SM Kaiser Karl I

Karl I (oder auch spötisch der Letzte genannt) ist eine sehr umstrittene Person.Für die Einen ein schwacher Staatsmann, für die Anderen der Friedenskaiser, für die Deutschen der Verräter der den Zweibund brechen wollte und Lothringen verspielte, für die Mitteleuropäer der Vernichter des geeinten Mitteleuropas, von seinen Anhängern stets mit seinem vorbildlichen Privatleben verteidigt und es würden sich sicher noch mehr kontroversille Punkte finden. Da ich in letzter Zeit viele Bücher seiner Freunde wie auch Feinde über ihn gelesen habe, möchte ich mich ihm nun objektiv annäheren.
Er übernahm mittten im Krieg die Führung einer Großmacht, wobei er nimmer Müde wurde zu betonen dass er diesen Krieg nicht begann. Wobei wir eigentlich schon bei seinem ersten Fehler sind. Seiner Thronrede.
"Meinen Völkern die Segnungen des Friedens wiederzubringen" war darin wohl der Aufsehenserregende Satz überhaupt. Wie wir wissen folgten diesen Worten nur wenig Taten. Außer der Sixtusaffaire die Seinen Ruf schwer beschädigte und sogar den treuen Gen.Stb-Chef G.O Alfred Arthur Baron Arz von Straussenburg zur Aussage bewogen:"Ich habe erfahren müssen dass mein Kaiser lügt!". Diese Affaire führte letztlich zum "Canossagang" nach Spa. Damit disskreditierte er sich in den Augen der Allierten und schon wenige Tage später wurde das Tschechoslowakische und Yugoslawische NAtionalkomitee als Regierungen Kriegsführender Staaten annerkannt. Damit war der Stab gebrochen, über das Reich seiner Väter. Letzlich bleibt nur das Fatzit, ihm ermangeltte der Mut mit den wahnsinnigen Hindemburg und Luddendorff zu brechen, die ja schon längst das Kommando übernommen hatten (Willi zwo war nur mehr Marionette), die die Zeichen der Zeit selbst nach der Februar-Revolution nicht erkennen wollten. "Wenn wir nicht Freiden schließen, so werden es die Völker über unsere Köpfe tun", waren Karls Worte an Wilhelm II, was dieser nicht bestritt. es war sein Fehler dass er jedes noch so verteilhafte Angebot ausschlug, etwa das Angebot Gen. Jans Smuts, Mitglied des brit. Kriegskabinetts der extra in die Schweiz gereist war. Ihm fehlte das Maß an Kühnheit das nötig gewesen wäre um seiner Väter Erbe zu retten. So zerbrach sein Staat.
 
Man sollte bei der Bewertung des österreichischen Kaisers Karl I. zu einem fairen und gerechten Urteil kommen, das Herkunft und Umfeld berücksicht.

Karl rückte durch den Selbstmord Kronprinz Rudolfs 1889 und die Ermordung Franz Ferdinands 1914 unerwartet in die Stellung des Thronfolgers auf. Wegen seiner vorwiegend militärischen Ausbildung war er auf diese verantwortungsvolle Aufgabe nicht ausreichend vorbereitet.

Immerhin versuchte Karl nach seinem Regierungsantritt im Dezember 1916 - ein Zeitpunkt, zu dem bereits alles verspielt war - durch eine Umbildung des Kabinetts die Monarchie im Innern zu stabilisieren, wobei seine Zustimmung zur Krönung zum ungarischen König seinen innenpolitischen Handlungsspielraum einschränkte. Karls Bemühungen, geheime Kontakte zur Entente zu knüpfen, die einen Frieden vorbereiten sollten, sind grundsätzlich nicht zu kritisieren. Die von Prinz Sixtus im Februar-April 1917 geführten geheimen Verhandlungen fanden zu einer Zeit statt, als der Erste Weltkrieg längst verloren war, und die Dynastie im zerbrechenden Vielvölkerstaat um ihr Überleben kämpfte. Deutschland war unter den dominanten Feldherren Ludendorff und Hindenburg noch zu keiner Kapitulation bereit, sodass solche Verhandlungen "hinter den Kulissen" ein durchaus übliches diplomatisches Vorgehen bedeuteten.

Dass Frankreich bzw. Poincaré die übliche diplomatische Verschwiegenheit brach und im April 1918 einen Brief Karls I. über die Abtretung Elsass-Lothringens veröffentlichte (Sixtusaffäre), war nicht voraussehbar. Das Ansehen des Kaisers erlitt dadurch schwere Einbußen und das Verhältnis zu Deutschland verschlechterte sich.

Dass sich Österreich in den Vereinbarungen von Spa Deutschland weitgehend unterordnen musste, war angesichts seiner innen- und außenpolitischen Lage unumgänglich und ist Karl I. nicht anzulasten. Auch seine Bemühungen, Österreich in einen Bundesstaat umzugestalten, kamen viel zu spät, und hätten bereits von seinem Vorgänger eingeleitet werden müssen. Auch hier also Versäumnisse der vorangegangenen Jahrzehnte.

Man kann also festhalten: Karl I. war von den besten Absichten für das Wohl seiner Völker und dem aufrichtigen Verlangen nach einem baldigen Friedensschluss erfüllt. Doch war die innen- und außenpolitische Lage bei seiner Thronbesteigung bereits derart desaströs, dass eine Umkehr der Verhältnisse nicht mehr im Bereich des menschlich Möglichen lag.
 
Zurück
Oben