thanepower
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@Silesia Danke für den Verweis. In diesem Fall beziehe ich mich nicht explizit auf die "Konservative Revolution" eines Mohlers oder van den Bruck. Auf die werde ich gerne demnächst in einem anderen Thread noch zu sprechen kommen. Eher auf die angrenzenden politischen Dimensionen des christlich konservativen Denkens, die an den Rändern Schnittmengen haben.
Mir ging es speziell um die Einschätzung des konservativen Roll-Backs durch Kohl und durch seine Berater. Generell zeichnete sich die Ära Kohl dadurch aus, dass sie die Reformen der "Sozial-Liberalen-Koalition" rückgängig machen wollte. Dubiel hatte dieses Vorgehen im Rahmen des "Was ist Neokonservatismus" beschrieben.
Zusammenfassend brachte Dubiel diese Politik auf den Punkt, als er formulierte: „Sie verfehlt den Umstand, dass die neokonservative Gesellschaftslehre sich angeschickt hat, ein das praktische Handeln der politischen Eliten orientierendes Paradigma zu werden.“ (Dubiel, S.11) Also eine weitgehende Neugestaltung der sozialen und politischen Strukturen in der BRD entsprechend eines konservativen Wertehorizonts.
Und konkret war der Ausgangspunkt dieses gesellschaftspolitischen „Roll-Backs“ die These von der "Erschöpfung der kulturellen Moderne" und der damit zusammenhängenden "Utopien". (vgl. Habermas, S. 47).
Die neokonservative Neuausrichtung der deutschen Politik unter Kohl propagierte als zentrale gesellschaftspolitische Ideologie den Abbau des Sozialstaats. Parallel dazu legitimierte Kohl eine Ideologie wie „Leistung muss sich wieder lohnen“ und ermunterte damit die neokonservative Selbstbedienungsmentalität, als neues Paradigma einer Wirtschafts-Ethik. Der deutlichste Ausdruck dieser Orientierung war damals die Idee des „Shareholer Value“ als universelles Anreizinstrument des Wirtschaftens (gesteuert durch die Balanced Scorecard).
Zusätzlich zielte dieser neokonservative Roll-Back auf den Rückbau demokratisierter Strukturen, wie beispielsweise an den Universitäten ab.
Dieser gesellschaftliche Umbau wurde von mir, vielleicht etwas überspitzt gemessen an seinen historischen Vorgängern (vgl. Link von Silesia), als „konservative Revolution“ bezeichnet.
Dubiel, Helmut (1985): Was ist Neokonservatismus? 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Edition Suhrkamp, 1313).
Habermas, Jürgen (1985): Die neue Unübersichtlichkeit. Kleine politische Schriften V. Frankfurt am Main: Suhrkamp
"Konservative Revolution" nach der Wiedervereinigung? Helmut Kohl mit AK47 ging irgendwie an mir vorbei. Oder benutzte er wie die RAF eine H(elmut) K(ohl) MP5?
@Silesia Danke für den Verweis. In diesem Fall beziehe ich mich nicht explizit auf die "Konservative Revolution" eines Mohlers oder van den Bruck. Auf die werde ich gerne demnächst in einem anderen Thread noch zu sprechen kommen. Eher auf die angrenzenden politischen Dimensionen des christlich konservativen Denkens, die an den Rändern Schnittmengen haben.
Mir ging es speziell um die Einschätzung des konservativen Roll-Backs durch Kohl und durch seine Berater. Generell zeichnete sich die Ära Kohl dadurch aus, dass sie die Reformen der "Sozial-Liberalen-Koalition" rückgängig machen wollte. Dubiel hatte dieses Vorgehen im Rahmen des "Was ist Neokonservatismus" beschrieben.
Zusammenfassend brachte Dubiel diese Politik auf den Punkt, als er formulierte: „Sie verfehlt den Umstand, dass die neokonservative Gesellschaftslehre sich angeschickt hat, ein das praktische Handeln der politischen Eliten orientierendes Paradigma zu werden.“ (Dubiel, S.11) Also eine weitgehende Neugestaltung der sozialen und politischen Strukturen in der BRD entsprechend eines konservativen Wertehorizonts.
Und konkret war der Ausgangspunkt dieses gesellschaftspolitischen „Roll-Backs“ die These von der "Erschöpfung der kulturellen Moderne" und der damit zusammenhängenden "Utopien". (vgl. Habermas, S. 47).
Die neokonservative Neuausrichtung der deutschen Politik unter Kohl propagierte als zentrale gesellschaftspolitische Ideologie den Abbau des Sozialstaats. Parallel dazu legitimierte Kohl eine Ideologie wie „Leistung muss sich wieder lohnen“ und ermunterte damit die neokonservative Selbstbedienungsmentalität, als neues Paradigma einer Wirtschafts-Ethik. Der deutlichste Ausdruck dieser Orientierung war damals die Idee des „Shareholer Value“ als universelles Anreizinstrument des Wirtschaftens (gesteuert durch die Balanced Scorecard).
Zusätzlich zielte dieser neokonservative Roll-Back auf den Rückbau demokratisierter Strukturen, wie beispielsweise an den Universitäten ab.
Dieser gesellschaftliche Umbau wurde von mir, vielleicht etwas überspitzt gemessen an seinen historischen Vorgängern (vgl. Link von Silesia), als „konservative Revolution“ bezeichnet.
Dubiel, Helmut (1985): Was ist Neokonservatismus? 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Edition Suhrkamp, 1313).
Habermas, Jürgen (1985): Die neue Unübersichtlichkeit. Kleine politische Schriften V. Frankfurt am Main: Suhrkamp
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