Schlacht von Chaironeia

RagnaOrk

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Ich schreibe zur Zeit eine Hausarbeit über Phillip II. Der Titel bzw. das Thema ist der Zusammenhang zwischen der Heeresreform Phillip II. und dem Ausgang der Schlacht bei Chaironeia.

Im Moment bin ich bei dem Standpunkt, dass eher Strategie, Kriegserfahrung und militärisches Können der makedonischen Berufssoldaten den Sieg in Chaironeia brachten und nicht die makedonische Ausrüstung.

Wie ist eure Meinung dazu?
Gibt es eine Website, auf der der genaue Ablauf der Schlacht beschrieben ist?
Und was gab, eurer Meinung nach, den Ausschlag für den Sieg in Chaironeia?
 
Hallo RagnaOrk,

ich denke, das Philipp auch viel Glück hatte.
Wenn man zwei Jahre zurück geht, also ins Jahr 340 v. Chr.
In dem Jahr hatte Philipp versucht das mit Byzantion verbündete Perinthos zu belagern.
Doch den persischen Satrapen am Hellespont gelang es immer wieder Söldner, Nahrungsmittel und andere Güter in die belagerte Stadt zu schmuggeln.
Auch Byzantion eilte seinen Bündnispartner zu Hilfe, mit tatkräftiger Unterstützung von Athen.
Der König entschoss sich dann die erfolglose Belagerung Perinthos aufzugeben und stattdessen einen Überraschungsangriff auf Byzantion zu starten.
Doch auch das schlug fehl, ebenso die anschließende Belagerung der Stadt.
Seine Armee musste erhebliche Verluste einstecken und außerdem hatte sie noch Versorgungsprobleme.
Im Herbst 340 v. Chr. brachte er ein athenisches Getreideschiff in seine Gewalt.
Daraufhin folgte dann die offizielle Kriegserklärung von Athen.
Die Athener hatten es geschafft durch Beiträgen von Bundesgenossen und Spendengeldern zwei starke Flottengeschwader zu mobilisieren.
Sie schaffte es auch wirklich die makedonische Flotte zuschlagen und sie aus dem Marmara Meer und vom Bosporus zu vertreiben.
Sie musste sich ins Schwarze Meer zurückziehen.
Philipp gab daraufhin die erfolglose Belagerung endgültig auf und zog sich mit seiner Armee in die Winterquartiere nach Ostthrakien zurück.
Im Frühling 339 v. Chr. startete er dann einen Feldzug gegen die Völker der unteren Donau.
Erstmals konnte er mal wieder Waffenerfolge aufweisen und schaffte es auch noch reiche Beute zu machen.
Doch als Philipp den Rückzug in die Heimat durchs Land der Triballer antrat, erwiesen die sich gegenüber den Eindringlingen als zähe Gegner und er wurde sogar verwundet.
Unterdessen führten die Athener ihren Blockade- und Abnutzungskrieg gegen Makedonien fort.
Der Erfolg der athenischen Flotte liegt wohl auch daran, dass Demosthenes (der einer der zähsten Gegner von Philipp war) wichtige Reformen in der Organisation der Trierarchie durchsetzte.
Das Geld für öffentliche Bauten wurde gestrichen und landete stattdessen in die Militärkasse.
Als sich Philipp dann im November 339 v. Chr. von seiner Verletzung erholt hatte, nahm er die unbefestigte phokische Metropole Elateia ein.
Doch diese Stadt grenzte an Boiotiens, das zur Stadt Theben gehörte, die bis jetzt neutral geblieben war.
Demosthenes schaffte es nun die Thebaner zu überzeugen ein Bündnis mit Athen und einzugehen.
Philipps Lage sah nicht gerade gut aus.
