Sozialgruppen einer mittelalterlichen Stadt!

zora

Neues Mitglied
Kennt jemand die sozialgruppen einer mittelalterlichen Stadt? Sind damit das Patriziat und die Gilden gemeint? Danke für die Hilfe!
 
Ich weiß nicht, ob dieses Buch für dich relevant ist, aber es ist auf jeden Fall hochinteressant und spannend zu lesen. Franz Irrsigler/Arnold Lasotta "Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker". Es handelt von Außenseitern und Randgruppen im mittelalerlichen und frühneuzeitlichen Köln und ist auch erschwinglich.
 
Und für den Fall, daß auch noch die zeitliche Entwicklung der sozialen Schichtung in der Stadt interessant ist, erlaube ich mir, aus Wilhelm Volkert "Adel bis Zunft. Ein Lexikon des Mittelalters" - C.H. Beck, München 1991 zu zitieren...

Die Stadt als Sozial- und Rechtsgemeinschaft schrieb:
Die städtische Bevölkerung war in jeder Phase der Entwicklungsgeschichte der Stadt in sozial und rechtlich unterschiedliche Gruppen gegliedert.
Da die frühen Städte als große Burganlagen in Erscheinung traten, waren dort für den Militärdienst zahlreiche Burgleute ritterlichen Standes ansässig; weil diese Städte auch meist kirchliche Zentren waren, gehörten zu den Stadtbewohnern auch Kleriker und andere Kirchendiener; auch die Arbeiter an Herrenhöfen (Fronhöfen - Anm. von mir), die von der Stadt aus landwirtschaftliche Grundstücke in der engeren Umgebung bewirtschafteten, wohnten dort; unter den Kaufleuten, die sich ständig oder zeitweilig im Stadtbereich aufhielten, waren auch Juden. Sie alle standen unter der Herrschaft des Königs als Stadtherrn; in den Bischofsstädten hatten durch Privilegien die Bischöfe das Stadtregiment erhalten, das durch Vögte (Adlige, welche Ordnungs- und Herrschaftsrecht wahrnahmen - Anm. von mir) ausgeübt wurde. Sie standen häufig in Konkurrenz zu den Burggrafen, welche die vom Königtum abgeleiteten Funktionen des Grafenamts in Anspruch nahmen.
Seit dem 12. Jh. zogen in die alten stadtartigen Plätze und die neuen Gründungsstädte zahlreiche Neusiedler. Se kamen in erster Linie aus den Grundherrschaften der Umgebung, wo sie häufig als Handwerker gearbeitet hatten. Aber auch Angehörige des Adels, besonders aus dem Ministerialenstand (Dienstadel; deutsches Spezifikum - Anm. von mir), erwarben Grundstücke und Häuser in den Städten. Sie bildeten mit den Großkaufleuten schon bald die städtische Führungsschicht der Ratsbürger. Die Trennung des städtischen Patriziats und des Ratsbürgertums vom Landadel, der nur mehr auf dem Schlössern der Umgebung wohnte und seine Landgüter bewirtschaftete, setzte erst in der letzten Phase des Spätmittelalters (ergo 15. Jh. - Anm. von mir) ein.
Zum mittelalterlichen Bürgerstand im engeren Sinn gehörten die im Kleinhandel und in dem nach Zünften organisierten Handwerk tätigen selbständigen Unternehmer, die Handlungsdiener, Handwerksgesellen, Tagelöhner und Hilfsarbeiter beschäftigten. Diese (Handlungsdiener, Handwerksgesellen, Tagelöhner und Hilfsarbeiter - Anm. von mir) bildeten die städtische Unterschicht...
 
Zurück
Oben