Sklaverei - Wiedergutmachung möglich?

Holzmichl

Mitglied
Interessante Diskussion. Interessant finde ich übrigens, dass die USA von 222 Milliarden Arbeitsstunden von schwarzen Sklaven profitierte. Würde man das in Mindestlohn auszahlen, wären das mehrere Billionen Dollar.
 
Interessant finde ich übrigens, dass die USA von 222 Milliarden Arbeitsstunden von schwarzen Sklaven profitierte. Würde man das in Mindestlohn auszahlen, wären das mehrere Billionen Dollar.
Woher stammt denn diese Zahl von 222 Mrd Arbeitsstunden? Welchen Mindestlohn möchtest du denn da anlegen? Die Sklavenbefreiung erfolgte spätestens nach Ende des Bürgerkrieges 1865. In den USA wurde 1938 erstmalig ein Mindestlohn von 0,25$/h eingeführt.
 
Tyrannei des Wachstums.
Grundlage ist der aktuelle Mindestlohn.
Das erklärt aber nicht wie "Tyrannei des Wachstums" auf genau diese 222 Mrd Arbeitsstunden kommt. Ich habe meine Zweifel, dass man das so genau beziffern kann.
Auch den Ansatz, dass "die USA von x Arbeitsstunden von schwarzen Sklaven profitierten" kann ich nur bedingt nachvollziehen. Privatpersonen, vorwiegend Plantagenbesitzer, in den USA, später CSA, profitierten von Sklavenarbeit. "Staatssklaven" existierten so weit ich weiß nicht.
Den heutigen Mindestlohn kann man nicht auf Menschen anlegen, die vor weit über 100 Jahren verstorben sind. x Billionen heute an Nachfahren von ehemaligen Sklaven auszuschütten, wäre auch alles andere als gerecht. Das müsste über Steuern finanziert werden oder durch Einsparungen im eh schon schwachen öffentlichen Sektor. Im Endeffekt müssten dann Nachfahren von Menschen, die nie Sklaven hielten, oder nach dem Bürgerkrieg in die USA einwanderten einen Riesenberg an Entschädigungen mitabbezahlen. Das ganze klingt für mich nach Zahlenspielerei oder Milchmädchenrechnung.
 
Das erklärt aber nicht wie "Tyrannei des Wachstums" auf genau diese 222 Mrd Arbeitsstunden kommt. Ich habe meine Zweifel, dass man das so genau beziffern kann.

Da möchte ich mich anschließen.
Ist ja nicht so, dass es für Sklaven einen geregelten X-Stunden-Arbeitstag gab, der sich hier als Standart für eine Berechnung festsetzen ließe.

Auch den Ansatz, dass "die USA von x Arbeitsstunden von schwarzen Sklaven profitierten" kann ich nur bedingt nachvollziehen. Private Unternehmer, vorwiegend Plantagenbesitzer, in den USA, später CSA, profitierten von Sklavenarbeit. "Staatssklaven" existierten so weit ich weiß nicht.
Naja, man könnte behaupten die Volkswirtschaft der USA habe davon profitiert und damit auch indirekt der Staat über die Besteuerung und Verzollung der Erzeugnisse etc.

Wobei da natürlich die Frage ist, wie man mit Sklaven umgeht, die nicht unbedingt im produktiven Sektor eingesetzt, sondern zu Verwaltungs-, Erziehungstätigkeiten o.ä. herangezogen wurden.
 
Da möchte ich mich anschließen.
Ist ja nicht so, dass es für Sklaven einen geregelten X-Stunden-Arbeitstag gab, der sich hier als Standart für eine Berechnung festsetzen ließe.


Naja, man könnte behaupten die Volkswirtschaft der USA habe davon profitiert und damit auch indirekt der Staat über die Besteuerung und Verzollung der Erzeugnisse etc.

Wobei da natürlich die Frage ist, wie man mit Sklaven umgeht, die nicht unbedingt im produktiven Sektor eingesetzt, sondern zu Verwaltungs-, Erziehungstätigkeiten o.ä. herangezogen wurden.

