Sizilien für Nichthistoriker

El Quijote

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Wir haben uns für diesen Sommer auf zehn Tage Sizilien geeinigt (was schon das erste Problem ist, meiner Meinung nach sind zehn Tage Urlaub von vornherein viel zu wenig, für Sizilien sowieso). Das zweite Problem ist, dass meinereiner zwar jede Säule und jeden behauenen Stein faszinierend findet, meine herzallerliebste Partnerin sich aber nun mal aus Geschichte gar nichts und Archäologie noch weniger macht. Eine Syrien- und Libanonreise, wo wir eigentlich bis auf Damaskus, Aleppo und Beirut nur mittelalterliche Burgen und antike Städte besucht haben (außer noch einem Tag am eiskalten Meer in Latakiya und einem Besuch im verschneiten Zedernwald des Antilibanon), stecken ihr bis heute in den Knochen. ABER: Sizilien ohne historische Stätten geht natürlich nicht!
Bleibt nur auszuwählen. Welche historischen Stätten muss man auf Sizilien unbedingt gesehen haben?!
Ich denke, um Agrigent/Tal der Tempel kommt man nicht drumherum.
Ebenso wenig werden wir um das arabisch-normannische Palermo drumherum kommen. Ein Besuch des Ätna wird einen Hauch Abenteuer in die Reise einbringen und ein Tag am Strand darf es auch ruhig sein (aber nicht viel mehr, sonst langweilen wir uns zu Tode! Gute Kombi ist tagsüber Action und Abends Strand).
Was müssen wir noch unbedingt gesehen haben, und was können wir uns sparen?
Syrakus? Catania? Messina?
Wie sieht es mit der Cava d'Ispica aus(?), da würde ich gerne hin.
Wie gesagt, es soll ein für beide schöner Urlaub werden und die Zeit ist arg begrenzt. An die Arbeit mit Euch :pfeif:
 
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Syrakus lohnt sich! Auch so einfach eine tolle Stadt. Und mit schönen Ruinen, Theater z.B.

Aus archäologischer Sicht wäre auch Selinunt toll, aber das könnte ein neues Trauma bei deiner Freundin hervorrufen.
 
Sizilien lockt mit günstigen Leihwagen, aber versuche auf keinen Fall, mit einem Auto nach Palermo zu kommen. Das ist die Hölle.
Angeblich soll Monreale dommäßig schöner sein als Palermo, aber jedem das seine.
Wenn es sich einrichten lässt, werfe von Enna aus einen Blick auf den Etna. Das ist einer der sagenhaftesten Anblicke, die ich je gesehen habe: Berge, Hügel, Berge, der Horizont, der Himmel – und dann darüber schwebend dieser rauchende Riesenberg.
Einfach und eindrucksvoll bekommt man "Vulkan satt" auf den Eolischen Inseln, z. B. Vulcano … da kann man sogar zw. dem rauchenden Zeug herumstiefeln.
Die kleine Insel Mozia hat mich als Poenulus ziemlich begeistert. Aber Vorsicht vor einem weissen Hund, der Touristen die Hosen runterreissen will.
Agrigent schlägt Segesta, was die Eindrucksfülle anbelangt, aber trotzdem sind die archäologischen Zonen von Syrakus absolut spitze. In Syrakus wächst auch Papyrus, der einzige ausserhalb Ägyptens, von sehr feiner Qualität, aber auch sehr empfindlich.
Ich fand Marsala auch eine eindrucksvolle, sehr schöne und vor allem sehr entspannte Stadt, fast genauso schön wie Syrakus, das schön, verschroben, mächtig und eindrucksvoll ist, wenn man von einer albernen saftpressenartigen Pilgerkirche absieht.
Messina ist ziemlich hässlich und unfreundlich. Catania kenne ich nur flughafenhalber. Baden waren wir an der Nordküste, gegenüber den kleinen Vulkänchen, weit außerhalb der Saison und eher mit einem Nordseeinselgefühl. Mich würde es jetzt eher wieder an die Westspitze ziehen, hin zu alten punischen Städten, barocken Gassen und Marsala der Marke "Le Mille", aber wie gesagt – jedem seins.
 
Also wenn du mit den Reisetipps noch bis Ende Mai warten kannst: wir haben dieses Jahr das gleiche Ziel gewählt. (Falls es dich beruhigt: auch unsere vorbereitenden Reisediskussionen gestalten sich vergleichbar)
 
Syrakus lohnt sich! Auch so einfach eine tolle Stadt. Und mit schönen Ruinen, Theater z.B.