Die Athener und ihre Verbündeten hatten eine größere Armee und hielten die Pässe von Amphissa besetzt.
Er wurde nach Norden zurück gedrängt und versuchte nun die Thebaner auf seine Seite zu ziehen.
Doch die Verhandlungen führten zu nichts, da Demosthenes es schaffte die Thebaner zu überzeugen, dass das Friedensangebot vom König nur allzu scheinheilig war.
Die Thebaner dachten nun das der König angesichts der schwierigen Lage sich nun zurück ziehen würde und währten sich allzu siegessicher.
Diese Überheblichkeit sollte den Verbündeten teuer zustehen kommen.
Die Allianz zog sich nach Süden in die schmale Kephissos-Ebene bei Chaironeia zurück.
Nun war eine Schlacht unvermeidbar.
Davor hatte Demosthenes aber immer eindringlich gewarnt, da er wusste das die makedonische Armee deutlich mehr Schlagkraft besaß.
Doch die Thebaner hatten nun das sagen und so konnte Demosthenes die Schlacht nicht verhindern.
So beteiligte er sich dennoch als einfacher Hoplit in der Schlacht von Chaironeia.
Die Athener standen am linken Flügel, während die Thebaner am rechten Flügel ihre Soldaten positioniert hatten.
Natürlich mit samt ihrer Elitetruppe (der Heiligen Schar).
Diese bestand ausschließlich aus männlichen Liebesspaaren.
In der Mitte standen dann die Verbündeten der beiden Großmächte (Athen und Theben)
Insgesamt betrug das Heer der Allianz eine Stärke von 30000 Mann.
Es wurde erbittert gekämpft.
Zuerst sah es für die Makedonen schlecht aus, denn der rechte Flügel, den der König persönlich führte wurde weit zurück gedrängt.
Doch dem linken Flügel des makedonischen Heeres, das vom Kronprinzen Alexander geführt wurde konnte das Blatt zu ihren Gunsten wenden, indem sie einen massiven Frontalangriff starten.
Alexander schaffte es die Linien der Thebaner zu durchbrechen und sie im Rücken zu packen.
Anschließen wurde die Mitte der Allianz aufgerollt.
Nach der Katastrophe vom rechten Flügel und der Mitte, wandten sich nun auch die Athener zur Flucht.
Bei den Athenern hatten 1000 Bürgersoldaten ihr Leben verloren und 3000 Hopliten gerieten in makedonische Gefangenschaft.
Demosthenes eilte nach Athen zurück, die schon eilig Befestigungs- und Schanzarbeiten vor der Mauer vornahm.
Die Landbevölkerung wurde in die Stadt evakuiert und Sklaven wurde die Freiheit versprochen, wenn sie mit helfen würden die Stadt zu verteidigen.
Doch Philipp hatte nicht die Absicht Athen zu belagern.
Er leitete Friedensverhandlungen ein.
Athen kam dabei sogar recht gut bei weg.
Die Gefangenen wurden ohne Lösegeld zu verlangen frei gelassen und der König übernahm die Kosten der Verbrennung der gefallenen Athener.
Die Asche wurde den Athenern geschickt.
Trotz all dem hatte Philipp es sich nicht nehmen lassen, nach der Schlacht ein Festmahl zwischen den ganzen Leichnamen zu veranstalten, um damit seinen Hohn und Spott gegenüber den Feinden auszudrücken.
Die Stadt Theben hatte deutlich weniger Glück als Athen.
Die demokratische Regierung wurde abgeschafft und durch eine promakedonische Ratsregierung ersetzt.
Die Thebaner mussten ihre Waffen abgeben und zulassen das eine makedonische Garnison Quartier auf der Kadmeia-Zitadelle bezog.
Auch ihre Herrschaft über die boiotischen Städte war vorrüber.

