Spatha vs Langsax

Witege

Aktives Mitglied
Es scheint, dass in der Merowingerzeit das Spatha immer mehr vom Langsax verdrängt wurde.

Mich würden hier die möglichen Gründe interessieren.


Einerseits ist das Langsax wohl billiger herzustellen, allerdings wurde es auch in reichen Gräbern als einzige Waffenbeigabe gefunden.

Für den normalen ungeübten Krieger ist das Langsax bestimmt leichter zu führen (hat das schon jemand ausprobiert?), allerdings war das Spatha ja nie die Waffen des normalen, ungeübten Kriegers.

Möglich fände ich auch, dass das Spatha in der Oberschicht überhaupt nicht durch das Langsax abgelöst wurde und wir durch die Reihengräberfelder nicht auf die bevorzugte Waffe schließen dürfen, sondern nur eine besondere Begräbnissitte sehen.
Evtl. waren die Spathen einfach zu kostbar und wurden weitervererbt (bzw. sogar gezielt wieder von den Angehörigen aus den Gräbern "geraubt", nachdem die Begräbniszeremonie zu Ende war). Immerhin haben zur gleichen Zeit die Beigaben allgemein abgenommen, besonders in den von den christlichen Romanen beeinflußten Gebieten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Leider kann ich nur Randnotizen beitragen. Vielleicht kannst du den Rahmen noch etwas eingrenzen für deine Frage?
Alle Varianten des Sax-Schwertes waren schon lange bei den Germanen verbreitet gewesen. Wie du schon sagst war es vor allem die Oberschicht die zunehmend aus römischer Waffenfabrikation die edelsten Spartha-Schwerter erhielt. Naheliegend, dass diese meist hochwertigeren Klingen für Dienste in römischem Sold vergeben wurden, auch wenn Schmiede im ehemaligen freien Germanien ebenfalls hochwertige und ähnliche Waffen zu schmieden verstanden.
Der Sax ist eher ein Hiebschwert und gilt daher als leichter zu führen als die Spartha, welche vormals eine klassische Kavalleriewaffe war. Lange Hiebschwerter erfuhren während der Hunnenzeit ein besonderes Interesse, galten die Hunnen doch als Kämpfer die es verstanden gleichzeitig mit zwei solchen Hiebschwertern zu kämpfen. Diese Kampfesweise galt geradezu als besondere hunnische Kampfesweise.

Nach dieser Einleitung nun näher zum Thema:
In fränkischen Gräbern war der Ango – eine dem römischen Pilum nicht unähnliche Waffe – eine typische Beigabe für höher gestellte Tote. Daneben kamen die Franziska, aber auch die Spartha oder diverse Sax-Schwerter nicht selten vor, doch ihre Bedeutung für den Rang des Toten stand hinter dem Ango zurück. In diesem Zusammenhang wurde (leider vergessen wo) einmal darauf hingewiesen, das der Speer auch im ‚Königsornat’ jener Zeit (vergleiche die Bedeutung der Heilige Lanze in der Frühzeit des Heiligen Römischen Reiches) eine gehobene Rolle spielte. Dann hätte sie eine ähnliche symbolische Bedeutung gehabt wie weit später die Marschallstäbe der Feldherren.
Mir ist nicht ganz klar ab wann (Zeitfenster) denn der Langsax der Spartha den Rang abgelaufen zu haben scheint? Unter christlichem Einfluss ging die Beigabensitte auch bei den Franken allmählich verloren und in den Reihengräbern sind die Angehörigen des Adels m.W. nicht gerade Überrepräsentiert.
 
zwei Schwerter ?

Hallo Tejason
Woher stammt die Information über die Kampfweise der Hunnen mit zwei Schwertern?
Ich weiss nur, dass der lateinische "Waltarius' das Tragen (nicht fechten) von zwei Schwertern eine "pannonische Sitte" nennt. Auch der Merowinger Childerich wurde mit zwei Schwertern begraben, anscheinend einer Spatha und ein Sahs, aber er hat sicher nicht bede zugleich benutzt.
Woher also die Information?
Vielen Dank
Boiorix
 
@Boiorix:
Nun, im pontischen Raum genaue Zuordnungen zu Gens und Ethnien machen zu wollen fällt freilich schwer. Die Aussage, dass Hunnen mit 2 Schwertern umzugehen verstanden finde ich gerade nicht, sie stammt aber aus einer Publikation von Wolfram Herwig.
 
