Selbstoptimierung der Marktwirtschaft?

dekumatland

Aktives Mitglied
Hatte die sowjetische Wirtschaft des fraglichen Zeitraums,
im Vergleich zum konkurrierenden System des zeitgleich auftretenden "Kapitalismus", eine ähnliche Fähigkeit der Selbstoptimierung?
dazu habe ich wiederum eine Frage:
- hat sich die Marktwirtschaft in der Zeit des kalten Kriegs selbst optimiert??

Unter dem Druck im kalten Krieg (Rüstungsspirale, Weltraum, "Sputnik", bemannte Raumfahrt usw usw) hatten beide Weltmächte wirtschaftlich zu leiden - woher sollen wir wissen, ob und wie die sich ohne diesen Druck hätten selbst optimieren können?
 
dazu habe ich wiederum eine Frage:
- hat sich die Marktwirtschaft in der Zeit des kalten Kriegs selbst optimiert??

Unter dem Druck im kalten Krieg (Rüstungsspirale, Weltraum, "Sputnik", bemannte Raumfahrt usw usw) hatten beide Weltmächte wirtschaftlich zu leiden - woher sollen wir wissen, ob und wie die sich ohne diesen Druck hätten selbst optimieren können?

Wobei die die zweite Frage auf Grund fehlender Abhängigkeiten für die Beantwortung der ersten Frage völlig unerheblich ist.

Und um die erste zu beantworten: JA.
 
MOD: Die Beiträge wurden aus der Diskussion zur "Planwirtschaft" abgetrennt und vorerst in den Bereich "Wirtschaftsgeschichte" verschoben.

Ob es hier verbleiben kann oder in den Smalltalk wandert, hängt davon ab, ob eher weltanschauliche Bekundungen abgegeben werden oder noch auf wirtschaftsgeschichtliche oder soziologische Forschung Bezug genommen wird./MOD
 
dazu habe ich wiederum eine Frage:
- hat sich die Marktwirtschaft in der Zeit des kalten Kriegs selbst optimiert??

Unter dem Druck im kalten Krieg (Rüstungsspirale, Weltraum, "Sputnik", bemannte Raumfahrt usw usw) hatten beide Weltmächte wirtschaftlich zu leiden - woher sollen wir wissen, ob und wie die sich ohne diesen Druck hätten selbst optimieren können?

Ich hoffe mal, dass ich mit dem Begriff "Selbstoptimierung" keine ideologischen Gräben geschaufelt habe.

Die sovietische Raumfahrt ist hier ein besonderes Problem, deren Antrieb sich im Speziellen sich wesentlich aus der Motivation der Überwindung einer geostrategisch nachteiligen Lage ergab und nicht per se aus einer grundsätzlich vergleichbaren oder höheren Innovationsfähigkeit. So kann man jedenfalls begründet annehmen.

Ich denke aber, man kann festhalten, dass die Produktivit und die durchschnittliche Komplexität konsumierter Produkte in konkurrierenden Marktwirtschaften schneller wuchs als in Planwirtschaften.
( oder besser, wie Steffen4 anmerkte, in "zentralen Planwirtschaften")

Und wie schnell etwas geboren werden kann, hängt sich auch damit zusammen, wie schnell eine wettbewerbende Struktur sterben kann.
Hierzu fand ich den Hinweis von Thane sehr hilfreich: http://www.geschichtsforum.de/678299-post57.html

(Silesia, das ist wie mit dem Heesters =))

Man darf sich auch fragen, welche grundlegende technische Umbrüche neuerer Zeit durch (zentrale) Planwirtschaften hervorgebracht wurden.
Mir fällt dazu nicht eine Einzige ein.
Vielleicht kennt jemand geschichtliche Beispiele hierfür.

Nun könnte man vermuten, dass einerseits das längere Wirken der "Marktwirtschaft" und andererseits das größere Biotop derselben zu größerer Innovation führen musste.
Beides aber kann man ebenso bezweifeln.
Denn zum einen war die Marktwirtschaftlichkeit auch in den "kapitalistischen" Ländern stets nur bedingt gegeben und andereseits war auch die Größe der Population in planwirtschaftlichen Systemen zeitweise durchaus ebenbürtig (der sogenannte Ostblock und China zusammen).

