SPD / Weimarer Rep.

M

Mone

Gast
Hey Ihr,

könnt Ihr mir vielleicht helfen?

Welche Gründe lassen sich nennen, warum es der SPD-Führung nicht gelingen konnte, den überkommenen Formen neuen Geist einzuhauchen??

LG
Mone
 
Mone schrieb:
Hey Ihr,

könnt Ihr mir vielleicht helfen?

Welche Gründe lassen sich nennen, warum es der SPD-Führung nicht gelingen konnte, den überkommenen Formen neuen Geist einzuhauchen??

LG
Mone

Nicht gelingen konnte ist falsch. Das konnte man erst hinterher wissen.

Nicht gelang ist richtig.
Aber eine schwierige Frage ist das.
Am Anfang hat es ja ganz gut geklappt. Ich erinnere nur an den "Kapp-Putsch". Deutsche Regierungs-Beamte die schlicht und einfach nach Hause gingen. Dieselben Beamten die 4-5 Jahre später nur noch verachtungsvoll von der schwarz-rot-mostrich Republik sprachen.

Was auch nicht vergessen werden darf, die "SPD-Führung" hat so sehr lange dafür auch gar nicht Zeit gehabt. Ab Nov. 1918 hat die USPD mitregiert, und ab Feb. 1919 gabs die "Weimarer-Koalition".


Grüße Repo
 
Mone schrieb:
Hey Ihr,
könnt Ihr mir vielleicht helfen?
Welche Gründe lassen sich nennen, warum es der SPD-Führung nicht gelingen konnte, den überkommenen Formen neuen Geist einzuhauchen??
LG
Mone

Lieber Mone,

die Weimarer Republik scheiterte an zu wenig Demokraten. Die Beamtenschaft und das Offizierskorps war alles andere als demokratisch sondern noch monarchistisch.
Einzige demokratische Parteien warn die SPD, das Zentrum nur beschränkt (s.Papen) und die kleinen liberalen Parteien.
Nazis, Kommunisten und DNVP standen dieser Republik ablehnend gegenüber.
Die Einen wollten Sowjetdeutschland, die anderen einen rassistischen Nationalstaat.
Zum Schluß gab es mehr Antidemokraten als Demokraten, wobei die Antidemokraten sich auch erbittert bekämpft haben und nur beim produzieren von Chaos, wie beim Streik der Berliner Verkehrsbetriebe zusammenarbeiteten. :grübel:
 
also lag das Scheitern der SPD (vielleicht) daran, dass das Volk eher Sympathie gegenüber der Monarchie hatte? Die SPD wollte doch eine Revolution und den Umsturz der damals gegenwärtigen Regierungsform. Warum wurde das ganze dann nicht durchgepeitscht?
 
Lieber Gast,

das Problem mit dem Volk ist, dass es leider nicht weiß, was es will, aber dafür um so genauer, was es nicht will. In diesem Sinne ist es schwierig davon zu sprechen, ob das Volk republikanisch, demokratisch oder monarchistisch gesinnt war.

Das Problem mit der SPD-Führung war, wie so oft, dass sie ebenfalls nicht genau wußte, was sie wollte. Im November 1918 hätte sie sich mit einer konstitutionellen Monarchie zufrieden gegeben. Aber die Revolution fegte den Kaiser davon (was übrigens auch im Offizierskorps und beim Bürgertum begrüßt wurde - sicher nicht von allen, jedoch in nennenswertem Umfang), damit befand man sich plötzlich in einer heiklen Situation, wo die bisherige Strategie der Reform versagte. Der Streit innerhalb der SPD vor und während des Krieges ging ja auch darum, ob man den revolutionären Umsturz (USPD) oder die Transformation des Bestehenden (MSPD) anstreben sollte.

Im November 1918 stand man dann plötzlich vor einem Scherbenhaufen und mußte nun aus der Not heraus neue Strukturen bilden, die die drängendsten Probleme lösten oder zumindest verwalteten.

Bezeichnend ist, dass Beamte und Heer die Reformen, wenn nicht mittrugen, so doch nicht behinderten. Alle hofften auf den Großen Wurf, der die Weimarer Verfassung eben nicht war, weil man einerseits versuchte, zuviele Interessen zu vereinbaren und niemandem weh zu tun, und andererseits keine Vision hatte, wohin es gehen sollte bzw. die Tücken, die in die Verfassung eingebaut waren (Notverordnungen, Regierung nicht dem Parlament verantwortlich etc.), nicht durchschaute.