Mir ist nicht ganz klar ab wann (Zeitfenster) denn der Langsax der Spartha den Rang abgelaufen zu haben scheint? Unter christlichem Einfluss ging die Beigabensitte auch bei den Franken allmählich verloren und in den Reihengräbern sind die Angehörigen des Adels m.W. nicht gerade Überrepräsentiert.

Besonders auffällig erschien es mir für Süddeutschland gegen Ende der Reihengräberzeit (v.a. im 7. Jahrhundert). In weiten Gebieten Alamanniens war der Langsax sogar die einzige Waffenbeigabe.
 
Ergänzung

Das Spatha, das 75 - 95 cm lange und 4 -6 cm breite zweischneidige Schwert, wurde lt. Döbler offensichtlich nur von Edlen getragen. Die Schwerter mit goldbelegten Griffen, die sogen. "Goldgriffspathen" standen nur hochrangigen Personen zu, waren allerdings auch nicht für den Kampf gedacht, sondern dienten Repräsentationszwecken.

Eine Waffe war immer auch ein Statussymbol. So finden sich sowohl Sax als auch Spatha ebenfalls in Kindergräbern. Im bajuwarischen Gräberfeld Altenerding fand man als Beigabe in mehreren Kindergräbern das Sax. Ein einjähriges Kind wurde im alamannischen Gräberfeld von Neresheim mit einem Sax bestattet. Reichhaltiger, nämlich mit Sax und Spatha, wurde ein Neunjähriger in Flums (Kanton St. Gallen) zur Ruhe gebettet. Das absolute Highlight an Ausstattung fand man jedoch bei einem sechsjährigen Jungen unter dem Kölner Dom: Sax, Schild und Helm waren der Größe des Kindes angemessen, Spatha, Ango, Franziska und Lanze jedoch waren von normaler Größe für Erwachsene. Das Kind war offensichtlich königlichen Geblüts.

In Reihengräbern findet man daher wohl weniger das Spatha. Edle wurden nicht in normalen Gräberfeldern beigesetzt. Und wenn, wie Witege vermerkt, auch in reichen Gräbern nur ein Sax gefunden wurde, ist es nicht auszuschließen, dass das Spatha, wenn denn der Tote eines besessen hatte, in der Verwandtschaft seinen "Liebhaber" gefunden hat. Man vermutet, dass oftmals die ersten Grabräuber unter der eigenen Verwandtschaft zu suchen waren.
 
Fechten mit zwei Schwertern.

Danke Tejason für die rasche Antwort.
Aber mit zwei Langwaffen zugleich fechten? Mit Schwert und Dolch vieleicht, wie in späteren Jahrhunderten, aber da war der Degen hauptsächlich eine Stosswaffe, was die Spatha nicht ist.
Ich glaube das ist ein Irrtum der Übersetzung von Ammian XXXI,2,9 , wo es heisst, dass die Hunnen im Nahkampf ohne Rücksicht auf sich selber fechten, und zugleich den Feind, der auf die gefährliche Spitze achtet, mit umschlingenden Riemen fesseln (contortis laciniis illigant), was verschiedene Interpreten als Lasso deuten. Mir scheint das aber unwahrscheinlich. Ich denke eher an eine art Peitsche. Ich habe da mal eine Schilderung aus den Türkenkriegen gelesen, wonach lrichte türkische Reiter mit ihren Peitschen allein einen österreichischen Kürassier überwältigten, trotz seiner Panzerung. Um so etwas dürfte es sich handeln, und Ammians zweideutige Formulierung wurde missverstanden.
Waren wohl so etwas wie die "bullwhip" in Western-Filmen.
Auf jeden Fall ist zwei Langwaffen zugleich zu führen, und noch dazu von unterschiedlicher Länge und Gewicht,( und zu Pferd) keine Kamftechnik, sondern Zirkus.
Gruss
Boiorix
 