Aus archäologischer Sicht wäre auch Selinunt toll, aber das könnte ein neues Trauma bei deiner Freundin hervorrufen.

Meine Freundin braucht vor allem lebende Menschen, nicht "alte Steine". Ein traditioneller Fischmarkt wäre toll. Naja... für sie. Geschickt wäre es natürlich, wenn man verschiedene Dinge quasi im vorbeigehen miteinander verbinden könnte, so wie in Rom (und ich hab immer noch nicht die Via Appia oder E42 gesehen...). Das könnte man vielleicht in Syrakus versuchen?

Selinunt ginge vermutlich nur, wenn das Tal der Tempel ausgelassen würde. Welches ist die imposantere und/oder interessantere "Anlage"?
Selinunt hätte natürlich den Vorteil gegenüber Agrigent, dass man hier direkt an den Strand könnte (wie ist denn der dort?).

Einfach und eindrucksvoll bekommt man "Vulkan satt" auf den Eolischen Inseln, z. B. Vulcano … da kann man sogar zw. dem rauchenden Zeug herumstiefeln.

Ich befürchte, das schaffen wir in den anvisierten zehn Tagen nicht.


Agrigent schlägt Segesta, was die Eindrucksfülle anbelangt, aber trotzdem sind die archäologischen Zonen von Syrakus absolut spitze. In Syrakus wächst auch Papyrus, der einzige ausserhalb Ägyptens, von sehr feiner Qualität, aber auch sehr empfindlich.

Das Papyrus könnte locken.

Mich würde es jetzt eher wieder an die Westspitze ziehen, hin zu alten punischen Städten, barocken Gassen und Marsala der Marke "Le Mille", aber wie gesagt – jedem seins.

Klingt gut!

Also wenn du mit den Reisetipps noch bis Ende Mai warten kannst: wir haben dieses Jahr das gleiche Ziel gewählt. (Falls es dich beruhigt: auch unsere vorbereitenden Reisediskussionen gestalten sich vergleichbar)

Naja, wir müssen ja irgendwann in die Planungsphase gehen, Flug buchen etc. Mai dürfte aber noch für speziellere Tipps reichen, wie DOs and DON'Ts.
 
Natürlich war ich als Historiker auf Sizilien, und fands da auch sehr interessant.
Abraten kann ich eher von Segesta. Bis auf den Rundblick vom Theater gabs da auch für mich nicht viel Imposantes. Es ist recht wenig ausgegraben und man darf hier nicht abseits der Wege laufen.

Wie stehts denn mit dem Alkoholgenuß? In Drapani wird der Marsala hergestellt. Ist natürlich geschmacklich eher was für die Leute, die auch gern Port oder Sherry & Co. trinken.

Selinunt ist schon sehr beeindruckend, nicht nur wegen der Tempel. Schön finde ich hier, dass man sehr gut die Stadien der Ausgrabung verfolgen kann. O.K., dass ist schon wieder sehr fachspezifisch.

Dann waren wir noch viel in Palermo. Eine sehr italienische Stadt, laut und voller Leben, aber natürlich auch viel Schmutz und Verkehr. Trotzdem hats mir gut gefallen - ach ja, es gibt einen riesigen Fischmarkt. Der Normannenpalast ist toll.
Den Dom von Monreale solltest du dir wirklich anschauen. Mit seinen Bibelmosaiken fand ich den sehr imposant, obwohl ich mir eigentlich selbst ungern Kirchen anschaue.

In der Nähe liegt Solunt, eine kleinere römische Stadt, die wohl schon sehr früh zerfiel. Es gibt dort zwar keine imposanten Einzelbauten vergleichbar Segesta und Agrigent, aber es ist malerisch in die Küstenhügel eingebettet.

Für Strandurlaub ist Sizilien m.E. nicht der richtige Ort in Italien. Ich war zwar fast nur im Nordwesten, aber selbst für Mittelmeerverhältnisse fand ich die Küsten extrem mit Privathäusern zugebaut.
 
Selinunt ginge vermutlich nur, wenn das Tal der Tempel ausgelassen würde. Welches ist die imposantere und/oder interessantere "Anlage"?
Selinunt hätte natürlich den Vorteil gegenüber Agrigent, dass man hier direkt an den Strand könnte (wie ist denn der dort?).

