Schrieb Homer die Odyssee?

Obwalden

Mitglied
Zusammenfassung der Odyssee

Hallo alle miteinander

Eine Bekannte von mir muss für die Matura die ganze Odyssee, vor allem die Gesänge 13-24 wiederaufarbeiten, von denen sie keine Zusammenfassung hat.
Wüsste jemand von euch, wo man eine solche finden könnte?
Ich fand bisher nur welche, wo sich bei jedem Gesang bloss 1-2 Zeilen befanden.
Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr ihr weiterhelfen könntet.
Viele Grüsse
Obwalden
 
Die Odysee und die Illias werden trotz großer charakterlicher Unterschiede dem gleichen Autoren (Homer) zugeschrieben. Ist das berechtigt?

Man braucht nur den Einfluss der Götter in beiden Epen vergleichen: In der Illias greifen fast alle bedeutenden Götter in die Handlung ein, sie kämpfen selber oder verschaffen auserwählten Vorteile in der Schlacht. Nach einem 2 Kampf zog Aphrodite den Verlierer zurück und stellte ihn in sein Schlafzimmer. Eigenmächtiges (und erfolgreiches) Handeln findet sich relativ selten. In der Odysee nimmt ein Mann sein Schicksal selbst in die Hand. Die Götter mischen sich sehr selten ein, obwohl die Probleme Odyseus’ sehr viel kniffliger sind als die Sorgen der Griechen vor Toja. Der Held ist sehr viel menschlicher als die Personen der Illias, er lügt auch schon mal um aus einer Situation herauszukommen und hat kein Problem damit als Bettler rumzulaufen. Die Handlung der Ilias ist chronologisch, während die Odysee einen großen Rückblick enthält.Ein weiterer Punkt der gegen einen gemeinsamen Autor spricht ist der anscheinend zu große zeitliche Abstand zwischen dem Erscheinen der Stücke. Man fand auf Ischia ein Becher mit einem Trinkspruch im Stil der Ilias der auf Nestor verweist. Dieser Becher wurde auf 725 vor Christus datiert und zu dieser Zeit muss die Ilias schon relativ populär gewesen sein (oder es war eine Einzelanfertigung für einen Fan der Geschichte). Ab 675 v. Chr. Tauchen plötzlich viele Gefäße auf, die Motive der Odysee zeigen. Sie war zu dieser Zeit also relativ neu. Man hat damit einen zeitlichen Abstand von mindesten 35 Jahren, u. U. sogar doppelt soviel. Was denkt ihr dazu?
 
Ich persoenlich denke nicht, dass man Unterschiede im Stil unbedingt als Beleg fuer verschiedene Autoren akzeptieren sollte - es macht ja wenig Sinn, stilistisch zweimal das gleiche Buch zu schreiben. ;)

Eine Freundin von mir (Griechin, in Athen geboren und dort studiert) hat mir allerdings irgendwann mal erzaehlt, dass sich (besonders unter den juengeren Griechen) die Theorie durchsetzt, beide Werke wurden gar von mehreren Autoren geschrieben, evtl. sogar als Einzelwerke gedacht und lediglich von einer Einzelperson (Homer eben) zu einem Gesamtwerk zusammengefasst. Selbst das kann unter Umstaenden lediglich unter Aufsicht Homers stattgefunden haben, schliesslich wird er von zahlreichen Quellen als blind beschrieben.
 
parago schrieb:
Ich persoenlich denke nicht, dass man Unterschiede im Stil unbedingt als Beleg fuer verschiedene Autoren akzeptieren sollte - es macht ja wenig Sinn, stilistisch zweimal das gleiche Buch zu schreiben. ;)

Ich sehe das auch so. Ein wirklich hieb- und stichfester Beweis ist das nicht.

Dennoch macht es Sinn, seinen Schreibstil beizubehalten. Sehr viele erfolgreiche Autoren haben ein Leben lang ihren Stil beibehalten und sind damit gut gefahren. ;)
 
Es ist ja auch weniger ein Unterschied im Stil, sondern mehr in der Lebensauffassung. Und das ein Mensch seine Einstellung zum Einfluss der Götter auf das menschliche Leben ändert, kommt mir etwas unwahrscheinlich vor.
 
Themistokles schrieb:
Es ist ja auch weniger ein Unterschied im Stil, sondern mehr in der Lebensauffassung. Und das ein Mensch seine Einstellung zum Einfluss der Götter auf das menschliche Leben ändert, kommt mir etwas unwahrscheinlich vor.
Goethes Werke aus der Sturm und Drang Zeit kann man sicherlich auch nur begrenzt mit Faust II vergleichen und trotzdem stammen sie vom selben Autor. Zwischen dem Urfaust und Faust II liegen auch nahezu 60 Jahre, auch dies ist nicht unbedingt ein Argument für zwei unterschiedliche Autoren.

