Segler des Mittelalters

Brissotin

Aktives Mitglied
Weil im Antike-Forum, hier nämlich: http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?p=186430#post186430 danach gefragt wurde und ich mich auch selber ein wenig dafür interessiere (ohne mich auszukennen), fange ich mal einen Thread an.
Meines Wissens waren schon Vorläufer der Koggen, welche von den Normannen im 12.Jh. erstmalig gebaut wurden und auch schon über Vorder- wie Achterkastelle mit bisweilen Zinnenkranz verfügten, ausschließlich gesegelt worden.
Hier ein par Bilder der Koggen: http://de.wikipedia.org/wiki/Hansekogge
http://www.sail.nl/schepen/replicas/kamper-kogge/

S et F

Brissotin
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Mittelmeerraum gab es da erst mal ( eigentlich immer noch seit dem Spätmittelalter) als Rund- d.h. Transport- Handels- und auch Kriegsschiffe die Nefs und die höherbordigen Naven. Beide trugen Achter- im Fall der Nave immer auch Vorderkastelle. Regional variierte natürlich Form als auch Größe dieser Schiffe bzw. auch der Name, z.B. hießen sie im katalanischen und portugiesischen Bereich wohl Nao. (Aragon=Katalanien war im Spätmittelalter Seemacht und damit Begründer der späteren spanischen Beherschung des westlichen Mittelmeers im 16 Jahrh.)In Portugal entwickelte sich dann wohl aus diesen Typen die schon angeführte Karavelle die DAS Standard Rundschiff des 15 Jahrh. wurde. Besonders große Karavellen wurden dann in dieser Zeit Karacken genannt.

Im Norden dagegen dominierte noch die Kogge, von den Niederlanden/Flamen (unter spanischer Herrschaft, d.h. auch beeinflußung wurden die Koggen aber auch mit südlichen Schiffstypen verschmolzen, bzw. Karacken verwendet. Über Koggen gibt es fantastisches Buch "Die Kieler Hansekogge" von Uwe Baykowski mit exzellenten Farbfotos einer Kogge in Aktion (incl. Bau).


Die älteste Darstellung einer mittelalterlichen Galeere findet sich in einer Miniatur aus dem Jahr 1047. Die Schiffe dieser Zeit scheinen noch Biremen in der Nachfolge der römischen Liburnen zu sein, also Schiffe mit zwei Rudern seitlich übereinander gesetzt genau wie in der Antike. Der Unterschied zur Antike ist der über der Wasseroberfläche liegende Rammsporn und die von den Arabern übernommene Besegelung mit Lateinsegeln. Außerdem hatten diese ersten Galeeren noch Seitenruder!

Im 14 Jahrh änderte sich dann das Riemenwerk erheblich. Der Rumpf wurde schlanker und die Ruderer saßen nicht mehr schräg versetzt übereinander sondern nebeneinander in einer Ebene. Dieser Typ wurde erstmals in Italien gebaut und nannte sich daher Fusta. Ab Mitte des 15 Jahrh wurden dann 3 Ruderer an 3 Riemen eingesetzt die alle von einer Ducht aus gerudert wurden. Dieser Typ wurde dann Galia sottil genannt, nicht jedoch in Venedig in dem man die antiken Bezeichnungen bebehielt. Daher hieß dieser Typ dort Triereme, die Fusta wurde als Bireme bezeichnet. Das eigenartige Rudersystem hieß alla zenzile. Diese Form hielt sich noch bis ans Ende des 16 Jahrh, vor allem in Venedig.

Gleichzeitig wurde der Rammsporn immer länger, schlanker und höher angebracht, so daß er seine ursprüngliche Funktion schon im 14 Jahrh wohl nicht mehr wahrnehmen konnte. Mit Beginn des 16 Jahrh kamen dann Galeeren auf die nicht 3 Mann an 3 Ruder sondern 3 dann bald 4/5/6 usw. Mann an ein Ruder setzten. Dieses System wurde vielleicht zuerst wieder in Venedig erfunden und hieß a scallogio. Dem steht gegenüber, daß es sich gerade in Venedig lange nicht durchsetzen konnte.

