Schwimmen im 18. Jh.

Ich habe vor Jahren im DLF mal eine Reportage gehört über einen jungen Seemann. Dieser hatte sich auf Urlaub mitnehmen lassen auf eine der Nordseeinseln, wo seine Eltern lebten. Er wurde in dichtem Nebel an einer Zunge des Strandes von Bord gelassen, weil er meinte von dort nach Hause laufen zu können. Dumm gelaufen: es war keine Strandzunge sondern eine vorgelagerte Sandbank, bei Ebbe. Auf seine Hilferufe gab es keine Reaktion. Die Geschichte ist dokumentiert durch den Pfarrer einer Nachbarinsel, dem man eine Zigarrenschachtel gebracht hatte, in welcher der junge Seemann die Erlebnisse seiner letzten Stunden gegeben hatte, in der Hoffnung, dass seine Eltern diesen letzten Gruß erhielten. Hätte er schwimmen können, hätte er eine Chance gehabt.
 
Es waren beileibe nicht nur Felsküsten, wo Schiffe scheiterten, Flachstrände mit Sandbänken sind genauso gefährlich.

Auf Sandbänke auflaufen ist nicht so gefährlich. Das Schiff kann auf der Sandbank stecken bleiben. Es gab ne Doku im Fernsehen über ein deutsches Schiff vor der Themsemündung. Da haben viele überlebt, die nicht von den Masten im Sturm runtergefegt wurden.
Der Untergang der Batavia selbst kostete nur 20 Personen das Leben.
 
Ich habe vor Jahren im DLF mal eine Reportage gehört über einen jungen Seemann. Dieser hatte sich auf Urlaub mitnehmen lassen auf eine der Nordseeinseln, wo seine Eltern lebten. Er wurde in dichtem Nebel an einer Zunge des Strandes von Bord gelassen, weil er meinte von dort nach Hause laufen zu können. Dumm gelaufen: es war keine Strandzunge sondern eine vorgelagerte Sandbank, bei Ebbe. Auf seine Hilferufe gab es keine Reaktion. Die Geschichte ist dokumentiert durch den Pfarrer einer Nachbarinsel, dem man eine Zigarrenschachtel gebracht hatte, in welcher der junge Seemann die Erlebnisse seiner letzten Stunden gegeben hatte, in der Hoffnung, dass seine Eltern diesen letzten Gruß erhielten. Hätte er schwimmen können, hätte er eine Chance gehabt.
Der junge Mann hieß Tjark Ulrich Honken Evers, bei der Insel handelte es sich um Baltrum.
 
@hurvi: Auf Sandbänke auflaufen ist nicht so gefährlich. Das Schiff kann auf der Sandbank stecken bleiben. Es gab ne Doku im Fernsehen über ein deutsches Schiff vor der Themsemündung. Da haben viele überlebt, die nicht von den Masten im Sturm runtergefegt wurden.
Der Untergang der Batavia selbst kostete nur 20 Personen das Leben.
Das heißt noch lange nicht, dass es auf Sandbänken immer so "glimpflich" ablief.
Liste der Katastrophen der Seefahrt ? Wikipedia
Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ? Wikipedia
 
Ein Großteil der Matrosen ihrer britischen Majestät stammten aus dem großstädtischen Proletariat der Londoner City, und in der Themse zu baden, war schon im 18. Jahrhundert nicht gerade ratsam. Die Themse nahm die Abwässer der Gerbereien, Schlachthöfe, Seifensiedereien, etc., etc auf, und London galt allgemein als eine ziemlich dreckige und nicht ganz ungefährliche Stadt.

Entsprechend war die Klientel nicht nur in der britischen Armee und Navy.

Glanzvolle und markige Krieger? Der Preußenkönig gab offen zu, dass seine Armee aus Sodomiten und verkrachten Existenzen bestände, und Wellington sprach von seiner underdogs nur als "scum of the earth".


Auf hoher See konnte man diese Galgenvögel wohl schleifen, sofern die Schnapsvorräte ausreichend waren, aber wenn die Flotte vor Spithead oder Portsmouth lag und gammelte, lag Meuterei in der Luft, und die Offiziere gingen ungerne unter Deck. Zwei große Meutereien vor Spithead ließen die Admiralität nicht ruhig schlafen, und sie konnten nur durch Zugeständnisse niedergeschlagen werden.