Aber letztlich ist es wohl so, das sowohl die Illias als auch die Odyssee jahrhundertelang mündlich weitergegeben wurden und damit die Geschichten in gewisser Weise schon festgelegt waren, als Homer sie niederschrieb.
 
Mal ganz abgesehn von dem frageteil ob sie von Homer, einem einzelnen anderen Dichter oder von mehreren Leuten geschrieben wurden, sollte man die Geschichten selbst betrachten.

So kann ich mir vorstellen, dass die Odyssee für einen einzelen Fürsten geschrieben wurde und somit eher die "Heldentaten" dieses Fürsten ( der sich wohl auf Odysseus und dessen Stamm berufen haben wird) hervorheben sollte.

Die Illias hat dagegen schon eine eher überregionale Darstellung. Es wird darin ja der Kampf der Achaisch-griechischen Welt geschildert, gegen einen mehr oder weniger "ausländischen" Gegner.
So könnten sich also die inhaltlichen Differenzen erklären lassen, aber allein an der doch recht umfassenden Diskussion kann man ja sehn, dass noch viel in der Schwebe ist und wohl auch bleiben wird, da ja auch die die Entstehungszeit eine nur teilweise schriftliche war.
 
Themistokles schrieb:
Es ist ja auch weniger ein Unterschied im Stil, sondern mehr in der Lebensauffassung. Und das ein Mensch seine Einstellung zum Einfluss der Götter auf das menschliche Leben ändert, kommt mir etwas unwahrscheinlich vor.


Das sehe ich aber nicht als unwahrscheinlich an.

Auch eine Lebensauffassung wird sich immer verändern und jedes mögliche ereigniss wird Einfluss darauf nehmen.
Das können in der Einstellung ohne Probleme 180° drehungen sein und das ist nicht einmal etwas ungewöhnliches.

Und der Schreibstil ist ebenfalls kein Beleg und ich würde es nicht einmal als Indiz ansehen.
Die Art wie man schreibt wird sich auch ständig entwickeln.
Dies geschieht mit unterschiedlichen geschwindigkeiten. Ich kenne einige Bücher in denen man stilistsche Änderungen fast in jedem Kapitel bemerkt.
Dadurch kann man im übrigen auch viele Rückschlüsse über den Autor ziehen.
Einen bestimmten Schreibstil bezubehalten ist auch keine Sache die unbedingt mit Willen zu tun hat.
Wenn man eine Geschichte oder ein Buch schreibt läßt man die Sätze fließen und auf den Rest wird dannach geachtet.
Ein Versuch mit gewalt einen gewissen Stil zu erzwingen verschlechtert stets das Ergebniss und man kriegt oft Lücken oder Wiedersprüche rein die einem so sonst nicht passiert wären.
 
Sheik schrieb:
So kann ich mir vorstellen, dass die Odyssee für einen einzelen Fürsten geschrieben wurde und somit eher die "Heldentaten" dieses Fürsten ( der sich wohl auf Odysseus und dessen Stamm berufen haben wird) hervorheben sollte.

Die Illias hat dagegen schon eine eher überregionale Darstellung. Es wird darin ja der Kampf der Achaisch-griechischen Welt geschildert, gegen einen mehr oder weniger "ausländischen" Gegner.
So könnten sich also die inhaltlichen Differenzen erklären lassen, aber allein an der doch recht umfassenden Diskussion kann man ja sehn, dass noch viel in der Schwebe ist und wohl auch bleiben wird, da ja auch die die Entstehungszeit eine nur teilweise schriftliche war.
Ich kenne die Auffassung, dass die Illias für Adlige geschrieben wurde. Achill hat weniger Macht und Soldaten, ist aber Agamenmon von der eigenen Kraft her überlegen. Er ist gewissermaßen ein Adliger der versucht sich gegen einen König durchzusetzen. Die Odysse endstand eher für das Volk, dass durch eine interessante (märchenhafte) Geschichte unterhalten werden wollte.
 