Wie kann man sich also die diesbezüglich deutlich langsamere Entwicklung der zentral planwirtschaftlich dominierten Gesellschaften erklären?

Das ist ja hier eher eine geschichtliche Frage als eine weltanschauliche.
 
Schwer vorstellbar, wie bspw. Steve Jobs vor der staatlichen Planungskommission auftritt. Ihm wäre es wahrscheinlich wie Rudolf Horn gegangen:
Als Walter Ulbricht 1966 das "Möbelprogramm Deutsche Werkstätten" (MDW) Dresden-Hellerau vorgestellt wurde, sagte er abschätzig: "Das sind ja nur Bretter."
Quelle

Auch wenn viele dieser "Bretter" produziert wurden, das Potential dieser Idee hat Ikea ausgeschöpft - mit der DDR als billiger und williger Werkstatt.

Die Universelle Dresden war vor dem Krieg Weltmarktführer in der Herstellung von Maschinen für die Zigarettenindustrie. Es folgten die Verstaatlichung und die Umsiedlung des technischen Direktors Körber nach Hamburg, wo er die Hanseatische Universelle (HAUNI) aufbaute, die auf dem Weltmarkt die Positionen der Universellen eroberte.
 
Die sovietische Raumfahrt ist hier ein besonderes Problem, deren Antrieb sich im Speziellen sich wesentlich aus der Motivation der Überwindung einer geostrategisch nachteiligen Lage ergab und nicht per se aus einer grundsätzlich vergleichbaren oder höheren Innovationsfähigkeit. So kann man jedenfalls begründet annehmen.
...das klingt beinahe so, als sollte dieses historische Faktum aus der wirtschaftsgeschichtlichen Diskussion ausgeklammert werden?...
Unzweifelhaft musste die sowjetische Planwirtschaft letztlich dieses damalige hightech-Problem lösen, und sehr zum Ärger aller (ansonsten oft genug ja berechtigten) Kritik an den Verfahrensweisen "drüben im Osten", war sie in der Lage, es zu stemmen. Gewiß zu Lasten der Konsumvielfalt der Bevölkerung... genau das meinte ich mit dem Druck, der in dieser Zeit (kalter Krieg, Rüstunsspirale usw etc (ich muss das gewiß nicht alles aufzählen)) auf den Beteiligten lastete. Und nicht zu übersehen ist, dass für die Raumfahrt das entsprechende wissenschaftliche Knowhow vorhanden sein muste - es war vorhanden (wäre dem nicht so gewesen, hätte man sich westlich nicht grämen müssen wegen der Sputniks)
((ein sehr lesenswertes Buch, welches fiktional literarisch diese Zeit verarbeitet, ist Arno Schmidts Roman "Kaff, auch Mare crisium"))

Planwirtschaften, kommunistische Planwirtschaften - das ist das Feindbild der freien kapitalistischen Marktwirtschaft (das ist zwar platt, aber nicht von der Hand zu weisen). In gewisser Weise war die Zeit des "kalten Kriegs" eine Art von Wirtschaftskrieg, in welchem unter wachsendem (künstlich geschaffenem) Druck die Belastbarkeit aller Seiten strapaziert wurde (so a la "mal sehen, wer den längeren Atem hat")

...gab es denn je einen vernünftigen Grund für einen Wettlauf zum Mond?(der "Liedermacher" Tom Lehrer bestreitet das eloquent in seinem herrlichen "Wernher von Brown", speziell in der gesprochenen Einleitung: "to spend billions of Your dollars to put some clowns on the moon? that´s good old american knowhow from good old americans like Doctor Werner von Braun") :)

worauf ich hinaus will: es gibt keine Doktrin, keine päpstliche Bulle, die uns am Beispiel der Geschichte der Sowjetunion beweisen kann, dass deren Planwirtschaft notwendig scheitern musste - wird so argumentiert, dann liegen die scheinbar offensichtlichen Beweise nicht im rein wirtschaftlichen Kalkül, sondern es werden die nicht wirtschaftlich verursachten Wirkzusammenhänge und Zufälle der Geschichte ideologisch verarbeitet.
 