Ich stimme mit meinen Mitdiskutanten darin überein, dass die geschätzte Zahl von soundsoviel Arbeitsstunden unsinnig ist. Es kann sich ja nur bestenfalls um Schätzungen handeln. Die Arbeitszeit variierte, man kann davon ausgehen, dass im Winter weniger gearbeitet wurde, als während der Sommermonate. Es kam aber vor- und es kam oft vor, dass Sklavenhalter Sklaven wenn ihre Arbeitskraft saisonal weniger gebraucht wurde, vermieteten.

Auch hatte Alabama, Mississippi oder Georgia, wo vor allem Baumwolle kultiviert wurde, andere Arbeitszeiten, als die Carolinas, wo vor allem Reis angebaut wurde, Virginia und Maryland mit Tabakanbau wieder andere, als Florida und Louisiana wo Zuckerrohranbau dominierte. Texas wiederum unterschied sich von Delaware und Missouri.

Es war üblich, dass von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang jeden Tag gearbeitet, mit Ausnahme von hohen Feiertagen- in den USA waren das die Weihnachtsfeiertage und der 4. Juli.

Üblicherweise mussten Sklaven auch sonntags arbeiten. So gesehen hat man zumindest eine Basis, auf der man Schätzungen erheben kann- aber das sind bestenfalls Schätzungen, da die Arbeitszeit etwa während der Baumwollernte bis tief in die Nacht sich hinziehen konnten.

Der Abolitionist Fred Douglass wurde als 15-Jähriger an einen Farmer namens Covey vermietet. Douglass schrieb, dass Covey zwar seinen Sklaven genug zu essen gab, ihnen aber nicht genug Zeit gab, um zu essen und zu schlafen. Douglass schrieb, für Covey waren die längsten Tage zu kurz, und die kürzesten Nächte zu lang. Außer der eigentlichen Arbeitszeit muss man noch die Zeit addieren, die Sklaven dafür aufwenden mussten, Werkzeuge etc. zu reparieren, Mahlzeiten zuzubereiten und sich auf den kommenden Arbeitstag vorzubereiten.

Wie will man diese Arbeitszeiten berechnen? Man kennt weder die exakte Zahl von Sklaven in den USA, noch die genaue Arbeitszeit- saisonal kann man davon ausgehen, dass in der Erntezeit bis zu 16 Stunden täglich und mehr gearbeitet wurde.

Alle genannten Zahlen sind bestenfalls Schätzungen- im Prinzip könnte man es sich auch sparen, überhaupt irgendeine Zahl zu nennen. Wegen Mangel an genauen Datenerhebungen könnte man die Zahl genauso gut würfeln oder sich irgendeine Zahl ausdenken- der wissenschaftliche Wert solcher Aussagen wäre der gleiche: Nämlich gleich Null!
 
Naja, man könnte behaupten die Volkswirtschaft der USA habe davon profitiert und damit auch indirekt der Staat über die Besteuerung und Verzollung der Erzeugnisse etc.
Bei Gütern, die exportiert wurden wie z.B. Baumwolle, Tabak oder Tee, stimme ich überein, dass auch der Staat über Exportzölle von Sklavenarbeit profitierte.
Aber nicht überall in den USA wird heute Umsatz/Mehrwertsteuer erhoben. Wie es bis 1865 war, weiß ich nicht. Ich meine gelesen zu haben, dass erst im Bürgerkrieg eine Besteuerung von Unternehmen (und nicht nur deren Güter und Dienstleistungen wie bei einer Umsatzsteuer) oder eine Einkommenssteuer für natürliche Personen aufkam. Ich muss mal sehen, ob ich dazu noch eine Quelle finde.
 
Bei Gütern, die exportiert wurden wie z.B. Baumwolle, Tabak oder Tee, stimme ich überein, dass auch der Staat über Exportzölle von Sklavenarbeit profitierte.
Aber nicht überall in den USA wird heute Umsatz/Mehrwertsteuer erhoben. Wie es bis 1865 war, weiß ich nicht. Ich meine gelesen zu haben, dass erst im Bürgerkrieg eine Besteuerung von Unternehmen (und nicht nur deren Güter und Dienstleistungen wie bei einer Umsatzsteuer) oder eine Einkommenssteuer für natürliche Personen aufkam. Ich muss mal sehen, ob ich dazu noch eine Quelle finde.