also ich halte das gleichzeitige kämpfen mit 2 Schwertern für eine
gewagte These. Da würde mich mal interessieren aus welcher Quelle der Author dies hat.
2 Schwerter, und das womöglich auch noch auf dem Pferd?
Also ich bin da Skeptisch.
Die Unterscheidung zwischen Langsax und Spatha ist ja durch den Einsatz bestimmt.
Wie bereits erwähnt ist die Spatha ein langes gerades Schwert, welches
gut geeignet ist für den Stich, wegen seiner längeren reichweite bevorzugt für den Einsatz zu Pferd. Noch die Kürassiere des ersten Weltkriegs waren mit einem ähnlichen Schwert (Pallasch) ausgerüstet. Mit Ähnlich meine ich in Form der Klinge.
Der Langsax ist deutlich massiger und kürzer und daher für einen Kampf
in beengtem Raum gedacht. Ähnlich wie der "Katzbalger" im 30'jährigen Krieg.
In Bezug auf die Riemen bei den Hunnen denke ich dass es sich tatsächlich um Peitschen ( vermutlich mit einer beschwerten Spitze) handeln könnte.
Sind solche Peitschen irgendwo in Situ gefunden worden?
 
schon mal an den Produktionsansatz gedacht. Ich bin kein Schmied, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Herstellung der hochwertigen Spatha durchaus mehr Wissen/Materialien erfordert als das eines Sax. Für die Zeit in der du dich ja bewegst, dazu noch die Region, würde ich es durchaus für möglich halten, dass einfach die Resourcen für die Herstellung einer Spatha nicht mehr gegeben waren und daher das Sax verwendet wurde.
 
Der Langsax ist deutlich massiger und kürzer und daher für einen Kampf
in beengtem Raum gedacht. Ähnlich wie der "Katzbalger" im 30'jährigen Krieg.
Kürzer ja, aber massiger wohl nicht. Ein Spatha war zwischen 52 und 98 cm lang und zwischen 4 und 6 cm breit, ein Langsax zwischen 40 und 75 cm lang aber nur zwischen 3 und 4 cm breit. Es gab also auf jeden Fall auch Spathen und Langsaxe mit den gleichen Maßen.
Ob man jetzt mit dem Spatha so schlecht schlagen konnte, dass man aus diesem Grund auf ein Langsax umsteigen müßte wage ich zu bezweifeln. Außerdem gab es zu dieser Zeit auch keine deutliche Änderung in der Kriegsführung. Die alamannische Elite kämpfte damals sowohl beritten als auch zu Fuß (in der Ostalb gab es auch Pferdegräber). Es kam immer auf die Situation an.

schon mal an den Produktionsansatz gedacht. Ich bin kein Schmied, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Herstellung der hochwertigen Spatha durchaus mehr Wissen/Materialien erfordert als das eines Sax.
Das denke ich auch. Die Herstellung der Spathen war wohl wesentlich teuerer, von wegen flach gekehlter Klinge usw.
 
soweit ich weiss ist die Spatha eher für den Stich als für den Hieb
gedacht. Ähnlich wie die bereits erwähnten geraden Kavallerie Schwerter ( Pallasch) während die gebogenen Säbel eher für den Hieb geeignet waren.
Die meisten Langsaxe die ich bisher in Museen gesehen habe waren ja von
der Klinge her ganz anders gearbeitet und eher etwas grobschlächtiger
als eine Spatha.
Aber mal eine generelle Anmerkung, ein Schwert war damals ein sehr teures
Gut und nicht jeder konnte sich überhaupt ein solches leisten.
Eine komplette Ausrüstung mit Schwert, Pferd, Schild, Helm usw.
konnte sich ja nur ein Edelmann leisten.
Das Gros der Truppen war sicherlich wesentlich einfacher ausgerüstet.
 
Öconomie der Herstellung.