Schwer vorstellbar, wie bspw. Steve Jobs vor der staatlichen Planungskommission auftritt. Ihm wäre es wahrscheinlich wie Rudolf Horn gegangen:

Quelle

Auch wenn viele dieser "Bretter" produziert wurden, das Potential dieser Idee hat Ikea ausgeschöpft - mit der DDR als billiger und williger Werkstatt.

Die Universelle Dresden war vor dem Krieg Weltmarktführer in der Herstellung von Maschinen für die Zigarettenindustrie. Es folgten die Verstaatlichung und die Umsiedlung des technischen Direktors Körber nach Hamburg, wo er die Hanseatische Universelle (HAUNI) aufbaute, die auf dem Weltmarkt die Positionen der Universellen eroberte.

Grade Apple ist doch der Beweis, dass auch die Marktwirtschaft nicht unbedingt selbstoptimierend in Bezug auf Ressourcenausnutzung ist, sondern sehr viele ineffiziente Strukturen hat, die letztendlich in keinem Verhältnis von Ressourcenverbrauch zu Ressourcennutzen stehen. Das Problem hat man in jedem Wirtschaftssystem aus verschiedenen Gründen. Die Zentralisierung der Planwirtschaft lässt sich nicht überblicken und führt somit sowohl auf der Angebots- wie auf der Nachfrageseite zu Fehlkalkulationen. In einer Marktwirtschaft kommt es immer wieder zu Marktineffizientem Verhalten durch Monopol- und Kartellbildung, sowie zu Monopsonen, die de facto die Wohlfahrt verringern und die Innovation einschränken, sowie mit überdurchschnittlichem Ressourcenverbrauch mit vorliebe Luxusgüter herstellt, anstatt Basisgüter für alle Menschen auf dem Planeten. Planwirtschaft und Marktwirtschaft laufen immer zumindest auf einer second-best-Lösung, wenn nicht auf einer second-worst-Lösung und die genaue Ausgestaltung hängt wieder sehr von der speziellen Ausgestaltung und den zur Verfügung stehenden Ressourcen ab.
 
...das klingt beinahe so, als sollte dieses historische Faktum aus der wirtschaftsgeschichtlichen Diskussion ausgeklammert werden?...
....

Ich denk man darfs relativieren aber nicht ausklammern.

(Zur Sputnikzeit war die UDSSR für amerikanische Atombomber erreichbar aber nicht umgekehrt.
Das war der maximale strategische Nachteil.
Ausgleichen konnte man das nur durch Interkontinentalraketen.
Und diese gehen immer durch den Orbit. (daher auch der "Sputnikschock")
Es gab also eine ungewöhnlich hohe politische Motivation für diese technische Glanzleistung.)
 
Ich bin sicherlich kein Marktfetischist grade im Osten hätte man eher langsam reformieren sollen.

Aber man muss doch zugeben das die Motivation effektiv zu arbeiten oder sich qualitativ zu verbessern, sehr gering ist wenn man nicht gefeuert werden kann.
 
MOD: Die Beiträge wurden aus der Diskussion zur "Planwirtschaft" abgetrennt und vorerst in den Bereich "Wirtschaftsgeschichte" verschoben.

Ob es hier verbleiben kann oder in den Smalltalk wandert, hängt davon ab, ob eher weltanschauliche Bekundungen abgegeben werden oder noch auf wirtschaftsgeschichtliche oder soziologische Forschung Bezug genommen wird./MOD

Ich will hier etwas anmerken, was durchaus persönlich und hoffentlich nicht ganz OT ist.
Ein jedes komplexe System ist im Sinne der Zusammenhänge der 'Wirkmächtigkeiten' (Danke an Reinecke für diesen schönen Begriff) schwer zu durchschauen.
Nun meint man ja selber gerne, mit der Leichtigkeit des hier, aber nicht da, mühsam schwer Verstandenen zu wissen, wie Grundprinzipien funktionieren könnten oder müssten.
Es scheint mir persönlich naheliegend anzunehmen, dass zentrale Pläne weniger innovativ sind, als eine evolutionäre Situation (im Sinne des evolutionären Algorithmus), deren Wesen in dezentralen und wettbewerbenden "Plänen" besteht, deren Unzulänglichkeit hier zum schnellen Sterben, und der darauf folgenden schnellen Neugeburt in abweichender Gestalt führt.

