Schulbuchkritik

Weder noch! Ich wollte bloß gegen die Pauschalverurteilung von Emotion beim Lernen sprechen:
Dem konnte ich soweit schon folgen. Der enge Zusammenhang zwischen Emotion, Interesse und Motivation wird auch lernpsychologisch schon lang nicht mehr bestritten. Nur dein Kausalzusammenhang, dass Emotionen die intrinsische Motivation fördern oder blockieren können, war für meinen Geschmack etwas zu arg verkürzt, weil es eben auch darauf ankommt, wie und welche Emotionen transportiert werden und Emotionen eben auch nicht zwingend und auch nicht immer unmittelbar auf die Motivation wirken.
 
Nur dein Kausalzusammenhang, dass Emotionen die intrinsische Motivation fördern oder blockieren können, war für meinen Geschmack etwas zu arg verkürzt, weil es eben auch darauf ankommt, wie und welche Emotionen transportiert werden und Emotionen eben auch nicht zwingend und auch nicht immer unmittelbar auf die Motivation wirken.

Dann hätte ich ein anderes Modalverb verwendet. Können und zwingend schließen sich imho aus.
 
Darum geht es ja gar nicht. Es geht vielmehr darum, dass in den wenigen Erläuterungen unzureichende - ich will jetzt nicht falsche sagen - Informationen stehen.

Ich will es noch einmal sagen: Informationsübermittlung bzw. eine breite Darstellung geschichtlicher Ereignisse ist nicht mehr das Ziel von Geschichte in der Oberstufe. Das ist bereits in der Mittelstufe von Klasse 7-10 geschehen. Vielmehr geht es in der Oberstufe darum. dass die Schüler selbstständig bestimmte Themen erarbeiten und sich fundierte Kompetenzen im Hinblick auf Quellensuche, Quellenanalyse und Quellenkritik aneignen, um schließlich einen historischen Prozess oder ein bestimmtes Ereignis eigenständig schildern und beurteilen zu können.

Die vom User Floxx78 beklagten Defizite beziehen sich vor allem auf eine zu knappe Geschichtsdarstellung im Geschichtsbuch, was aber - wie oben ausgeführt - dem Lernziel entspricht. Details des geschichtlichen Hergangs soll der Schüler - im Gegensatz zu früheren Schülergenerationen - so weit wie möglich anhand von Quellen und vielleicht sogar Fachliteratur (Gang in die Bibliothek!) selbstständig erarbeiten. Dazu bieten Lehrer und Schulbuch lediglich eine Hilfestellung, während der Schüler selbsttätig agieren soll.

Ein Beispiel: In einem Schulbuch für die 10. Klasse habe ich als Autor das Thema "Stalinismus" auf 10 Seiten breit entfaltet (7 Seiten Darstellung, 3 Seiten Quellen). Dabei sind alle zentralen Angelpunkte wie Kriegskommunismus, Industrialisierung der Sowjetunion, Kollektivierung der Lanswirtschaft oder die stalinistische Gewaltherrschaft ausführlich behandelt worden.

Das Oberstufenbuch für die Sek. II kehrt im Wege des Spiralcurriculums erneut zum Stalinismus zurück. Allerdings sucht man nun detaillierte Ausführungen zum stalinistischen Terror vergebens. Vielmehr werden nunmehr zahlreiche Quellen bereitgestellt und durch zielgerichtete Aufgaben erschlossen, während die geschichtliche Darstellung nur noch verbindende Funktion hat und einige wenige Basisinformationen liefert.

Wer dies - wie der o.a. User - liest, wird in Unkenntnis des Sachverhalts empört fragen: "Lernen die Schüler denn nicht mehr die Lage der Menschen im GULAG kennen, wo bleibt die Darstellung des Terrors?"

Warum das aber so ist, habe ich hier versucht zu erklären.
 
Eine Deutungshoheit über die Inhalte der Geschichtsbücher - geschenkt. Nicht aber eine über die Geschichte.