Ich könnte mir vorstellen, dass da die Herkunft der Waffe eine Rolle spielte.Der klassische Sahs ist ja sowohl Waffe wie Werkzeug.
Fasst man ihn nahe dem Heft, kznn man eine Scheibe Brot damit schneiden,und mit Butter bestreichen, fasst man den langen Griff am Ende an, so kann mann Kleinholz hacken.
Die Entwicklung zum Langsahs dürfte ursprünglich eine Notlösung gewesen sein: Was macht der Krieger, der einen Sahs hat, wenn er unverhofft zu einem Pferd kommt? Er verlängert seinen Speer-kein Problem, - und sein bisheriges "Schwert".lässt er auch verlängern, länger ausschmieden Jeder Schmied kann das.
Aber wozu eine neue, ganz andere Waffe herstellen?
Das erklärt auch die Unterschiede nach der sozialen Stellung.
Viel mehr Gründe brauchts wohl nicht.
Gruss
Boiorix
 
Zuletzt bearbeitet:
soweit ich weiss ist die Spatha eher für den Stich als für den Hieb gedacht. Ähnlich wie die bereits erwähnten geraden Kavallerie Schwerter ( Pallasch) während die gebogenen Säbel eher für den Hieb geeignet waren.
Das habe ich noch nie gehört. Der Pallasch entstand schließlich aus dem Degen und der Spatha wohl aus dem keltischen Langschwert (mit gerundeter Spitze!).
Das Spatha war vor allem eine Hiebwaffe, was auch seine Breite zeigt. Erst wegen der Erfindung der Pulverwaffen und dem zurückgehen der schweren Rüstungen entwickelten sich aus dem Spatha/Langschwert wieder Stichwaffen.

Der einzige Vorteil des Saxes könnte seine geringere Länge sein, wodurch es evtl. besser im Handgemenge zu gebrauchen war. Allerdings wäre hier doch das zweischneidige Kurzschwert, wie es auch in der frühen Kaiserzeit von den Germanen verwendet wurde, besser geeignet gewesen, wie auch später dann der Katzbalger.


Das erklärt auch die Unterschiede nach der sozialen Stellung.
Welche Unterschiede in der sozialen Stellung? Das Langsax nahm wie gesagt im siebten Jahrhundert verhältnismäßig zum Spatha zu, wobei allerdings die Grabbeigaben allgemein reduziert wurden (in der Rheingegend). Die Waffe des armen Mannes war im 5. Jh. die Axt.


Allerdings denke ich auch, dass in Wirklichkeit das Spatha die Waffe der Elite war. Die Befunde in den Gräbern deute ich vor allem als Wechsel bzw. reduzieren der Begräbnisbeigaben.

Ich könnte mir vorstellen, dass da die Herkunft der Waffe eine Rolle spielte.Der klassische Sax ist ja sowohl Waffe wie Werkzeug.
Das könnte auch die Erklärung sein warum in reichen Gräbern der früheren Zeit sowohl Langsax als auch Spatha vorkamen. In der Saxschneide fand sich auch häufig ein kleines Beimesser. Diese Kombination hat Ähnlichkeit mit dem noch heute verwendeten Weidbesteck (Weidblatt + Nicker).
Evtl. war das Sax später dann auch die einzige Waffe in den Gräbern, da es eher als Werkzeug angesehen wurde.
 
Hatte grade durch Zufall "Der Limes" in der Hand, und darin befindet sich eine Abbildung einer verkürzten Spatha. Ich glaube die Vermutung geht sogar soweit, dass das Schwert gebrochen ist und dann auf eine verkürzte Klinge geschmiedet wurde. Das wäre nunmal auch ein Hinweis auf die Qualität der Waffe.
 
Auf jeden Fall ist zwei Langwaffen zugleich zu führen, und noch dazu von unterschiedlicher Länge und Gewicht,( und zu Pferd) keine Kamftechnik, sondern Zirkus.
Gruss
Boiorix

Da haben wir uns ein wenig Missverstanden. Ich habe nie behauptet, dass die Hunnen mit einem Langsax und einer Spatha gekämpft hätten. Der Langsax war ihre Waffe - ergo 2 Langsax. Ob sie jetzt mit beiden zugleich kämpften oder nur 2 gleichzeitig führten ist eine andere Sache, doch galt das Führen von 2 Langsax zugleich als typisch für sie! Vom Pferde aus haben sie jedenfalls bestimmt nicht mit 2 Schwertern gekämpft, denn die Hunnen waren keineswegs ausschließlich Reiterkrieger!

