Sappho

Lukrezia Borgia

Moderatorin
Schon zu Lebzeiten wurde die Dichterin Sappho als zehnte Muse bezeichnet. Da verwundertet es nicht, dass ihr Name heute noch als Inbegriff der Poesie gilt.

Die Dichterin wurde um 612 v. Chr. in Mytilene geboren, entstammte adligen Kreisen und wurde mit Kerkylas, einem gutsituierten Mann aus Andros, verheiratet. Mit ihm zusammen hatte sie eine Tochter, Kléis.

Während der Herrschaft des Pittakos musste sie aus politischen Gründen nach Sizilien flüchten. Gesellschaft leistete ihr während dieser Zeit des Exils der Dichter Alkaios, der auch ihre Art beschrieb. Sie soll süßlächelnd, veilchenlockig, würdevoll und heiter gewesen sein. Während dieser Zeit des Zusammenlebens haben sich die beiden Poeten gegenseitig wohl sehr beeinflusst.

Wieder zurück auf Lesbos übernahm Sappho die Leitung einer Schule, die junge Frauen adliger Herkunft in Philosophie, Musik, Poesie und Anmut unterrichtete. Diese von Sappho geleitete Einrichtung erlangte alsbald eine vorzüglichen Ruf.

Der Begriff „lesbische Liebe“ geht auf dieses Mädcheninternat auf der Insel „Lesbos“ zurück. Dies ist dadurch zu erklären, dass Sappho schwärmerische Lieder für ihre jungen Schülerinnen schrieb, die man leicht als Liebesgeständnisse aufzufassen könnte, wobei die Dichterin mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine körperliche Beziehung zu ihren Schützlingen unterhielt. Die Tatsache, dass Lesbos Heimat der großen Lyrikerin war, ist wohl der Grund, warum der Legende nach der Kopf des Dichters Orpheus hier an Land gespült wurde. Um 570 v. Chr. starb Sappho auf Lesbos.

Sappho gilt als die größte Dichterin der Antike. Ihre Lieder und Hymnen wurden in neun Büchern zusammengefasst. Ihr Werk ist heute leider nur noch sehr lückenhaft erhalten. Manche ihrer dichterischen Erfindungen wurden als biografisch gesehen. So entstand unter anderem die Legende, dass sie sich wegen ihrer Liebe zum Schönling Phaon vom Leukadischen Felsen gestürzt haben soll.

In den folgenden Jahrhunderten, in welchen die Stellung der Frau mehr und mehr absackte, wurde durch Gerüchte versucht, Sapphos Ruf zu zerstören. Sie wurde als unsittsam bezeichnet und als Hetäre abgestempelt. Erst bei den Römern wurde sie wieder als große Dichterin verehrt.
 

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Besonderen Einfluß hatten ihre Werke auf die römischen Dichter Horaz und Catull. Letztere nannte sogar seine Gebliebte in Gedichten C. Lesbia.

@Lukrezia Borgia
Ich hab in nem älteren Buch die Daten 650 bis 590 v. Chr. stehen. Kannst du mich da bitte aufklären? Hat die Forschung etwas neues herausgefunden? Evtl. einen Link? Danke...

Ciao
Be_Real1982
 
Aber gern doch...

Ich hab die Daten aus dem Buch "Die großen Frauen der Geschichte" von Marianne Menzel. Das Buch ist 2001 erschienen.

Hab jetzt gerade nach Links gegoogelt, aber nichts in die Richtung gefunden. Aber ich schau später noch einmal.

Mehr kann ich leider dazu auch nicht sagen. Sorry.
 
@Lukrezia Borgia
Danke nochmal... Hab mal selbst gegoogelt, aber da finden sich auch unterschiedliche Lebensdaten. In meiner Enzyklopädie steht auch von 650 bis 590 v. Chr.

Ich geb dir mal ein paar links:
http://www.die-lyrik.de/sappho.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Sappho

Aus der Enzyklopädie hab ich noch folgendes.
Das Gerücht das Sappho ein sexuelles Verhältnis zu ihren Schülerinnen hatte, geht auf den Dichter Anakreon zurück, dessen Werke sie ebenfalls beeinflußte.
Die Legende das sich Sappho aus unerfüllter Liebe zu dem Jüngling Phaon von einem steilen Felsen auf der Insel Leukas in den Tod stürzte stammt aus Ovids Epistolae Heroidum.