Im 14-15 Jahrh kommt dann die Batarde auf, eine Mischung aus Galeere und Nave, die sogenannte Handelsgaleere im weiteren auch galea di mercato genannt. Diese brachten teure Luxuswaren so schnell und sicher an ihr Ziel das sie sich noch bis ins 16 Jahrh halten konnten. Mit dem Preisverfall für Gewürze usw. und der Verlagerung auf den Atlantikhandel verschwindet dieser Typ am Ende des 16 Jahrh. Die Batarde befuhr in Konvois aber auch den Atlantik in die Nordsee bis nach Brügge. Der letzte solche Konvoi fand 1564 nach Ägypten und 1570 nach Syrien statt.

Neben den großen Galeeren gibt es natürlich eine viel größere Menge von kleineren Schiffen die aber ebenso mit Rudern und Segel angetrieben wurden und meist unter dem Namen Galeota zusammengefaßt werden. Mit der Notwendigkeit rudergetriebener Großkampfschiffe entstehen dann im 16 Jahrh die Galeassen. Besonders große und breite Galeeren die mit einer Vielzahl von Kanonen vor allem zu den Breitseiten hin bewaffnet sind. Vor allem diese Galeassen entscheiden bei Lepanto 1571 die Schlacht für die Christen da die Osmanen über keine solchen Schiffe verfügen. Mit dem Ende des 16 Jahrh kommt dieser Typ aber ebenso wieder außer Gebrauch.



Galeeren im Mittelalter: Die älteste belegte Darstellung einer mittelalterlichen Galeere findet sich in einer Miniatur aus dem Jahr 1047 die heute in Madrid aufbewahrt wird.

Die ersten Zeichnungen, aus denen man auch technische Details entnehmen kann, enstanden 1150 als Illustrationen einer Handschrift die heute in der Bibliotheque Nationale vorliegt.


1 Wie lang?

Im Früh und Hochmittelalter waren diese Galeeren meist um die 25 bis 30 m lang. Vereinzelt gab es längere Schiffe, so zum Beispiel in den byzantinischen Flotten, das waren aber Ausnahmen.
Die römsichen Liburnen hatten meist um die 20 m bis 25 m Länge, für das Frühmittelalter dürften die meisten Galeeren außerhalb des byzantinischen Bereiches nicht darüber gelegen haben, aber die meisten Küsten waren da ja noch eben byzantinisch und die gesamte Seefahrt im Mittelmeer in der Hand der Oströmer und der Araber. Die arabischen Galeeren entsprachen ebenfalls genau dem oströmischen Typ und wurden vor allem in der Levante und in Ägypten nach deren Eroberung gefertigt, die Araber führten dann als erste das ihnen vertraute Lateiner Segel auf diesen Schiffen ein, die Oströmer zogen dann nach.

2 Welche Bauweise?

Der Rumpf wurde im Früh und Hochmittelalter besonders schlank gehalten, da man aber noch nicht wie im Spätmittelalter eine Plattform über dem Rumpf hatte, auf der die Ruderer plaziert waren, sondern diese noch im Rumpf untergebracht waren, so hatten diese Schiffe noch kein so extremes Längen/Breiten Verhältnis wie dann im Spätmittelalter oder in der Renaissance.

Die typische Venezianische Galeere der ersten Hälfte des 13 Jahrhundert hatte zum Beispiel 27 m Länge, 4 m Breite und 1,5 m Tiefgang.

Das entspricht schon einem Längen-Breiten-Verhältnis von 6-6,5 bei den normalen Galeeren. Das größte Schiff Venedigs hatte zu dieser Zeit eine Länge von 40 m und 7,5 m Breite.

Der Grund warum kleine Galeeren noch schlanker sein müssen als große ist folgender:

je breiter desto mehr Wasserwiederstand, desto langsamer, je kürzer aber, desto weniger Ruderer also desto weniger Vortrieb.

Im Spätmittelalter/Renaissance änderte sich dann die Bauweise massiv und die Ruderer wurden aus dem Rumpf heraus über diesem plaziert, so wurde der Rumpf dann schnell schmaler, die 50 m Langen Galeeren bei Lepanto hatten schon ein Längen-Breiten Verhältnis von 8,8.

Die Galeeren des Mittelalters hatten in Italien und im westlichen Mittelmeer Bereich meist nur einen Mast, der mit einem Latein Segel bestückt war, also mit einem dreieckigen Segel, vereinzelt haben das heute immer noch Fischerboote im Mittelmeer.