Die Lehrpläne der Bundesländer für den Geschichtsunterricht geben exakte Lernziele vor und beschreiben, was der Schüler nach Abschluss eines bestimmten Themas gelernt haben soll. Das ist selbstverständlich auch mit einer "Deutung" bzw. einem Urteil verbunden, sonst brauchte es keinen exakt formulierten Lernzielkanon geben.

Bei Themen aus der Antike oder dem Mittelalter ist das meist wenig von Belang. Problematischer wird es bei zeitnahen Themen wie Globalisierung, Terrorismus, Islam, Palästina/Israel, die Regierungen Adenauer/Brandt/Kohl usw. Besonders zur Zeit des Kalten Krieges war oft spürbar, welch unterschiedliche Beurteilung Geschichtsbücher durch Gutachter erfuhren, die z.B. im schwarzen Bayern oder roten NRW saßen. Man kann sich leicht vorstellen, dass das für Autoren und Verlag, die zur Überarbeitung gezwungen wurden, da sie das Buch natürlich veröffentlichen wollten, oft nahezu unüberwindliche Hindernisse aufwarf.
 
Dann hätte ich ein anderes Modalverb verwendet. Können und zwingend schließen sich imho aus.
:huh: Ich habe den von dir beschriebenen Kausalzusammenhang wiedergegeben (Modalverb 'können', welches auch du benutzt hast) und habe ihn um Faktoren ergänzt, die in dem von dir wiedergegebenen Zusammenhang zu berücksichtigen sind. Mal ganz davon abgesehen schreibe ich auch "nicht zwingend"...
Dem konnte ich soweit schon folgen. Der enge Zusammenhang zwischen Emotion, Interesse und Motivation wird auch lernpsychologisch schon lang nicht mehr bestritten. Nur dein Kausalzusammenhang, dass Emotionen die intrinsische Motivation fördern oder blockieren können, war für meinen Geschmack etwas zu arg verkürzt, weil es eben auch darauf ankommt, wie und welche Emotionen transportiert werden und Emotionen eben auch nicht zwingend und auch nicht immer unmittelbar auf die Motivation wirken.

@Dieter: Wir verstehen uns schon :winke: Woran ich mich aufhänge sind inhaltliche Fehler, wie z.B. hier: http://www.geschichtsforum.de/454307-post3.html
 
Auch wenn es sachlich nichts mit der Diskussion über die inhaltliche Angemessenheit des besprochenen Buches zu tun hat, muss ich doch widersprechen:

Die Lehrpläne der Bundesländer für den Geschichtsunterricht geben exakte Lernziele vor und beschreiben, was der Schüler nach Abschluss eines bestimmten Themas gelernt haben soll. Das ist selbstverständlich auch mit einer "Deutung" bzw. einem Urteil verbunden, sonst brauchte es keinen exakt formulierten Lernzielkanon geben.

Das ist sachlich falsch, was ich am Lehrplan für Geschichte Sek II des Landes NRW verdeutlichen möchte. Dieser gibt lediglich zu erwerbende Kompetenzen vor und beschränkt sich darauf, die Erarbeitung von "sechs Dimensionen der historischen Erfahrung" verpflichtend zu machen, die da sind: "Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur/Zivilisation, Umwelt, soziale Beziehungen" (S. 16).

Verknüpft werden sollen diese Dimensionen mit einer Behandlung folgender "Zeitfelder": "Alte Geschichte, Mittelalter und frühe Neuzeit, das "lange" 19. Jahrhundert, Geschichte des 20. Jahrhunderts und Zeitgeschichte" (S. 26).

Zudem sollen in der Oberstufe "alle vier Handlungs- und Kulturräume angemessen berücksichtigt" werden. Diese sind: "Geschichte außereuropäischer Kulturen, europäische Geschichte, deutsche Geschichte, Orts- und Regionalgeschichte" (S. 26).