Quelle: „Demosthenes von Athen – Ein Leben für die Freiheit“ von Gustav Adolf Lehmann

Ich bin der Meinung, dass die Allianz viel zu siegessicher war.
Sie hätten sich nicht auf eine Schlacht einlassen sollen, sondern mit der Taktik des Blockade- uns Abnutzungskriegs weiter machen sollen.
Beim Kampf hatte sich gezeigt, das die leichtgepanzerten, dafür aber beweglicheren Sarissa-Kämpfer einen Durchbruch der schwerbewaffneten athenischen Hopliten verhindern konnten.
Durch die Reformen die Philipp in sein Herr durchführen ließ, gewann seine Armee deutlich an Schlagkraft.
Die einfache Phalanx wurde zur Makedonischen Phalanx weiterentwickelt.
Was bedeutet das sich die Aufstellung der Glieder erhöhen ließ.
Ich denke auch, das die makedonischen Soldaten um einiges disziplinierter waren, als das zum größten Teil aus Söldner stammende Heer der Allianz.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiter helfen.


MfG Murasaki
 
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Eine sehr interessante Abhandlung! Eine Frage dazu:

"Beim Kampf hatte sich gezeigt, das die leichtgepanzerten, dafür aber beweglicheren Sarissa-Kämpfer einen Durchbruch der schwerbewaffneten athenischen Hopliten verhindern konnten."


Bist du sicher dass makedonische Phalangiten beweglicher waren, als griechische Hopliten? Die griechische Phalanx ist wohl starr, aber kann schneller mal verlassen werden und im Einzelkampf ist man mit dem Xyston bedeutend flexibler als mit der riesigen Sarissa. Der Phalangit müsste also sowieso sein Kurzschwert(chen) ziehen. Im Kampf von Mann zu Mann, wo "Beweglichkeit" erst zum tragen kommen würde, wäre ein griechischer Hoplit (auch ein Söldner) einem Makedonischen Phalangiten mehr als nur überlegen.

Liegt es wohl nicht eher daran, dass der Sarissen-Wald der Makedonen einfach nicht durchbrochen werden konnte, Beweglichkeit hin oder her? Die Griechen stiessen doch recht ungeordnet vor (mit ausnahme der Heiligen Schar vielleicht) während die Makedonen die Sache sehr professionell angingen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich Habe mir jetzt mal ein paar Quellen durchgesehen und habe festgestellt, dass die Mehrheit der Historiker davon ausgehen, dass Philipp sich absichtlich zurückgezogen hat. Ich vermute er täuschte einen Rückzug vor. Die Griechen rückten selbstbewusst vor und verfolgten den scheinbar entmutigten Feind. Dabei geriet die Formation in Unordnung, was bei der Phalanx ja verhänglich sein kann. Phillipp liess seine Phalanx anhalten und die Griechen auf seine Lanzen auflaufen. Derweil nutzte Alexander die Lücke in der griechischen Schlachtordnung und brach mit seiner Reiterei durch. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Was meint ihr?
Einsprüche?
 
Ich Habe mir jetzt mal ein paar Quellen durchgesehen und habe festgestellt, dass die Mehrheit der Historiker davon ausgehen, dass Philipp sich absichtlich zurückgezogen hat. Ich vermute er täuschte einen Rückzug vor. Die Griechen rückten selbstbewusst vor und verfolgten den scheinbar entmutigten Feind. Dabei geriet die Formation in Unordnung, was bei der Phalanx ja verhänglich sein kann. Phillipp liess seine Phalanx anhalten und die Griechen auf seine Lanzen auflaufen. Derweil nutzte Alexander die Lücke in der griechischen Schlachtordnung und brach mit seiner Reiterei durch. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Was meint ihr?
Einsprüche?

Hab das ganze zufällig gestern bei Delbrück gelesen (weiß allerdings nicht, ob der von der Forschung inzwischen überholt ist):
Seine wesentlichen Thesen: Das makedonische Heer war so aufgestellt, dass die Schlachtentscheidung stets durch die Kavallerie (hier unter Alexander auf dem linken Flügel) gesucht wurde, während die Phalanx in erster Linie dazu diente, den Gegner aufzuhalten und zu beschäftigen, bis ihm die Kavallerie in Flanken und Rücken angreifen konnte.
Philipp hatte die Anwendung der schiefen Schlachtordnung institutionalisiert. Das heißt, sein rechter Flügel sollte sich dem gegenüberstehenden feindlichen Flügel versagen und dessen Kräfte binden und es Philipp gleichzeitig erlauben, seine Kräfte (besonders die Hetairenreiterei) auf dem linken Flügel zu massieren. Dadurch konzentrierte sich das Heer erst darauf, mit diesem überstarken linken Flügel die Böoter zu schlagen, ehe beide Flügel sich nach einer Hammer-und-Amboß-Taktik der Athener auf dem linken Flügel der makedonischen Gegner annahmen.

