersönlichkeiten gewährleistet sein musste. Aber auch die dem Legionslegaten unmittelbar nachgeordneten Chargen, vor allem die Militärtribune (einer aus dem Senatoren- und fünf aus dem Ritterstand), verbrachten nur kurze Zeit bei der Einheit. Anders verhielt es sich mit den Zenturionen (von centum = „Hundert“), den Kommandeuren der etwa kompaniestarken Zenturien, die in der Regel weniger als 100 Soldaten umfassten. Auch wenn sie von Legion zu Legion versetzt wurden, blieben sie doch länger als die Spitzenoffiziere und übertrafen diese zudem an militärischer Erfahrung.

Aber es lag natürlich nicht in ihrer Entscheidungsgewalt, gewissen Einfluss hatten die Legionen aber durchaus.

In der Kaiserzeit machten sich allzu ruhm- und karriereorientierte Feldherren schnell beim Kaiser veverdächtige.
Das war aber kein Grund es nicht dennoch zu versuchen wenn die Chancen gut standen, ist ja nicht so, dass nicht alle Kaiserdynastien früher oder später gestürzt worden wären.
 
Der legatus legionis gehörte (auch in der Kaiserzeit) zum cursus honorum der hohen Senatsaristokratie, und zwar für 2-3 Jahre. Insofern war es für zielstrebige junge Aristokraten auch schon als Legat eine opportune Gelegenheit von sich Reden zu machen.
Unter Augustus wurden die Magistrate zwar noch vom Volk gewählt, unter Tiberius wurde die Volkswahl aber abgeschafft. (Caligula führte sie kurz wieder ein, schaffte sie dann aber selbst wieder ab.) In der Kaiserzeit wurden die Magistrate dann teils vom Kaiser, teils vom Senat designiert (der sich freilich auch nach den Wünschen des Kaisers richtete) und anschließend von der Volksversammlung nur noch akklamiert. Kurz gesagt: Wer dem Kaiser durch allzu großen Ehrgeiz oder allzu große Freimütigkeit oder irgendwelche Eigenmächtigkeiten negativ auffiel und es sich mit ihm verdarb, der hatte ohnehin keine Karrierechance mehr.

Aber schon Augustus stutzte zu erfolgreiche Feldherren zurecht, wie etwa Marcus Licinius Crassus, der Eroberer Moesiens, erfahren musste, wobei dieser immerhin sogar als Prokonsul gehandelt hatte und nicht bloß als Legat. Die von Crassus für seinen Erfolg erhofften Ehrungen wurden ihm nur teilweise zugestanden, und danach verschwand er in der Versenkung, erhielt also anscheinend nie wieder eine Aufgabe von Belang übertragen.
Das war aber kein Grund es nicht dennoch zu versuchen wenn die Chancen gut standen, ist ja nicht so, dass nicht alle Kaiserdynastien früher oder später gestürzt worden wären.
In den ersten beiden Jahrhunderten der Kaiserzeit stand das aber nicht gerade auf der Tagesordnung.
 
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Hallo zusammen und guten Abend von meiner Seite, ich bin eher stiller Leser in diesem Forum, möchte aber in dem Zusammenhang mit den vermeintlichen Marschlagern in Aken meine 2 Cents mal einbringen, da es sich im entfernteren Sinn auch um meine Heimat, ich bin im Saalekreis bzw. Merseburg-Querfurt zu Hause, handelt.

Zuallererst gibt und gab es sicherlich in der Vergangenheit einige Stellen in der Elbe, die für größere Schiffe schlecht oder gar nicht passierbar waren, man denke an die Hungersteine, die nach langen Dürren hier und da zum Vorschein kommen.

Gleichzeitig hätte es sich natürlich angeboten die Elbe soweit wie möglich flussaufwärts zu fahren, um somit möglicherweise im Rücken Marbods oder anderer Warlords zu landen.
Nichtsdestotrotz benötigt man bei einer solch lang gedehnten „Angriffslinie“ Brückenköpfe, um den Nachschub zu sichern , womöglich waren die Lager zum eines das und zum anderen eine Art „Schleuse“ um von einem schiffbaren Teil der Elbe, Mensch und Material auf den anderen schiffbaren Teil der Elbe umzusetzen. Ich meine Pflug schrieb hier auch von solch einer Schwelle auf dem Grund der Elbe in der Nähe von Aken.

„Allerdings kann der Flottenvormarsch elbaufwärts nicht allzuweit vor sich gegangen sein, denn halbwegs zwischen Aken und Dessau lagert oberstrom von Brambach auf der Höhe der Wüstung Reno oder Reina in 2 km Länge eine geologische Formation in Gestalt einer Gesteinsschicht quer durch das Flußbett. Frühere Untersuchungen haben ergeben, daß sich die Elbtalsohle hier in den letzten 2000 Jahren um rund 3 m gehoben hat. Das wurde nachgewiesen durch eine Reihe urgeschichtlicher Funde in 3 bis 6 m Tiefe unter dem Strombett und durch den 3 m tiefer liegenden Grund der Altwässer der Elbe, z. B. des Kühnauer Sees 18. Das Gesteinsmassiv bildete östlich Brambachs bei der Wüstung Reno oder Reina, also zur Römerzeit eine Untiefe, die als Stromsperre der Flotten-bewegung ein Ende setzte. Sie zu beseitigen bedeutete einen großen, auch für die enorme Macht der Römer schwer zu bewältigenden Arbeitsauf-wand. Die Steinschichtung ist auch heute noch bei Niedrigwasser eine Gefahr für die Schiffahrt, so daß Lotsen eingesetzt werden müssen, um die Schiffe in einer Fahrrinne entlangzusteuern. Da damals somit die Elbflotte nicht weiter stromauf vordringen konnte, ergab sich hier ihr natürlicher Treffpunkt mit dem Heer. Die Örtlichkeit des großen kaiserlichen Hauptquartiers ist durch diese Gegebenheiten theoretisch eigentlich deutlich genug bestimmt: zwischen Aken und Dessau.“

Zum anderen bietet die Gegend, wie schon mehrfach erwähnt, ein großes Potential an fruchtbaren Böden, welche mit römischen Know-how bewirtschaftet sicherlich wesentlich höhere Erträge ggü. der Bewirtschaftung durch die Germanen geliefert haben könnten. Auf jeden Fall hätte so eine Kornkammer entlang der Aufmarschlinien, die Nachschublinien entlastet da wie wir ja wissen: „Amateurs Talk strategy, Profis Talk logistics!” ein Hauptthema in Konflikten seit jeder ist.