Bei den Franken etwa war in früherer Zeit der Langsax nicht gebräuchlich. Man nimmt an das diese Waffe im Gefolge der Hunnen ihren Weg auch so weit nach Westen fand. Auf reiternomadischen Einfluss sollen auch die Amulette zurückzuführen sein, die als Schwertanhänger zusammen mit dem Langsax auch bei den Merowingern im 5.- und 6. Jh. auftauchten. Diese mit Magie geladenen Anhänger, meist mit großen Perlen aus Glas, Bernstein, Bergkristall oder Meerschaum finden sich noch im ganzen 6. Jh an den Schwertscheiden germanischer Krieger. Nach dieser Zeit treten meines Wissens sowohl bei Alemannen als auch bei Franken der Langsax und die Amulette relativ wieder zurück.

Vor dieser Zeit war die Beigabe von Speer, Axt oder Pfeilspitzen noch vor dem Schwert bei westlichen Germanen verbreitet. Gerade die Axt wird gerne in Elbgermanischer Tradition gesehen und das Schwert tritt sehr deutlich ab der Mitte des 5. Jh hinzu und gelten als Kennzeichen für überdurchschnittlich ausgestattete Gräber. Oft wird vermutet das die Schwerter aus römischer Produktion stammen, oder zumindest in römischen Diensten getragen worden waren. So tritt später wie selbstverständlich die Verzierung nach oströmischem Vorbild in den Vordergrund, da auch die westlichen Rüstungsbetriebe dieser Mode folgten. Zumindest im alamannischen Raum ändert sich der Befund nach dem Sieg der Franken ja ohnehin: Immerhin ist davon auszugehen, dass damals die Masse der alamannischen Oberschicht ihre Stellung verlor, zu Theoderich floh oder einem Franken weichen musste. Die neue Oberschicht verwendete doch auch sicher nicht mehr die alten Begräbnisplätze?

@Sax:
Kürzere Sax-Schwerter wurden schon vor den Hunnen auch im Westen der germanischen Welt benutzt. Hier trifft die Anmerkung der „Universellen“ Einsatzmöglichkeiten wie von Boiorix genannt eher zu *g* Der Langsax, ebenfalls auf Hieb ausgelegt ist eine gute und billigere Reiterwaffe als eine Spatha und robust.
Die kürzeren Saxtypen wird ex-nihil in seinen Beiträgen im Wesentlichen gemeint haben, denn das ist ein ideales Schwert zum „Raufen“ und benötigt auch keine besondere „Schwertkunst“. Dieser Vorteil schwindet, je länger die Waffe wird, was das von Witege erwähnte Beimesser beim Langsax erklären würde.

@Spatha:
Das ist doch ein gaaanz klassisches Schwert wie man es sich für das Mittelalter vorstellt. Es setzt eine größere Kunstfertigkeit des Schmiedes voraus, der mit seiner Waffe eine ausgewogene Balance zwischen Gewicht (Stichwort: Kehlung) und Einsatzfähigkeit erzielen will. Natürlich gibt es viele Saxschwerter, die ähnlich gut verarbeitet sind, doch deren Grundmodell verlangt nicht das gleiche Niveau. Die Spatha ist gleichermaßen zu Hieb und Stich zu gebrauchen, kann somit hervorragend auch im Kampf zu Fuß eingesetzt werden. Vielleicht ist das Zurücktreten der Spatha gegen den Langsax bei Grabbeigaben ja auch eine Folge davon, dass die alten römischen Rüstungsbetriebe nicht mehr für das Reich arbeiteten? Kostspieliger war die Spatha auf alle Fälle, die alten Goldspatha’s konnten ja nicht mehr normal erworben werden. Vielleicht wurde die Spatha auch deshalb nicht mehr als Beigabe verwendet?
 
Die neue Oberschicht verwendete doch auch sicher nicht mehr die alten Begräbnisplätze?
Doch, die Reihengräberfelder wurden weiter benutzt, aber man erkennt wie die alamannische Oberschicht von Franken und ihrem thüringischen Gefolge ersetzt wurde.


Nach dieser Zeit treten meines Wissens sowohl bei Alemannen als auch bei Franken der Langsax und die Amulette relativ wieder zurück.
In der Alamannia kommen sie zumindest auch im 7. Jh. noch häufig vor.

