Spät- und Jungneolithikum in Altenmarkt/Osterhofen

chimaera

Aktives Mitglied
Das Rätsel der alten Gräben - leider mit Paywall. Ist nichts so Großes, dass noch andere Artikel kommen würden. Daher fasse ich mal zusammen, bzw. berichte einfach selbst, weil ich dort selbst arbeite (wer zufällig ein PNP-Abo hat und den Artikel lesen kann: beim Foto vom Grabungsteam bin ich der vierte v. r. mit der blauen Jacke ;)).

Es geht um Altenmarkt/Osterhofen in Niederbayern, ein Areal nahe beim Bahnhof. Dort sollen Wohnhäuser gebaut werden, und weil dort zum Teil ein Bodendenkmal verzeichnet ist, ist meine Grabungsfirma dort seit Februar aktiv, vermutlich werden wir die Fläche in zwei bis drei Wochen abschließen können. Das Bodendenkmal ist mit folgender Beschreibung eingetragen: "Verebnetes Grabenwerk des Jungneolithikums, Siedlung der Gruppe Oberlauterbach, des Jung- und Spätneolithikums, der Hallstattzeit sowie allgemein vorgeschichtlicher Zeitstellung und Reihengräber des frühen Mittelalters." Was wir gefunden haben, bestätigt das zumindest teilweise.
Die Hügellage ist heute nicht mehr da. Wir haben am Rand einen mittelalterlichen Graben, der etwas konfus ist (sehr variable Breite und sieht bei jedem Profilschnitt alle paar Meter weiter wieder ganz anders aus). Auf der Hauptfläche liegt ein Grabenwerk mit mehreren Gräben, die ganz unterschiedlich aussehen. In den Profilen zeigen sich bisher mehrere Phasen, zum Teil sind es Spitzgräben, zum Teil eher Wannengräben, Tiefe unterhalb des Humus noch bis zu 1,50m in den Lössboden. Die Gräben selbst verlaufen teils ineinander, müssen auch aus verschiedenen Zeiten stammen. Das wird sich noch genau zeigen.

Screenshot 2025-04-11 201610.png

(Screenshot aus dem verlinkten Artikel, zeigt nicht die gesamte Fläche)

Tatsache ist, die beiden obersten Schichten fast aller Grabenabschnitte enthielten dekorierte Keramik, die eindeutig der klassischen und späten Münchshöfener Kultur zugehörig ist. Damit befinden wir uns im Jungneolothikum, etwa um 4.100 bis 3.800 BC.
Neben den Gräben gibt es einige Schlitzgruben und Ähnliches, dabei nur wenige Pfostenlöcher. Der Rest der Gräben (das zeigen alte Luftbilder) und mutmaßlich auch der Hauptteil der Siedlung liegen heute unter einer großflächigen Solaranlage neben den Gleisen. Damit fehlt uns leider der Siedlungskontext, was sich bei den Funden bemerkbar macht. Deponierungen etc. fehlen vollständig, außerdem fanden Bestattungen in der Münchshöfener Kultur häufig innerhalb der Siedlung statt.
In den Gräben finden wir hauptsächlich den "Müll". Weggeworfene Keramik, davon aber viel, Massen an tierischen Überresten, wenig und fragmentierte menschliche Überreste, die Fragen aufwerfen.

Wie gesagt, wahrscheinlich wird es dazu keine weiteren Zeitungsberichte geben, ist nichts Spektakuläres Stand jetzt. Erster wissenschaftlicher Bericht dann vielleicht im Archäologischen Jahr in Bayern 2025.

Übrigens hatten wir am selben Tag Besuch vom Stadtmuseum Deggendorf, wo sowohl in der Ausstellung als auch in einer App für Kinder ein Abschnitt entstehen soll, um zu vermitteln, wie eine Ausgrabung funktioniert. Die Recherche war der Besuch bei uns, viele der Fotos, die dabei zu sehen sein werden (fragt mich nicht, wann es soweit ist, keine Ahnung), stammen von ebendieser Grabung in Osterhofen.
 
Neben den Gräben gibt es einige Schlitzgruben und Ähnliches....
Kannst du diesen Begriff mal für Nichtarchäologen erklären?

In den Gräben finden wir hauptsächlich den "Müll". Weggeworfene Keramik, davon aber viel, Massen an tierischen Überresten, wenig und fragmentierte menschliche Überreste, die Fragen aufwerfen.
Nun ja... Knochenkunde ist ja gerade bei Fragmenten etwas schwierig. Ist das gesichert?
Sind evtl. Schnittspuren zu erkennen oder etwas, das auf Kannibalismus hinweist?