Dass daraus aber eine zukunftsfähige "Selbstoptimierung" der Menschheit notwendigerweise entstünde....
..wir wissen es nicht und es kann auch leicht anders kommen.

Eine Möglichkeit der Abschätzung besteht auch immer in der Betrachtung des bisher gegangenen Weges.
Und das ist auch der besondere Reiz als Laie in einem Forum unterwegs zu sein, in dem sich offenkundlich Historiker federführend bewegen.
 
Ich will hier etwas anmerken, was durchaus persönlich ... ist.
Es scheint mir persönlich naheliegend anzunehmen, dass ...
Dass daraus aber eine zukunftsfähige "Selbstoptimierung" der Menschheit notwendigerweise entstünde....
..wir wissen es nicht und es kann auch leicht ...

Du beschreibst doch selber sehr gut das Problem, wenn auch indirekt.

Rein weltanschauliche Bekundungen sind nicht Gegenstand des Geschichtsforums, dazu gehören auch solche der politischen Ökonomie. Darin liegt die Abgrenzung zum Smalltalk. Das Thema ist doch überhaupt nicht zu besprechen, wenn man nicht ein Minimum an Bezug zu verfügbaren Methoden- und Modelldiskussionen, empirischer Forschung herstellt oder solche entsprechenden Fragen stellt.

Das war also keine Kritik, sondern sollte nur den Rahmen für eine solche Diskussion klarstellen. Man kann sich eben über fertigungstechnische, materialwirtschaftliche und logistische Probleme eines R8 unterhalten, oder über den Umstand, ob das eine geile oder bescheuerte Karre im Vergleich zum Porsche ist (oder hält alle für bescheuert, oder...).:winke:

P.S. Die Diskussion ist jetzt allerdings OT, aber vielleicht wird das dadurch plakativer.
 
Grade Apple ist doch der Beweis, dass auch die Marktwirtschaft nicht unbedingt selbstoptimierend in Bezug auf Ressourcenausnutzung ist, sondern sehr viele ineffiziente Strukturen hat, die letztendlich in keinem Verhältnis von Ressourcenverbrauch zu Ressourcennutzen stehen.

Das Beispiel Steve Jobs war angeführt worden als Beispiel für das Potential, das in der Kreativität des Individuums liegt und mit planerischen Prozessen nicht zu erreichen ist.

Bzgl. der vielen ineffizienten Strukturen bei Apple wäre es interessant konkreteres zu erfahren. Apple unter Steve Jobs wurde wohl von vielen als sehr effizientes Unternehmen eingeschätzt, wenn man sich die Kursentwicklung der Aktie so ansieht.

Das Problem hat man in jedem Wirtschaftssystem aus verschiedenen Gründen. Die Zentralisierung der Planwirtschaft lässt sich nicht überblicken und führt somit sowohl auf der Angebots- wie auf der Nachfrageseite zu Fehlkalkulationen.

da core

In einer Marktwirtschaft kommt es immer wieder zu Marktineffizientem Verhalten durch Monopol- und Kartellbildung, sowie zu Monopsonen, die de facto die Wohlfahrt verringern und die Innovation einschränken,

und die durch die Selbstoptimierung der Marktwirtschaft aber auch immer wieder durchbrochen werden, wenn diese politisch zugelassen wird.

Bspw. war die Steinkohle weltweit lange der Energieträger Nr. 1. Als sie an Bedeutung verlor, weil Industrie und Konsumenten (also die Marktteilnehmer) sich dem preiswerteren und komfortableren Erdöl zuwandten, wurde in Dtschl. aus politischen Gründen lange eine Subventionspolitik betrieben, die Mrd. verschlang, das absehbare Aus aber nicht abwenden konnte; in Japan steckte man das Geld in den Aufbau neuer Industriezweige und beendete den eigenen Steinkohlebergbau in den 1970ern (s. Hashima).

sowie mit überdurchschnittlichem Ressourcenverbrauch mit vorliebe Luxusgüter herstellt, anstatt Basisgüter für alle Menschen auf dem Planeten.

