Schützengräben in Halberstadt (sic!)

dekumatland

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...ausgerechnet in Halberstadt ? Wikipedia hätte man eigentlich keine Schützengräben aus der Zeit des Ersten Weltkriegs vermutet... Zwar verfügt Halberstadt über eine durchaus repräsentative Militärgeschichte - immerhin von 1623 bis 1994 Garnisonsstadt - aber die Kampfhandlungen 1914-18 gelangten nie bis Halberstadt.

Dennoch hat Halberstadt das Kuriosum einer gut erhaltenen Schützengrabenstellung aus dem Jahr 1916: die "Meding-Schanze" (Feldbefestigungs-Anlage).
Einzigartig: Denkmal Medingschanze | Volksstimme.de - Nachrichten aus Sachsen-Anhalt - Halberstadt Harz: Lokale Nachrichten, Meldungen
Die Meding Schanzanlage bei Halberstadt - Geschichte im Harz - Ausflugsziele und Sehenswertes im Harz-Urlaub

16.06.1916 in der Halberstädter Lokalpresse:
Einen mustergültigen Schützengraben hat das zweite Ersatz-Bataillon unseres 27. Infanterie-Regiments auf dem brachliegenden Gelände zwischen dem Gasthaus "Grüner Jäger" und dem westlichen Ausläufer der Thekenberge angelegt. In dem sehr schwierigen, sandigen und steinigen Boden ist der Graben mit großer Mühe und Sorgfalt ausgehoben und nach den neuesten, bei Unterrichtsreisen an der Front gesammelten Erfahrungen ausgestattet. Es ist damit ein Muster eines vorbildlichen Schützengrabens geschaffen ud um auch der Bevölkerung Gelegenheit zu geben, ein solch wichtiges, militärisches Bauwerk kennen zu lernen, hat das Batraillon die Besichtigung gegen Zahlung eines kleinen Betrages, der zum Besten der Hinterbliebenen der Gefallenen des Reserve-Infanterie-Regiments Nr.226, für das das Bataillon den Ersatz stellt, verwendet werden wird. Ein geschmackvoller Gedenkstein, der zur Erinnerung an die Anlage errichtet ist, macht die Lage des Grabens von weitem kenntlich.
(die Leitung bei diesem Kuriosum hatte Hauptmann Werner Otto Ludwig von Meding (1871-1924), übrigens diente diese Anlage nicht nur der Heimatfront-Propaganda, sondern auch Übungszwecken)

Die Meding-Schanze ist unter denkmalpflegerischen Schutz gestellt.

...kulturgeschichtlich kurios daran: den Grabenkrieg als Ausflugsziel gab es also schon vor Karl Krauss´ berühmtem Verduntext (wenn auch mit gänzlich anderer Intention...)
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Brosch, Robert / Schlegel, Oliver: Ausflugsziel Grabenkrieg.
in: Die Denkmalpflege Jg. 72 Nr. 1/2014
Stahl, Andreas / Mortell, Heike: Der nachgestellte Krieg: die Medingschanze bei Halberstadt. Ein nicht alltägliches Kriegerdenkmal des Ersten Weltkriegs in Sachsen-Anhalt;
in: Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt 1/2014
 
In Magdeburg hatte man vor einigen Jahren Unterstände und andere Elemente von Feldbefestigungen gefunden die Anfang des 20. Jahrhunderts um die Stadt errichtet wurden. Ich weiss leider nicht mehr welchen Zweck die hatten, ob Übungsobjekte oder tatsächliche Befestigungsanlagen. Es waren Bunkerartige Objekte in Kombination aus Beton und Wellblech wie sie tatsächlich dann auch an der Westfront in der Hindenburg-Linie errichtet wurden. Ich meine mich zu erinnern, dass zumindest eines erhalten wurde.
 
Es waren Bunkerartige Objekte in Kombination aus Beton und Wellblech wie sie tatsächlich dann auch an der Westfront in der Hindenburg-Linie errichtet wurden.
möglicherweise sind das noch Relikte aus der letzten Befestigunsphase Magdeburgs, als die Baustelle "Großfestung" aufgegeben wurde (ein paar projektierte Zwischenwerke, Anschlußbatterien etc. wurden nur provisorisch verschalt, mit Wellblech abgedeckt, teilweise sogar nur in Holz mit Erddeckung ausgeführt; das war Ende des 19. Jhs. - so weit mir bekannt, wurde danach nicht mehr in Magdeburg fortifiziert (ob allerdings später auf einem Truppenübungsplatz womöglich "geübt wurde", weiß ich nicht))
 
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