Sind die Gräben als Verteidigungswerke anzusprechen?
Ich kenne aus dem spanischen Mittelalter Schilderungen, dass Gegner Städte erobern könnten, weil sie Müllberge erklommen, welche die Bewohner durch achtloses Über-die-Stadtmauer-entsorgen angehäuft hatten.
 
Kannst du diesen Begriff mal für Nichtarchäologen erklären?
Schlitzgruben sind lang und schmal, oft bis zu drei Meter lang und nur etwa 25 cm breit. Ihre Wände sind nahezu senkrecht, und die Tiefe kann bis zu zwei Meter oder mehr betragen. Die Funktion von Schlitzgruben ist nicht eindeutig geklärt. Sie könnten als Tierfallen, Arbeitsgruben oder für andere Zwecke genutzt worden sein und sie sind oft fundleer. Zeitstellung ist Neolithikum bis Bronzezeit.

Gräben haben meist einen U-, V- oder wannenförmigen Querschnitt und sind breiter als Schlitzgruben. Ihre Tiefe kann zwischen 3 und 6 Metern liegen, abhängig von der Art der Anlage. Häufig als Teil von Verteidigungsanlagen, Ritualstätten oder zur Abgrenzung von Bereichen genutzt. Sie treten verstärkt ab der jüngeren LBK auf. Bekanntes Beispiel ist Herxheim. Dazu kommen noch die Lehmentnahmegräben entlang LBK und RK Häuser.

Gräben und Gruben sind häufige Ablageorte für Verstorbenen im Neolthikum.
 
Piet, Schlitzgruben sind nur 25cm breit? und bis zu 2m tief? Frage, wieso sollte ich solch eine tiefe Grube so schmal machen? Das ist arbeitstechnisch völlig unpraktisch. Sind denn hier die archäologischen Befunde korrekt interpretiert worden?
 
Hab's nicht mehr geschafft reinzuschauen und zu antworten - danke für die wunderbare Erklärung @pietFFM :)
Tatsache ist, für ihre Länge und Tiefe sind sie im Verhältnis sehr schmal. Im Fall von Osterhofen im Schnitt um die 40 cm. Die Lage ist überall unterschiedlich. In Osterhofen haben wir Stand jetzt fünf Schlitzgruben, drei davon direkt nebeneinander (auf dem Foto oben in der Durchgangssituation im großen Graben und darüber). In Exing (die Grabung, die mit dem Skelettfund letzten Mai in allen Medien war) lag ein Schlitzgrube direkt neben der Grabgrube mit dem "Exinger". Der Kontext ist da ganz unterschiedlich, das erschwert die Interpretation zusätzlich.

@El Quijote Würdest du das Thema vielleicht aus diesem Thread auslagern? Das wäre super! Dann antworte ich da später auch noch auf deine anderen beiden Fragen, habe nur jetzt gerade keine Zeit dafür.
 
Aus einer baulich bedingten Notlage heraus habe ich mal wegen eines Rohrschadens mit Wassereinbruch in den Keller vornehmlich mittels einer Langstielhacke und ganz viel Geduld einen rechtwinkligen Graben von 4,5 m Länge, 2,2m Tiefe und 40 cm Breite ausgehoben. Alles andere als ein Vergnügen, doch horrende Kostenvoranschläge nebst großflächiger Garten- und Terrassenramponierung waren auslösend.
Bei 40 cm vermochte ich mich gerade noch so eben hineinzuzwängen - 25 cm sind echt wenig!
 
@dekumatland Wenn du das wie/womit und warum sicher beantworten kannst, machst du dir in der prähistorischen Archäologie einen großen Namen. Wie? Wie @Lukullus beschreibt (experimentelle Archäologie ;)) - mit Zeit und Geduld. Und wie schon gesagt wurde, nicht alle sind ja so schmal. Die meisten sind nach meiner Erfahrung zwischen 40 und 50 cm, mal 25 bis 30, mal eher 60.
Die meistvertretene Interpretation, die aber keineswegs sicher ist, ist die als Fallgrube für Tiere, weniger aktiv auf der Jagd, eher passiv am Siedlungsrand zum Schutz vor gefährlichen Tieren. Wie gesagt eine Kontextfrage - haut im Fall von Osterhofen sehr gut hin, wenn die Schlitzgruben genau die Eingangssituation der großen Gräben abdecken, haut im Fall von Exing nicht wirklich hin (es sei denn, man nimmt eine ausreichend unterschiedliche Datierung an von der Grabgrube und der Schlitzgrube daneben).
 