Die Riemen waren im Frühmittelalter durch die Biremen Konstruktion noch kürzer, erst im Spätmittelalter wurden sie dann bedeutend länger.

Die Galeeren hatten im Mittelmeer noch bis Anfang des 14 Jahrhundert Seitenruder. Erst dann kam das Heckruder auf.

Zur gleichen Zeit kam bei den großen Galeeren um und über 40m Länge dann ein zweiter Mast auf. Das lag an der Bedeutung der Handelsgaleeren der Galea die Mercato dieser Zeit, die meist mit weniger Ruderern aber dafür über sehr viel weitere Strecken fuhren. Reine Kriegsgaleeren blieben auch noch bis Lepanto häufig einmastig.

Die Schiffe hatte noch im Frühmittelalter und noch bis ende des 13 Jahrhunderts einen einsatzfähigen Rammsporn, der jedoch in Folge der Konstruktion immer mehr nach oben versetzt wurde, und daher ein Gegnerisches Schiff zwar rammen, aber dadurch nicht versenken konnte, er wurde noch zum Abfahren der Riemen verwendet verlor aber im Hochmittelalter seine praktische Funktion und das Entergefecht und der Einsatz von Brandkampfstoffen dominierten dann die Seekriegsführung.

3 Gab es zusätzliche Besegelung?

Ja, in Form eines großen Lateinersegels. Das viereckige Rahsegel verschwand auf den Galeeren im westlichen Mittelmeer in der zweiten Hälfte des 9 Jahrhundert. Die Byzantiner führten noch Vorsegel, die jedoch im westlichen Mittelmeer nicht üblich waren, und auch im Osten im 11 Jahrhundert dann verschwanden.

Auf dem Achterdeck stand bei den Galeeren noch der sogenannte Flaggstock, eine Stange an der kein Segel sondern eine Fahne aufgehängt war, dieser ist aber der verkümmerte Rest eines kleineren Mastes hinter dem Hauptmast nach Art einer Ketsch oder Yawl zu sehen, noch bis ins 10 Jahrh dürfte dieser Zusatzmast noch eine praktische Funktion gehabt haben und mit einem Zusatzsegel versehen gewesen sein. Er stammt von dem Antiken sogenannten Artemon Mast ab.

4 Wer ruderte?

Im Gegensatz zu unserer Vorstellung vom Rudersklaven oder Galeerensträfling in der absoluten Mehrheit Freie Männer. Zum Ende der Antike hin waren Sklaven viel zu wertvoll geworden, um sie als Ruderer zu verschleißen, die Flotten umgekehrt so klein, und auch die Schiffe nicht mehr so personal intensiv, daß man nicht auf freie Seeleute hätte zurückgreifen können. In Folge des Kolonatssystems der Spätantike hatten die Kolonen der Küstenprovinzen eine bestimmte Anzahl Ruderer zu stellen. Das blieb dann auch mit der Themen Ordnung der Byzantiner gleich, die jeweiligen Themen stellten je nach Lage eine bestimmte Anzahl Ruderer und auch Schiffe. Da schon in der Spätantike das Rammen als Kriegstechnik ein sinnloser Spezialfall geworden war, boten zudem die Ruderer in der die Seekriegsführung dominierenden Entertechnik eine enorme zusätzliche Kampfkraft und wurden daher auch bewaffnet und im Enterkampf ausgebildet.

Auf diese Weise errang Konstantin in der letzten klassischen Seeschlacht der Spätantike, der letzten Schlacht übrigens auch, in der noch Trieren zum Einsatz kamen einen Sieg, weil die freien Ruderer auf seinen Liburnen, auch wenn diese von den gegnerischen Trieren gerammt wurden und vollliefen und untergingen, diese gegnerischen Schiffe trotzdem enterten und eroberten.