Ein Gedanke, der von der Praxis immer wieder wiederlegt wird. Der Lebensstandard in der Volksrepublik China ist heute eindeutig höher als zu Zeiten des obligatorischen Blaumanns für alle. In Afrika ist inzwischen das Mobiltelefon zum Träger der wirtschaftlichen Entwicklung geworden (vgl. ZEIT ONLINE).

Planwirtschaft und Marktwirtschaft laufen immer zumindest auf einer second-best-Lösung, wenn nicht auf einer second-worst-Lösung und die genaue Ausgestaltung hängt wieder sehr von der speziellen Ausgestaltung und den zur Verfügung stehenden Ressourcen ab.

Die Alternative wäre?
 
Rein weltanschauliche Bekundungen sind nicht Gegenstand des Geschichtsforums, dazu gehören auch solche der politischen Ökonomie. Darin liegt die Abgrenzung zum Smalltalk. Das Thema ist doch überhaupt nicht zu besprechen, wenn man nicht ein Minimum an Bezug zu verfügbaren Methoden- und Modelldiskussionen, empirischer Forschung herstellt oder solche entsprechenden Fragen stellt.
Darüber denke ich schon eine Weile nach, weil der (nicht von mir so gewählte) Titel des Fadens trotz seines Fragezeichens geradezu wirtschaftsweltanschauliche Überlegungen provoziert?!

Da wir noch nicht am Ende aller Zeiten angelangt sind und folglich nicht vom Ende aus wissend auf allerlei Entwicklungen zurückblicken können, können wir auch keine sinnvolle Antwort auf die Frage geben, ob sich Marktwirtschaft selbst optimieren kann... Denn wenn wir eine bejahende Position beziehen, dann kann diese nur aus einer Marktwirtschaft a priori als positiv betrachtenden Ideologie / Weltanschauung gespeist sein - umgekehrt bei einer verneinenden Position liegt die Gefahr der gegenteiligen Ideologie nahe. (daran ändert eine erst vor relativ kurzer Zeit etablierte Wissenschaft, deren Gegenstand die Wirtschaft ist, nichts)

Dann aber stellt sich noch eine ganz andere Frage, nämlich ob die Fragestellung selber überhaupt sinnvoll ist? Das römische Imperium soll letztlich an verschiedenen Leiden eingegangen sein, eines davon ist die Misswirtschaft. Das römische Imperium war sicher keine Planwirtschaft :) sondern eher eine Frühform der kapitalistischen Marktwirtschaft. Offensichtlich lief da bei den Römern einiges schief, sie waren wirtschaftswissenschaftlich noch nicht so schlau wie wir: man könnte salopp sagen, dass sie ihre Marktwirtschaft in den Abgrund getrieben hatten. Als schlecht und falsch gewirtschaftet, bon. Trotzdem hatte das schlecht und falsch bewirtschaftete römische Imperium eine immense kulturelle und materielle Blüte, obendrein bewährte es sich um ein vielfaches länger als jede (schlaue) moderne Marktwirtschaft :):) Wie man sehen kann, muss sich eine Marktwirtschaft nicht zwingend notwendig selbst optimieren, um eine etliche Jahrhunderte währende Stabilität hervorzubringen: das ging offensichtlich auch ohne Optimierung, ja das ging sogar mit dem Gegenteil von einer solchen Optinmierung :):):)
 
Um welche Optimierung geht es denn oder anders gefragt, wann ist eine Marktwirtschaft optimierter als eine andere?

Im Bereich der technologischen Entwicklung wird der Vergleich eher die Stärke der Wirtschaften bzw. die Ausrichtung auf Wirtschaftszweige beschreiben. Der Aufbau an Infrastruktur wiederum beschreibt eher die Qualität der staatlichen Verwaltung (die in vielen Ländern überwiegend die Verantwortung dafür trägt). Und letztlich würde der Niedergang der Montanindustrie samt Problemen beim Wirtschaftsumbau in vielen Ländern im letzten Jahrhundert eher die Überlegenheit der Planwirtschaft nahe legen, zumindest bis zu deren Zusammenbruch.
 