Verpflichtend ist außerdem, dass die "Grundformen der historischen Untersuchung" berücksichtigt werden, "und zwar die gegenwartsgenetische, diachrone und synchrone Untersuchung. Auch die Untersuchung eines historischen Falls und die perspektivisch-ideologiekritische Untersuchung müssen innerhalb der Oberstufensequenz berücksichtigt werden" (S. 44f.).

exakte Lernziele [...] und [das], was der Schüler nach Abschluss eines bestimmten Themas gelernt haben soll.
werden an keiner Stelle im Lehrplan vorgegeben, so dass es auch keinen

exakt formulierten Lernzielkanon
gibt. Die Aufgabe, diesen zu erstellen wird vielmehr in die Verantwortung der einzelnen Schule gelegt, der ein breiter Freiraum eingeräumt wird:

"Der Lehrplan eröffnet für die Bildung der Gesamtsequenz einen der Geschichtskurse von Stufe 11/I bis 13/II einen weiten Gestaltungsfreiraum [...]. Das Ausfüllen dieses Freiraumes kann aber nicht allein in der individuellen Entscheidung des Kurses bzw. der Fachlehrerin oder des Fachlehrers liegen, sondern ist zunächst Aufgabe der Schule, d.h. der Fachkonferenz." (S. 72)

Wenn sich die Fachkonferenz also begründet gegen den Einsatz eines genehmigten Schulbuches entscheidet, weil ihr dessen Inhalte als in der Sache falsch erscheinen, so befindet sie sich damit also sehr wohl auf dem Boden der für sie verpflichtenden Lehrpläne, die die Deutungshoheit mit -wie ich meine - gutem Grund aus ihrer Hand in die der qualifizierten Kräfte vor Ort gegeben haben.


Alle Zitate nach: Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II - Gymasien/Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen. Hg. vom Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1999.
 
Wenn sich die Fachkonferenz also begründet gegen den Einsatz eines genehmigten Schulbuches entscheidet, weil ihr dessen Inhalte als in der Sache falsch erscheinen, so befindet sie sich damit also sehr wohl auf dem Boden der für sie verpflichtenden Lehrpläne ...

Wir haben 16 Bundesländer und 15 unterschiedliche Lehrpläne, da sich das Saarland an Rheinland-Pfalz angehängt hat. Die Mehrzahl dieser Lehrpläne gibt sehr exakte Lernziele vor, das Bundesland NRW weicht davon ab.

Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass die Oberstufenwerke auf eine breite Geschichtsdarstellung verzichten, da das bereits in der Mittelstufe erfolgt ist. Diese Werke sind in der Regel als Bruchsteine zu betrachten, aus denen man ein bestimmtes Thema auswählt, das von den Schülern - unter Mithilfe der Lehrer - mit weiteren Primär- und Sekundärquellen angereichert werden soll und muss.

... die die Deutungshoheit mit -wie ich meine - gutem Grund aus ihrer Hand in die der qualifizierten Kräfte vor Ort gegeben haben.

Es steht der Lehrerschaft selbstverständlich völlig frei, ein Unterrichtswerk auszuwählen, das ihren Vorstellungen und Erwartungen entspricht. Zum Glück haben wie noch eine Handvoll großer Schulbuchverlage, die unterschiedlich konzipierte Werke anbieten - allerdings stets im Einklang mit den Richtlinien und Lehrplänen, wobei dennoch eine gewisse konzeptionelle Bandbreite gegeben ist.

Ob aber vor Ort wirklich so "qualifizierte Kräfte" vorhanden sind, ist sehr unterschiedlich. Ich erlebe da eine gewaltige Bandbreite an Lehrerinnen und Lehrern, die von "kompetent" bis "fachlich verheerend" reicht! :grübel:
 
Wie wird darin eine Menschengruppe in der Steinzeit bezeichnet?