Also wie ich die Besteuerungsysteme des 19. Jahrhunderts aus Europa so kenne, würde ich wetten, dass es einen ganzen Haufen an indirekten Steuern auf Genussmittel etc. gab.
Das würde, wenn es sich auf die USA übertragen ließe z.B. die gesamte Tabak-Produktion betreffen und auch alles, was Rohstoffe für die Produtkion von Spirituosen bereitstellte.
 
Ich habe den Eindruck, ihr seid da in ine Diskussion über Reparationen für Afroamerikaner geraten, ohne es selbst zu merken. Und das Thema ist ja ein sehr reales und aktuelles. Kalifornien hat als erster Bundesstaat ene Kommission dafür einegrichtet. (Was auch immer da tatsächlich geschieht?) Das geht natürlich weit über die Sklaverei hinaus. Letztens war in den Nachrichten, dass Nachkommen ein Grundstück zugesprochen wurde, von dem die schwarze Familie ich glaube in den 50ern enteignet wurde. Die Wertsteigerung ist enorm. Wohlstand, auf dem Schwarze 70 Jahre lang hätten aufbauen können. Man denke an das Redlining etc.

Ob man nun die Arbeitsstunden genau berechnen kann oder nicht ist doch vor diesem Hintergrund zweitrangig. Natürlich lässt sich der Schaden, der finazielle Schaden für Afroamrikaner durch auch staatlichen Rassismus kaum beziffern. Deshalb soll es keine Wiedergutmachung geben? Tut mir leid, wir können den Mörder nicht verurteilen, weil sich die genaue Zahl der Stichwunden nicht mehr ermitteln lässt.

Die Frage der Fairness gegenüber Nachgeborenen erübrigt sich angesichts des bis heute andauernden Rassismus, der auch strukturell ist. Es handelt sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das durachaus alle zu tragen haben, unabhängig von der Individualschuld oder des Individualvorteils.
 
Tut mir leid, wir können den Mörder nicht verurteilen, weil sich die genaue Zahl der Stichwunden nicht mehr ermitteln lässt.
Die Mörder sind tot und das schon weit mehr als 100 Jahren. Ihre Taten sind den allermeisten Menschen klar (von unverbesserlichen KKKs und White supremacists abgesehen). Tote kann man aber nicht mehr juristisch belangen. Der Nachfahre eines Mörders muss nicht persönlich für die Taten seiner Vorfahren büßen. Ganz abgesehen davon, dass einige Amerikaner Vorfahren haben, die sowohl Sklavenhalter als auch Sklaven waren. Nicht wenige Sklavenhalter zeugten Kinder mit weiblichen Sklaven.

Deshalb soll es keine Wiedergutmachung geben?
In der aktuellen Diskussion geht es weniger um eine Entschädigung der "Arbeitsstunden durch Sklavenarbeit", sondern vielmehr um Diskriminierungen von Afroamerikanern, die staatlicherseits im 20. Jahrhundert stattfanden, bspw. um unrechtmäßige Landenteignungen. Das Unrecht, das durch Sklaverei entstanden ist, lässt sich monetär schwer beziffern und daher auch allerhöchstens symbolisch entschädigen.

Die Frage der Fairness gegenüber Nachgeborenen erübrigt sich angesichts des bis heute andauernden Rassismus, der auch strukturell ist.
Gegen strukturellen Rassismus versucht man doch gerade vorzugehen.
 
Wir reden hier doch von den Verbrechen einer Gesellschaft

Ja, nur sind die USA ja durchaus keine rigorose Apartheitsgesellschaft, bei der noch nach 5-6 Generationen die Gruppen der Betroffenen und der Täter sauber von einander zu trennen wären, was die Sklaverei betrifft.