Auf dem Weg entlang der Saale und Unstrut scheint es weitere ertragreiche Gebiete gegeben zu haben, bzw. gibt es diese noch heute. Heinrich der 1. hatte seine erste Frau ins Kloster verbannt, sich aber die Güter ihres Vaters rund um Merseburg gesichert, die wohl auch ein Stückweit Grundstock seines Aufstiegs waren.


Die Pfalz in Merseburg war zumindest bei den Ottonen sehr beliebt, da sie doch das Gefolge der sächsischen Könige und Kaiser über Wochen aus ihren Vorräten ernähren konnten.



Gleiches scheint auch für Memleben, gelegen am Ende der Diamantenen Aue, welche an die Goldene Aue angrenzt, zu gelten.


Möglicherweise hat die Unstrut mit ihren jährlichen Frühjahrsüberschwemmungen für ähnliche, wenn auch im wesentlich kleineren Maßstab, fruchtbare Böden gesorgt, wie dies im alten Ägypten der Fall war.

Vor allem wenn man sich die derzeitigen Ausgrabungen in der Pfalz und die in der Nähe lokalisierten Höhenburgen anschaut, scheint man damals wesentlich mehr Menschen als heute in Memleben verköstigt zu haben.


Last but Not least darf man nicht vergessen, dass der Boden hier, selbst ohne Zutun des Menschen, sprich Düngung über Jahrhunderte vergleichsweise hohe Erträge einbrachte, was man mit dem Versuch des ewigen Roggens von der MLU Halle versucht zu beweisen.


Von daher kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Gegend um Aken bis möglicherweise nach Merseburg, Freyburg und Naumburg eine Art Brückenkopf für weitere Expansionen der Römer in die Fläche als auch entlang von Elbe und Saale darstellte.
 
Nein, nichts mehr erkennbar. Die Suchschnitte der Gräben sind jeweils 7x15 m. Anberaumt sind pro Lager 4 Tage. Für die Prospektionen mittels Detektor wurde der November vorgemerkt.
 
Vielleicht sollte man bei AkenII noch eine Voruntersuchung machen, weil keine Tore erkennbar sind. Die Vegetationsmake ist so scharf und exakt gerundet, wie sie auch bei Versorgungsleitungen auftritt. Stimmen denn die Randbedingungen (unmittelbar in Flussnähe, leicht erhöhtes Terrain)?
 
Dort gibt es keine Versorgungsleitungen. Jedoch musste eine Genehmigung bei der Unteren Naturschutzbehörde eingeholt werden, da es sich im Biosphärenreservat befindet. Dort darfst du normalerweise nicht mal einen Spatenstich machen. Die Bedingungen sind ideal. Es befindet sich zwischen der Taube und Elbe.
 

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Vor der Grabung sollte zumindest festgestellt werden, ob da nicht doch eine alte Telefonleitung verlegt wurde. Ich selbst kann aus Gesundheitsgründen nicht mehr raus. Die Leitungen liegen hier überall, sogar im , wegen des Großen Bruchvogels, streng geschützten Wulfener Bruch (bekannte Rechteckschanze)
 
Sollte es jedoch auch römischen Ursprungs sein, stammt es wohl nicht vom gleichen Feldzug wie Aken1, da zu nahe.
 
Zur Information bei der Lagersuche auf Luftbildern. Schwarz (Pilotstudien) zeigt in Bild 142 ein Gelände bei Merzien mit einem Doppelgrabenwerk. Aber links ist eine typische, gut gerundete Skatkartenecke sichtbar. Hierbei handelt es sich klar um eine elektrische Versorgungsleitung, deren Störfeld an der Oberfläche gut messbar ist.
 
Ich halte diese Bodenanomalie tatsächlich für den Spitzgraben eines möglichen römischen Marschlagers. Die Breite und Ausrichtung des Grabens passen ganz gut. Sollte es nicht so sein, könnte es sich nur um einen sehr schmalen Bewässerungsgraben handeln, dessen symmetrische Biegung erklärungsbedürftig wäre.
Das LDA hat jetzt ziemlich viel zu tun, wenn es die insgesamt drei Lager untersuchen möchte. Schließlich braucht Herr Meller mal wieder eine archäologische Sensation, nachdem die Himmelsscheibe ja nun doch schon etwas ausgelutscht ist.
Da kommt ihm das östlichste bekannte Marschlager direkt an der Elbe - und dann gleich drei - ganz gelegen. Ich denke dann auch an EU-Fördermittel, ein Museum und so weiter und so fort.
 
Ein Museum wofür?
Für die Besucherströme, die von eigens errichteten Flugplätzen, TGV Bahnhöfen und Elbhäfen herandrängen werden.
Z.B. Hedemünden liegt ungünstig (die Werra schafft keine Traumschiffe) und verrottet folglich vor sich hin, aber gleich drei Lager am mächtigen Elbestrom: das zeigt die touristisch angelegte Konzeption der römischen Militärs! ;)
 
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