Einmal taucht die Umschreibung "altsteinzeitliche Familiengruppe" auf. Im Mimilexikon am Buchende ist allerdings der Begriff "Horde" eingestellt (Horde = kleine Menschengruppe in der Altsteinzeit, die sich von der Jagd und dem Sammeln pflanzlicher Nahrung ernährte. Sie bildete eine familienähnliche Lebensgemeinschaft von etwa 20-30 Personen.)
 
Naja.... Schulgeschichtsbücher.... In manchen ist sogar der Holzschnitt von Camille Flammarion von 1888 als Illustration des mittelalterlichen Weltbilds dargestellt, ohne dass es einen einzigen Hinweis darauf gibt, dass das die Sicht des 19. Jhdts. auf das Weltbild des MAs ist.
 
Naja.... Schulgeschichtsbücher.... In manchen ist sogar der Holzschnitt von Camille Flammarion von 1888 als Illustration des mittelalterlichen Weltbilds dargestellt, ohne dass es einen einzigen Hinweis darauf gibt, dass das die Sicht des 19. Jhdts. auf das Weltbild des MAs ist.

Nahezu alle heutigen Unterrichtswerke zur Geschichte erfüllen einen hohen Standard, die Autorenteams bestehen ausnahmslos aus Historikern und vor ihrer Zulassung für den Unterricht werden sie nochmals durch die Mühlen mehrerer ministerieller Gutachter gedreht.

Dass sich hier oder da ein Fehler einschleicht, kommt bei den besten außerschulichen Publikationen vor.
 
Nahezu alle heutigen Unterrichtswerke zur Geschichte erfüllen einen hohen Standard, die Autorenteams bestehen ausnahmslos aus Historikern und vor ihrer Zulassung für den Unterricht werden sie nochmals durch die Mühlen mehrerer ministerieller Gutachter gedreht.

Dass sich hier oder da ein Fehler einschleicht, kommt bei den besten außerschulichen Publikationen vor.

Sicher? Ich kenne einen abgebrochenen Geographen der in einem Schulbuchverlag an Schulgeschichtsbüchern redaktionell mitarbeitet.
In dem besagten Schulgeschichtsbuch stand zu allem Überfluss noch wortwörtlich drin, dass die Menschen im MA an die Scheibenform der Erde glaubten.
 
Sicher? Ich kenne einen abgebrochenen Geographen der in einem Schulbuchverlag an Schulgeschichtsbüchern redaktionell mitarbeitet.
In dem besagten Schulgeschichtsbuch stand zu allem Überfluss noch wortwörtlich drin, dass die Menschen im MA an die Scheibenform der Erde glaubten.

Alle Schulbuchteams, die ich geleitet habe, entsprechen den oben formulierten Voraussetzungen - und das ist auch bei meinen Kollegen so.
 
In dem besagten Schulgeschichtsbuch stand zu allem Überfluss noch wortwörtlich drin, dass die Menschen im MA an die Scheibenform der Erde glaubten.
So etwas kann man in allen möglichen Publikationen finden, nicht nur in Schulgeschichtsbüchern. Die Archäologin und Altamerikanistin Laurette Séjourné hat auch geschrieben, Kolumbus sei mit seinen Plänen u. a. deshalb lange auf Ablehnung gestoßen, weil die Erde damals noch als Scheibe galt.
Das größere Problem bei Schulgeschichtsbüchern ist meiner Meinung nach, dass zumindest die, die ich kennengelernt habe, krampfhaft versuchen (müssen), dem politisch/gesellschaftlich erwünschten Geschichtsbild zu entsprechen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das größere Problem bei Schulgeschichtsbüchern ist meiner Meinung nach, dass zumindest die, die ich kennengelernt habe, krampfhaft versuchen (müssen), dem politisch/gesellschaftlich erwünschten Geschichtsbild zu entsprechen.