Übrigens schreib Delbrück noch, dass auf Grund der bäuerlichen Wirtschaftsverfassung Makedoniens es durchaus möglich sein kann, dass nur die vorderen Glieder der makedonischen Phalanx mit der teuren Panoplie gepanzert war und die Kämpfer der hinteren Glieder sich diese zunächst ersparen mussten und auch konnten, da sie bereits durch ihre Vorderleute ausreichend gedeckt waren.

Darüberhinaus führt er die These ins Feld, dass das erste, möglicherweise auch das zweite Glied der Phalanx mit kürzeren Spießen ausgestattet gewesen sein könnten und erst die dahinter stehenden Glieder die lange Sarisse einsetzten. Des weiteren überraschte er mich mit der Behauptung, dass auch die lange Sarisse nur so lang gewesen sein könnte, dass sie noch mit einer Hand zu führen sein konnte, damit die Phalangiten agiler und gefährlicher Stechen und Stoßen konnten. Das könnte eventuell eine Begründung für obige Aussage über die "beweglicheren Sarissakämpfer" sein, da die Phalanx selbst ja eine extrem statische Formation war.
Die extrem dicht gedrängte Phalanx mit den überlangen Sarissen bezeichnet er als eine erst spätere Entwicklungsstufe.
Wie gesagt, die Thesen (alles aus dem Lesegedächtnis) sind schon ein bisserl alt, aber immerhin einleuchtend.
 
Hallo Remo1986

hmm... nun so hab ich das zumindest gelesen, dass die Sarissa-Kämpfer vor allem durch ihre Beweglichkeit einen Durchbruch der athenischen Hopliten verhindern konnten.
Dies allerdings auch nur mit großer Mühe.
Aber wahrscheinlich werden auch mehrere Faktoren eine Rolle gespielt haben.
Fakt ist auf jeden Fall, dass der makedonische rechten Flügel unter König Philipp stand hielt.


Nach der verlorenen Schlacht von Chaironeia , sagte der athenische Politiker Demosthenes in seiner Gefallenenrede, dass nicht die heldenmütigen Bürgersoldaten aus Athen bzw. Theben in der Schlacht versagt haben, sondern die thebanischen Oberkommandeure.
Diese haben nicht „die Erfahrung und den kühnen Mut“ gehabt, den der makedonische König aufgewiesen hätte und außerdem leistete dem „das unberechenbare und grausame Glück“ Beistand.

Das ist zumindest die Meinung von Demosthenes von Athen..
Allerdings kann man wohl auch nicht gerade behaupten das er unparteiisch war.
Als Athener versuchte er natürlich seine Polis nach der Niederlage in einen besonders günstigen Licht darzustellen.
 
Hallo zusammen,

Ich denke den größten Ausschlag dürften wohl die bis zu 6 m langen Sarissa-Lanzen der Makedonen gemacht haben. Die effektive Angriffsreichweite von Philipps Phalanx dürfte die der griechischen Hopliten deutlich übertroffen haben. Die große Anzahl schwerer Reiter, die von Philipp eingesetzt wurde, wird den Athener und ihren Verbündeten zudem große Schwierigkeiten bereitet haben, zumal man den Kampf gegen schwere Kavallerie nicht gewohnt war, da die Reiterei im Süden Griechenlands (Thessalien lasse ich jetzt mal weg) aufgrund des unebenen Geländes oft vernachlässigt wurde.

Gruß Cato
 
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