Was 1918/19 bei allen Parteien und Fraktionen fehlte, war die Führungspersönlichkeit, die den Weg weisen konnte, wie es Masaryk in der CSR oder Piłsudski in Polen war. Ebert war ein Parteifunktionär, aber eben kein Staatsmann. Die Führungspersönlichkeit hoffte man in Hindenburg gefunden zu haben, wurde aber abermals enttäuscht, schließlich bekam man Hitler, und was daraus wurde, wissen wir ...
 
Gast schrieb:
also lag das Scheitern der SPD (vielleicht) daran, dass das Volk eher Sympathie gegenüber der Monarchie hatte? Die SPD wollte doch eine Revolution und den Umsturz der damals gegenwärtigen Regierungsform. Warum wurde das ganze dann nicht durchgepeitscht?

Lieber Gast,
das Volk war nach den Hungerjahren und den verlorenen Krieg keineswegs monarchistisch eingestellt.Aber für eine Revolution hätte der Rasen betreten werden müssen. Wie harre Lenin so schön gesagt: "In Deutschland werden keine Revolutionen stattfinden, das Volk mußte ja den Rasen zertrampeln" oder "wenn deutsche Revoltionäre einen Bahnhof stürmen, kaufen sie sich vorher Bahnsteigkarten."
Die SPD wollte keine Revolution sondern eine Reform. Nachdem sich das Bürgerliche Lager von der Niederlage im WKI erholt hatte, gaben wieder restaurative Kräfte den Ton an, ähnlich wie in der Adenauer-Ära. :grübel:
 
Die SPD vertratt in Weimarer Zeit keine revolutionären Gedanken mehr! Das war sache der USPD bzw. der KPD und des Spartacusbundes!
Die Weimarer SPD verstand sich as eine Demokratische Partei, die den Sozialismus auf demokratischem Wege zu erreichen versuchte, "Es wird nicht mehr Sozialismus geben als das Volk es will."
Das große Problem der SPD war meiner Meinung nach die zunehmende Ablehnung der Partei und der Demokratie allgemein durch Bürgerliche Kreise, da die SPD als Sinnnbild für das neue Demokratische Dtld gesehen wurde. Und man diese Demokratie die Schuld für die schlechte witschaftliche Lage sowie für die Niederlage im Weltkrieg gab. (vgl. "Dolchstoßlegende") Die Tatsache das es in Dtld zur Revolution kam und das Reich kapituöierte obwohl dt. Truppen noch auf fremden Boden Kämpften, wurde von den rechten Antidemokraten, den Monarchisten uns Faschisten weidlich ausgenutzt um die Demokratie und besonders die SPD als vieleicht"demokratischste" Partei im Reichstag in Veruf zu bringen und ihr den Schwarzen Peter zuzustecken.
 
Eigentlich peinlich, dass ich diese Frage stelle, aber hat sich die deutsche Sozialdemokratie nicht erst 1959 in Bad Godesberg auch rhetorisch vom revolutionären Weg getrennt (das die inhaltliche Trennung durch weite Teile der Partei schon vollzogen war ist klar).
 
Lieber Quijote,
die Mitgliedschaft der SPD war keineswegs weiter, da 1959 ein Arbeiter nicht unbedingt viel verdiente, wenn er Arbeit hatte.
Die SPD-Führung mußte nur einsehen, dass gegen das Modell der sozialen Marktwirtschaft in Westdeutschland keine Wahlen zu gewinnen war. 1957 erreicht die CDU/CSU unter Adenauer sogar die absolute Mehrheit.:grübel:
 
Hallo albatros,

Das ist aber ein schlecht gewähltes Beispiel

oder Piłsudski in Polen war

die Polen sind von einer Regierungskrise in die andere getorkelt, Pilsudski hat die Macht per Militärputsch angetreten, mit Schießereien und Straßenkämpfen, hat dann regiert durch die "Macht der Bajonette" ohne Rückhalt im polnischen Volk.

Das urdemokratische Frankreich hat noch mehr Regierungen verschlissen in jener Zeit als die deutsche Republik von Weimar.

Grüße Repo
 
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