In den meist als Stadtstaaten bestehenden Seemächten im Westlichen Mittelmeer stellten die Armen und die Unterschicht die Ruderer, die wie in der griechischen Antike in Italien ein eigener Berufsstand waren und Galeoti hießen. Sie wurden besser bezahlt als Hafenarbeiter oder Seeleute auf Handelsschiffen, den vor allem von ihrem Können hing der Sieg im direkten Kampf mit einem gegnerischen Schiff ab. Die Phase in der Antike, wo die Ruderer Sklaven waren, war wie die Endzeit der Galeeren, wo man Sträflinge auf diese verbannte eigentlich eine Zeit des Niedergangs der Galeeren. Bei den komplizierten Rudersystemen im Hoch und Frühmittelalter war noch Können erforderlich um das Schiff zu manövrieren, als diesen Können dann mit dem Stand der Ruderer niederging, eine Folge der Kanonen und der Artiellerie auf See, passte man dann das Rudersystem an die veränderte Situation an. In der Antike wiederum war die Zeit der Sklaven Galeeren eine Zeit ohne Gegner zur See.

Den Galeoti in Venedig und Amalfi war es auch erlaubt, statt des Soldes auf der Reise auf eigene Faust etwas kleinen Handel zu treiben. Sie durften immer so viel einkaufen, wie sich unter ihrer Ruderbank verstauen ließ. Außerdem wurden Ruderer im Krieg oder bei Piratenzügen, die damals alle Staaten unternahmen an der Beute beteiligt.

In Venedig wurden die Galotti auch Marianaio bezeichnet und vor dem Palast des Dogen konnte man als solcher bei einigen dort stets vorhandene Schreibern anheuern. Man erhielt dann eine Schiffszuteilung vom Staat, heuerte also nicht direkt auf einem Schiff an. Dafür erhielt man sogar 3-4 Monatslöhne im Vorraus.

Im Kriegsfall gab es in vielen Stadtstaaten mit Schiffen Verordnungen, nach denen jeweils eingeteilte Stadtviertel eine bestimmte Menge an Ruderern zu stellen hatten.

Im 15 und 16 Jahrhundert ging dann die Ära der freien Ruderer zu Ende, auf Zwangserhebungen folgte dann bald Sklaverei. Aber noch bei Lepanto entschieden die christlichen Reserven die Schlacht, in dem deren freie Ruderer um ein vielfaches schneller als die Sklaven der Osmanen den Durchbruch der Algerier und Ali el Uluji abfangen konnten.

In Kriegszeiten war es im 15 und 16 Jahrhundert auch noch üblich, den Sklaven und Straftätern auf den Schiffen im Falle des Sieges vorher die Freiheit und eine geld Entschädigung zu versprechen, um sie zur Leistung anzuspornen.

Im 14 Jahr vielen dann die Galeotti auch als Kämpfer langsam weg, und man verwendete dafür eigens abgestellte Seesoldaten. Kurz darauf kamen aber auch schon die Geschütze auf ,die die ganze Seekriegsführung von Grund auf veränderten.
 
Reine Kriegsschiffe hatten recht lange die Möglichkeit, im Notfall gerudert zu werden (zumindest im europäischen Raum). Das wird sehr schnell verwständlich, wenn man sich die Vor- und Nachteile von geruderten Schiffen anschaut:
+ unabhängig vom Wind
+ recht schnell (und wenn der Wind mal wirklich stärker blies, konnte man immer noch segeln)
+ sehr wendig (damit hatten noch die Briten in den napoleonischen kriegen zu kämpfen, zumindest wenn man den marinehistorischen Romanen glaubt)
+/- große Mannschaften (große Mannschaften sind teuer und brauchen viel Verpflegung, aber Kriegsschiffe brauchen sowieso große Mannschaften)
- geringe Reichweite (da viel Verpflegung mitgeführt werden muß)
- wenig freie Ladekapazität (für ein reines Kriegsschiff recht unwichtig)

Wenn man das so anschaut, dann haben geruderte Schiffe für Kriegszwecke nur Vorteile - mit Ausnahme der Reichweite. Aber gerade im Mittelmeer war die Küste nie sehr weit weg. Die Reichweite wurde erst im Zeitalter der Entdeckungen von eminenter Bedeutung.