"Verbrechen einer Gesellschaft" blendet die Tatsache aus, dass zum einen auch die Nachfahren der Opfer Teile dieser Gesellschaft sind, dass Nachfahren von Opfern nach so langer Zeit durchaus gleichsam auch Nachfahrenn von Tätern sein können (selbst wenn man den von @Ugh Valencia angeführten Extremfall, das Sklavenhalter mit Sklavinnen Kinder zeugten hier einmal außen vor lässt) und das nicht jeder, der nicht Unmittelbar Nachfahre der Opfergruppe ist, zwangsweise auch Nachfahre der Tätergruppe sein muss.

Anderes Extrembeispiel, als das gemeinsame Kind eines Sklavenhalters und einer Sklavin:

Was ist z.B. mit den Nachfahren radikaler Abolitionisten, die mit dem Ziel der Abschaffung der Sklaverei in den amerikanischen Bürgerkrieg zogen?
Die gehörten tendenziell zu den Profiteuren der Sklaverei, denn natürlich konsumierten auch sie Produkte, die durch unfreie Arbeit entstanden waren.
Fair-Trade logos etc. gab es damals ja nunmal noch nicht.

Sind diese Leute nun in erster Linie als Verbrecher zu betrachten, weil sie am durch Sklaverei erzeugten Wohlstand partizipiert hatten oder sind sie als frei von Schuld zu betrachten, weil sie sich dagegen auflehnten?

Was ist mit den Subsistenzbauern in den Südstaaten, die da sie sich selbst keine Sklaven leisten konnten ökonomisch eher ein Interesse an der Abschaffung der Sklaverei hatten um den Preisdruck, der von den großen Pflanzungen ausging abzubauen, im späteren Verlauf aber ausgehoben wurden um für die Konfödderattion zu kämpfen?

Wie geht man z.B. mit Anti-Sklaverei-Aktivisten um, die Sklaven kauften um sie dann umgehend in die Freiheit zu entlassen?
Sind das Leute gewesen, die das System am Laufen hielten und daran beteiligt waren, weil sie pro forma vielleicht ein paar Minuten oder Stunden in ihrem Leben Sklavenhalter waren, oder sind sie als unschuldig zu betrachten, weil ihr Agieren der individuellen Befreiung von Sklaven diente und sie an der Sklaverei auch nie profitiert, sondern im Gegenteil für ihren Aktivismus noch draufgezahlt haben?

Wie sieht es mit Personen aus, die Sklaven einfach von verstorbenen Verwandten erbten und sie dann später freiließen?
Diese Leute waren mitunter vollkommen ohne eigenes Zutun zu Sklavenhaltern geworden, einfach nur weil sie eine Erbschaft antraten. Sofern sie in disem fall die Sklaven entließen, hatten sie sich schuldig gemacht?

Wie sieht es mit Personen in den Nordstaaten aus, die etwa gemäß dem "Fugative Slave Act" in er Zeit unmittelbar vor dem Bürgerkrieg in den Norden geflüchtete Sklaven meldeten und sich somit an deren Rückführung in die Sklaverei beteiligten?
Kann man diese Leute als Täter beetrachten, obwohl sie möglicherweise nie selbst Sklavenhalter waren und in einem Staat lebten, in dem Sklaverei ohnehin verboten war und sie sich letztendlich nur an geltendes U.S.-amerikanisches Bundesrecht hielten, nachdem sie sich möglicherweise strafbar gemacht hätten, hätten sie anders gehandelt?

Kann man überhaupt von einer generellen gesellschaftlichen Schuld sprechen, nachdem in den Nordstaaten bis etwa 1820 die Sklaverei weitgehend (Ausnehmlich Maryland, Kenntucky und Missouri) abgeschafft war?

Wie steht es mit dem Gebiet neu aufgenommener Bundesstaaten, in denen die Sklaverei von Beginn an untersagt war, wie etwa Nebraska?
Oder solche in denen die Regierungen der einzelnen Bundesstaaten im Rahmen ihrer legislatien Möglichkeiten alles erdenkliche Unternahmen um die reale Wirksamkeit des Fugativs Slave Acts zu unterminieren und dabei von der Bevölkerung unterstützt wurden?

