Soziales Miteinander im Mittelalter

Kraft

Mitglied
Hi!
Mir ist die Frage gekommen, wie man sich im Mittelalter untereinander "gebar". Damit meine ich nur Anrede sondern vor allem auch Formen der Unterwürfigkeit. Wie unterwürfig war man (oder hatte man zu sein) gegenüber Standeshöheren (vor allem im Alltag)?
Ich find die Frage recht interessant, weil sich ja die Darstellung in Filmen (selbst bei "historischen korrekten") durchaus unterscheidet und die Leute doch recht selbstbestimmt wirken besonders gegenüber Adligen.

Grüße
Kraft
 
Insgesamt hing die Art der Kommunikation von der Einbettung in die mittelalterlichen sozialen Hierarchien ab.

Unten das normale Volk auf dem Land gekennzeichnet durch die Leibeigenschaft. Nicht komplett rechtlos, wie beispielsweise Sklaven, dennoch stark abhängig. Und deshalb sicherlich sehr "untertänig" in der Kommunikation.

Leibeigenschaft ? Wikipedia

Enkommen konnte man diesem System durch die Flucht in die Städte

Stadtluft macht frei ? Wikipedia

Deren Kommunikation war stark geprägt durch die Stände einer Stadt.

Ständeordnung ? Wikipedia

Für die Aristokratie war das Lehnswesen das System innerhalb dessen Kommunikation stattfand.

Lehnswesen ? Wikipedia
 
Ich find die Frage recht interessant, weil sich ja die Darstellung in Filmen (selbst bei "historischen korrekten") durchaus unterscheidet und die Leute doch recht selbstbestimmt wirken besonders gegenüber Adligen.
das ist eine wirklich hochinteressante Fragestellung!

Die "soziale Mobilität" (Aufstiegschancen) im Mittelalter war keineswegs mehr so gegeben, wie im römischen Imperium - krass gesagt waren die Stände strenger getrennt. Dennoch mussten die Ministerialen (Dienstadel) mit ihrem Gefolge und ihren Untergebenen zusammenleben, und natürlich blieben Rechtsstreitigkeiten nie aus (darüber geben diverse Rechtssammlungen Auskunft; liest man in frühmittelalterlichen Quellen von Strafkatalogen darüber, wie viel Strafe es kostet, dass der einem dem Schwein des anderen in den Bauch getreten hat, so kann man sich ein doch recht rustikales Alltagsleben vorstellen... auch der "anagrip" der Lex Langobardia, ebenso deren "biscizz" sprechen da Bände)

Aber quasi soziologische Quellen, Aufzeichnungen über Alltagsgespräche haben wir nicht - leider nicht! Bleibt also doch viel (zu viel) Raum für Fantasie...
 
Eine Frage zum Thema "Stadtluft macht frei".
Da viele Städte erst im Hoch- oder Spätmittelalter gegründet wurden, dürfte dieser Grundsatz wohl erst zu dieser Zeit entstanden sein. Galt diese Regel überall im Heil. Röm. Reich für jede Stadt oder brauchte man dazu eine bestimmte Rechtsform, also z.B. das Lübecker Stadtrecht, dass ja viele Hansestädte übernahmen.
Bei dieser Regel dürften Konflikte mit dem Adel vorprogrammiert gewesen sein. Also waren die Bürgermeister oder der Stadtrat vermutlich nicht begeistert, wenn der Fall eintrat und ein Leibeigener um "Asyl" bat. Vermutlich war das wohl abhängig vom Arbeitsmarkt. Gab es Fälle, wo dieses Prinzip seitens der Stadt aus Angst vor Konflikten verweigert oder unterlaufen wurde? Oder funktionierte es nur, wenn die jeweilige Stadt mächtig genug war, es auch durchzusetzen?
 
Wann das Recht entstanden ist weiß ich zwar leider auch nicht, es wurde ab 1231/32 allerdings nicht mehr angewendet bzw. abgeschafft. Wie du bereits selbst erwähnt hast zugunsten der Fürsten
 
Das ist die Zeit, in der viele Städte gegründet bzw. aus kleineren Ortschaften zu Städten wurden. Davor gab es doch ziemlich wenig Städte, so dass dieses Rechtsprinzip wohl nicht so bedeutend war.

Wurden die Städter frei, sobald ihr Ort das Stadtrecht verliehen bekam?
 
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