Hier übrigens noch ein paar Daten zur Geschwindigkeit von Schiffen im Mittelalter (Übernommen aus Norbert Ohler "Reisen im Mittelalter")
Flußschiff talwärts auf Rhein oder Po: 100-150 km Etmal (Tagesleistung)
Galeere, nur von Rudern angetrieben, 1. Stunde: 8 km/h
nach der ersten Stunde: 2,7-4,2 km/h
Galeere unter Segel: 11 km/h
Segelschiff: 5 km/h, 120-200 km Etmal
Segelschiff, von Wind, strömung und Rudern angetrieben: 11-13 km/h
Wikingerschiff (Nachbau von 1893): 17-20 km/h, 150 km Etmal
Hansekogge: 8-13 km/h

Zumindest auf kurze Strecken ist die Galeere also durchaus so schnell wie ein Segler, und sie ist eben wendiger.
 
Quintus Fabius schrieb:
Im Mittelmeerraum gab es da erst mal ( eigentlich immer noch seit dem Spätmittelalter) als Rund- d.h. Transport- Handels- und auch Kriegsschiffe die Nefs und die höherbordigen Naven. Beide trugen Achter- im Fall der Nave immer auch Vorderkastelle. Regional variierte natürlich Form als auch Größe dieser Schiffe bzw. auch der Name, z.B. hießen sie im katalanischen und portugiesischen Bereich wohl Nao. (Aragon=Katalanien war im Spätmittelalter Seemacht und damit Begründer der späteren spanischen Beherschung des westlichen Mittelmeers im 16 Jahrh.)In Portugal entwickelte sich dann wohl aus diesen Typen die schon angeführte Karavelle die DAS Standard Rundschiff des 15 Jahrh. wurde. Besonders große Karavellen wurden dann in dieser Zeit Karacken genannt.

Im Norden dagegen dominierte noch die Kogge, von den Niederlanden/Flamen (unter spanischer Herrschaft, d.h. auch beeinflußung wurden die Koggen aber auch mit südlichen Schiffstypen verschmolzen, bzw. Karacken verwendet. .
Bei den Koggen im Ostsee - und Nordseeraum wissen wir , das sie von
Anfang an als bewaffnete Kauffahrer handelten Auch mit ersten
primitiven Geschützen bestückt.
Das war sicher im Mittelmeerraum entsprechend.
Nao und Karavellen liessen sich ebenso leicht als Kriegsschiff einsetzen
durch mehr Bewaffnung und Bemannung.

Von den portugiesischen Nao weiss ich , das es der Schiffstyp war, welchen
die Portugiesen unter Heinrich dem Seefahrer als Expeditionschiffe
einsetzten.
(In Lissabon gibt es ein exzellentes Marinemuseum in einem Flügel des
ehemaligen Grossklosters San Lorenzo - gleich am Tejo-Ufer)

Als die Karavelle die Nao ersetzte/ergänzte ist wohl deren grössere
Zuladungsmenge entscheidend gewesen - grössere Einsatreichweite
und Einsatzdauer.
 
Noch 2 Sachen an die mich dieser thread erinnert hat
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=7277
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=109223&postcount=5 (hierin ist ein sprachlicher Schnitzer, der in der Diskussion richtig gestellt wurde)
+/- große Mannschaften (große Mannschaften sind teuer und brauchen viel Verpflegung, aber Kriegsschiffe brauchen sowieso große Mannschaften)
Aber bei einem Ruderschiff ist das Verhältnis Kämpfende*-Antreibende zugunsten der letztern geschoben
Ich such zu Morgen mal ein wenig zu Hansekoggen im Kampf heraus.

*meint mit Waffen und auch einzeln kämpfend
 
@ Themistokles
Ich hatte auch bei der Erstellung des Threads eher an die Segler zwischen den Wikingern und dem Zeitalter der Entdeckungen (ab 15.Jh.) gedacht. Das heißt es ging mir u.a. um die Fortentwicklungen der Wikingerlangboote, welche man, mit Kastellen besetzt wohl in den Schiffen der Normannen des 12.Jh. sehen kann. Natürlich passen Koggen auch vorzüglich da hinein.
 
Aber bei einem Ruderschiff ist das Verhältnis Kämpfende*-Antreibende zugunsten der letztern geschoben
Aber nur solange sie auch rudern.
Im Mittelalter fand ja noch kein Seekampf statt, wie man es aus späteren Zeiten kennt, mit recht großen Distanzen und aufwendigen Manövern. Stattdessen wurden die Schiffe eher als Plattform für einen "Landkampf" genutzt. Lagen die Schiffe aber erst einmal längsseits, dann mußte man eh nicht mehr rudern. So haben z.B. die Wikinger ihre Seeschlachten ausgefochten.