Darüber denke ich schon eine Weile nach, weil der (nicht von mir so gewählte) Titel des Fadens trotz seines Fragezeichens geradezu wirtschaftsweltanschauliche Überlegungen provoziert?!

Die Frage ist von Dir so formuliert worden:

dazu habe ich wiederum eine Frage:
- hat sich die Marktwirtschaft in der Zeit des kalten Kriegs selbst optimiert??

Die Bedenken ("provoziert weltanschauliche Überlegungen") sind ja richtig, deshalb ist auch eingangs ein Hinweis erfolgt. Dass tagesaktuelle Vorgänge nicht besprochen werden, ist ohnehin klar.

Wie vermeidet man nun solche weltanschaulichen Rundumschläge???? Man könnte einen Bezug zur wirtschaftshistorischen empirischen Forschung suchen. Das wäre mal eine gute Möglichkeit.

Weiterhin hat Solwac die Frage auf den Punkt gebracht: was ist hier (der Begriff stammt von @hatl und wurde von Dir aufgegriffen) unter

- Optimierung
- selbst
- Fähigkeiten

zu verstehen? Die Frage hatte ich auch schon gestellt, darauf aber keine Antwort erhalten:
http://www.geschichtsforum.de/678318-post59.html

Ist darunter Krisen- und Konjunkturtheorie seit Marx zu verstehen?
I.w.S. sozioökonomische Kriterien-Diskussion zu "optimal" (Chikago School, Ordo-Liberalismus, die efficient market theory, Neogramscianismus, Amsterdamer Schule usw usw?
Formen des Konsenskapitalismus oder der Sozialen Marktwirtschaft?

Was ist Optimalität? Output? Verteilung? Produktivität? Beschäftigung? Umweltzustände? Streikminimierung? Geldmenge und Inflation? Kapitalexporte? Außenwirtschaftliches Gleichgewicht? Das magische Viereck des StabG? "Economical Growth"? Steigende Indizes der diversen Anlagenmärkte? Oder etwas ganz anderes?

Beschwörungen des Neoliberalismus?

Jetzt könnte man dies mal auf die "Marktwirtschaft des Kalten Krieges" (siehe oben) transportieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist Optimalität?
eine gute Frage, die man allerdings, wenn sie auf einen Gegenstand bezogen wird, an schlichtweg alles richten kann... ...so gesehen ist nämlich auch die Frage nach der "Selbstoptimierung" und auch nach der "einfach nur Optimierung" von Planwirtschaften, Diktaturen, Obstkuchenrezepten, antiken Weltreichen und so weiter möglich (ganz egal ob mit ob ohne Bezug zum Kalten Krieg, denn dessen ursächlicher Einfluß auf irgendwelche Optimierungsbestrebungen ist zweifelhaft bzw. nur eine Annahme)

optimal im Sinne von bestmöglich lässt sich auf restlos alles anwenden und sagt letztlich recht wenig :) und die Gedankenkonstruktion, dass irgendwelche Systeme sich selber zu optimieren bestrebt oder in der lage seien, ist recht fortschrittsoptimistisch... wenn überhaupt, dann werkeln die Initiatoren bzw. Beteiligten aus ihren jeweils gesellschaftlichen Umfeldern heraus an Optimierungen und haben dabei ihre zeitgebunden Motive, Interessen und Bestrebungen dafür: kurzum all das ist perspektisch zu betrachten, pseudoobjektive Verallgemeinerung via abstrakter Begriffe ist da ein wenig irreführend.
 
Dann frage ich mich doch, warum Du den angeblich suboptimalen Begriff Optimierung aufgegriffen hast, und in Bezug auf diesen etwas vorschnell zu subjektiven Kriterien übergehst. :devil:

Zur Pseudo-Objektivierung: bitte auch im Smalltalk keine pauschalen Schmähungen der Makroökonomie, auch wenn an dem Begriff der Optimierung weltanschaulich politisch "gewerkelt" wurde.

