Was ich weiß das es dem Bürgertum schlecht ging aber wiesoo?
Wieso sollte es dem Bürgertum schlecht gegangen sein? Erstmal kann man das nicht verallgemeinern. Materielle Armut wird wohl kaum gemeint sein. Im 18. Jahrhundert hatte nicht jeder Einwohner einer Stadt das Bürgerrecht. Bürger kann man im gewissen Sinne als gesellschaftliche Elite verstehen. Um Bürger zu werden musste man Besitz oder Vermögen nachweisen können.
Dein Threadtitel hört sich nach Schule an. Wahrscheinlich zielt dein Lehrer auf einen Vergleich zwischen Leistungen der Bürger für den Staat und ihren Rechten und Möglichkeiten im Staat ab. Für doch bitte mal genauer aus wie du auf diese Fragestellung kommst (aktuelles Thema im Unterricht?).
Das Bürgertum ist im 18. Jahrhundert quasi staatstragend. Stellt in Absolutistischen Staaten Beamte, hat die Möglichkeit in den Adelsstand erhoben zu werden und unter anderem in den Freien Reichsstädten des Heiligen Römischen Reiches, wie z.B. Hamburg, Lübeck und Dortmund, die Macht.
In Frankreich gibt es drei Stände. Adel, Klerus und den Dritten Stand. Im Dritten Stand ist der gesamte Rest der Gesellschaft zusammengefasst. Sei es nun ein reicher und mächtiger Bürger, Bauer oder Handwerker.
Viele Bürger eiferten dem Adel nach. Molière und Lully parodieren dies in der Balletkomödie "Der Bürger als Edelmann" von 1670. Es geht um den Bürger Monsieur Jourdain, der sich einen Fechtlehrer, einen Philosophen und einen Musiklehrer engagiert um sich auf den Aufstieg in den Adel durch Heirat seiner Tochter vorzubereiten. Mit der Zeit emanzipiert sich das Bürgertum mehr und mehr vom Adel und prägt seine eigenen Leitbilder. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts konkurriert das Vorbild des Adels mit bürgerlichen Idealen und Wertvorstellungen.
Daraus entspringen Ideen die für die Französische Revolution wichtig sind. Ein Beispiel dafür ist Abbé Sieyès 1789 mit seiner Schrift "Was ist der Dritte Stand":
„1. Was ist der Dritte Stand? – Alles. 2. Was ist er bisher in der politischen Ordnung gewesen? – Nichts. 3. Was fordert er? – Darin etwas zu werden.“
Er geht davon aus, dass Adel und Klerus im Vergleich zu ihren Leistungen zu viel Macht in Frankreich haben. Ihr Gesamtanteil an der Bevölkerung ist gering. Der Adel wird dafür besonders bevorzugt behandelt und hat Privilegien, wie hohe Militärränge.
In Schulen wird es oft so formuliert, dass das Bürgertum im 18. Jahrhundert im Gegensatz zu seiner hohen gesellschaftlichen und kulturellen Bedeutung zu wenig Macht im Staat hatte. Natürlich kann man das etwas differenzierter betrachten. Bürger hatten oft hohe Positionen im Staat inne. Die These ist außerdem nicht auf jedes Land übertragbar.
PS: Um den den Bürger als Edelmann etwas anschaulicher zu machen:
http://www.youtube.com/watch?v=o2B7sdnnQjY&feature=related
Jourdain will seine Tochter an den Sohn des Großtürken verheiraten um in den Adelsstand aufzusteigen. Dafür wird er in einer Zeremonie vom Mufti zum osmanischen Adligen erhoben. Tatsächlich wird er jedoch in seiner Eitelkeit getroffen, der Sohn des Großtürken ist ein verkleideter Bürgerlicher und die Zeremonie nur eine große Täuschung. Dementsprechend ist der Text der "Türken" nicht auf türkisch sondern auf
Sabir.