Dazu gehörte u. a. dass, wenn die Flotte vor Anker lag, die Crew Besuch von Frauen bekommen durfte, sicher waren da viele Offiziere besorgt wegen der Borddisziplin, denn Weiber an Bord, das wußten schon die alten Bukanier, ist schlimmer, als Klabautermänner.


Doch zurück zum Thema, viele Arbeiter, Handwerker und Bauern hatten mangels Freizeitbeschäftigung oft gar nicht die Gelegenheit, schwimmen zu lernen, und bei der Marine wurden aus naheliegenden Gründen Nichtschwimmer sogar bevorzugt, denn die kamen weniger leicht auf die Idee, zu desertieren.
 
Damit hast Du natürlich recht, obwohl ich spitzfindig feststellen könnte, dass Tjark in seinem letzten Selbstzeugnis nichts von erfrieren, sondern von ertrinken schreibt. Aber der hatte wohl andere Probleme, als sich über einzelne Worte Gedanken zu machen.
 
Vielen Dank!

Wow! Ihr seid aber schnell.

Vielen Dank für die zahlreichen Hinweise und Links - und die Samurai-Diskussion auch. ;-)
Grüße an alle
Andreas
 
Ein Teil der Bevölkerung konnte auch in dieser Zeit schwimmen - meist aus der ländlichen Bevölkerung, wo man es in einem ruhigen Gewässer wie dem Dorfteich etc. lernen konnte.

Das Meer (insbesondere die Nordsee) dagegen ist vergleichsweise schlecht geeignet, um schwimmen zu lernen.
Und Küstenbewohner waren auch wenig geneigt, es zu lernen.
Das Meer galt ihnen nicht als Freizeitspaß, sondern als bedrohlich und feindlich.

Und speziell gelernte Seeleute und Fischer von der Küste haben absichtlich nicht schwimmen gelernt aus Angst, damit bei einem Schiffbruch den Todeskampf nur qualvoll zu verlängern.

Wenn also bei einer Schiffsbesatzung jemand schwimmen konnte, dann waren es eher die aus dem Binnenland (und gerade bei der Kriegsmarine mit den zwangsgepreßten Seeleuten gab es die reichlich).
 
Grüezi

1538 veröffentlichte der Berner Nicolaus Wynmann (1522 bis 1550?) das erste Schwimm-Lehrbuch mit dem Titel „Colymbetes, sive de arte natandi dialogs“. Der Professor stammt aus Saanen im Berner Oberland und lernte in als Bube im Wallis schwimmen.
Der Professor Wymann lehrte unter anderem in Tübingen und Ingolstadt. Das Schwimm-Lehrbuch wurde in Augsburg veröffentlicht, soll aber kein grosser Erfolg gewesen sein, schon bald stand es auf dem Index.

Also - wer hats erfunden...
ein Bergler :winke:


Gruss Pelzer


.
 
Grüezi

1538 veröffentlichte der Berner Nicolaus Wynmann (1522 bis 1550?) das erste Schwimm-Lehrbuch mit dem Titel „Colymbetes, sive de arte natandi dialogs“. Der Professor stammt aus Saanen im Berner Oberland und lernte in als Bube im Wallis schwimmen.
Der Professor Wymann lehrte unter anderem in Tübingen und Ingolstadt. Das Schwimm-Lehrbuch wurde in Augsburg veröffentlicht, soll aber kein grosser Erfolg gewesen sein, schon bald stand es auf dem Index.

Also - wer hats erfunden...
ein Bergler :winke:


Gruss Pelzer



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Ist schon traurig, dass es dazu auch noch einen Professor bedarf.

Schwimmen ist doch naturgegeben. Jedes Baby kann gleich schwimmen, das ist erwiesen.
Ich denke, nur wer denkt, er kann nicht schwimmen, ertrinkt.
Ansonsten reichen doch einfache Bewegungen aus um oben zu bleiben.
Verstehe ich nicht, dass da so viel Wesen drum gemacht wird.
Dann kommt auch noch Panik oder Kälte mit ins Spiel. Dann sackt auch ein Schwimmer ab.