Zumindest in Dtld. gilt der Beutelsbacher Konsens und der beinhaltet erstens das Überwältigungsverbot, zweitens die Forderung, dass das, was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, auch im Unterricht kontrovers erscheinen muss und drittens, dass die Schüler in die Lage versetzt werden müssen, eine politische Situation und die jeweils eigene Interessenlage zu analysieren.
 
Das größere Problem bei Schulgeschichtsbüchern ist meiner Meinung nach, dass zumindest die, die ich kennengelernt habe, krampfhaft versuchen (müssen), dem politisch/gesellschaftlich erwünschten Geschichtsbild zu entsprechen.

Die Schulbuchautoren sind gezwungen, den von den Bundesländern vorgegebenen Richtlinien und Inhalten genau zu folgen. Tun sie das nicht, werden sie nicht für den Unterrichtsgebrauch zugelassen. Jedes Schulbuch wird vor Drucklegung sorgfältig von mehreren Gutachtern durchgesehen, die prüfen, ob die ministeriellen Vorgaben auch alle eingehalten worden sind. Die in Schulbüchern zu findenden Geschichtsbilder sind also nicht das Werk der Verlage und Autoren, sondern beruhen auf den Vorgaben der Kultusministerien.

Freiheit gibt es bei der Textgestaltung, bei der Bildauswahl und bei der didaktischen Aufbereitung der geschichtlichen Inhalte. Aber auch das wird natürlich von den ministeriellen Gutachtern geprüft und notfalls Änderungen erzwungen.
 
Jedes Schulbuch wird vor Drucklegung sorgfältig von mehreren Gutachtern durchgesehen, die prüfen, ob die ministeriellen Vorgaben auch alle eingehalten worden sind. Die in Schulbüchern zu findenden Geschichtsbilder sind also nicht das Werk der Verlage und Autoren, sondern beruhen auf den Vorgaben der Kultusministerien.

Das ist wohl eher Wunsch als Wirklichkeit. Natürlich gibt es Vorgaben (Lehrpläne), aber die sind in NRW nahezu nur noch kompetenz- und nicht inhaltsorientiert.

Ich greife einfach mal wahllos Vorgaben des aktuellen Kernlehrplanes heraus:

8. Inhaltsfeld: Imperialismus und Erster Weltkrieg

Schwerpunkte:
- Triebkräfte imperialistischer Expansion
- Imperialistische Politik in Afrika und Asien
- Großmacht-Rivalitäten
- Merkmale des Ersten Weltkrieges

Der Rest sind Kompetenzanforderungen wie etwa am Ende der 6. Klasse diese schöne hier:

Die Schülerinnen und Schüler

- nutzen das Geschichtsbuch als schriftliches Medium der historischen Information und deutenden Darstellung

Auf Deutsch: Sie sollen am Ende der 6. Klasse ihr Geschichtsbuch benutzen können.

Was machen also die Gutachter? Sie haken ab, ob inhaltlich alles grob vorkommt und prüfen danach um so genauer, ob die geforderten Methoden und Kompetenzen vermittelt werden. Beim aktuellen Beispiel wird dann etwa geschaut, ob es eine Methodenseite "Umgang mit meinem Schulbuch" gibt.

Wenn Schulbücher dann noch mit der heißten Nadel gestrickt werden und auch die Gutachter unter Zeitdruck stehen - wie in NRW bei der Einführung des Abiturs nach 12 Jahren geschehen, dann haben die Autoren zunächst einmal allen Raum, ihre Geschichtsbilder in die Bücher zu bringen.

In der Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass es durchaus jedem Lehrer angeraten sein sollte, die Schulbuchdarstellungen gerade dieser aktuellen Werke sorgfältig zu prüfen.


Alle Zitate von: http://www.standardsicherung.schulm...lehrplan-geschichte/stufen-der-anforderungen/
 
Zur "Ehrenrettung" des Werkes ist allerdings zu sagen, dass es sich mit der Qualität vieler anderer Schulbücher nicht wirklich anders verhält. Fehler über Fehler...

