Schi'iten und Sunniten

Die Schiiten verstehen sich als Anhänger der Schia. Sie sind damit Anhänger des 4. Kalifen Ali Ibn Talib. Dieser war Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mohammed.


Die Sunniten beziehen sich auf Mohammed direkt.
 
Irene schrieb:
Die Sunniten beziehen sich auf Mohammed direkt.

Das ist eine strittige Aussage, die nicht grundsätzlich falsch ist, aber je nach Glaubensauslegung falsch sein kann. Die Sunniten beziehen sich auf die Sunna.
Die Sunna ist die Sammlung der Hadith, was übersetzt 'Ereignis' bedeutet. Es ist ein Sammlung von Worten und Taten Mohammeds, die erst mehr als 100 Jahre nach seinem Tod aufgezeichnet wurden (vergleichbar den Evangelien im Christentum, die ja auch nicht zeitgenössisch sind) und die für die Sunniten eine Quelle des Islam bilden, von den Schi'iten aber m.W. nicht anerkannt wird.
 
El Quijote schrieb:
Das ist eine strittige Aussage, die nicht grundsätzlich falsch ist, aber je nach Glaubensauslegung falsch sein kann. Die Sunniten beziehen sich auf die Sunna.
Die Sunna ist die Sammlung der Hadith, was übersetzt 'Ereignis' bedeutet. Es ist ein Sammlung von Worten und Taten Mohammeds, die erst mehr als 100 Jahre nach seinem Tod aufgezeichnet wurden (vergleichbar den Evangelien im Christentum, die ja auch nicht zeitgenössisch sind) und die für die Sunniten eine Quelle des Islam bilden, von den Schi'iten aber m.W. nicht anerkannt wird.

Sehr schöner Beitrag! Anerkennung! Richtig die Schiiten stützen sich nicht auf die Sunna! :yes:

Ein anderer Unterschied ist die Heiligenverehrung der Schiiten, welche es bei den Sunniten so nicht gibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Entschuldigt, aber da muss ich jetzt doch mal einhaken!

Es ist nicht so, dass die Schiiten der Sunna des Propheten NICHT folgen.

Die Schiiten selbst nutzen die Hadithe (Hadith sollte hier besser mit Überlieferung wiedergegeben werden), wenn auch nicht genauso wie das "die
Sunniten" tun.

Eines der wichtigsten Hadithe auf schiitischer Seite ist das, in dem Muhammad für die Zeit seiner Abwesenheit seinen Vetter Ali zum Imam der Gemeinde ernennt. Was in jenem speziellen Fall am See von Ghadir Qum wohl nur mit der Leitung des Gebets zusammenhing, nur an jenem Tage. Die Anhänger Alis haben dieses Hadith später so interpretiert, dass Ali der gesamten Gemeinde, also allen Muslimen vorstehen sollte, mithin ihr Führer werden sollte. Und schon haben wir ein Hadith von vielen, das von sunnitischer Seite so abgelehnt wird.

Die Frage ist, welche Hadithe von beiden Gruppierungen genutzt werden.
Die Sunniten haben freilich die größeren Experten auf diesem Gebiet hervorgebracht, weil Hadithe für sie schon früh zu einer wichtigen Quelle wurden. Bei den Schiiten...

Der historische Unterschied zwischen Schia und dem Rest der Muslime geht auf eben jene Frage zurück, wer denn der Nachfolger des Propheten sein solle. Eine Gruppe der Muslime wollte einen Nachfolger aus der Familie des Propheten haben, den anderen waren andere Dinge wichtiger.

Das führte dann schließlich zu den bekannten kriegerischen Auseinandersetzungen während Alis Zeit als (erst) vierter Kalif ("Nachfolger") 656-661 und dem Schiedsspruch zuungunsten Alis. Danach zur Abspaltung der schiat Ali (der "Partei Alis") vom Rest der Gemeinde, die Kharidschiten lassen wir wieder beiseite.

Verschiedene Gruppierungen der Schia versuchten im Laufe der Zeit, Mitglieder der Prophetenfamilie zum Kalifen zu machen, scheiterten aber. (Das Gegen-Kalifat der Fatimiden oder das Sultanat (?) der Zaiditen im Jemen haben nie den alleinigen Anspruch auf das Kalifat durchsetzen können.)
Das tragischste und bis heute für die Mehrzahl der Schiiten prägendste Ereignis war dabei der Märtyrertod von Alis Sohn Hussain und dessen Angehörigen bei Kerbela. Und hier kommen wir tatsächlich zur Heiligenverehrung, denn den Schiiten sind ihre Imame natürlich heilig, und damit auch alles, was mit diesen zu tun hat, z.B. Gräber und bestimmte Jahrestage, vor allem der von Kerbela (Ashura).