Übrigens, ich habe in meiner Jugendzeit den Rettungsschwimmerpass gemacht, ohne je einen Schwimmlehrer gesehen zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für den Adel und die Könige war Wasser (wie in einigen obigen Links ersichtlich) Keimzelle Nr.1 für tödliche Krankheiten.
Eine interessante Diskussion wäre auch "Das Verhältnis der Menschen zum Wasser". Offenbar zog es die Menschen einerseits immer zum Wasser, andererseits hatten sie auch immer Angst davor, und zwar nicht nur wegen der "objektiven" Gefahren.

Ein interessantes Buch ist in diesem Zusammenhang "Die Eroberung der Natur - Eine Geschichte der deutschen Landschaft" von David Blackbourn (einem Amerikaner !). Es entsteht der Eindruck, dass es für Flussbegradigungen, Stauseenbau und dem Trockenlegen von Sümpfen durchaus nicht nur ökonomische Gründe gibt, sondern auch "ideologische", im Sinne davon, das Wasser und damit die Angst vor ihm zu besiegen.

Schon Friederich der Große widmete dem Kampf gegen "Lücher und Brücher" mindestens soviel Energie wie dem Führen von Kriegen, obwohl Landgewinnung für Preußen eigentlich kein Thema war, sondern eher das Gegenteil, nämlich das "Peuplieren" des Landes. Selbiger betrieb auch die systematische Ausrottung von "schädlichen" Tieren wie Wölfen, Füchsen, Bibern usw.,was den Ideologieverdacht erhärtet.

Auch die Neigung zum Schwimmen oder dessen Ächtung sehe ich als Index zum Stand des menschlichen Verhältnisses zur Natur und zu seinem Körper, und damit zu seiner Sicht der eigenen Position in der Welt - was wiederum für das Verständnis der Geschichte wichtig ist.
 
Ansonsten volle Zustimmmung, nur:

obwohl Landgewinnung für Preußen eigentlich kein Thema war
Ich würde schon sagen, daß Landgewinnung ein Thema war.
Nämlich die Gewinnung brauchbaren Ackerlandes.
Die ehemaligen Sümpfe waren m. W. deutlich fruchtbarer als die brandenburgischen Sandheiden.
Und um "peuplieren" zu können, mußte Friedrich den Neulingen auch Landwirtschaftsflächen bieten.
 
Der ursprünglich anonyme Autor eines Berichtes (nur mit dem Kürzel P.V.D.H. gekennzeichnet, inzwischen als Peter van der Horst entschlüsselt [leider ohne Angabe, wie die Entschlüsselung gelang]) aus dem 17. Jahrhundert konnte offensichtlich schwimmen:



"Wie ich Anno 1647 in des Hertzogen von Venetien Diensten war / kamen auff uns zu / zwischen Candia [Kreta] und Malta in der Morgenstund der Admiral von Tripoli / gemondirt [ausgerüstet] mit 36. Stücken [= Kanonen] / und 16. Metanen [metallenen = aus Bronze gegossenen?] Bassen [Drehbassen]: wir fochten mit ihnen von dem Morgen biß an den Abend ungefehr zu 6. Uhren. Es war ein hartes Gefecht / so / daß wir unterweilen ein[er] dem andern eine geraume Zeit an Bort lagen / biß endlich unser Schiff durch 55. Fatiens [Fässer] / oder fünff und funfftzig hundert Pundt Pulver / mit allen die darinnen wahren auffflohe und daß Untertheil ging alsofort zu Grunde:
Ich aber war zu meinem Glücke gerade zuvor über Bort gesprungen / weil ich sahe daß ich nicht länger Zeit hatte da zu bleiben / daß Wasser aber ging ziemlich holl [hoch] / weil wir die vorige Nacht vor ein Schonvorsegel mit einem Schoversegel = Hauptsegel] hätten beygelegen [bei heftigem Wind auf der Stelle gelegen waren] / welches [wobei] auch beyde Schiffe ins bordiren so an einander rammeln thäte / daß man kaum das stehen darin behalten konnte: wie ich nun gedachte nach dem Admiral zu schwimmen / must ich es allezeit gegen die See halten / weil er zu Windwärts von mir war; Wen ich aber auff die See kam / lieff mich die Rabbeling vom Wasser übers Häupt / so / daß ich nicht sehen konnte und weil zu zweyen mahlen einige Kordusen [Kartuschen] durch Unvorsichtigkeit waren in Brand gekommen / wordurch ich ziemlich kahl war versenget / waren mich auch die Augen davon hitzig geworden / so / daß ich kein Saltzwasser in den Augen vertragen konnte / und wann ich zwischen die See [zwischen den Wellen] war / konnte ich viel weniger sehen wo ich hin schwam / ich ward auch von unsrem eignen Geschütz / so langst dem Schiffe schoß / mit Schrot ins Haupt gequetschet / und von dem Türcken durchs Bein geschossen / da ich zwar nichtes von fühlete / es war mir auch alles vergessen; doch macht mir daß bluten und schwemmen Ohnmächtig / so daß ichs nicht länger [aus]halten konnte: daß ärgste aber war noch dazu / dass / wann die See sich brach / daß sie mich dann allezeit zurück überwerffen wollte / worgegen ich mich dann währen muste: Es kam mich auch ein todter Türck oder Mohr / so blaue Kleider an hatte / entgegen treiben / den mich die See immer wollte auffs Leib werffen / da tummelte ich so etwas mit herumb / den ich konnte nicht mehr fort kommen / die Türcken konten mir auch nicht helffen / weil wir ihr Berck [Barke: vermutlich das eigentliche Schiff der Türken] oder Boht hatten in Stücken geschossen / welche Gaten [Löcher] sie erstmit Ochsenfell musten zumachen / so war ich auch von dem Holtz / so von dem Schiffe geflogen / zu ferne weg gearbeitet / daß ich von demselben nichtes bekommen konnte:
Also sahe ich vor mir keine Hülffe noch Errettung / war auch so abgemattet / daß ich anfing zu sincken / wie ich nun unter dem Wasser war / dauchte mich / alß wann einer zu mir sagte: Ich sollte mich nicht selbst erträncken / sondern mich wehren so lang ich konnte; Mir war auch unter dem Wasser nicht allzuwol zu muhte / so / daß ich bald wieder oben kam / fühlete auch indem neue Krafft / und kam eine See die hub mich auff / so / daß ich biß unter die Arme aus dem Wasser kam; mir lieff auch kein Wasser über das Haupt wie zuvor geschehen / so / daß ich etwas von mir sehen konnte / ward auch indem zwo Setkoyen oder kleine Betsteten / so man auff Schiffen gebrauchet gewahr / die von der See alsobald zu mir geworffen worden / also legete ich auff jeder Koje einen Arm und hing so in der Mitte / biß die Türcken kamen und holten mich aus dem Wasser:
[FONT=&quot]Wie sie mich nun an ihr Schiff brachten / war einer von den Renogarden / der thäte [gab] mir eine Brack [Bruch = Hose] oder ein Paar Hosen / die zog ich an / auff daß ich mich erwärmete / und weil ich etwas Wasser im Leibe bekommen hätte / ließ der Admiral mir Brandwein geben / auch muste mich der Barbirer verbinden; Also fand ich erst Errettung / da keine zu hoffen war / und hernach Gnade bey denen die mich hasseten. Gott gelobet für seine Wunder / die er an den Menschen Kindern thut."[/FONT]
 
Schmitt, Eberhardt (Hrsg.): Indienfahrer 2. Seeleute und Leben an Bord im Ersten Kolonialzeitalter. In: Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion 7. Wiesbaden 2008.
 
Ich komme immer noch nicht mit dem Thema "Schwimmen im 18. Jahrhundert " klar.
Kann mir doch keiner erzählen, das prozentual damals weniger schwimmen konnten, als heute.
Vielleicht liegt es auch daran, dass früher mehr Schiffe abgesoffen sind als heute und somit mehr Seemänner draufgingen.
Mitten im Meer nützt ja schwimmen können eh nichts.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie lernen heute Kinder schwimmen? Dadurch, dass sie systematisch Schwimmunterricht erhalten, meist schon im Verein vor der Grundschule, spätestens aber dort. Vor dem 19. Jahrhundert gab es aber weder Sportvereine noch ein systematisches Schulsystem mit festem Curriculum.
 
