Spanischer Imperialismus

Mosbie

Neues Mitglied
Guten Abend,
da dies mein erster Beitrag in diesem Forum ist hoffe ich, ich mache nichts falsch bezüglich der Benutzungsrichtlinien.

Also ich habe eine Frage:

Ich soll eine Arbeit über den Imperialismus Spaniens schreiben. Dort soll ich die Herrschaftsmethoden, Folgen und Gründe darlegen. Jedoch ergibt sich nach einer langen Online Recherche ein Problem. Es gibt etliche Einträge über die Kolonialzeit für das 16-18 Jahrhundert. Aber da das Industriezeitalter und somit auch der Imperialismusgedanke erst Mitte des 18. Jh entstanden sind, soll ich in der genannten Arbeit nur diesen Zeitraum bis 1914 behandeln.
Es ist nicht einmal zu finden welche Kolonien Spanien zu diesem Zeitraum noch besser bzw. erobert hat.
Hat jemand evtl. Quellen dazu oder kann mir sagen wo ich nachschauen muss um Information über diesen Zeitraum zu bekommen. Infos über z.B. England gibts es reichlich, aber bei Spanien sieht das Ganze eher schlecht aus.
Würde mich über hilfreiches Material freuen :)
 
1898 hat Spanien seine letzten Kolonien in Lateinamerika (Kuba, Puerto Rico) sowie die Philippinen verloren (auch literaturhistorisch bedeutsam, Generación del 98). Bereits zuvor hatte es sich in Nordafrika festgesetzt und konzentrierte sich jetzt auf seine afrikanischen Besitzungen: Spanisch-Marokko, Westsahara, Mauretanien, Äquatorialguinea. Bei Marx und Engels findet sich auch was über den (ERSTEN!) Spanisch-Marokkanischen Krieg.

Ich denke, das sind einige Stichworte für einen Rechercheansatz.
 
Ich denke, das sind einige Stichworte für einen Rechercheansatz.

Vielen Dank für deine Antwort zu so später Stunde!
Diese Stichworte lassen sich deutlich besser recherchieren. Insgesamt ein sehr sperriges Thema, finde ich. Anscheinend hat Spanien in der Zeit der Industrialisierung nicht so eine große Rolle gespielt, wie man aufgrund der vorherigen Kolonialgeschichte vermuten könnte.
Jedenfalls habe ich jetzt immerhin Material zum arbeiten, nochmals vielen Dank!
 