P.S: Das ist natürlich schon ein Unterschied. Ich war zwar nicht in Agrigent, aber die Tempel liegen wohl direkt über der heutigen Stadt. Es sind mehr und sie sind besser erhalten. In Selinunt existieren noch die Überreste von vier sehr großen Tempeln. Ich fand hier interessanter, dass die gesamte eigentliche Stadt noch unbebaut ist, und man sich auch einen guten Eindruck davon verschaffen kann.
Die Stadt liegt dicht am Meer, für meinen Geschmack sah es da recht sumpfig aus, an einen Strand erinnere mich nicht.
 
Wenn du ne Freundin hast, esse ich Fische roh.

Verschluck dich nicht an den Gräten.

Wie stehts denn mit dem Alkoholgenuß? In Drapani wird der Marsala hergestellt. Ist natürlich geschmacklich eher was für die Leute, die auch gern Port oder Sherry & Co. trinken.

Ich liebe einen guten Fino. Madame ist dem Alkohol eher abgeneigt.

Für Strandurlaub ist Sizilien m.E. nicht der richtige Ort in Italien. Ich war zwar fast nur im Nordwesten, aber selbst für Mittelmeerverhältnisse fand ich die Küsten extrem mit Privathäusern zugebaut.

Wie gesagt, Strandurlaub ist nicht so unser Ding. Aber einen Tag mal oder nach einer anstrengenden Ruinenlandschaft ist das mal eine ganz nette Abwechslung. Hauptsache der Strand ist sauber. Einen "Geheimtipp" erwarten wir da gar nicht.
 
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Was eigentlich als Tipp nicht fehlen darf: Die römische Villa von Piazza Armerina mit seinen sagenhaften Mosaiken. Das ist so eindrucksvoll, das könnte auch einen Archäologiemuffel begeistern. Was römische Funde angeht, würde ich das als absolutes MUSS einstufen. Auch, wenn man sich vor Touristen kaum retten kann.

Solus ist karthagisch, oder? Aber wie Motye doch eher was für spezialisten. Wobei ich den Hafen von Motye doch ziemlich eindrucksvoll fand.

Selinunt oder Agrigent? Schwer zu entscheiden. Die Siluette vom Tal der Tempel in Agrigent hat schon was, was schwer zu überbieten ist. Außerdem findet sich bei den Tempeln einer der am besten erhaltenen der antiken Welt überhaupt.

Selinunt dagegen eröffnet dagegen einen vollständigeren Blick auf eine griechische Stadt mit allem, was so dazu gehört.

Am besten wäre beides! Oder man fährt auf dem Weg von Syrakus nur schnell an Agrigent vorbei und bestaunt die Siluette. Dann kannst du einen Tag Selinunt unsicher machen und deine Frau sich am Strand von den Ruinen erholen... Der Strand in Selinunt: Aus der Erinnerung: nichts besonderes, aber auch keine Katastrophe. War aber vor 9 Jahren.
 
Morgen....
Als ich auf Sizilien war, hatte ich dasselbe Problem mit meiner Freundin. :D
Wir haben zwar beides gemacht, aber wenn du dich entscheiden musst, dann ist Agrigent wohl besser als Selinunt, vor allem wenn ihr erst nachmittags hinkommt, also schon etwas Abendstimmung mitnehmen könnt, das ist traumhaft. Es gibt auch ein recht gut bestücktes Museum dort.
Selinunt hat den Vorteil, das nicht so viel los ist. Da aber alles in Trümmern liegt, brauchts mal wieder Vorstellungskraft, die ist bei Geschichtsmuffeln da ja eher begrenzt.

Ich würde durchaus einen Ausflug nach Vulcano empfehlen, da hat man Schiffchenfahren dabei, kann auf einen Vulkan kraxeln, so echt mit Schwefelgestank etc., Leuten beim nehmen wirklich widerlicher Schlammbäder in aller Öffentlichkeit zusehen und das alles mit Rückfahrt innerhalb eines Tages.
Als wir am Ätna waren hat es genebelt, wir haben nicht das geringste gesehen. :(

Palermo ist ein Muss und die Piazza Amerini auf jeden Fall auch, Madame war begeistert, keine alten Steine sondern schöne Bilder, und auch noch so bunt....:rolleyes:
Gruß, Theoderich
 
Wenn es wirklich um Schönheit, Leben, Fische gehen soll, empfehle ich wirklich und mit Nachdruck Syrakus; das hast du alles + Steine, + Bäume, + Papyrus und + ein wirklich schönes Meer, eine wunderschöne abgeratzte Altstadt, trotzdem Lebensart und - wie gesagt - alles.

