Spracherkennung einer Quelle aus dem 14. Jahrhundert

Eagleseye

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Guten Abend Freunde der Geschichte.

Für eine Seminararbeit an der Uni über die Stadt Lüneburg im Mittelalter habe ich mir eine Quelle herausgesucht, die die Zerstörung der Burg belegt. Leider bin ich sprachlich absolut nicht talentiert. Deswegen fällt es mir äußerst schwer zu erkennen in welcher Sprache meine Quelle verfasst ist.
Die Quelle stammt aus dem 14. Jahrhundert, um genau zu sein vom 6. Januar 1371. Da Lüneburg im Norden von Niedersachen liegt vermute ich das es sich hierbei um Mittelhochdeutsch handeln. Leider konnte mir bisher kein Lexikon weiterhelfen. Vielleicht liege ich mit meiner Vermutung falsch und jemand von euch kann mir sagen mit welchem Lexikon ich meine Quelle entschlüsseln kann. Hier der erste (relativ lange) Satz aus meiner Quelle:

[FONT=&quot]Wy Wenslaw und Albrecht, van godes gnaden hertogen to Sassen und to Lunemborch, bekennet und betughet openbar an desem breve, schude, dat wy herren worden der stad to Lunemborch edir der herscop und der land, die darto hoeren, en del edir over all, wan dit schut, so geve wy to ener besundern gnade dem rade und den borgeren der stad to Lunemborch, usen leven vrunden, de nu sint und eren nacomelingen, dat se den von staden an sik mogen underwinden des huses und der borch to Lunemborch und dat breken odir vorstoren, darna en dat event, also dat nenerley buw noch woninghe mer eweliken darup scole wesen und van uns, unsen erven und nacomelingen, oder van andern luden eweleken nicht weder buwet scole werden.[/FONT]


[FONT=&quot]Einige Wörter kann man erahnen aber ab und an ergeben sich Passagen bei denen ich absolut überfragt bin.
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[FONT=&quot]Vielen Dank für eure Hilfe im vorraus.[/FONT]
[FONT=&quot]Gruß[/FONT]
[FONT=&quot]Eagleseye ;-)
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Es handelt sich um Niederdeutsch. Setz mal für alle <t> (außer im Auslaut und im Nexus <st>) <z> und der Text ist gleich verständlicher.
 
[FONT=&quot]Wir Wenslaus und Albrecht, von Gottes Gnaden Herzöge zu Sachsen und Lüneburg bekennen und bezeugen öffentlich in/durch diesen Brief, Schude(?!), dass wir Herren der Stadt Lüneburg wurden oder der Herrschaft und der Länder, die da(r)zu gehören und del(?!) oder alle, die es schützt, so geben (gewähren) wir zu einer besonderen Gnade dem Rat und den Bürgern der Stadt Lüneburg, unseren lieben Freunden die nun sind (also die heute leben) und ihren Nachkömmlingen, dass sie den von Stade(?!) an sich unterwinden(?! > überwinden?) mögen des[?!] Hauses und der Burg zu Lüneburg und diese brechen oder zerstören, da(r)nach en dat event(?!) also dass keinerlei (nenerley) Gebäude/Bauten oder (noch) Wohnungen mehr ewiglich darauf stehen sollen (scole wesen) und von uns, unseren Erben und Nachkömmlingen und von anderen Leuten ewiglich nicht wieder gebaut werden sollen.

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Hiho
vielen Dank für die Antwort und entschuldige bitte das meine Antwort so lange auf sich hat warten lassen.
Leider kam ein Umzug, die Verabschiedung meiner Freundin und ein beinnahe Todesfall in der Familie dazwischen!

