Sebastien Le Prestre Seigneur de Vauban, , Festungsbaumeister und Städteplaner

Scorpio

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Sebastien Le Prestre (1633-1707)war der bedeutendste Belagerungsspezialist und Festungsbaumeister der frühen Neuzeit. Seine Lehren wurden grundlegend für die moderne Fortifikationskunst.
Er begann seine Karriere unter Conde´ und eroberte 25 jährig Gravelines, Ypern, Oudenaarde und Lille. Insgesamt belagerte er für den Sonnenkönig mehr als 50 Städte, ohne einen einzigen Rückschlag zu erleiden. Eine Belagerung glich unter seiner Leitung der Generalprobe für ein Theaterstück. Zunächst wurde die gegnerische Festung eingeschlossen. Die Artillerie beschoß die schwächsten Punkte des Gegners, während die Infanterie ein Grabensystem errichtete, das sich in Zickzacklinien immer mehr der Festung annährte. Vauban verstand es, so exakt dabei Ein- und Ausfallwinkel zu berücksichtigen, daß das gegnerische Artilleriefeuer der eigenen Infanterie kaum gefährlich werden konnte. Unter seiner Leitung entstand nach dem Frieden von Njimwegen 1678 an den Grenzen Frankreichs ein gewaltiger Festungsgürtel, der von Dünkirchen, Lille, Arras über Longwy, Landau, Straßburg bis zur Schweizer Grenze verlief. Weit vorgeschoben, auf ehemaligem Reichsgebiet, war dieser Gürtel modernster Festungen eine frühe Maginotlinie, wenn auch weit erfolgreicher als diese.
Vaubans Festungen wahren nicht nur geniale Verteidigungsanlagen, es wahren wahre Kunstwerke, er war nicht nur Festungsbaumeister, sondern auch Städteplaner, in Freiburg soll ein Stadtteil bis heute seinen Namen tragen.
Vauban gab seinen Festungen den Grundriß eines Sterns. Er berücksichtigte bei seinen Bauten genau das Prinzip von Ein- und Ausfallwinkel, so daß sich jede Bastion gegenseitig Feuerschutz geben konnte. Jedes Bollwerk besaß eine eigene Garnison. Vaubans Kunst wurde von niemandem übertroffen. 1669 wurde er Generalinspektor aller französischen Festungen und 1703 Marechal de France.
Als Vauban seinem König diese Festungen baute, waren die Franzosen noch in der Offensive. Als aber die Franzosen im Spanischen Erbfolgekrieg eine Schlappe nach der anderen erlitten und Marlborough Festungen eroberte, die wie Lille bis dahin für uneinnehmbar galten, war es nicht zuletzt Vaubans Festungsgürtel, der den Sonnenkönig rettete. Vauban fiel schließlich wegen einer kritischen Denkschrift in Ungnade und wurde in den Ruhestand versetzt.
 
@ Vercingetorix
Würde mich auch interessieren.

Freiburg schrumpfte mit dem Ausbau zur Festungsstadt. Die vorigen Vorstädte wurden umgelegt. Vauban trug zu einem gänzlich neuen Stadtbild bei, das eigentlich noch bis heute prägend ist. Vauban schuf wie ganz richtig erwähnt nicht nur die Festungen sondern konzipierte auch zugleich deren Erstürmung. Dass ein hohes Maß an physikalischem und mathematischem Wissen zur Anlage und Belagerung von Festungen gehört ist sicherlich unbestritten.
Auffällig ist wie rasant sich um die Wende vom 17. zum 18. Jh. das ganze Milität entwickelte, wie rasch die Festungen, die Vauban erdachte wieder überholt waren. Nicht zuletzt ersieht man dies am Beispiel Freiburgs, das sowohl im Spanischen wie im Österreichischen Erbfolgekrieg eingenommen wurde.

Die weiteste Entwicklung des Vaubanschen Systems findet man in der 3.Manier, wie sie nur an der Festung Neuf-Brisach (Neu-Breisach) zu bestaunen ist.

"Vauban" ist ein Stadtviertel in Freiburg, welches nach einer ehemaligen franz. Kaserne benannt wurde, die in ein Wohnviertel umfunktioniert und umgestaltet wurde. "Vauban" ist mittlerweile auch die Endhaltestelle einer Straßenbahnlinie in Freiburg, eben im besagten Stadtteil.

Wen Belagerung und Festungsbau interessiert ist hier absolut richtig: http://www.ingenieurgeograph.de/Entwerfen/entwerfen.html
 
Brissotin, Vercingetorix, ich weiß es leider auch nicht genau. Ich bin auch nicht wirklich ein Experte, was Fortifikationskunst betrifft. Vielleicht schaut Tiberius Gabinius oder ein anderer Militärexperte noch mal vorbei, der kennt sich wirklich gut aus. Vielen Dank noch einmal für die Webseite.
 
Vaubans Denkschrift war der Entwurf einer Steuerreform für Frankreich. Er wollte kurz gesagt alle Steuerprivilegien abschaffen und das Steuersystem vereinfachen, was die Besteuerung von Klerus und Adel bedeutet hätte. Davon ließ er 200 Exemplare anonym drucken. Seine Autorenschaft kam jedoch heraus und der König ließ alle Exemplare konfiszieren und vernichten. Kurz darauf ist Vauban gestorben.