Interessant, von Schlitzgruben hab ich auch noch nichts gehört (oder ich habs wieder vergessen...). Und wenn ich drüber nachdenke, einen so schmalen Graben auszuheben könnte wirklich schwierig sein, wenn ich an all die Steine und Wurzeln denke, auf die man stoßen kann und wird.

Wie ist das eigentlich mit Pfostenlöchern? So was hab ich schon ausgehoben (mit modernen stählernen Werkzeugen), und die waren wesentlich größer als die Pfosten, wurden dann aber eben zugeschüttet. Wurde früher ähnlich vorgegangen? Kann man das archäologisch nachweisen, oder sind nur die Stellen noch vom Restboden unterscheidbar, wo mal der dann verrottetende Pfosten stand?

Von der Frage ausgehend: Kann es sein, dass die Gruben breiter ausgehoben wurden, dann etwas in den Boden eingelassen wurde (was und warum auch immer), und die Spalten am Rand dann wieder zugeschüttet wurden?
 
Danke für die Literatur!

Ich kann am Wochenende nochmal Luftbilder/Pläne/grobe Maße der Schlitzgruben in Exing und Osterhofen/Altenmarkt (Gemeinde Osterhofen, aber der Grabungsbereich liegt teils in der Gemarkung Osterhofen und teils in der Gemarkung Altenmarkt) raussuchen.

Heute haben wir ein paar der Osterhofener Schlitzgruben ausgebaggert, und eine davon war tatsächlich auf den untersten ca. 30 cm auf knappe 2 m Länge nur noch 5 bis 10 cm breit im sichtbaren Befund.

Nun ja... Knochenkunde ist ja gerade bei Fragmenten etwas schwierig. Ist das gesichert?
Sind evtl. Schnittspuren zu erkennen oder etwas, das auf Kannibalismus hinweist?
Nein, da sieht man nichts. Konkret sind es zwei bis drei menschliche Knochenstücke, alle anderen sich definitiv tierisch. Das eine ist ein Femur (Oberschenkelknochen) eines Erwachsenen, vollständig und unversehrt. Das zweite ist, zweigeteilt, die Schädelkalotte eines Kleinkindes, erkennbar an den noch deutlichen, erst ansatzweise verwachsenen Schädelnähten (sind eine gute Orientierung zur Altersbestimmung, die letzten verknöchern und verwachsen erst im Alter von über 60 Jahren vollständig). Das dritte, in der Nähe der Schädelkalotte, ist ein unverwachsener Gelenkkopf (caput humeri oder femoris, Oberarm/Schulter oder Oberschenkel) mit gut sichtbarer Knochennaht. Dieser Gelenkkopf passt zur Schädelkalotte und könnte durchaus vom selben Skelett sein, muss aber nicht - am Gelenkkopf alleine sieht man nicht gesichert, ob er menschlich oder tierisch ist.

Nun ist es zum einen so, dass bisher noch in keinem spätmünchshöfener Grabenwerk Bestattungen/menschliche Überreste gefunden wurden. Das ist neu. Zum anderen, und da gibt es verschiedene Theorien/Möglichkeiten, stellt sich die Frage: Warum nur diese Einzelteile? Und warum sind die in einem Graben, in den man der Fundlage nach eher den Müll reingeworfen hat?