Ich habe mal eine andere interessante These gehört, bei der vermutet wurde, dass die Odyssee vielleicht von einer Frau (evtl. Homers Schülerin) verfasst worden sein könnte, da Frauen eine wichtige Rolle spielen (z.B.: Circe, Kalypso)
 
Janiboy schrieb:
Ich habe mal eine andere interessante These gehört, bei der vermutet wurde, dass die Odyssee vielleicht von einer Frau (evtl. Homers Schülerin) verfasst worden sein könnte, da Frauen eine wichtige Rolle spielen (z.B.: Circe, Kalypso)

Hallo Janiboy

Diese These ist recht interessant. Doch denke ich, dass das häufige Vorkommen von Frauen in der Odysee andere Gründe hat.
Wenn man es wie ein Theaterstück (was es natürlich nicht ist) vom roten Faden (Hauptgeschichte) her sieht, so passen in die "Nebenrollen" oft fast nur Frauen.
Es geht ja darum, dass ein Held wieder nach Hause segeln will, aber immer davon abgebracht oder abgelenkt wird.
An gewissen Orten kann dies fast nur mit Frauen geschehen, da in diesen Fällen die Liebe im Spiel ist, wie etwa bei Kalypso. Wäre anstelle der Kalypso ein Mann gewesen, so hätte dies unglaubwürdiger gewirkt, auch wenn bei den Griechen die Männerliebe nicht unbekannt war.
Bei der Zauberin Circe ist dies ebenfalls ähnlich, deshalb denke ich, dass das häufige auftauchen von Frauen in der Odysee nicht unbedingt als ein Hinweis auf die Autorenschaft einer Frau gedeutet werden kann.
Viele Grüsse
Mike
 
Ich meine, dass Homer nur die Geschichten aufgeschrieben hat, die sich schon jahrhundertelang im Volk erzählt und an den verschiedenen griechischen Höfen gesungen wurden. Ähnlich wird es beim Nibelungenlied gewesen sein. :rolleyes:
 
Die homerischen Epen umfassen nicht nur die Ilias und die Odysee, sondern auch die nur noch in Fragmenten erhaltene Sammlung von Sagen um die Welt-, Götter- und Heldengeschichte vor Theben und Troia, die als kyklische Epen oder als thebanischer und troischer Sagenkreis bekannt sind. Ilias und Odysee werden erst in klassischer Zeit (im kulturellen Rahmen des demokratischen Athen) als Werke des „Dichters Homer“ herausgesondert.

Andronikos schrieb:
Aber letztlich ist es wohl so, das sowohl die Illias als auch die Odyssee jahrhundertelang mündlich weitergegeben wurden und damit die Geschichten in gewisser Weise schon festgelegt waren, als Homer sie niederschrieb.

Damit hast du recht. Beide Epen setzen umfangreiches Hintergrundwissen der griechischen Sagenwelt voraus. Bestes Beispiel ist die Sage vom Parisurteil, die für den kompletten Handlungsverlauf der Ilias immens wichtig ist. Erst im 24. und damit letzten Gesang wird diese Begebenheit beiläufig erwähnt:

„Sondern sie haßten, wie stets schon zuvor, die heilige Troja,
Priamos auch und sein Volk, nur wegen der Frevel des Paris,
Weil er die Göttinnen kränkte, als diese im Hof in besuchten,
Sie aber pries, die zu Willen ihm waren in verderblicher Wollust.“
 
Ich meine, die Frage ob Homer die Ilias und Odyssee aufgeschrieben hat stellt sich ja gar nicht, vielleicht bin ich jetzt einfach nur unwissendn oder so, aber ich dachte bisher immer Homer wäre blind gewesen. Somit dürfte er praktisch gesehen ziemliche Probleme bekommen haben. Gutmöglich, dass er der erste war der veranlasst hat, dass man den gesamten Liedtext aufschrieb oder die einzelnen Sagen als Gesamtwerk betrachtete und die Fragmente zusammenfügte. ich würde das mit Ovids Metamorphosen vergleichen. Die einzelnen Sagen existierten schon vorher, teils als mündliche Überlieferung, teils als schriftliche, er war derjenige, der sie zusammenfastte, der sie in einem Werk vereinte.
 
EasyRider schrieb:
Ich meine, die Frage ob Homer die Ilias und Odyssee aufgeschrieben hat stellt sich ja gar nicht, vielleicht bin ich jetzt einfach nur unwissendn oder so, aber ich dachte bisher immer Homer wäre blind gewesen.

Ja, das stimmt. Der Sage nach war Homer blind - trotzdem besteht die Möglichkeit, dass er die Werke diktiert hat. Persönlich bin ich jedoch der Meinung, dass Ilias und Odysee von mehreren Dichtern geschaffen wurden. Als Erklärungsversuch, warum gerade Homer die Epen zugeschrieben wurden, finde ich die These interessant, dass er Begründer einer Rhapsodenschule war, die auf Grundlage des homerischen Textes arbeitete.
 
Zurück
Oben