Oder wenn man an den Beginn der Sklaverei in Nordamerika denkt, inwiefern sind die USA für die ersten Importe von Sklaven und den Beginn der Sklaverei als verantwortlich zu betrachten?
Das geschah zwar auf dem Boden der Vereinigten Staaten, aber eben noch in der Kolonialzeit. In dem Moment, in dem sich die Vereinigten Staaten Souveränität von der englischen Krone erkämpften und überhaupt erst die Möglichkeit as zu ändern, waren Teile des Unrechts ja bereits angerichtet.

Und dann darf man natürlich auch den Umstand der Einwanderungswellen nicht vergessen. Viele der Vorfahrenn der heutigen US-Amerikaner kamen ja selbst erst aus anderen Teilen der Welt in die USA, als die Sklaverei da längst abgeschafft war und nicht selten um selbst großer Not oder politischer Verfolgung in der alten Heimat zu entfliehen.
Man denke etwa an die Auswanderer, die in den 1920er und 1930er Jahren vor dem roten Terror aus der Sowjetunion flüchteten, oder vor dem faschistsichen und nationalsozialistischen Terror aus Deutschland und Italien.

Oder man denke auch an die große Gruppe der Amerikaner mit chinesischen und japanischen Vorfahren, die im 19. Jahrhundert kamen, mit der Sklaverei nichts zu tun hatten und selbst strutkurellem Rassismus ausgesetzt waren und möglicherweise in Teilen noch sind.

Man denke an die Bewohner der bis in die 1850er Jahre zu Mexiko gehörenden Gebiete, die nicht einmal freiwilig in die USA gekommen sind, sondern die als Ergebnis des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges annektiert und zwangseingemeindet wurden.
Selbiges lässt sich für die Bewohner Puerto Ricos, im Bezug auf den Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 sagen und für die Bewohner diverser mittlerweile zu den USA gehörender Pazifikinseln.



Das alles war und ist die US-Amerikanische Gesellschaft.
Natürlich kann man sagen, die Gesellschaft war verbrecherisch.
Aber die Gesellschaft ist ein Abstraktum, dass weder Entschädigung noch Wiedergutmachung leisten kann, das können nur Menschen.
Man kann sich natürlich abstrakt darauf berufen, dass der Staat dieses und jenes tun würde, aber letztendlich müssen seine Bewohner das über Abgaben ermöglichen und die müssen der Bevölkerung vermittelbar sein.

Ein heutiger U.S.-Amerikaner oder eine US-Amerikanerin kann problemlos Sklavenhalter und Sklaven gleichermaßen zu seiner/ihrer Ahnengalerie zählen, neben Leuten, die vielleicht als Abolitionisten im Bürgerkrieg freiwillig für die Abschaffung der Sklaverei gekämpft haben, erst später als chinesische Bahnarbeiter in die USA eingewandert, vor den roten Terror aus der Sowjetunion geflohen oder als Partnerin eines ehemaligen Besatzungssoldaten aus Westdeutschland, Korea oder Japan in die USA gekommen sind.

Jemand der heute Lebt, kann möglicherweise auf eine derartige oder ähnliche Ahnengalerie zurückblicken.

Ist derjenige oder diejenige nun Nachfahre von Tätern, weil ein Sklavenhalter in der Familie war? Ist er Nachfahre von Opfern, weil eine Sklavin zu den Vorfahren zählte? Handelt es sich um eine Person, die aus solchen Betrachtungen auszunehmen ist, weil Teile der Vorfahren zur Zeit der Sklaverei nicht einmal in den USA lebten und somit in keiner Beziehung zu den dortigenn Verhältnissen standen?

Das lässt sich doch überhaupt nicht vernünftig entscheiden.

Wie Mittel für Entschädigungen und Förderungsprojete auftreiben ohne dabei irgendwem vor's Schienbein zu treten?

Da man keine individuellen Täter mehr ausmachen kann, die man belangen könnte, geht das nur über Abgaben und Steuern.