Dank deiner Hilfe konnte ich die Quelle nun endlich weiter bearbeiten. Trotz allem sind einige Sätze noch recht ohne Sinn ;-) Ich poste mal was ich bisher habe (sind nur 10 Sätze ;-) ) Vielleicht fühlt sich ja jemand dazu bestimmt mir weiter zu helfen ;-) Wäre euch sehr dankbar ;-) Werde aber heute auch noch weitermachen. Sollte ich heut Abend noch zu anderen Ergebnissen kommen, werde ich diese gerne Posten ;-)


Wy Wneslaw und Albrecht, van godes gnaden hertogen to Sassen und to Lunemborch, bekennet und betughet openbar an desem breve, schude, dat wy herren worden der stad to Lunemborch edir der herscop und der land, die darto hoeren, en del edir over all, wan dit schut, so geve wy to ener besundern gnade dem rade und den borgeren der stad to Lunemborch, usen leven vrunden, de nu sint und eren nacomelingen, dat se den von staden an sik mogen underwinden des huses und der borch to Lunemborch und dat breken odir vorstoren, darna en dat event, also dat nenerley buw noch woninghe mer eweliken darup scole wesen und van uns, unsen erven und nacomelingen, oder van andern luden eweleken nicht weder buwet scole werden.

Wir Wenslaus und Albrecht, von Gottes Gnaden Herzöge zu Sachsen und Lüneburg bekennen und bezeugen öffentlich durch diesen Brief, schude, dass wir Herren der Stadt Lüneburg worden (waren?) edir (oder?) der Herrschaft und der Länder, die da(r)zu gehören und del oder alle, die es schützt, so geben (gewähren) wir zu einer besonderen Gnade dem Rat und den Bürgern der Stadt Lüneburg, unseren lieben Freunden die sie nun sind und ihren Nachkömmlingen, dass sie den von staden an sich unterwinden(?! > überwinden?) mögen des[?!] Hauses und der Burg zu Lüneburg und diese brechen oder zerstören, da(r)nach en dat event also dass keinerlei Gebäude/Bauten oder (noch) Wohnungen mehr ewiglich darauf stehen sollen (scole wesen) und von uns, unseren Erben und Nachkömmlingen und von anderen Leuten ewiglich nicht wieder gebaut werden sollen.
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Ok mogen desulven ratmanne und borgere tuschen der borch und der stad affmuren der olden stad und affgraven, wo vele en dat event, und dat sulve afgesundirte nedebreken und woste maken.

Auch mögen dieselben Ratsmänner und Bürger zwischen der Burg und den Stadtmauern der alten Stadtundabgraben, woviele en dat event, und dasselbe afgesundirte niederbrechen und unbebaut werde.
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Wolden ok desulve rat na der tyt de stad to Lunemborch jergene grotter maken, des scolen se wol mechtich syn und dat sulve ok begrave und bemuren, also en dat wert evenen, und in deme sulven bleke beholde wy uns nenerleye besunderen recht mer, den up ander erven, die in der stad gelegen sind.

Walten auch derselbe Rat na der tyt der Stadt Lüneburg jergene grotter machen, deshalb schulden sie wol sehr syn und dasselbe auch begraben und bemuren (mit einer Mauer versehen/umgeben?), also en dat wert even, und in dem selben bleke (Fläche?) behalten wir uns keinerlei besonderen Rechte, den up ander erven (erblich?), die in der Stadt gelegen (vergangen?) sind.
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Wolden ok de apt van der borch unde sine monke en ander munster binnen der stad buwen odir leggen, dat mogen se don na anwisunge, willen und vulbort des rades.

Walten auch der Abt von der Burg und seine Mönche ein anderes Muster innerhalb der Stadt Bauen odir leggen, das können (im Stande sein) sie thun nach Anweisung, willen und Zustimmung des Rates.
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Vortmer wan wy vornomen hebben, dat mangerleye scade unde wederwille van den husen, de vor der stad to Lunemborch gelegen sint, der stad to Lunemborch, dem rade und den borgeren darsulvens sulke macht, dat se alle hus und buwe vor der stad mogen affbreken odir vorbernen, de gelegen sint in deme Grimme, vor dem Lindenbergeren dore, vor dem Roden dore und vor dem Sulten dore.

Ferner werden wir vornehmen hebben (haben/sein?), das mangerleye scade unde wiederwille von den Häusern, die vor der Stadt Lüneburg gelegen sind, der Stadt Lüneburg, dem Rate und der Bürgern derselben sulke macht, das sie alle Häuser und Bauwerke vor der Stadt können abbrechen oder verbrennen, die gelegen sind in deme Grimme, vor dem Lindenberger Tore, vor dem Roten Tore und vor dem Sülzer Tore.
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Also dat dar nenerleye hues noch woninge bliven scal, den de de rad dar sunderleken hebben will.