Außerdem hab ich noch ein Beispiel für ein Hochzeitlied gefunden:
"Abendstern, du bringst alles heim, was
der strahlende Morgen zerstreute:
Bringst das Schaaf, bringst die Ziege,
bringst fort von der Mutter die Tochter!"

und die "Ode an die Aphrodite"

Bunten Thrones ewige Aphrodite,
Kind des Zeus, das Fallen stellt, ich beschwör dich,
nicht mit Herzweh, nicht mit Verzweiflung brich mir,
Herrin, die Seele.

Nein, komm hierher, so du auch früher jemals
meinen Ruf vernommen und ganz von ferne
hörtest drauf und ließest des Vaters Haus, das
goldne, und kamst, den

Wagen im Geschirre. Dich zogen schöne
schnelle Spatzen über der schwarzen Erde,
flügelschwirrend, nieder vom Himmel durch die
Mitte des Äthers,

gleich am Ziele. Du aber, Selig-Große,
lächelst mit ewigem Antlitz und du
fragtest, was ich wieder erlitten, was ich
wiederum riefe,

was ich maßlos wünschte, daß mir geschähe,
rasned in der Seele. "Ja, wen soll Peitho
deinem Liebeswerben verführen, wer, o
Sappho, verschmäht dich?

ist sie heut noch flüchtig, wie bald schon folgt sie,
ist sie Gaben abhold, sie selbst wird geben,
ist sie heut noch lieblos, wie bald schon liebt sie,
auch wenn sie nicht will."

Komm zu mir auch jetzt; aus Beschwernis lös mich,
aus der Wirrnis; was nach Erfüllung ruft in
meiner Seele Sehnen, erfüll. Du selber
hilf mir im Kampfe.


Ciao
Be_Real1982
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier noch ein Gedicht der Sappho:



„Geschüttelt hat Eros mir die Sinne,

wie ein Wind vom Berg herab in die Eichen fällt.

Und wieder mich Eros, der gliederlösende, beugt und biegt,

das süßbittere, rettungslose Untier.“



(Sappho, Texte, 137 D. Die Übersetzungen der Gedichte sind

entnommen aus Diwald, Große Ereignisse I. Text oben: S. 216)


Vielleicht sollten wir bedenken, dass Eros/Erotik in der Antike nicht unbedingt sexuelle Erfüllung ist, sei es hetero- oder homosexuell ausgerichtet.

Eros war vor allem die Liebe, die einen Menschen zu einem anderen ( auch zu Sachen) erfüllte, der er alles andere unterordnete. So eine Art ekstatische Beziehung zu einem Du oder zu etwas, dem sich das Ich bedingungslos hingab und die das Ich wiederum zu "heroischen" Taten befähigte.

Die modernere Psychologie fängt zu diesem Phänomen mehr mit dem Begriff Sublimation an. Auch die so genannte platonische Liebe fällt in dieses zu Beobachtende.
 
Ein neues Gedicht von Sappho

Ein neues Gedicht von Sappho

Ihr, meine Mädchen, strebt hin zu den schönen Gaben der duftenden Musen!
Und hin zur sangesfreudigen, hellklingenden Lyra!

Mir hingegen hat die einstmals zarte Haut das Alter schon
ergriffen. Und weiß ist das Haar geworden. Es war einmal schwarz.

Schwer ist mir mein Lebensgeist geworden, die Knie tragen nicht mehr,
die einst flink waren zum Tanzen, Rehkitzen gleich.

Wie oft stöhne ich über all das. Aber was soll man tun?
Nicht alt zu werden: Das geht nicht, ist man ein Mensch.

Den Tithonus, so geht die Sage, brachte einst die rosenarmige Morgenröte
aus Liebe . . . fort zu den äußersten Enden der Erde.

Schön war er und jung; aber dann packte ihn doch
mit der Zeit das graue Alter, ihn, der eine unsterbliche Frau hatte.


Aus dem Griechischen von Johan Schloemann

Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.144, Samstag, den 25. Juni 2005 , Seite 16

Zur Entdeckung des Gedichts vgl.
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=99284&postcount=2
 
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