Oder anders herum gesagt: ein Kriegsschiff hatte immer eine große Mannschaft, da man die für den Kampf eben brauchte. Dann konnte man ein Schiff bei widrigen Windbedingungen aber auch rudern. Ein Handelsschiff versuchte, mit einer so kleinen Mannschaft wie möglich auszukommen, da das eben billiger war. Damit fehlte aber die manpower zum Rudern.
 
Shay schrieb:
Lagen die Schiffe aber erst einmal längsseits, dann mußte man eh nicht mehr rudern. So haben z.B. die Wikinger ihre Seeschlachten ausgefochten.
Das setzt eine gute Kalkulation vorraus. Man muss wissen, dass der andere nicht mehr entkommen kann/will oder überraschend schnell vom Rudern zur Gefechtsbereitschaft übergehen. Da die Fahrzeuge der Konkurrenten, wie der Slawen, aber ähnlich aussahen und ergo die selben Probleme gehabt haben, sollten sich handfeste Probleme nur gegen völlig anders vorgehende Gegner gezeigt haben.
Leider kenne ich mich nicht gut genug darin aus. Im Mittelmeer sollten solche Treffen Langschiff gegen Galeere schon vorgekommen sein. Der Vorteil müsste da auf der Seite der Galeeren gewesen sein, die gleichzeitig eine Truppe zum Entern UND Rudern hatte, wenn ich mich nicht irre. Das gehört dann aber in das Wikinger-Unterforum. Kannst du dort einen Thread dazu aufmachen, Shay?

http://ottenb.areca.de/venice/galeere.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Galeere
http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761573362/Galeere.html (unten was zu den mittelalterlichen Galeeren)
Hier was zum Thema Galeere (vor allem Fotos).

Das wäre eine gute Frage ob es mal zu Gefechten zwischen den byzantinischen Galeeren mit 120 Ruderern und 40-50 Soldaten u. Matrosen und den Wikingerlangschiffen kam. Für die Wikinger mag ausschlaggebend gewesen sein, dass alle Besatzungsmitglieder gleichzeitig auch Kämpfer waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kannst du dort einen Thread dazu aufmachen, Shay?
Könnte ich schon, allerdings weiß ich nicht viel zu berichten. Ich kann mich zwar noch in etwa an einen Bericht über eine rein-wikingische Seeschlacht erinnern, habe aber weder in meinen Büchern, noch im Netz irgendetwas zitierwürdiges gefunden.
 
Die Schiffe die man da mit „Kastell“aufbauten versah waren aber keine Langschiffe.

Bei den Wikingern gab es zwei Primärtypen von Schiffen, die Langschiffe die auch gerudert wurden, diese Schiffe wurden noch von den Normannen bei der Eroberung Englands eingesetzt, und die massiveren Segler, die man Knorr nannte.

Aus den Langschiffen entwickelten sich die Schniggen, ein Begriff der schon zur Zeit der Wikinger für kleine schnelle Langschiffe verwendet wurde. Die Drakare und Skaid dagegen gingen mit der Zeit unter und wurden nicht mehr verwendet.

Die Angelsachsen verwendten ebenfalls Langschiffe, im Kampf gegen die Wikinger wurden diese unter König Alfred deutlich größer, hochbordiger und massiver als die Drakare.

Diese massiveren und mehr Segel orientierten Schiffe waren alle an den Knorren orientiert oder von diesen beeinflußt. Die ersten Segelkriegsschiffe der Normannen, auf die diese dann Kastellaufbauten setzten waren wohl Nachkommen der Knorren, und wurden schon Nefs genannt. Da die Normannen ja auch im Mittelmeer (Sizilien) unterwegs waren, darf man von einer gewissen Beeinflußung durch die Naven des Mittelmeerraumes ausgehen, zumindest was die Kastellbauten angeht.

Der Primärunterschied zwischen Mittelmeerschiffe und solchen des Nordens blieb: das die Schiffe im Mittelmeer kraweel geplankt waren, die im Norden aber die Klinkerbauweise der Wikinger beibehielten.

Das wäre eine gute Frage ob es mal zu Gefechten zwischen den byzantinischen Galeeren mit 120 Ruderern und 40-50 Soldaten u. Matrosen und den Wikingerlangschiffen kam.