Es waren wohl solche Statements, die Anstoß erregten:
[FONT=&quot]„Ich fühle mich bei Ehre und Gewissen verpflichtet, seiner Majestät vorzutragen, dass man nach meinem Eindruck in Frankreich von jeher nicht genug Rücksicht auf das niedere Volk genommen hat. Daher ist es auch die am meisten ruinierte und elendste Schicht im Königreich, andererseits aber durch ihre Zahl und durch ihre wirklichen und nützlichen Dienste, die es dem Staat leistet, die bedeutendste Schicht. Denn das Volk ist es, das alle Lasten trägt, das immer am meisten gelitten hat und noch leidet.“[/FONT]


Mehr dazu hier (Punkt 4): http://www.progressfoundation.net/deutsch/texte/mackscheidt.htm
 
Vaubans Denkschrift war der Entwurf einer Steuerreform für Frankreich. Er wollte kurz gesagt alle Steuerprivilegien abschaffen und das Steuersystem vereinfachen, was die Besteuerung von Klerus und Adel bedeutet hätte.

Mehr dazu hier (Punkt 4): http://www.progressfoundation.net/deutsch/texte/mackscheidt.htm

Folgender Satz im Text sollte jedoch nicht ganz unkommentiert bleiben:

Leider gab es zur Zeit Ludwigs XIV. keinen Politiker, der den ökonomischen Weitblick und die fundamentalen praktischen Kenntnisse besaß, über die Vauban verfügte. Vauban stand einsam da und konnte sich mit seinen theoretischen Ideen zu seiner Zeit nicht durchsetzen.

Ein wenig muss ich dieser Sichtweise widersprechen, denn es war kein geringerer als Colbert, der ebenfalls versuchte das chaotische Steuersystem zu vereinheitlichen und so effizienter zu gestallten. Die Vereinheitlichung scheiterte jedoch an zahlreichen politischen Widerständen, nicht am König, denn der war daran auch interessiert, sondern hauptsächlich an den Provinzen und Generalpächtern. Jedoch ging eine völlige Abschaffung der Steuerprivilegien auch Colbert viel zu weit, da auch aus seiner Sicht die Wahrscheinlichkeit des polit. Erfolges wohl höchst gering war.

Aber auch nicht so ganz richtig ist, dass der Adel ein völlig steuerfreies Leben in Frankreich führte. Sehr wohl musste der Adel die indirekten Steuern der Krone voll und ganz bezahlen. Und 1695 war es wiederum Ludwig XIV. der die capitation einführte, die nichts anderes war als eine direkte Besteuerung des Adels und das nicht wenig, wobei die unteren Klassen dadurch kaum oder gar nicht besteuert wurden.

Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Capitation
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es Schätzungen über das gesamte verbaute Material im Festungsgürtel (in t)? Könnte ein Vielfaches der Pyramiden sein, was da bewegt wurde.
 
Ich möchte nochmal wissen ob was er mit seiner Denkschrift zu Ludwig XIV gemeint hat.Wollte er ihm dabei sagen , dass er den Untertanen und den Leuten vom niedrigen Stand auch Steuerfreiheit geben sollte ? / Das die Adeligen auch Steuern bezahlen sollten ?
 
Ich möchte nochmal wissen ob was er mit seiner Denkschrift zu Ludwig XIV gemeint hat.Wollte er ihm dabei sagen , dass er den Untertanen und den Leuten vom niedrigen Stand auch Steuerfreiheit geben sollte ? / Das die Adeligen auch Steuern bezahlen sollten ?
Steht oben im Beitrag von Andronikos vom 06.10.2006 14:39. Es ging um eine gleichmäßig gerechtere Besteuerung.
Der englische Wikipediaartikel dazu gibt dasselbe an:
Sébastien Le Prestre de Vauban - Wikipedia, the free encyclopedia

Oder Du liest Dich halt in das Werk selbst ein: La Dîme royale - Wikisource

Laut dem französischen Wikipediaartikel soll es auch eine Legende sein, dass der Tod Vaubans den französischen König nicht gekümmert hätte. Sébastien Le Prestre de Vauban - Wikipédia
 
Zitadelle von Lille

Ich fand die Doku, die jüngst auf Arte lief, sehr schön. Sachlich, kritisch, unaufgeblasene Fakten und gute Einblicke in Vaubans Denken. In 20 Minuten wurde sich vor allem auf die Festung Lille selber konzentriert. Sicher nichts neues für Festungsfans. Aber dennoch sehr spannend für mich.

Derzeit kann man sie sich noch in der Arte-Mediathek anschauen:
"Baukunst: Die Zitadelle von Lille" 27 Minuten (Arte (4.April)).:)
 
Ich fand die Doku, die jüngst auf Arte lief, sehr schön. Sachlich, kritisch, unaufgeblasene Fakten und gute Einblicke in Vaubans Denken.
Ja, die war informativ.
Es gab vor etlichen Jahren schon mal eine Doku über Vauban, auch gab es mal einen Doku-Zweiteiler "Architektur des Schreckens" (oder so ähnlich), im 1. Teil ging es überwiegend um Vauban, im 2. Teil um Verschwindtürme etc. im Ersten Weltkrieg und danach (Verdun, Maginot-Linie)
 
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