Anscheinend hat Spanien in der Zeit der Industrialisierung nicht so eine große Rolle gespielt, wie man aufgrund der vorherigen Kolonialgeschichte vermuten könnte.
Spanien hat zwar jede Menge Gold und Silber aus Amerika nach Europa gebracht, aber im Grunde hat es sich ruiniert. Inflationen im 17. Jhdt. waren die Folge der Geldschwemme. Mit Merkantilismus und Entrechtung (weniger der indigenen Bevölkerung und der importierten Sklaven als vielmehr) der Kreolen (ethnische Spanier, die in Amerika geboren wurden und allein aus diesem Grund rechtlich eine Stufe unter den Europaspaniern standen) führten zu den Unabhängigkeitskriegen, die im Prinzip - wie auch der in den USA - Bürgerkriege waren. Mit der Politik des 16. - 18. Jhdts. war im Prinzip die Wirtschaft in Spanien nachhaltig beeinträchtigt. Die Vertreibung der Morisken durch die Habsburger ließ ganze (Land)wirtschaftszweige veröden (das bei der durch die Edelmetallschwemme verursachten Inflation, dem 80jährigen Krieg, Konflikten mit Frankreich, in Italien, Nordafrika und mit England), die merkantilistische Politik der Bourbonen, die regelrecht absurde Züge annahm, wurde zunehmend zum Problem. Man stelle sich vor, ein Siedler in Kalifornien wollte ein Produkt kaufen, dass aus Perú kam. Man könnte jetzt meinen, dass nichts einfacher war, als das Produkt in Callao auf ein Schiff zu laden und damit nach Kalifornien zu fahren. Aber nein - offiziell ging das natürlich nicht. Das Produkt musste nach Acapulco (mex. Pazifikkhafen) gebracht werden, von dort nach Veracruz (Golf von Mexiko), dort wieder auf ein Schiff geladen, nach Sevilla bzw. Cádiz gebracht und dort registriert werden und konnte dann den Weg wieder zurück über Veracruz und Acapulco nach Kalifornien gebracht werden.
Das eine solche Politik vor allem dem Schwarzhandel förderlich war, ist logisch. Produkte, die legal zwischen den Kolonien gehandelt wurden, wurden einfach viel teurer, als sie hätten sein müssen, das Verlustrisiko (Piraterie und Freibeuterei, Sturm) wurde höher. Das traf bei deren gleichzeitiger rechtlichen Ungleichstellung mit den Europaspaniern vor allem die amerikaspanischen Eliten. Die Unabhängigkeit der amerikanischen Kolonien wurde daher auch in erster Linie nicht von afrikanischen Sklaven oder der indigenen Bevölkerung getragen, sondern war ein Projekt der kreolischen Eliten - letztlich nicht viel anders als in den USA (wenn uns Filme wie Der Patriot auch ein etwas anderes Bild zeigen, fast unamerikanisch ein Bild vom Klassenkampf), wobei der Unterschied hier der ist, dass es in den dreizehn Kolonien ja kaum mehr indigene Bevölkerung gab und im Vergleich zu Hispanoamerika nur wenige Mestizen.
Die Unabhängigwerdung der meisten Kolonien - im Rahmen der napoleonischen Besetzung Spaniens (1808 - 1814) - zeitweise war nur Cádiz als Hort des Widerstands übrig (Día de la Pepa - 200 Jahre ) - bzw. der harten Restauration Ferdinands VII. - vollzog sich zwischen 1811 und 1824. Und manchmal schlugen sich die Truppen, die in den Kolonien landeten nach einigen Schlachten auf der Seiten der Aufständischen, etwa Agustín de Iturbide, der sich napoleonlike zum mexikanischen Kaiser krönte, oder der spätere mexikanische Präsident Antonio López de Santa Anna (Kreole), der zunächst Anhänger (mit diesem von der spanischen Seite auf die der Unabhängigkeit wechselte), dann Gegner Iturbides war. De Santa Anna ist hierzulande wahrscheinlich am besten durch John Waynes - einen amerikanischen Urmythos aufgreifenden - Film Alamo bekannt.
Und in Spanien selbst? Da tobten die Bürgerkriege. Im Trienio Liberal (dem liberalen Jahrdritt), als liberale Militärs Ferdinand VII. zwangen, die Verfassung von 1812 wieder in Kraft zu setzen, holte dieser, der früher sechs Jahre lang Napoleons Gefangener war, die Franzosen ins Land. Das liberale Jahrdritt ging in einem Bürgerkrieg unter. Nach Ferdinands Tod, als Isabel II. regierte, musste die sich den ambitionierten Ehemann ihrer Schwester vom Hals halten, der gerne König Spaniens geworden wäre (sie schob die beiden nach Sevilla ab), hatte vor allem aber mit den Carlistas zu kämpfen, eine absolutistische Strömung, welche gerne Isabels Onkel bzw. dessen Nachkommen auf dem Thron gesehen hätte (die Familie gibt es bis heute und bis heute erhebt sie mehr oder weniger offen Anspruch auf den Thron, drei der Bürgerkriege des 19. Jhdts. werden daher auch als Guerras Carlistas bezeichnet und im Bürgerkrieg von 1936 - 39 waren sie bis 1937 eine Untergruppe der Monarchisten, wurden dann aber bereits 1937mit der faschistischen Partei zwangsvereinigt).
Es gibt eine spanische Beschreibung von der Rolle Spaniens ins Europa gegen Ende des 19./Anfang des 20. Jhdts., leider weiß ich nicht mehr von wem und den genauen Wortlaut. Jedenfalls verglich der Urheber Europa mit einem Mietshaus, in dem all die europäischen Völker lebten. Und Spanien lebe eben - ich weiß nicht mehr genau - im Keller oder einem Verschlag im Dachboden.
 
Spanien war (und ist) ein Agrarland, wobei die Menschen bis in die 1970er/80er Jahre auch noch sehr stark vom Fischfang lebten. Schwerindustrie gab es kaum. Klar, Spanien ist sehr verkarstet, deshalb gibt es viele Orte an denen Kalk und dergleichen (häufig ist es nicht der Kalk sondern diverse chemische Zusammensetzungen, die gezielt gesucht werden) abgebaut wird oder man findet ab und an die Überreste einer Ziegelei, aber ansonsten? Die einzig wirklich relevante Schwerindustrie findet man am Llobregat (Katalonien, südlich Barcelona), wo noch heute das Hauptwerk von Seat sitzt, im asturischen Kohle- und im baskischen Stahlrevier.

Ca. 25 % der Kohle importierte Spanien, was bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zum erliegen kam, weshalb damals auch Lagerstätten angegriffen wurden, die unter wirtschaftlichen Standpunkten kaum zu betreiben waren (aber man griff hierbei auf politische Gefangene und Kämpfer des Bürgerkriegs, die auf der Verliererseite gekämpft hatten, - sprich Zwangsarbeiter! - zurück und hielt so die Kosten gering).
Die Hochöfen im Baskenland sind längst geschlossen, vereinzelt gab es auch noch Industrien in Valencia (aber das war mehr eine Episode) und Málaga (Málaga galt lange als häßlichste und dreckigste Stadt Andalusiens, hat aber den Strukturwandel zeimlich erfolgreich vollzogen, ein oder zwei Schornsteine erinnern als Baudenkmäler noch an die Zeit der Industrie in Málaga).
 
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