Sezessionskrieg - Definitionsproblem Bürger

Donaldo

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Guten Abend,

auch für mich steht in gut einer Woche die Präsentationsprüfung vor der Tür. Folgende Fragestellung: Bedeutete der Sezessionskrieg den Wandel vom Sklaven zum Bürger?

Die Grobgliederung meines Vortrags steht bereits:

1. Situation der Sklaven vor dem Bürgerkrieg ( Definition Sklave, Gründe für Versklavung, Verfassung/gesetzliche Regelung, Auslöser für den Bürgerkrieg)

2.) Was bewirkte der Bürgerkrieg für die Sklaven (Emanzipationsproklamation, Zusatzartikel in der Verfassung

3.) Abgeschlossener Wandel zum Bürger oder nur Teilschritt? (Definition Bürger, Rassentrennung, Bürgerrechtsbewegung)


Beim dritten Punkt meiner Präsentation bin ich mehr sehr unschlüssig, wie ich den Bürger definieren soll und auf welche Definition ich im Kontext meiner Fragestellung zurückgreifen soll. In Literatur und Internet finden sich zwar etliche Definitionen, allerdings bin ich noch nicht zu einer Entscheidung gekommen, welche Definition hier sinnvoll ist.

Wenn mir ein Mitglied des Forums in diesem Punkt behilflich sein könnte, wäre ich sehr dankbar und einen großen Schritt weiter in der Vorbereitung. Über Feedback zu meiner Gliederung würde ich mich ebenfalls freuen.:cool:
 
Offiziell waren die Sklaven ja schon nach dem 14. Verfassungsartikel US-Bürger, also von der Staatsbürgerschaft her gesehen offiziell gleichberechtigte Staatsbürger. Was meint ihr zur Idee mein Fazit in zwei Teile aufzugliedern. Zum einen Teil den Bürger definiert als Staatsbürger und zum anderen Bürger mit gleichem Wahlrecht? Schonmal danke für eure Vorschläge.
 
Jedenfalls halte ich persönlich die Diskrepanz zwischen Verfassungs- und Rechtsnormen einerseits und der -wirklichkeit andererseits für einen wichtigen Gesichtspunkt.
 
Ich finde schon mal toll, wie klar du dieses Definitionsproblem mit dem "Bürger" erkannt hast, denn das ist ja insgesamt die Krux in dieser Zeit: Wer ist vor, während und nach einem Bürgerkrieg der Bürger von wem? Gibt es verschiedene Sorten und Hierarchien von Bürgern, an denen sich geographische, ökonomische und politische Gräben entlangziehen, und welche Auswirkungen haben diese Definitionen auf bestehende Machtbeziehungen? Es gibt ja beispielsweise Leute, die argumentieren, dass die ersten Präsidenten nur deshalb so auffallend oft Südstaatler waren, weil da die Anzahl der Plantagensklaven prozentual zu "wahlberechtigten Stimmen" verrechnet werden konnten.

Betreffs der grundsätzlichen Fragen im Bezug auf Sklaverei und ihrer rechtlichen Basis ist das tollste Buch ever "Justice Accused" von Robert Cover. Das lohnt sich wirklich. Ein echtes Augenöffnerbuch, und ein Paradebeispiel für gute Recherche nah am Thema.

Es lohnt sich im Bezug auf deine konkretere Fragestellung aber vor allem, sich mal in die Debatten zwischen Booker T. Washington und W.E.B. duBois mal reinzulesen (duBois spricht sich übrigens nicht französisch dü Bohahh, sondern dü Boijhs. Warum auch immer). Diese zwei waren jedenfalls die beiden großen Vertreter der "schwarzen Community" nach dem Bürgerkrieg.

Washington hat die erste Universität für Schwarze in Tuskegee, Alabama gegründet. Das war vor allem eine Ausbildungsstätte, die auf Handwerk, Landwirtschaft und sonstige praktische Tätigkeiten ausgerichtet war. Washington vertrat die Position, dass die Schwarzen nicht sofort Bürgerrechte brauchten, sondern erstmal für sich allein ihren Bildungsabstand aufholen könnten, ehe sie mit den Weißen in gesellschaftliche Interaktion träten.

du Bois, der einer verhältnismäßig wohlhabenden Familie im Norden entstammte, widersprach dem: ohne Bürgerrechte kein Bürgertum! Mit den Rechten müsse es anfangen. Er ist heute natürlich der meistzitierte, weil sich das als der richtige Ansatz herausgestellt hat; er gilt mit seinen philosophischen und historischen Werken auch als einer der geistigen Väter der Bürgerrechtsbewegung. duBois war zum Beispiel einer der ersten, der es zum Thema einer historischen Studie gemacht hat, dass Schwarze nicht auf der Mayflower angekommen sind, sondern auf Sklavenschiffen.

Allerdings muss man auch im Auge behalten, dass Washington im tiefsten Süden saß, Sklaverei und Lynchmorde selbst erlebt hatte, und erstmal einfach verhindern wollte, dass Schwarze ständig ermordet wurden. duBois hatte langfristig betrachtet definitiv recht, aber er kam auch etwas später, lebte etwas friedlicher, und war von daher eher in der Position, solche grundsätzlichen Überlegungen anzustellen.
 
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