Spanischer Brief aus der Zeit der Spanisch-Englischen Kriege

Linguisten-Forum

Sí, vielleicht...

Oder ist das ein "my"?

Und in der Anrede "Monsieur"? das klingt doch eher frankophon...


@Andrix

Wenn es eilig oder sehr wichtig ist, versuche doch mal an einer Universität (vielleicht sogar in England oder Spanien) an einem Lehrstuhl für Geschichte anzufragen, ob das einer dechiffrieren kann.
Alle diese Gedanken hatte ich auch schon,habe schon viele französische Briefe aus dem 17ten übersetzt.Man konnte sie trotz ihrer barocken Schrift lesen.Ihr dürft den Text auch in fremden oder Fachforen im In und Ausland zur Diskussion veröffentlichen.Also wenn jemand Verbindungen nach England oder Spanien hat,wäre ich dankbar.
Euer andrix
 
Das schon besprochene graffato wäre ein italienisches Partizip. Die Datierung würde ich mit feb(b)rero (fr°)entschlüsseln, aber unter Vorbehalt. <-th> als graphische Umsetzung für einen Auslaut kann man auch in altspanischen bzw. altaragonesischen Texten finden, meist dort wo man heute ein <-d> graphisch findet und was in Spanien (in Lateinamerika aber meiner Erfahrung nach gar nicht) gerne als θ ausgesprochen wird: Madriθ, unidaθ, verdaθ. ich habe mich schon mal gefragt, ob diese Schreibung, die ich allerdings sicher nur in einem Text, der um 1200 in Aragón entstanden ist nachweisen kann, ein Reflex auf die lateinische Umsetzung des /θ/ in griechischen Namen (z.B. Athen, Thessaloniki etc.) ist. Wenn dem so wäre, dann wäre das der Nachweis, dass die heute vielerorts in Spanien gängige Aussprache des Graphems <d> in Entstellung eines Wortes als /θ/ schon im Mittelalter regional gängig gewesen wäre.
Von was ist da eigentlich die Rede: 600 barros (ich lese barros, aber der Barren wäre auf spanisch la barra)?
 
D
Von was ist da eigentlich die Rede: 600 barros (ich lese barros, aber der Barren wäre auf spanisch la barra)?
Das frage ich mich auch. 600 Stück, von was auch immer, sind eine ziemliche Menge. Zumal, wenn es tatsächlich Fässer wären. Aber auch, wenn es, bei einem Goldschmied näherliegend, Silberbarren (von Gold gar nicht zu reden) wären.

Ich entziffere es als "barrel", das Englisch und Fass auf Deutsch ist.
Kann mich aber irren.
Ein l kommt aus meiner Sicht in dem Wort nicht vor. Das am Ende halte ich für ein langes s
Ganz von der Hand möchte ich die "Englischtheorie" aber nicht weisen. In der letzten Zeile könnte "sincerely" stehen und die "Tilde", die nochmals vorkommt, könnte für "your(s)" stehen.
Die vorletzte Zeile könnte dagegen ein absoluter Superlativ sein, wie man ihn in romanischen Sprachen gern hat. Irgendwas mit "respect...", hatte ich zunächst gedacht; passt aber nicht recht.
Kommuniziert da vielleicht ein Engländer mit einem von der iberischen Halbinsel geflohenen Goldschmied in "Missingsch"?
 
Ein l kommt aus meiner Sicht in dem Wort nicht vor. Das am Ende halte ich für ein langes s
Nein, es handelt sich um ein 'rundes s', wie im Übrigen auch in dem von dir verlinkten Wikipedia-Artikel zum 'langen ſ' gezeigt. Das runde <s> ist typisch für <s> bei Wortendungen.

600 Stück, von was auch immer, sind eine ziemliche Menge. [...] wenn es, bei einem Goldschmied [...], Silberbarren (von Gold gar nicht zu reden) wären.

Wir müssen ja nicht von heutigen Standardbarren ausgehen.
 

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Nein, es handelt sich um ein 'rundes s', wie im Übrigen auch in dem von dir verlinkten Wikipedia-Artikel zum 'langen ſ' gezeigt. Das runde <s> ist typisch für <s> bei Wortendungen.
Du hast völlig recht. Das war wirklich wieder einmal ein (vermeidbarer) Schmarrn. Erst denken, dann schreiben! Herr Freud hätte wahrscheinlich seine Freude.
 