Als Fazit sollte man ein generelles Mißtrauen gegenüber Schulbüchern an den Tag legen.

Ja, unbedingt! Es gibt ja z.B. Schulbücher für die 5. Klasse, mit Ägypten und Sumerern usw... aber einen entsprechenden Fachvertreter vermisst man unter den Autoren. Die Autoren von Geschichtsbüchern sind meist Geschichtslehrer (die von Ägyptologie z.B. in der Regel keine Ahnung haben, man studiert halt Geschichte! Ich frage mich allerdings schon, warum da kein Ägyptologe herangezogen wird und man das alles "selber kann" :autsch:). Mit den Lehrern das macht ja Sinn, weil die es nutzen müssen, aber an wissenschaftlichen Standards lassen sich die Bücher eben dann meist nicht messen, weil keiner von allem sooo viel Ahnung hat, deshalb sind GeschichtsWISSENSCHAFTLER ja auch erheblich spezialisierter unterwegs.
Aber ich denke die Bücher müssen auch keinen wissenschaftlichen Standard erfüllen, Schüler würden es dann eh nicht verstehen. Grade in niedrigen Klassen geht es auch sehr zur "Geschichtserzählung", Spannung ist wichtiger als Korrektheit. Schüler können schon gern mal Fakten und "Märchenerzählung" verwechseln... in manchen Altersstufen und auch Schularten kann man anders fast gar nichts vermitteln. Ich hab das grad im Praktikum gemerkt... man kann denen nichts wissenschaftliches erzählen, auch wenns einem den Magen umdreht was für Quatsch man manchmal erzählen muss, damit die Kleinen begeistert sind.
Übrigens, mein persönlicher Hass-Schulbuch-Fehler: Der römische Diktator... mit seinem Stellvertreter :)confused: Ich fass es nich!! Als meine "Kleinen" den Kasten im Buch dann abschreiben sollten, hab ich böse gezischt: "Und den Stellvertreter streicht ihr sofort durch!!" :D)

Fazit: Man MUSS das Zeug hinterfragen, auf jeden Fall! Dafür hab ich auch in der Geschichtsdidaktik genug über Schulbücher und ihre Entstehung gelernt. Die andere Seite der Medaille ist, dass man eben nicht auf jedem Gebiet die gleiche umfassende Ausbildung hat (Uni geht halt punktuell in die Tiefe und ich persönlich habe einfach nicht an jedem Thema das gleiche Interesse, vielleicht bin ich jetzt blöd, aber ich finds irgendwie menschlich...) und es oft zeitlich wirklich schwer zu organisieren ist, noch viel mehr als das Schulbuch zur Vorbereitung zu benutzen. Für einen Lehrer-Anfänger dauert die Planung einer Schulstunde ca. 5-6 Stunden... wenn man z.B. 4 Stunden am Tag halten soll, könnt ihr ja dann mal zu rechnen anfangen... Irgendwann will man auch mal schlafen und essen und so... :(
Ich kann halt auch nur die Fehler sehen, die mir auffallen und bei manchen Themen reicht mein Wissen noch gar nicht aus... hoffe das kommt mit der Zeit.
 
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Ja, unbedingt! Es gibt ja z.B. Schulbücher für die 5. Klasse, mit Ägypten und Sumerern usw... aber einen entsprechenden Fachvertreter vermisst man unter den Autoren. Die Autoren von Geschichtsbüchern sind meist Geschichtslehrer (die von Ägyptologie z.B. in der Regel keine Ahnung haben, man studiert halt Geschichte! Ich frage mich allerdings schon, warum da kein Ägyptologe herangezogen wird und man das alles "selber kann" :autsch:).