Aber Heiligenverehrung gibt es auch im sunnitischen Islam! Diese ist sehr stark mit Mystik und Volksglauben verbunden. Der Prophet selbst gilt bei Mystikern z.B. als größter Heiliger, Gräber von heiligen Männern und Frauen sind Orte des Bittgebets, von denen man durch Berührung z.B. der Wände "Heiligkeit" oder heilbringende Kräfte erlangen kann.
(In Qom laufen Leute, Schiiten, mit Kamera im Wohnhaus Khomeinis herum und berühren mit ihren Händen die Wände)

Ein Ort der Heiligkeit für jeden Muslim: Die Kaaba in Mekka.
Und: Jeder Pilger küßt den schwarzen Stein.
Und vor den Wahhabiten, die als einzige den Heiligenkult streng verwerfen, gab es auf dem Platz der Heiligen Moschee zu Mekka auch noch eine Menge Heiligengräber. Das Wasser aus dem Brunnen Zamzam und ein Koran aus Mekka nimmt dann der Pilger sicher nicht nur als Souvenir mit...

Naja, wie immer schön´Gruss, immer so!
 
immer so schrieb:
Aber Heiligenverehrung gibt es auch im sunnitischen Islam! Diese ist sehr stark mit Mystik und Volksglauben verbunden. Der Prophet selbst gilt bei Mystikern z.B. als größter Heiliger, Gräber von heiligen Männern und Frauen sind Orte des Bittgebets, von denen man durch Berührung z.B. der Wände "Heiligkeit" oder heilbringende Kräfte erlangen kann.
(In Qom laufen Leute, Schiiten, mit Kamera im Wohnhaus Khomeinis herum und berühren mit ihren Händen die Wände)

Ein Ort der Heiligkeit für jeden Muslim: Die Kaaba in Mekka.
Und: Jeder Pilger küßt den schwarzen Stein.
Und vor den Wahhabiten, die als einzige den Heiligenkult streng verwerfen, gab es auf dem Platz der Heiligen Moschee zu Mekka auch noch eine Menge Heiligengräber. Das Wasser aus dem Brunnen Zamzam und ein Koran aus Mekka nimmt dann der Pilger sicher nicht nur als Souvenir mit...

Naja, wie immer schön´Gruss, immer so!

Mohammed ist natürlich kein Heiliger, zumindest kann das kein Mensch entscheiden. Zudem ist er nicht Gegenstand der Verehrung der Muslime, sondern "lediglich" ein Prophet, ein Mensch.
Heilige Orte, wie die Kabaa in Mekka, haben nichts mit der Heiligenverehrung zu tun. Ich kenne jedenfalls keinen der den Stein anbetet oder Mohammed um Hilfe bittet, wie es die Christen mit Jesus tun.
In diesem Sinne

Seldschuk:winke:
 
Seldschuk schrieb:
Mohammed ist natürlich kein Heiliger, zumindest kann das kein Mensch entscheiden. Zudem ist er nicht Gegenstand der Verehrung der Muslime, sondern "lediglich" ein Prophet, ein Mensch.
Heilige Orte, wie die Kabaa in Mekka, haben nichts mit der Heiligenverehrung zu tun. Ich kenne jedenfalls keinen der den Stein anbetet oder Mohammed um Hilfe bittet, wie es die Christen mit Jesus tun.
In diesem Sinne

Seldschuk:winke:

Knapp daneben..., - ist auch, vorbei!

Muslime rufen im Gebet doch auch Allah an..., - Jesus ist ein Teil des dreifaltigen Gottes..., - also Gott, und kein Heiliger.

Für einen Christen erschliesst sich im Bezug auf die Anrufung Jesus' kein Unterschied zur Anrufung Gottes.

mfG Jürgen
 
Zuletzt bearbeitet:
Jürgen schrieb:
Knapp daneben..., - ist auch, vorbei!

Muslime rufen im Gebet doch auch Allah an..., - Jesus ist ein Teil des dreifaltigen Gottes..., - also Gott, und kein Heiliger.