600 barros ,der Adressat ist "orferbre" Goldschmied

Erstmal herzlichen Dank für deine Interpretation und Hilfe.
Adressat könnte ein Goldschmied in Antwerpen gewesen sein.Es gibt noch dreizehn weitere Briefe.Aber das kann man fast keinem zumuten.Ist das eine sog.Frakturschrift?Bist du sicher,dass es Spanisch ist.Das Siegel könnte helfen!
andrrix8888
 
Zuletzt bearbeitet:
Erstmal herzlichen Dank für deine Interpretation und Hilfe.
Adressat könnte ein Goldschmied in Antwerpen gewesen sein.Es gibt noch dreizehn weitere Briefe.Aber das kann man fast keinem zumuten.Ist das eine sog.Frakturschrift?Bist du sicher,dass es Spanisch ist.Das Siegel könnte helfen!
andrrix8888
Hab ichs doch gesagt!
Das Siegel hast du wohl übersehen.
Wie ist uns das Siegel eine Hilfe?!
Komm schon rück raus! ;)
 
Ist das eine sog. Frakturschrift?

Nein, das ist eine Currentschrift. Current von currere, 'rennen', 'laufen', das bedeutet, dass eine Schreibschrift durchgängig ist. Fraktur bedeutet, dass - ob jetzt als Druck oder handschriftlich ist dabei egal - das Buchstaben unterbrochen sind. Bei einer Handschrift, etwa der gotischen des 12./13. Jahrhunderts, setzt der Schreiber den Kiel vom Pergament, Papyrus, später auch Papier ab und wieder neu an. Mitten im Buchstaben.

Bist du sicher,dass es Spanisch ist.

Nein, einzelne Lettern, die man als <y> lesen könnte, könnten auf das spanische Wörtchen y ('und') deuten, aber anderes erscheint mir eher französisch. Letztlich kann ich so moderne Schriften nicht lesen. Ich wüsste ein inaktives Mitglied dieses Forums, welches das könnte, aber vermutlich seltsame Schlussfolgerungen dazu liefern und eine Brieffreundschaft mit dem Verfasser der Briefe beginnen würde.
 
Reaktivierung alter Verbindungen

Nein, das ist eine Currentschrift. Current von currere, 'rennen', 'laufen', das bedeutet, dass eine Schreibschrift durchgängig ist. Fraktur bedeutet, dass - ob jetzt als Druck oder handschriftlich ist dabei egal - das Buchstaben unterbrochen sind. Bei einer Handschrift, etwa der gotischen des 12./13. Jahrhunderts, setzt der Schreiber den Kiel vom Pergament, Papyrus, später auch Papier ab und wieder neu an. Mitten im Buchstaben.



Nein, einzelne Lettern, die man als <y> lesen könnte, könnten auf das spanische Wörtchen y ('und') deuten, aber anderes erscheint mir eher französisch. Letztlich kann ich so moderne Schriften nicht lesen. Ich wüsste ein inaktives Mitglied dieses Forums, welches das könnte, aber vermutlich seltsame Schlussfolgerungen dazu liefern und eine Brieffreundschaft mit dem Verfasser der Briefe beginnen würde.

Lieber Quijote,wenn du die Möglichkeit hättest, das inaktive Mitglied zu befragen,so wäre ich dir sehr verbunden.
Dein andrix8888
 
Lässt du uns aber anschließend trotzdem wissen, was dabei rausgekommen ist? Schon um sicher zu sein, dass Bdaian nicht recht hat und der Brief in einem "mittelirdischen" Idiom geschrieben ist.:winke:
 
Ich wurde heute angemailt, mit der Wette um einen Kasten Bier, dass es sich bestimmt um einen mit Romanismen versehenen Brief in flämischer Sprache handele. Weiter heißt es >>Das "graffato" lese ich als "26 passato", ...<<
 
Hallo,:winke:

ist das mittlerweile dechiffriert und übersetzt? Falls das 600 Goldbarren sein sollen, bekomme ich auch einen Anteil?:rofl:
 
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