Ich habe einmal Zahlen für das Verhältnis zwischen Spathen und Saxe gefunden, allerdings wird hier leider nicht zwischen den verschiedenen Saxarten unterschieden, außerdem wird nicht zwischen der Ostalb (viele Spathen) und dem Rheingebiet (im 7. Jh. fast nur noch Saxe) unterschieden:

6. Jh.:
Alamannia: 37% Spathen, 30% Saxe
Franken: 11% Spathen, 22% Saxe

7. Jh.:
Alamannia: 29% Spathen, 54% Saxe
Franken: 12% Spathen, 37% Saxe
 
Zuletzt bearbeitet:
Hmm, gerade unter den Alemannen der gehobenen Schichten kam doch glaube ich die Sitte der Einzelgräber noch häufiger vor. Da ist es unwahrscheinlich, das die neuen Herren ihre Gräber in deren Nähe hatten. Bleibt die Frage, ob sich die neuen Herren so anstandslos in die vorgefundenen Verhältnisse eingefügt haben, dass es keine besonderen "Stöße" gegeben hat? Schade das ich aktuell nicht nachsehen kann.




Zur Statistik kann ich leider keine Fakten beisteuern. Ich sage einmal was mir in den Sinn kommt:
Schade das in der Statistik nicht zwischen Langsax und anderen Saxarten unterschieden wird. Aus repräsentativen wie taktischen (Reiterkrieger?) Gesichtspunkten wäre eigentlich nur der Langsax eine adequate Alternative zur Spatha und könnte die Eingangsfrage untermauern. Was bedeutet ein Wert von 12 % Spathen in der Fancia? Meint es das bei 100 % in allen Kriegergräbern eine Spatha gefunden wäre? Ich gehe mal davon aus, das die prozentualen Anteile sich auf Waffenbeigaben in Männergräbern beziehen. Daraus folgende Überlegung:
Doch erstmal Danke für die Statistik! Die Werte sind sehr interessant. Während in Franken die Zahl der Spathen nahezu gleich bleibt (fast zu erwarten: Da gab es ja keine Umwälzung in der Oberschicht!), steigt die Zahl der Saxfunde um 15 %

Setze ich (ich lese nur die Statistik, da ich Fundumstände nicht beurteilen kann) für den Fund einer Spatha voraus das es sich um das Grab der herausgehobenen Oberschicht handelt und der Sax einen gediegenen Krieger repräsentiert, wäre der Rückgang an Spathenfunden durch die Flucht der Oberschicht vor den neuen Herren in der Alamannia erklärbar.
Absolut gesprochen steigt die Zahl der Saxfunde sowohl in der Alamannia als auch in der Francia pauschal um rund 15 %, was man auch als Ausdruck einer waffentechnischen Aufrüstung und Verbesserund der Bewaffnung im fränkischen Reich bewerten mag. Vorher war ja der Anteil an Waffen für den "Kleinen Krieger" wie etwa die Axt größer gewesen.

Als Fazit meiner Lesart dieser (fremden) Statistik kann ich nicht wirklich einen entscheidenden Rückgang von Spathenfunden in Kriegergräbern sprechen. Deutlicher ist die Zunahme der Schwertbeigaben generell, was auf eine verbesserte Bewaffnung - vielleicht auch auf einen umfangreicheren Kriegerstand hindeuten könnte?
 
Hmm, gerade unter den Alemannen der gehobenen Schichten kam doch glaube ich die Sitte der Einzelgräber noch häufiger vor. Da ist es unwahrscheinlich, das die neuen Herren ihre Gräber in deren Nähe hatten.
Die Einzelgräber kamen doch zusammen mit den kleinen Gräberfeldern (noch Nord-Süd-Ausrichtung) vor allem zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert vor.

Bleibt die Frage, ob sich die neuen Herren so anstandslos in die vorgefundenen Verhältnisse eingefügt haben, dass es keine besonderen "Stöße" gegeben hat? Schade das ich aktuell nicht nachsehen kann.
In Pleidelsheim zumindest kann man diesen Prozess sehr gut beobachten. 3 Generationen lang wurde das Gräberfeld von Alamannen (Bauern, Reiter und Adlige) belegt. In der 4. Generation verschwanden die Reiter und Adlige und in der 5. Generation war deren Platz durch fränkische Herrscher und thüringisches Gefolge eingenommen worden.
Da die Zeit die Reihengräbersitte in Alamannien die einzige Begräbnissitte war, bei der die Grabausstattung auf die wirklichen Kriegswaffen hinweisen können, da in früherer Zeit nur spärlich Beigaben mitgegeben worden waren (wie zum Beispiel drei Pfeilspitzen), kann man nur für einen Zeitrahmen von 50 Jahren die Tracht bzw. verwendete Waffen erschließen.