Aber erzähl doch mal jemandem, dessen Vorfahren erst 1920 aus Europa kamen und möglicherweise selbst Opfer von etwa antikatholischen oder antisemitischen Sentiments (Der KuKluxKlan, war auf beiden Gebieten Anfang des 20. Jahrhunderts sehr aktiv), dass er wegen der Schuld, die die Amerikanische Geselslchaft vor 1865 auf sich geladet hatte, bitte für die Wiedergutmachung zu blechen habe, immerhin sei er ja Teil dieser damals verbrecherischen Gesellschaft.
Das ist nicht vermittelbar.

Selbst wenn es das wäre, dann noch die Frage, nach welchen Gesichtspunkten hat wer Anspruch auf Entschädigung?

Jemand, der oder die sowohl Sklavenhalter, als auch Sklaven unter den eigenen Vorfahren hatte, müsste der wegen erlittenen Unrechts entschädigt oder selbst zur Entschädigung herangezogen weren?
Oder würde man das in irgendeiner Form verrechnen?

Wie sollte so etwas funktionieren?

Bei allem Verständnis für den Wunsch nach Anerkennung für das geschehene Unrecht, das bekommt man nach 150 Jahren auf keinen Fall mehr vernünftig auseinander, dass scheitert an zu viele technischen Hürden und Definitionsfragen.

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Gänzlich davon separiert zu sehen ist die Problemtaik heutigen strukturellen Rassismusses, da wird man andere Maßstäbe anlegen müssen, dass ist Verantwortung der heutigen Gesellschaft, ebenso wie die Entschädigung und Förderung der Betroffenen.
 
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Das erklärt aber nicht wie "Tyrannei des Wachstums" auf genau diese 222 Mrd Arbeitsstunden kommt. Ich habe meine Zweifel, dass man das so genau beziffern kann.
Auch den Ansatz, dass "die USA von x Arbeitsstunden von schwarzen Sklaven profitierten" kann ich nur bedingt nachvollziehen. Privatpersonen, vorwiegend Plantagenbesitzer, in den USA, später CSA, profitierten von Sklavenarbeit. "Staatssklaven" existierten so weit ich weiß nicht.
Den heutigen Mindestlohn kann man nicht auf Menschen anlegen, die vor weit über 100 Jahren verstorben sind. x Billionen heute an Nachfahren von ehemaligen Sklaven auszuschütten, wäre auch alles andere als gerecht. Das müsste über Steuern finanziert werden oder durch Einsparungen im eh schon schwachen öffentlichen Sektor. Im Endeffekt müssten dann Nachfahren von Menschen, die nie Sklaven hielten, oder nach dem Bürgerkrieg in die USA einwanderten einen Riesenberg an Entschädigungen mitabbezahlen. Das ganze klingt für mich nach Zahlenspielerei oder Milchmädchenrechnung.

Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr, aber ich glaube schon, dass er da eine Studie oder sowas zitiert hat. Und natürlich ist das nur eine Schätzung. Ich finde schon, dass die Zahlen zumindest mal interessant sind und zeigen, dass unser Wohlstand auch auf solchen Taten beruhen.
 
Alle genannten Zahlen sind bestenfalls Schätzungen- im Prinzip könnte man es sich auch sparen, überhaupt irgendeine Zahl zu nennen. Wegen Mangel an genauen Datenerhebungen könnte man die Zahl genauso gut würfeln oder sich irgendeine Zahl ausdenken- der wissenschaftliche Wert solcher Aussagen wäre der gleiche: Nämlich gleich Null!

Na also gerade in der Geschichte arbeitet man ja immer mit Schätzungen. Ich denke schon, dass die Zahlen nicht komplett aus der Luft gegriffen sind.
 
Na also gerade in der Geschichte arbeitet man ja immer mit Schätzungen.

Wenn man mit Schätzungen arbeitet, dann allerdings mit solchen, die irgendeine Basis haben und seriöser Weise gibt man dann auch an, wie diese Schätzung zustande gekommen ist.

Machen wir einfach mal ein Experiment:

Du sprichst von 220 000 000 000 Arbeitsstunden.