Für einen Christen erschliesst sich im Bezug auf die Anrufung Jesus' kein Unterschied zur Anrufung Gottes.

mfG Jürgen

Gut das Beispiel mit Jesus ist nicht gut gewählt. Die Dreifaltigkeit wird bei den Muslimen strikt abgelehnt. Ausserdem wird nicht nur Jesus um Hilfe angefleht sondern zum Beispiel auch der heilige Sankt Christopherus, warum auch immer.

Was zur Dreifaltigkeit anzumerken seitens des Islam anzumerken ist:

Auch im Koran steht das Jesus der heilige Geist seitens Gott eingehaucht worden ist. Darunter ist allerdings lediglich die Erkenntnis Gottes zu verstehen, d.h. Jesus wusste von Geburt an, von der Existenz Gottes.
 
Seldschuk schrieb:
...Ausserdem wird nicht nur Jesus um Hilfe angefleht sondern zum Beispiel auch der heilige Sankt Christopherus, warum auch immer...

Na gut, dann betrachten wir das Thema eben von den Heiligen (z.B. Sankt. Christopherus) aus.

Von den Heiligen wird angenommen, dass sie, aufgrund ihrer Verdienste, des Glaubens willen, direkt in den Himmel kommen und zur Seite Gottes sitzen.

Diese Heiligen kann man wegen ihrer Nähe zu Gott um Fürsprache bitten für allerlei Anliegen, die einem im Laufe des Lebens begegnen.

Daß diese Bitte Formen angenommen haben, die als Heiligenverehrung gesehen werden ist bedauerlich, aber offensichtlich kaum vermeidbar.

Auch ihr Muslime verhaltet euch - von aussen gesehen, (für Unwissende) - keinen Deut anders.

Eure Walfahrt nach Mekka, - eure Walfahrten an die Grabstätten eurer Heiligen. - was unterscheidet eure Walfahrten für Unwissende denn grundsätzlich von unseren?

Jeder Unwissende muss den Eindruck erhalten, Ihr verehrt Steine (Kaaba) und Heilige (Grabmale).

Und damit sind wir wieder bei dem, was wir uns gegeseitig vorwerfen.

mfG Jürgen
 
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Jürgen schrieb:
Von den Heiligen wird angenommen, dass sie, aufgrund ihrer Verdienste, des Glaubens willen, direkt in den Himmel kommen und zur Seite Gottes sitzen.
Das ist durchaus möglich.

Jürgen schrieb:
Diese Heiligen kann man wegen ihrer Nähe zu Gott um Fürsprache bitten für allerlei Anliegen, die einem im Laufe des Lebens begegnen.

Daß diese Bitte Formen angenommen haben, die als Heiligenverehrung gesehen werden ist bedauerlich, aber offensichtlich kaum vermeidbar.

Auch ihr Muslime verhaltet euch - von aussen gesehen, (für Unwissende) - keinen Deut anders.

Eure Walfahrt nach Mekka, - eure Walfahrten an die Grabstätten eurer Heiligen. - was unterscheidet eure Walfahrten für Unwissende denn grundsätzlich von unseren?

Jeder Unwissende muss den Eindruck erhalten, Ihr verehrt Steine (Kaaba) und Heilige (Grabmale).

Und damit sind wir wieder bei dem, was wir uns gegeseitig vorwerfen.

mfG Jürgen

Hi Jürgen,

für Aussenstehende und Unwissende, welches leider die überwiegende Mehrheit ist, ist es in der Tat so, wie Du es dargestellt hast. Aber dies trifft auf uns doch nicht zu, oder? Zudem muss ich denen, die sich eine Meinung bilden ohne Background-Infos vorwerfen, diese nicht eingeholt zu haben.

Nochmal. Weder die Kaaba noch die Grabstätten oder der Umhang von Mohammed, oder sonst irgend etwas, sind heilige Gegendtände oder Orte und schon gar nicht Gegenstand der Verehrung. Wenn an diesen Stätten gebetet wird, dann nur zu Gott und nicht zu Mohammed oder anderen Propheten oder gottgefälligen Menschen.

Die Wallfahrt im Islam hat den Sinn, sich auf die Ursprünge des Islam zurück zu besinnen und Gottes Gnade zu erhalten und für seine Sünden, um Vergebung zu bitten. Dies hat aber nichts mit dem Heiligenkult zu tun, oder?