Also das keinerlei Häuser noch Wohnungen bleiben scal, den der Rat das sunderleken hebben will (Sonderrecht geben will?).
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Ok so geven wy und laten dem rade to Luenemborch alle hues met eren tobehoringen, dar de Joden inne wonet hebben in der Jodenstrate und der herscop tohoren, dat se darmede don und laten, wat se willen.

So geben und lassen wir auch dem Rate zu Lüneburg alle Häuser mit ihren tobehoringen (Zugehörigen?), das die Juden ihre Wohnungen in der Judenstraße und der Herschafft zugehören, das sie damit thun und lassen was sie wollen.
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Ok so love wy dem rade unde den borgeren to Lunemborch alle ere privilegia und breve weder vornygen und besegelen, wan wy wu erst herren werden, die en herteghe Magnus, herthegen Magnus sone van Bruenswik, dem got gnedich sy, affgedrungen heft und entfernet, de en de hochgebornen vorsten her Wilhelm und juncherre Lodewich, hertogen to Brunswik und to Lunemborch, ere elderen und vorvaren geven hadden.

Auch so glauben wir dem Rate unde (später?) den Bürgern der Stadt Lüneburg alle ihre Privilegien und Briefe werden vornygen und besiegelt, wann wir wu herren werden, die en Herzöge Magnus, Herzogs Magnus Sohn von Brunswik, dem Gott Gnädig sind, affgedrungen heft undentfernet, de en de Hochgeborenen vorsten her Wilhelm und dem jüngeren Lodewich, Herzog von Brunswik undzu Lüneburg, ere elderen und vorvaren geven hadden.

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Ok en scole wy noch use erven edir nakomelinge nenen vorsten edir herren noch anderen luden, se sint gestlik edir werlik, breve geven, darmede der stad to Lunemborch ere recht edir neringe mochte werden gekrenket.

Auch schulden wir noch unseren eigenen oderNachkömmlingen nenen vorsten oderHerren noch anderen Leuten, sind sie geistlich oder weltlich, Briefe geben, damit die Stadt Lüneburg ihre Rechte oder Nahrung mochte verletzt werden.
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Tho ener grotter betuginghe so hebbe wy use ingesegele met witscop laten hangen to desem breve, de gegheven is na godes bort dusent drehundert jar in deme en unde seventighesten jare in dem hilgen date to Twelften to Wittemberch.

Tho
ener (früher?) grotter Bezeugung so haben wir unsere Insiegel mit witscop (Kunde/Wissenschaft?) aussehen hängen zu diesem Briefe, de gegheven ist na Gottes Geburt Tausen Dreihundert Jahre in deme ein und siebzigsten Jahre in dem heiligen Datum des Zwölften zu Wittenberg.

Wünsche euch noch einen schönen Abend bzw. eine gute Nacht ;-)

Edit: Gerade gemerkt das die Schriftgröße viel zu groß ist. Sorry! Leider nicht die funktion gefunden das nachträglich zu ändern
 
Zuletzt bearbeitet:
afgesundirte abgesondert (?)
mangerleye scade mancherlei Schade(n)
sunderleken hebben will sonderlich haben will, (hier: es sollen nur die Häuser bleiben, die der Rat extra/ausdrücklich haben will)
vorsten Fürsten
ere elderen und vorvaren geven hadden. ihre Eltern/Altvorderen und Vorfahren gegeben hatten
Wolden wollten
scolen sollen
munster Münster/Kloster
odir leggen oder gründen
de gegheven ist na Gottes Geburt Tausen Dreihundert Jahre in deme
-
der gegeben (verkündet) ist ... in dem (Jahr 1371)
 
Datum (dare - do - dedi - datum) ist im Übrigen nichts anderes als Gegeben, Gegeben ist eine klassische Lehnübersetzung aus dem Lateinischen. Als Lehnwort hat datum nur seinen Partizipcharakter aufgegeben und erscheint uns als Substantiv ("das Datum").
 
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