Nehmen wir einfach mal einen fiktiven Normalarbeitstag a 10 Stunden an, dann sind das

22 000 000 000 Arbeitstage.

Nehmen wir ferner mal über den Daumen 350 Arbeitstage im Jahr an, sind das ungefähr

62.857.142 Jahre.

Geht man von einer durchsnittlichen Lebensdauer von 15-20 Jahren aus, die ein Sklave das aushält, kommt man
auf etwa 3-4 Millionen Sklaven, die es gegeben haben müsste, um diese Arbeitsstunden verrichten zu können.

Gemäß der Volkszählung von 1860 lebten in den Südstaaten alleine zu diesem Zeitpunkt bis zu 3,5 Millionen Sklaven.

Konföderierte Staaten von Amerika – Wikipedia


Wenn man sich das ein wenig durch den Kopf gehen lässt, würde ich meinen, dass die postulierten 220.000.000 Arbeitsstunden, die Sklaven in den USA verrichtet haben sollen, weit ab von der Wirklichkeit sein dürften.

Das dürfte viel mehr etwa die Arbeitsleistung der letzten Sklavengeneration über einen Zeitraum von, realistsicher Weise 15-20 Jahren gewesen sein.

Im Hinblick auf die Gesamtarbeitsleistung an Arbeitsstunden, die von Sklaven verrichtet wurden, wird man wahrscheinlich eher noch eine bis zwei Nullen drannhängen müssen, zumal ein 10-Stunden Tag und 14 komplett freie Tage im Jahr als Annahme schon sehr optimistisch sein dürften.
 
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Und jetzt rechnen wir bitte noch den Umfang des Diebstahls bzw. Raubs durch Ausbeutung der europäischen Kolonialmächte aus. Bei ernstzunehmender Wiedergutmachung wäre die dritte Welt "saniert".
 
Und jetzt rechnen wir bitte noch den Umfang des Diebstahls bzw. Raubs durch Ausbeutung der europäischen Kolonialmächte aus. Bei ernstzunehmender Wiedergutmachung wäre die dritte Welt "saniert".

Mehr Geld würde nur temporär was ändern, dies ist einer der Probleme in der Entwicklungsdebatte, mit mehr Geld zuschütten würde die Probleme nicht automatisch lösen.

Spanien hatte Gold und Silber ohne Ende ging dreimal Pleite und mit ihm faktisch auch die Fugger oder verloren jede Menge Geld. Das Land litt an der holländischen Krankheit und das niemand mehr wirklich arbeiten wollte, alle wollten Adel und Klerus sein und dank der Kohle und der Ausbeutung der Indigenen ging dies auch.

Mehr Geld bringt nichts, vor allem, wenn es ein failed state nach dem anderen ist. Wenigstens gibt es Ansätze das bestimmte Staaten zu einer "Nation" langsam zusammenwachsen, obwohl sie niemand gefragt hat wo die Grenzen sein sollen (besser gesagt ihre Vorfahren). Botswana läuft ganz gut, Kamerun, Senegal, ich hatte viel Hoffnung auf Äthiopien, aber sieht jetzt mau aus.
 
Ich finde schon, dass die Zahlen zumindest mal interessant sind und zeigen, dass unser Wohlstand auch auf solchen Taten beruhen.
Wieso "unser Wohlstand"? Ich dachte es ginge um Sklaverei in den USA. Deutsche oder Österreicher profitierten doch nur bestenfalls kurzzeitig vom Sklavenhandel. Die Fugger und Welser waren im 16.Jahrhundert mal zeitweise am spanischen Sklavenhandel beteiligt. Ob dies einen großen Einfluß auf "unseren Wohlstand" heute hat, bezweifele ich.

Die deutschen Kolonien im 19.Jahrhundert sollten Sklaverei verhindern - auch wenn sich die europäische Kolonialpolitik gegenüber den Kolonisierten oft nicht groß von Sklaverei unterschied, bspw. durch Arbeitszwang. Die Kolonien brachten aber keine Gewinne, sondern kosteten Geld und haben somit auch nicht zu "unserem Wohlstand" beigetragen.
 
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