Sinneswandel im Hexenverhör?

tarek

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Ich habe aus einem Schulbuch eine Anklage eines Mannes mit Herzbeschweren, der eine Frau beschuldigt ihn verhext zu haben.

Die Anklage ist von 1659 und daher in keinem einfachen deutsch geschrieben, aber im großen und ganzen kann ich den Sachverhalt wiedergeben

In der Anklage gibt er an, dass sie ihn mithilfe eines Stück Kuchens verhext haben soll und er seitdem einen Knoten auf dem Herzen habe.

- Die Frau wird verhört und gibt in ihrer ersten Befragung an, nichts davon zu wissen, dass sie ihm einmal ein Stück Kuchen gegeben haben soll und auch auf die Frage wo sie solche Zauberei gelernt habe, gibt sie an nichts von einer Zauberei zu wissen. Auf Fragen von einen Bund mit dem Bösen oder Teufelstänze schweigt sie wie auf viele andere Fragen bezüglich der Hexerei.

- Bei ihrem zweiten Verhör am selben Tag bejaht sie dann plötzlich, dass sie ihm einen Kuchen gab und ihr der böse Feind ein Pulver gegeben hätte die sie auf den Kuchen streuen solle um den Mann krank zu machen. Aud die anderen Fragen schweigt sie nicht mehr, sondern erzählt ausführlich von Zusammenkünften, Teufelstänze und dem bösen Feind usw.


Dann folgt die Verhandlung und die Frau nimmt wieder Stellung zu den Fragen: Diesmal vereint sie, dass sie kein Bündniss mit dem Feine hätte, keine Zauberkunst gelernt habe und sie zwar gesagt habe, dass sie Pulver bekommen habe aber von Ihm kein Pulver bekommen habe und sie nicht wüsste woran der Mann krank geworden ist. Zu den anderen Fragen schweigt sie wieder.


Jetzt meine Frage: Wie kommt es zu diesem Sinneswandel? Ich verstehe dass ganze nicht so ganz.... :grübel:
 
Was ssteht denn zu den Begleitumständen dazu? Frage Dich doch zum Beispiel mal, was zwischen den ersten beiden Verhöhren war ... Da gibt es eigentlich nur zwei sinnvolle Möglichkeiten ;)
Bye
Suedwester
 
Die zweite Befragung wird ein sogenanntes peinliches Verhör gewesen sein, d.h. die Folterinstrumente waren zumindest mit im Raum. Im Prozess selbst wird die Angeklagte wieder zurück zu ihrer alten Version gekommen sein und scheinbar hat man mit Hilfe der Erkenntnisse aus der peinlichen Befragung sie nicht überzeugend überführen können. <== Naja, da ist jetzt viel Spekulation dabei, aber der "Sinneswandel" ist mit Sicherheit auf die (angedrohte) Folter zurückzuführen.
 
Suedwester schrieb:
Was ssteht denn zu den Begleitumständen dazu? Frage Dich doch zum Beispiel mal, was zwischen den ersten beiden Verhöhren war ... Da gibt es eigentlich nur zwei sinnvolle Möglichkeiten ;)
Bye
Suedwester

1. Möglichkeit: Folter
2. Möglichkeit: ?

Die Vermutung von El Quijote leuchtet ein, danke.
Aber ich verstehe nicht so ganz, wie sie so ausführlich die Abläufe von Teufelstänzen oder ihr Zaubererlernen beschreiben kann. Oder hat man ihr das dann unter Folter bzw. Folterandrohung eingetrichtert, dass sie sowas erzählen soll im Verhör? :grübel:

@Mercy: Prozeß fand in Thüringen, genauer in Mühlhausen statt
 
tarek schrieb:
Die Vermutung von El Quijote leuchtet ein, danke.
Aber unter ich verstehe nicht so ganz, wie sie so ausführlich die Abläufe von Teufelstänzen oder ihr Zaubererlernen beschreiben kann. Oder hat man ihr das dann unter Folter bzw. Folterandrohung eingetrichtert, dass sie sowas erzählen soll im Verhör? :grübel:

Es gab Fragenkataloge, die man abgearbeitet hat. Also wurden die vermeintlichen Hexen immer wieder mit den gleichen Themen konfrontiert und gestanden unter der Folter die Sachverhalte, die ihnen in den Mund gelegt wurden.
 
Jo, und wenn man nur oft genug gefragt wird, weiß man irgendwann, was der Frager hören will. Die zweite Möglichkeit wäre übrigens ein Gespräch mit einem Beichtvater ...

Bye
Suedwester
 
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