Kam es während des Krieges der Rus gegen Byzanz. Die Rhomäer gewannen solche Seegefechte mit dem griechischen Feuer relativ leicht. Im übrigen waren nicht alle rhomäischen Kriegsschiffe so groß wie das hier genannte. Die meisten waren kleiner.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Im heimischen Bücherschrank fand sich das Buch „Seekriege der Hanse“ von Konrad Fritze und Günter Krause aus dem Militärverlag der DDR. Ich fand einige Informationen zu Schiffstypen und den Mannschaften.
In Nord- und Ostsee ist der Schiffsbau im frühen Mittelalter wesentlich durch Wikinger einerseits und Friesen andererseits beeinflusst wurden. Die Hauptunterschiede liegen in der Verbindung der Planken (Nieten-Nägel) und dem Steven (gebogen-gerade). Die Schiffstypen wurden immer größer und hochbordiger, dazu kamen Veränderungen in Takelage, dem Steuerruder und Segel, die ich als Laie überhaupt nicht verstand und deshalb lieber nicht versuche darzulegen, da ich nicht mal wichtige von unwichtigen Angaben unterscheiden kann. Ab 1250 finden sich durchgehend geschlossene Oberdecks und 100 Jahre später beginnt man vorn und hinten Kastelle aufzusetzen (sie sind noch kein Standartbestandteil). Zusammen mit dem Mastkorb stehen damit 3 erhöhte Gefechtsplattformen zur Verfügung.
Im 15. Jhd. wird die Kogge durch den Holk oder Hulk abgelöst, der breiter, flachbordiger und durchgebogen ist. Die entscheidende Leistungssteigerung wird durch die Übernahme des Kiels erreicht. Inzwischen ist die Hanse weniger am Handel mit Luxusgütern 8Bernstein, Pelzen,...) interessiert, sondern konzentriert sich auf Platzintensive Waren (Bauholz, Getreide,...). Aus diesem Grund wird die Vergrößerung der Schiffe fortgesetzt und man baut mehr Masten auf. Zusätzlich steigt man in der Beplankung vom Klinkerbau auf das Kraveelieren um und die neue Schiffsklasse des Kraweels entsteht. Eine Trennung zwischen Handels- und Kriegsschiffen wurde noch nicht vorgenommen.
Aufgrund des gnadenlosen Vorgehens der Piraten zu der Zeit, bewaffneten sich im Gefechtsfall alle Personen auf dem Schiff (einschließlich Passaggiere). Bis zum 14. Jhd. stieg die Mannschaft nie über 50 Mann. Später kann man ca ein Mensch auf 5 Lasten (eine hansische Last~1880 kg) rechnen. Im Laufe der Zeit wurden zunehmend Söldner und Kriegsvolk angeworben um die Matrosen um Gefechtsfall zu unterstützen. Der sold lag zwar über der Heuer, aber An der Beute wurde nur das Schiffsvolk beteiligt.
Die Bewaffnung der Hanseschiffe unterschied sich im Mittelalter weder im Bezug der Geschütze noch der Hand- und Fernwaffen vom im Landkrieg eingesetzten Mitteln.
Die Schützen standen auf den Kastellen, während Bliden und Werke mittelschiffs aufgebaut waren.
1330 entstand das erste deutsche Geschütz und auf den Hanseschiffen tauchten Drahtkanonen und später Schlotbusse auf. Erst Galilei führte ballistische Überlegungen für Kanonen durch. Bis dahin schoss man ohne Berücksichtigung des Abschusswinkels, da man davon ausging, dass ein Geschoss bis zur maximalen Reichweite geradeaus flog und dann herunterfiel.
Die Kapitel zu konkreten Taktiken führe ich mir in den nächsten 24 Stunden zu Gemüte
Auf diesen Seiten steht ebenfalls einiges nützliches: http://de.wikipedia.org/wiki/Entwicklungsgeschichte_des_Segelschiffs
http://de.wikipedia.org/wiki/Hansekogge
http://www.bernhardkeller.de/Projekte/_Die_deutsche_Hanse_/_Hanse__-_Inhalt/_Hanse__-_Handelsgebiete/_Hanse__-_Kaufleute/_hanse__-_kogge.html