Sind die Gräben als Verteidigungswerke anzusprechen?
Möglich. Beim Zeitungsartikel hat der Firmenleiter verschiedene Zwecke durchgespielt, auch als Umrandung einer Rinderweide. Es lässt sich nicht sicher sagen. Die Tatsachen sind:
1. Es sind mehrere, teils ineinanderlaufende Gräben plus mehrere Phasen, dazu kommt weiter außen ein wohl spätmittelalterlicher Graben und ein neuzeitlicher oberflächlicher Kanal oder Entwässerungsgraben. Die Befundlage ist kompliziert, und auch in den Profilschnitten zeigt sich bisher nicht immer, welcher Graben vielleicht älter ist und welcher jünger.
2. Es gibt verschiedene Formen, wir haben sowohl tiefe Spitzgräben als auch Wannengräben. Durch Verfüllungen und Schwemmschichten lässt sich die ursprüngliche Form (die etwas über die Nutzung sagen könnte) aber nur an wenigen Stellen sicher rekonstruieren.
3. Bei den jetzigen Gräben haben wir keinen Siedlungskontext. Die Gräben laufen nach alten Luftbildern weiter nach Osten, im Bodendenkmal, wo wir aber nicht graben können (Solarpark). Ich meine, da wurde mal stellenweise gegraben, aber mit kaum Dokumentation und nicht flächendeckend. Dort könnte sich eine Siedlung befunden haben, bei uns ist jedenfalls keine.
Angesichts der Knochenfunde, der Luftbilder und des restlichen Befundes ist meine Theorie aktuell: Es war tatsächlich in erster Linie ein Weidegrund, zumindest mal in der Hauptnutzungszeit der späten Münchshöfener Kultur, also ca. 4.000-3.800 BC. Wir haben Unmengen an Knochen, die überwiegend zu Schafen/Ziegen und Rindern zu gehören scheinen. Die Siedlung selbst lag vermutlich entweder weiter Richtung heutigem Altstadtkern oder weiter nördlich, wo früher mal ein kleiner See war, der heute nicht mehr existiert. Das ist aber nur meine Arbeitshypothese.
 
Die Knochen erinnern mich an die Michelsberger Kultur. Also einzelne Knochen mit Tierknochen vermischt im Gräben.

Wie sieht es mit Spuren aus das sie eine sekundäre Bestattung sind?
 
Die Knochen erinnern mich an die Michelsberger Kultur. Also einzelne Knochen mit Tierknochen vermischt im Gräben.
Interessant. Ist das da häufiger? Gibt es da Erklärungsansätze? Bei den Münchshöfenern ist das wie gesagt der erste Fall in später Zeit, wobei das "spät" als Datierung allein auf der Keramik beruht. Ob es in früher und klassischer Zeit solche Fälle gibt, müsste ich mal erfragen.
Wie sieht es mit Spuren aus das sie eine sekundäre Bestattung sind?
Beim Oberschenkel schlecht, da war gar nichts. Bei der Schädelkalotte vielleicht tatsächlich, mit evtl. mindestens einem zweiten Knochen dazu (dem Gelenkkopf), außerdem drei Scherben mit identischer, sehr spezieller Dekoration daneben und einer Perlmutt-Perle in unmittelbarer Nähe. Nicht alle Funde haben im Planum einen Zusammenhang gezeigt, aber eine sekundäre Bestattung wäre schon denkbar. Auf jeden Fall nicht auszuschließen.
 
„Daneben mehren sich die Hinweise auf mehrstufige Bestattungsprozesse oder Sekundärbestattungen, was auf den Einfuss der nordwestlich benachbarten Michelsberger Kultur zurückzuführen sein könnte. Gerade die Bestattungen im Erdwerk von Oberschneiding-Riedling sind mit entsprechenden Beobachtungen aus Michelsberger Erdwerken zu vergleichen.“ Daniel Meixner: Ausnahme oder Regel – Zum Phänomen der Münchshöfener Bestattungen. In: Vorträge des 27. Niederbayerischen Archäologentages. Rahden/Westf. 2009. Seite 120

In der MK werden die meisten Knochen wohl in Erdwerken gefunden, wobei Kinder und Alte die Masse stellen. Auffällig ist die häufige Gewalteinwirkung gegen den Schädel als Todesursache und das sie nach einer Zeit an der Oberfläche deponiert wurden. Bei der Tötung kann man wohl an Kult denken, aber ob die Deponierung noch zur Kulthandlung gehört oder nur eine Entsorgung ist?

Vielleicht findest Du was ähnliches bei MK Befunden in Deiner Region? Löst zwar nicht die Frage der Schlitzgruben, aber vielleicht die der Knochen?

Joachim Wahl: Menschliche Skelettreste aus Erdwerken der Michelsberger Kultur. In: Beitr. z. Archäozool. u. Prähist. Anthrop. II. 1999 Seite 91 – 100

Irenäus Matuschik: Sengkofen-”Pfatterbreite”, eine Fundstelle der Michelsberger Kultur im Bayerischen Donautal, und die Michelsberger Kultur im östlichen Alpenvorland. Bayerische Vorgeschichtsblätter 57, 1992, Seite 1–31

L. Husty/G. Meixner: Münchshöfen oder Michelsberg? Ein jungneolithisches Grabenwerk bei Riedling, Gem. Oberschneiding, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern. Arch. Jahr Bayern 2007 (2008) Seite 18–19
 