Jein. Sie sollten Geschichtslehrer sein, aber wie in dem von mir geschilderten Fall (abgebrochener Geograph) ist das nicht immer so. Dass für die Sektion über das alte Ägypten aber keine Ägyptologen herangezogen werden, dürfte eine lässliche Sünde sein, da es nicht um die Vermittlung etwa des fachwissenschaftlichen Diskurses geht - und in der entsprechenden Altersstufe auch gar nicht gehen kann - sondern um exemplarische Ersteinblicke in Geschichte und vor allem um Arbeitsmethoden, die nicht nur im Geschichtsunterricht, sondern auch in anderen Fächern wichtig sind.
Du schreibst ja ganz richtig:
die Bücher müssen auch keinen wissenschaftlichen Standard erfüllen, Schüler würden es dann eh nicht verstehen.

Das allerdings müsstest du näher erläutern:
Grade in niedrigen Klassen geht es auch sehr zur "Geschichtserzählung", Spannung ist wichtiger als Korrektheit. Schüler können schon gern mal Fakten und "Märchenerzählung" verwechseln... in manchen Altersstufen und auch Schularten kann man anders fast gar nichts vermitteln. Ich hab das grad im Praktikum gemerkt... man kann denen nichts wissenschaftliches erzählen, auch wenns einem den Magen umdreht was für Quatsch man manchmal erzählen muss, damit die Kleinen begeistert sind.

Es kann ja nicht darum gehen, die Kinderchen zu bespaßen, die sollen arbeiten. Und - das meinst du sicher nicht, aber so liest es sich - es kann nicht sein, dass der Erhalt des Schülerinteresses am Stoff auf Kosten der harten Fakten geht.
 
Eigentlich hætte ich mal Lust, die aktuellen deutschen Lehrbuecher mit meinen damaligen und auch mit den norwegischen zu vergleichen.
Ab wann hat man eigentlich das Fach "Geschichte" aktuell in D?

Ich kenne es noch so, dass "Geschichte" mit der 5. Klasse* anfing - und dann wurde eben von Adam und Eva bis zur Neuzeit alles chronologisch durchgekaut. Entsprechend waren auch die Geschichtsbuecher. So hatte man immerhin mal von allem was gehørt, und wusste historische Ereignisse wenigstens einigermassen zeitlich einzuordnen.
Ist das heute auch noch so?
Ich erschrak neulich, dass eine junge Lehrerin und ein Student die Frage bei "Rette die Million", welche 2 historische Persønlichkeiten sich 1808 in Erfurt traffen, nicht sicher wussten. Von 4 vorgegebenen Antwortmøglichkeiten waren 3 so dermassen daneben (à la Friedrich der Grosse und Nostradamus oder so æhnlich), dass man die richtige Antwort eigentlich per Ausschlussverfahren finden musste, wenn man es nicht ohnehin schon gewusst hætte.

Offensichtlich gibt es da aber kein Grundwissen ueber die wenigstens ungefæhren zeitlichen Ablæufe mehr, woran liegt das?
Ist man der Meinung, man bræuchte das nicht mehr zu vermitteln, und legt mehr Wert auf andere Lernziele, bin ich unmodern?
Ist "333, bei Issos gab's 'ne Keilerei" out?

Zu Norwegen:
Ob es das Fach "Geschichte" als extra Fach noch geben wird, ich weiss es ehrlich gesagt nicht: Bis zur 5. jedenfalls war Fehlanzeige. Stattdessen gibt's hier "Gemeinschaftskunde", wo Geschichte, auch Geografie integriert sind.
Da tauchen dann hier und da Ægypter und Rømer auf, aber ob's da noch irgendwann den grossen Wurf noch gibt, auch Jahreszahlen: Ich fuerchte eher nicht. Mir scheint, hier in N geht geschichtliches Grundwissen, zu dem ich eben auch wenigstens einen ungefæhre Chronologie der Ereignisse unserer Geschichte brauche, vøllig verloren.
Ich bin mal gespannt und berichte dann im neuen Schuljahr.

Gruss, muheijo

* Edit: Nee, es war die 7., nach der Førderstufe, wenn ich mich jetzt recht entsinne
 
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