Piazza Armerina kann ich nicht empfehlen, zumindest nicht im Hochsommer; die Gewächshäuser, die über den Mosaiken gebaut sind, haben selbst im März das Klima stickig und elend gemacht. Abgesehen davon waren die Mosaiken so verstaubt und P. A. liegt so abgelegen, dass es wirklich eine mittlere Qual war.

Bzg. Vulcano kann ich Theoderichs Aussagen unterschreiben. Für einen hügelgewöhnten Niedergermanen war der kleine Ausflug Vulkan satt – nicht zuletzt wegen der Bootsfahrt hin und zurück, bei der man einen bombastischen Ausblick auf einen der eindrucksvollsten Berge überhaupt hat. Das Gewusel durch Milazzo lohnt sich, wenn sich irgendwas lohnt, und das Inselchen ist wirklich schnuckelig.

Wir hatten damals ein Ferienhaus in Marina di Patti an der Nordküste als Base of Operations; später sagten uns alle, dass der Süden, der Westen und der Osten bademäßig viel besser seien. Nunja.

Übrigens ist Cefalù auch sehr hübsch.
 
Piazza Armerina kann ich nicht empfehlen, zumindest nicht im Hochsommer; die Gewächshäuser, die über den Mosaiken gebaut sind, haben selbst im März das Klima stickig und elend gemacht. Abgesehen davon waren die Mosaiken so verstaubt und P. A. liegt so abgelegen, dass es wirklich eine mittlere Qual war.
Vielleicht muss man unterscheiden zwischen der Qualität der Ruinen und der Art der Präsentation.

Als ich da war (Sep. 2001) waren die Mosaiken durchaus schön zu sehen. Problematisch, da hatte ich nicht dran gedacht, ist wirklich das mit den Glasdächern. Das kann wirklich sehr heiß werden. Und dann inmitten von Massen von Touris ist sicher auch nicht jedermanns Sache.

Nichts desto trotz: Die Villa ist beeindruckend!
 
Marina di Patti liegt ja ziemlich weit östlich und an der Nordküste sowieso. Wie ist das denn mit der Erreichbarkeit vo Orten - wir wollen den Urlaub ja nicht auf der Straße verbringen.

… ich würde einen weiteren Sizilienurlaub in der Nähe von Syrakus anvisieren.
Marina die Patti haben wir gewählt, weil wir einen relativ logistisch günstigen Ort suchten, von dem man aus "überallhin" kommen kann", wir machten dann 2-Tages-Ausflüge nach Syrakus und Lilybaion (bei 14 Tagen passt das eher). Aber es war viel Autofahrens, und viel durch Tunnel.
 
Syrakus liegt allerdings logistisch ungünstig, es sei denn man wollte sich auf den Osten/Südosten der Insel beschränken.
 
Wäre nicht zu empfehlen, da ihr euch damit auf jeden Fall Palermo entgehen lassen würdet.
 
Marina di Patti liegt ja ziemlich weit östlich und an der Nordküste sowieso. Wie ist das denn mit der Erreichbarkeit vo Orten - wir wollen den Urlaub ja nicht auf der Straße verbringen.

Im Westen liegt das eigentlich alles schön nah beieinander. Die Entfernung Palermo - Agrigent ist 120 Kilometer.
 
Dafür musst du vom Westen (Marsala ist auch sehr schön) quer durch die ganze Welt, um nach Syrakus zu kommen.
Vor zwei Jahren waren übrigens die Autobahnen in einem phänomenalen Zustand, und das Fahren überall eigentlich recht angenehm, nur Palermo ist die Hölle. ich glaube, in der ganzen Stadt gab es nur eine Ampel.
 
Sizilien ist wunderbar - war zweimal dort, hat mir beide Mal gut gefallen und ich bin weit davon entfernt auch nur einen Bruchteil der Schätze dieser Insel gesehen zu haben.

Ich hab einmal in Taormina gewohnt, das andere Mal in Trabia (nahe Palermo), wobei ich dir von letzterem abraten würde (dh. unmittelbare Nähe von Palermo). Schau dich mal in der Gegend von Cefalu um, die Stadt ist irre schön und liegt sehr gut. Die Meinung von Mummius zu Piazza Armerina kann ich nicht teilen, ich war überwältigt (bin aber im Oktober dort gewesen).

Syrakus ist ein Muss, und auch dieser Teil der Insel hat eine Menge zu bieten. Vor allem die Barockstädte rund um die Monte Iblei, vor allem Noto ist ein Wahnsinn! Und Agrigent sowieso. Das Tal der Tempel am Abend ist zum niederknien.
 
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