Danke. Mal schauen. Mit Meixner stehen wir eh in Kontakt, Vergleiche zu Riedling waren auch schon immer wieder im Gespräch.
Auffällig ist die häufige Gewalteinwirkung gegen den Schädel als Todesursache und das sie nach einer Zeit an der Oberfläche deponiert wurden. Bei der Tötung kann man wohl an Kult denken, aber ob die Deponierung noch zur Kulthandlung gehört oder nur eine Entsorgung ist?
Bei der kindlichen Schädelkalotte gab es jedenfalls keine Spuren von Gewalteinwirkung. Schließt Gewalt für diesen Fall aber auch nicht ganz aus, nachdem wir nur etwa ein Drittel vom Schädel haben.
Deponierung als Kulthandlung oder Entsorgung - das ist ja irgendwie auch in MK eine größere Frage bei einigen Fundansammlungen, nicht nur bei menschlichen Überresten. Normalerweise würde man doch erwarten, dass man für eine Deponierung eine eigene Grube gräbt. Meistens ist das zumindest der Fall. Auch bei einer anderen gerade laufenden MK Grabung von uns hatten wir eine schöne, gut erhaltene Deponierung in eigener Grube (klassisch oder spät MK, allerdings dort auch mit Siedlungsbefund). In Osterhofen haben wir das nicht - zwei Keramikhäufungen, die Deponierungen sein könnten, plus der Schädelrest und der Oberschenkel, aber alles mitten im Graben. Entsorgt oder deponiert?
Genauer gesagt: Eine Keramikhäufung in einem Graben (der älter sein könnte, weiter unten und in der Nähe gab es vereinzelt mittelneolithische Keramik), die andere Keramikhäufung mit dem Schädelrest, dem Oberschenkel und dem möglicherweise menschlichen Gelenkkopf in einem anderen Graben, und zwar alles auf einer Länge von vielleicht 4 bis 5 m.
 
So, Grabung ist abgeschlossen. Zumindest vor Ort, die Nachbearbeitung kommt natürlich noch.

Ende November ist wieder die Klausurtagung zum bayerischen Neolithikum in Windberg, dort und im anschließend publizierten Tagungsband wird mein Chef zusammen mit zwei Kollegen von der Osterhofener Grabung berichten. Bis dahin wird sich noch manches klären, und in Windberg ist dann eh alles, was in dem Bereich Rang und Namen hat, versammelt.
 
Zum Thema Schlitzgruben: Auf einer anderen Grabung in Niederbayern, nicht allzu weit weg von Osterhofen, haben wir wieder einige. Eine davon: 1,50m lang, ca. 25cm breit, bisher 1,20m tief - und wir haben den Boden noch nicht erreicht.

Die Fragen "warum" und "wie" stellen wir uns jeden Tag...
 
Servus Korbi,
kennen wir uns? Der J.L. bist du glaube ich nicht...
Ich bin gerade auf diese Diskussion gestoßen und vom hohen Niveau durchaus überrascht.
Bei den Schlitzgruben hänge ich im allgemeinen der von S. Friederich ausführlich zusammengefassten Theorie an, dass es sich um Wildfallen-Systeme handelt. Der Clou daran ist, dass diese Schlitzgruben dann eigentlich NACH Auflassung der Siedlungen angelegt wurden, also wenn ehemals gerodetes Land brach liegt und langsam wieder zuwächst. Ist ja auch heute so, dass die Jägerstände an Lichtungen stehen. Wild findet dort viel junges Pflanzenmaterial zum Knabbern. Das würde erklären, warum meist kaum Funde drin sind - die Siedlung war ja schon wüst gefallen. Aus der Münchshöfener Siedlung Murr (FS) gibt es glaube ich sogar eine Schlitzgrube mit einem Rehskelett drin. Das müsste man mal 14C-datieren, ob das vielleicht etwas jünger ist als die Münchshöfener Besiedlung.
"Schlitzgruben" in Grabenlücken von Erdwerken (wie in Altenmarkt) sehen zwar sehr ähnlich aus, haben aber m.E, die Funktion von Palisadenfundamenten wie auch immer gearteter Toreinbauten. Ich glaube, in der Regel sind die auch nicht so extrem tief und eng.
Altenmarkt ist wirklich ein spannender Fundplatz! Ich bin schon gespannt darauf, mehr zu erfahren!
Viele Grüße
Daniel Meixner
 
Zurück
Oben