Was bedeutet ein Wert von 12 % Spathen in der Fancia? Meint es das bei 100 % in allen Kriegergräbern eine Spatha gefunden wäre? Ich gehe mal davon aus, das die prozentualen Anteile sich auf Waffenbeigaben in Männergräbern beziehen.
Du hast natürlich Recht, es bezieht sich auf die Waffenbeigabe.

wäre der Rückgang an Spathenfunden durch die Flucht der Oberschicht vor den neuen Herren in der Alamannia erklärbar.
Diese Flucht fand allerdings um 500 statt, aus welchem Grund beide angegebenen Jahrhunderte in die fränkische Zeit fallen.

Mal schauen ob ich auch eine Statistik für das 5. Jh. bekomme. Jetzt ist es schon etwas spät, aber morgen schaue ich nochmal genauer in die neue Forschung von Frau Theune, die mehrere Reihengräberfelder untersucht hat (Theune, Claudia: Germanen und Romanen in der Alamannia, Berlin 2004.).
 
Schade das in der Statistik nicht zwischen Langsax und anderen Saxarten unterschieden wird. Aus repräsentativen wie taktischen (Reiterkrieger?) Gesichtspunkten wäre eigentlich nur der Langsax eine adequate Alternative zur Spatha und könnte die Eingangsfrage untermauern.

Ich habe jetzt einmal bei Frau Pr. Dr. Claudia Theune-Vogt nachgefragt und bekam die Antwort, dass es auf Grund des chronologischen Wandels des Saxes darauf ankommt ab wann der Wandel festzustellen sei.
In den Rheinregionen kamen im Verhältnis zum eh spärlichen Spatha mehr Breitsaxe in die Gräber. In den östlichen Gebiete, also Donauregion und Bayern bezieht es sich dann aber wirklich auf die Langsaxe.
 
Hmm, gerade unter den Alemannen der gehobenen Schichten kam doch glaube ich die Sitte der Einzelgräber noch häufiger vor. Da ist es unwahrscheinlich, das die neuen Herren ihre Gräber in deren Nähe hatten. Bleibt die Frage, ob sich die neuen Herren so anstandslos in die vorgefundenen Verhältnisse eingefügt haben, dass es keine besonderen "Stöße" gegeben hat? Schade das ich aktuell nicht nachsehen kann.

Doch, die Reihengräberfelder wurden weiter benutzt, aber man erkennt wie die alamannische Oberschicht von Franken und ihrem thüringischen Gefolge ersetzt wurde.

Ich habe einmal Zahlen für das Verhältnis zwischen Spathen und Saxe gefunden…


@Gräber
In Pleidelsheim gab es die Einzelgräber der gehobenen alamannischen Schicht: „Die Bestattungen der Familie dieses Toten streuten weiträumig am östlichen Rand des Gräberfeldes“ (Katalog „Die Alamannen“). Die einfachen Leute jedoch bestatteten offensichtlich in Reihengräbern. Um diese weiterhin benutzten Gräber herum bestatteten die neuen Herren und ihre thüringische Gefolgschaft. Die einen westlich, die anderen östlich davon. Die Thüringer waren damit auf dem östlichen Areal, das zuvor von der alamannischen Oberschicht benutzt worden war. Zitat: „Auf die alten Gräber nahmen sie keine Rücksicht“. Evtl. aber nahmen sie, was sie fanden? Oder gingen gar systematisch vor?

@Statistik
Die Statistik bezieht sich sicher doch auf tatsächliche Funde? Oder hat man auch berücksichtigt, wo man hätte aufgrund des Status des Toten hätte welche finden können, wenn denn nicht schon in alter Zeit die Gräber beraubt worden wären, was besonders im 7. Jh. sehr häufig vorgekommen sein soll? Dass eher Spathen als Saxe geraubt wurden, davon kann man wohl ausgehen. Eine solche Statistik dürfte auf etwas wackligen Füßen stehen. (Wie jede Statistik)
 
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