In diesem Sinne

Grüsse Seldschuk :winke:
 
Seldschuk schrieb:
Nochmal. Weder die Kaaba noch die Grabstätten oder der Umhang von Mohammed, oder sonst irgend etwas, sind heilige Gegendtände oder Orte und schon gar nicht Gegenstand der Verehrung. Wenn an diesen Stätten gebetet wird, dann nur zu Gott und nicht zu Mohammed oder anderen Propheten oder gottgefälligen Menschen.

Die Wallfahrt im Islam hat den Sinn, sich auf die Ursprünge des Islam zurück zu besinnen und Gottes Gnade zu erhalten und für seine Sünden, um Vergebung zu bitten. Dies hat aber nichts mit dem Heiligenkult zu tun, oder?

In diesem Sinne

Grüsse Seldschuk :winke:

Hallo Seldschuk,

über das Thema Heiligenkult lässt sich trefflich streiten... Das ist aber gar nicht meine Absicht gewesen. (Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.)

Was ich aber einbringen wollte, ist hier auch angeklungen, und mehr, als meine Sicht der Dinge darzulegen, habe ich auch nicht beabsichtigt. Thema des Threads war ja auch nicht der Heiligenkult, sondern der Unterschied zwischen Schiiten und Sunniten.

mfG Jürgen:winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat:"Die Wallfahrt im Islam hat den Sinn, sich auf die Ursprünge des Islam zurück zu besinnen und Gottes Gnade zu erhalten und für seine Sünden, um Vergebung zu bitten. Dies hat aber nichts mit dem Heiligenkult zu tun, oder?"

Aber wieso wird dann der ehemalige Bailytos in der Kaaba geküsst und steht mit Mittelpunkt der Wallfahrt?
Mich erinnert dieser schwarze Stein, oft an den schwarzen Stein den der einzige arabische Caesar Elagabal nach Rom brachte und als Symbol der Präzenz der höchsten Gottheit auf Erden verehrte.
 
Andronikos schrieb:
Ja, aber trotzdem ist doch klar, dass die "Verehrung" der Kaaba aus vorislamischer Zeit stammt. Derartige Steine wurden überall in Vorderasien verehrt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Betyl

Sicherlich ist auch viel aus der vorislamischen Zeit übernommen worden, der Wandel durfte eben nicht zu tiefgreifend und neu sein. Für Mohammed war die Kaaba wohl eher Mittel zum Zweck. Er hat verstanden Kulte und Kultur der Vielgötterei, in den Islam einzubinden.
 
Klingt jetzt sakastisch1

Da Mohammed ein Kaufmann war,
und weil er ZUFÄLLIG auch noch aus der Sippe stammte welche die Kaaba und deren Götter verwaltete und an den Pilgern verdiente.
Könnte es nicht sein, das er aus Familiensinn heraus dafür sorgte das seiner Sippe die Kundschaft nicht ausgeht? Schließlich ist Wallfahrt ein lukratives Geschäft und der Clan der Koresh verwaltet heute noch die Pilgerindustrie in und um Mekka.
 
askan schrieb:
Klingt jetzt sakastisch1

Da Mohammed ein Kaufmann war,
und weil er ZUFÄLLIG auch noch aus der Sippe stammte welche die Kaaba und deren Götter verwaltete und an den Pilgern verdiente.
Könnte es nicht sein, das er aus Familiensinn heraus dafür sorgte das seiner Sippe die Kundschaft nicht ausgeht? Schließlich ist Wallfahrt ein lukratives Geschäft und der Clan der Koresh verwaltet heute noch die Pilgerindustrie in und um Mekka.

Das klingt wirklich sarkastisch! Gar blasphemisch! :nono:
 
WAs? Die Pilgerindustrie? oder meine Feststellung das dies seit Ewigkeiten im Grunde ein Familienbetrieb ist?
 
askan schrieb:
WAs? Die Pilgerindustrie? oder meine Feststellung das dies seit Ewigkeiten im Grunde ein Familienbetrieb ist?

Dass Du Mohammed weltliche Absichten, während der Verkündung der Botschaft unterstellst. So muss es zumindest für einen gläubigen Muslim klingen. Oder hat Mohammed gar gänzlich die vermeintliche Botschaft ausgenutzt, um sich Wohlstand zu sichern?

Ich denke das führt zu nichts, aber trotzdem schöner Einwurf.:winke:
 
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