Das Stichwort "Magisches Viereck" habe ich nicht beiläufig unabsichtlich gebracht, wie Du offenbar unterstellst. Immerhin ist das (historisch!) politischer Konsens in der BRD über marktwirtschaftliche Optimalität (gewesen?), dort im Sinne von Gleichgewicht und Stabilität (entstanden aus krisenhaften Entwicklungen der 60er Jahre mit dem Stabilitäts- und Wachstumsgesetz).

Die Europäische Grundrechtcharta greift diese nationalökonomischen Parameter ebenfalls auf und bezieht sich auf "sustainable Development" (EUV Artikel 3).

Das sollte eigentlich nur eine kleine Hilfestellung für die Konkretisierung des anscheinend suboptimalen Begriffs sein, wenn man sich da herantasten mag. Wobei ich den Eindruck hatte, dass das @hatl nicht vor Augen stand, als er den Begriff hier einführte, sondern dass er das eher (nur?) an Quantitäten, Effizienzen oder Produktivitäten dachte. Da kann ich mich natürlich irren, deshalb die Nachfrage.

Und wie nun weiter? :pfeif:
Die Nachfage ist nun immer noch nicht beantwortet, und wenn man eine wirtschaftshistorische Auffüllung des nebelhaften Begriffs versucht, werden sofort "Pseudo-Objektivismen" beklagt und damit jahrzehntelange nationalökonomischen Diskurse als (ein wenig) "Irreführung" verdammt.
 
Dann frage ich mich doch, warum Du den angeblich suboptimalen Begriff Optimierung aufgegriffen hast, und in Bezug auf diesen etwas vorschnell zu subjektiven Kriterien übergehst. :devil:
ganz legalerweise (ursprünglich in einem anderen Faden und anderen Kontext) hab ich nachgefragt, in welchem Kontext das gemeint war - ich will doch hoffen, dass zu fragen hier gestattet ist... :winke: ...oder sollte das inopportun sein?

Und wie nun weiter? :pfeif:
Die Nachfage ist nun immer noch nicht beantwortet, und wenn man eine wirtschaftshistorische Auffüllung des nebelhaften Begriffs versucht, werden sofort "Pseudo-Objektivismen" beklagt und damit jahrzehntelange nationalökonomischen Diskurse als (ein wenig) "Irreführung" verdammt.
na sowas: ein argumentum ad auctoritatem :D:D

die Annahme, das Abstraktum Marktwirtschaft könne sich selber optimieren, benötigt verschiedene Voraussetzungen (ein paar davon hatte ich angedeutet) - ich bezweifle aber, dass es sich bei speziellen Wirtschaftsformen um selbstoptimierende Systeme handelt, egal ob man diese Frage in den historischen Kontext des Kalten Kriegs oder der Spätantike einbindet (das wurde hoffentlich am Beispiel der maroden Marktwirtschaft des spätrömischen Reichs klar), denn das setzt voraus, dass innerhalb aller denkbaren Wirtschaftsformen eine spezielle - die selbstoptimierende beispielsweise :) - ganz besonders prima seie: und das wiederum ist nichts anderes, als nicht mal sonderlich geschickt versteckte Ideologie.

aber interessant sind doch die Tücken, die in solchen Diskussionen angesprochen werden können!
 
dazu habe ich wiederum eine Frage:
- hat sich die Marktwirtschaft in der Zeit des kalten Kriegs selbst optimiert??

Der Begriff "optimieren" ist in bezug auf ein Objekt wie die Marktwirtschaft missverständlich. Was die Marktwirtschaft der Bundesrepublik betrifft, so wurde sie auf jeden Fall durch eine Reihe sozialer Komponenten ausgebaut bzw. "reformiert". Es kamen z.B. eine Sozialpolitik, eine Wettbewerbsordnung, eine Strukturpolitik, eine Konjunkturpolitik zur Dämpfung von Konjunkturschwankungen und schließlich noch ein Kartellgesetz hinzu. Alles flankierende Maßnahmen, die die Marktwirtschaft substanziell veränderten.

Ob es sich allerdings um eine "Optimierung" handelte, wird aus ordoliberaler oder sozialethischer Sicht sicher unterschiedlich bewertet.
 
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