Ich komme immer noch nicht mit dem Thema "Schwimmen im 18. Jahrhundert " klar.
Kann mir doch keiner erzählen, das prozentual damals weniger schwimmen konnten, als heute.
Vielleicht liegt es auch daran, dass früher mehr Schiffe abgesoffen sind als heute und somit mehr Seemänner draufgingen.
Mitten im Meer nützt ja schwimmen können eh nichts.

Damals sind in Stürmen genauso die Seemänner abgesoffen wie heute, wenn ein Schiffe versinkt. Sicherlich sind nach heutigem Standard die Seenotrettungsanlagen auf Schiffen effektiver als damals. Aber diese helfen bei einem richtigen Sturm auch nicht immer.

Fakt ist, das die meisten Seemänner damals an Krankheiten verreckt sind und nicht ertrunken, daß galt für die Handelsmarine, wie für die Kriegsmarine so.

Irgendwo habe ich mal gehört, daß es sowieso besser ist, wenn Seeleute nicht schwimmen können, denn die verteidigen ihr Schiff bis aufs letzte, egal gegen wen oder was. Hingegen schwimmende Seeleute wohl nicht so auf ihren schwimmenden Untersatz angewiesen zu sein scheinen. Das halte ich allerdings für ein Gerücht...
 
Wie lernen heute Kinder schwimmen? Dadurch, dass sie systematisch Schwimmunterricht erhalten, meist schon im Verein vor der Grundschule, spätestens aber dort. Vor dem 19. Jahrhundert gab es aber weder Sportvereine noch ein systematisches Schulsystem mit festem Curriculum.

Die meisten bilden sich auch nur ein, nicht schwimmen zu können.
Alle Säuglinge können schwimmen.
Mir musste das keiner beibringen.
Da steckt wohl auch eine psychologische Schwäche dahinter.
Aber wie gesagt, mitten im Meer nützt das ja auch nichts.
 
Hier aus einem Bericht von 1594 zum Untergang des portugiesischen Schiffs Chagas im Jahre 1593:

"Schon waren sich die Feinde ihres Sieges nicht mehr gewiss und begierig darauf, von uns loszukommen, als das Feuer in [der Hülle aus] Kokosfasern, die von der Sonne ganz trocken und mit Teer getränkt und verschmiert war, so wild wütete, dass die Flammen hoch schlugen. Sie sprangen auf die Segel über und darüber hinaus auf den Mastkorb. Wie Werg verbrannten Segel, Takelwerk und Mastkorb mit solchem Ungestüm und in so kurzer Zeit, dass man es nicht verhindern konnte. Dazu fehlte es allerdings nicht nur an Anweisungen, sondern auch an Geräten, um das Wasser in eine solche Höhe zu spritzen (wie sie auf solchen Schiffen vorhanden sein sollten, denn es gibt sie). Die Feinde auf dem [englischen] Schiff am Bug schossen, während es sich langsam entfernte, mit der Muskete jeden tot, der das Feuer zu löschen versuchte. Denn selbst bei diesem heftigen Brand setzte sich der Kampf auf beiden Seiten fort, bis die Schiffe der Feinde weit genug weg waren. Vier lange Stunden dauerte es wohl, bis die Unsrigen endlich Gelegenheit bekamen, das Feuerlöschen in Angriff zu nehmen, und die Unsrigen es [den Engländern] gewährten, sich zurückzuziehen, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, in der sie sich befanden. Aber da war es für jede Rettung schon zu spät, denn das Feuer hatte sich nicht nur des Mastkorbs und des ganzen Takelwerks am Bug und am Kastell mit höllischer Kraft bemächtigt, [...] dass es kein Mittel gab, es aufzuhalten.
Nachdem es nun für die Unsrigen keinen Zweifel mehr gab, dass das Schiff unwiederbringlich im Feuer verloren war, stürzten sich viele von ihnen mit Flößen und Brettern ins Meer. Diejenigen, die nicht schwimmen konnten, gerieten in verzweifelte Todesangst. Wieder andere, darunter vor allem die Sklaven, klammerten sich an den Platz, an dem sie waren, mit Seufzern und Stöhnen aus tiefster Seele, einander um Hilfe bittend, den Himmel so laut um Gnade anflehend, dass die ganze Luft davon voll war. Indem sie von einer Seite zur anderen liefen, wussten sie nicht, ob sie sich lieber ins Meer stürzen oder von den Flammen aufzehren lassen sollten. Der Pater Frei Antonio klammerte sich an ein Kruzifix, Gott um Gnade für alle bittend.
Da das Feuer sie alle immer mehr in die Enge trieb, zwang es sie schließlich, sich ins Meer zu stürzen, wie es diejenigen getan hatten, die schwimmen konnten. Für die, die das nicht konnten, war die Angst noch viel größer, als sie versuchten, sich an Stöcke, Fässer oder Flöße zu klammern, wobei viele von ihnen ertranken, noch bevor sie sie erreichten. Und wenn die Not am größten war, kamen die Engländer mit ihren bewaffneten Booten heran, die viele von uns um Gnade anflehten, die sie ihnen aber nicht gewährten. Im Gegenteil, sie traktierten sie allenthalben grausam mit ihren Waffen. Jeden, den sie auch nur erreichen konnten, töteten sie wie Raubtiere.
Was soll ich hier nur sagen vom traurigen Jammern der armen Edelfrauen und vornehmen Damen und den Kindern und verzweifelten Müttern: Wie sie sich, da es keine Rettung gab, aneinander klammerten, so verzweifelt und von Sinnen, dass alle gewöhnlichen Grenzen überschritten wurden. Sie beklagten ihr Schicksal mit solcher Bitterkeit, dass es die Herzen der bedrängten Zuhörer zerriss. [...] Als man ihnen riet, sich auszuziehen, ins Meer zu springen und auf die Gnade der Engländer zu hoffen, zeigten sie sich entschlossen, sich eher verbrennen zu lassen. So fing Donna Luisa de Melo an mit dem Schicksal zu hadern, indem sie rief: "Oh, du Grausamer, dass du mich beim Schiffbruch der Santo Alberto so irregeführt hast, um mich nun in diese Bedrängnis zu bringen; hättest du mich dort ertränkt, dann wäre ich jetzt nicht in dieser Not. Oh, ihr Füße, was seid ihr dreihundert Meilen durch das Land der Kaffern gelaufen, wenn es doch besser gewesen wäre, eine Schlange hätte Euch gebissen, als jetzt im Feuer zu verglühen. Oh, Du undankbarer Sand der Kafferngegend, der du Donna Leonor de Sá verschlungen und bedeckt hast, warum hast du es mir verweigert, in dir begraben zu sein, als ich dich drei Monate und dreihundert Meilen lang zu Fuß durchquerte. Oh du Leben von kaum erreichten sechzehn Jahren, welches Ende nimmst du mit diesem bitteren und erzwungenen Tod im Feuer oder im Wasser oder durch die Waffen der ketzerischen Feinde? Weiche fort, trauriges Leben, verschwindet, trügerische Hoffnungen."
Solche und ähnliche Qualen durchlitten die verzweifelten Frauen und Kinder in diesem kurzen Rest ihres Lebens. Da ihnen geraten wurde, sich ins Meer zu stürzen, sprang Donna Luisa de Melo zusammen mit ihrer Mutter.
Noch als sie ertrunken auf der Insel Faial an Land geschwemmt wurden, wo sie begraben sind, hielt sie der Gürtelstrick eines Franziskaners zusammen. Und schließlich starben diese tapferen Portugiesen, indem sie durchs Meer zu schwimmen versuchten und noch im Wasser den Schüssen dieser grausamen Lutheraner ausgesetzt waren, gegen alle Kriegsgesetze, die es verbieten, Leuten, die besiegt und in diesem Zustand sind, das Leben zu nehmen."

Schmitt, Eberhardt (Hrsg.): Indienfahrer 2. Seeleute und Leben an Bord im Ersten Kolonialzeitalter. In: Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion 7. Wiesbaden 2008.
 
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