Oder anders herum gesagt: ein Kriegsschiff hatte immer eine große Mannschaft, da man die für den Kampf eben brauchte. Dann konnte man ein Schiff bei widrigen Windbedingungen aber auch rudern. Ein Handelsschiff versuchte, mit einer so kleinen Mannschaft wie möglich auszukommen, da das eben billiger war. Damit fehlte aber die manpower zum Rudern.
wie oben bereits steht, wurde diese Unterscheidung in der Hanse nicht getroffen. Ich sehe außerdem ein Problem in Bezug auf Rüstungen. Im Kampf wird ein Besitzer einer solchen nicht darauf verzichten wollen. Aber zum Rudern legt ein vernünftiger Mensch sie bestimmt ab. Mit der Einführung geschlossener Decks braucht ein Ruderer sowieso zu lange, bis er nach dem aufstehen von der Ruderbank am Gefecht teilnehmen kann.
 
Quintus Fabius schrieb:
Die Schiffe die man da mit „Kastell“aufbauten versah waren aber keine Langschiffe.

Ich habe nachgeschlagen. Ja die Schiffe der Normannen mit besagten Aufbauten wirken plumper als die Langschiffe. Mein Fehler.
Die Handelsschiffe der Wikinger, die Knorren, sollten ja auch vornehmlich viele Waren aufnehmen, wofür ein Langschiff vielleicht nicht so gut geeignet war. Inwieweit nun die Intention beim Bau der Nefs war, trotz der Nachteile, wäre interessant zu untersuchen. Vielleicht ist sie im Interesse am Enterkampf zu suchen. Man kann von höher bordigen Schiffen auf den Gegner herabspringen. Da muss das erste Schiff mit Kastell im Enterkampf selbst überlegen gewesen sein.

Im Kulturhistorischen Museum in Stralsund http://www.absolut-mecklenburg.de/root/II_00_00010/index.php?seite=61 gibt es ein Modell eines slawischen Schiffes welches sehr den Knorren ähnelte.

Themistokles, guter Beitrag. Der Militärverlag der DDR hat schon sehr viel publiziert und der Fokus auf die "eigene" Geschichte war vielleicht nicht so ganz verkehrt und ist zumindest gewinnbringend für uns heute, da wir auf die Bücher zurückgreifen können. (Vielleicht ist das einen eigenen Thread mal wert: DDR-Publikationen zur Militärgeschichte)
 
@Shay
kämpften die Ruderer mit?
Imho nur wenn bestimmte Vorraussetzungen erfüllt waren: a) Das Schiff verließ sich auch auf Segel und nutze sie nicht nur zur rudererunterstützung. vielmehr sollte das Rudern eine Ausnahme darstellen
b) Es war relativ primitiv gebaut, sprich vom Ruderdeck kam man leicht zum Austragungsort des Kampfes. ansonsten muss man erst sehr nah heran rudern, Riemen irgendwie hochnehmen bevor der Gegner sie abfährt und hoffen eher auf dem anderen Schiff zu sein als der Feind. Für Wikinger kein größeres Problem. Im Mittelmeerraum mit speziellen Ruderdecks und antiken Traditionen im Seegefecht wohl eher.
beides Punkte, die auf das Frühmittelalter zutreffen und im Hochmittelalter verschwinden. Im nördlichen Raum entwickelte sich aber die Trennung Handels- Kampf (auch orlog- oder Friedeschiffe) erst im Übergang HMA-SMA. Zu dieser Zeit traten auch die ersten geschütze auf und Manöver vor dem Enterkampf wurden bedeutsamer. bis dahin bestand die Seekriegsführung vornehmlich aus Landungsunternehmen und Hafenbelagerungen um gegnerische Flotten zu vernichten. Offene Seegefechte bildeten die Ausnahme und fanden meist mit Piraten statt (Bezieht sich alles vornhmlich aus den hansischen Raum).
bei einer Unterscheidung von Schiffsleuten allgemein und Kämpfern ab diesem Zeitraum gehe ich mit.

Der Vorteil der Kastelle liegt weniger in einer günstigeren Absprungposition, sondern in der erhöhten Stellung für schützen, die die gegnerische Mannschaft effektiver zermürben können, bevor es zum eigentlichen Kampf kommt.
 
Zurück
Oben