Sprachkritik an DDR und BRD

Ein wenig wohl satirisch geschrieben, aber mit ein oder auch paar Körnchen Wahrheit.
Lässt sich gut lesen.

Habe mal in meiner 9 Bändigen Lexikon - Ausgabe von 1964 nach gelesen was da über Weihnachten steht.
War ja in der DDR das Feste aller Feste.
Die Kirchen waren in der Regel voll. Nach meiner Kenntnis wurde auch von den Leuten der Firma „GHG“ nicht beobachtet/registriert wer da rein geht.

Weihnachten war ein Fest der Schwerpunkt-Versorgung. Hatte allerdings oft nicht so recht geklappt.
K.H. Gerstner hatte da immer viel zu tun in seiner Fernsehshow „Prisma“. Da ging es um fast alles (Rotwein, Gänse usw.)

Hier den Text des Lexikons:

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Bis auf "Lock" Leipzig sowie die "Fragen zum Text" und den "Arbeitsauftrag" fand ich diesen Artikel zur unterschiedlichen Sprache in Ost und West ganz interessant.
 
Bis auf "Lock" Leipzig sowie die "Fragen zum Text" und den "Arbeitsauftrag" fand ich diesen Artikel zur unterschiedlichen Sprache in Ost und West ganz interessant.
Etwas klischeehaft, aber amüsant. "Jahresendflügelfigur" habe ich erstmals nach der Wende gehört. Meiner Vermutung nach handelte es sich um eine technische Bezeichnung, die keine Rolle in der Alltagssprache spielte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Begriff in irgendeiner Familie für die Weihnachtsdekoration verwendet wurde.

Andere Bezeichnungen sind älter als die DDR und waren/sind auch weiter verbreitet. "Dreiviertel Fünf" wurde z.B. auch in benachbarten bayrischen Gebieten verwendet. Diese Bezeichnung wird im Gegensatz zum "Polylux", der wohl ein generalisierter Markenname wie "Tempo" war, auch bleiben. Meine ursprünglich westdeutschen Kollegen freuen sich immer, wenn sie "Dreiviertel ..." hören und rechnen dann nach, welche Uhrzeit gemeint war.
 
Ich habe nie ein Begriff „Jahresendflügelfigur“ gehört.
Lese diesen Begriff in diesen Artikel auch zum ersten Male.
Und da bin ich offensichtlich auch nicht der Einzige, denn zu diesen Begriff rätselt man auch im Netz, auch bei Tante WIKI.
Ich halte es aber für möglich das man damit das Päckchen/Paket meinte was nach dem Westen ging. Denn m.W. gabs dies auch. Und wer hatte, legte da auch Erzeugnisse aus dem Erzgebirge rein.
Der Weihnachtsengel gehört ja da zu den Symbolfiguren und ist deshalb auch Gegenstand erzgebirgischer Handwerkskunst.

Martin Luther zur Geburt seiner jüngsten Tochter Margarete von Kunheim, geb. Luther: „Vom Himmel hoch, da komm ich her...“.

Was „GHG“ anbelangt.

Ich kenne da nur, die Stasi war „Schild und Schwert der Partei“.

Spezielles Organ der Diktatur des Proletariats“ , kann sein. Könnte aber einer der weisen Sprüche des Vater der Stasi sein, nämlich der Tschekist Feliks Edmundowitsch Dzierżyńsk.
 
Wenn man eine "Sprachkritik" leisten will, dann sollte man zunächst eine Idee haben, über die Rolle der Sprache in einer Gesellschaft(vgl. Links).

Zur Rolle und Funktion von Sprache und ihrer zentralen Bedeutung für die Funktionsfähigkeit eines Diskurses in der Gesellschaft mag man die "Theorie des kommunikativen Handels" von Habermas heranziehen, inklusive Vorarbeiten und ergänzende Arbeiten. Entsprechende Arbeiten zur Rolle von Sprache bei der allgemeinen und der politischen Sozialisation liegen ebenfalls in ausreichender Menge vor.

Hilfreiche Einführungen in die Bedeutung von Sprache im Rahmen des politischen Prozesses haben u.a. Pross und Edelmann vorgelegt. Und die aktuelle Bedeutung von Sprache für die Beeinflussung der öffentlichen Meinung haben Noelle-Neumann und Wehling hinreichend plausibel beschrieben.

Müller ist speziell auf die unterschiedliche Entwicklung von Sprache seit dem letzten gemeinsamen Duden 1947 nachgegangen (S. 49ff) In diktatorischen Regimes wie der DDR liegt eine Regulierung der Kommunikation u.a. über die Herrschaft über die Sprache vor. Die zentralen Ideologen der UdSSR, u.a. Lenin und Stalin, haben der Sprache die zentrale Rolle - als Waffe und Instrument - in der Umerziehung zugeschrieben, um den neuen Menschen, den sozialistischen Bürger mit einem entsprechenden neuen sozialistischen Bewußtsein, zu sozialisieren.

In der DDR, im Vergleich zur BRD, kann man an einer Vielzahl von einzelnen Begriffen verdeutlichen, dass sie nach 1947 mit einer neuen Deutung aufgeladen wurden. Wie beispielsweise: Bourgeosie: DDR: die herrschende Klasse in der kapitalistischen Gesellschaft und BRD: wohlhabender Bürgerstand . An ca. 20 weiteren Gegenüberstellungen verdeutlicht Müller diese Strategie der semantischen Aufladung und dem Versuch über Sprache eine Entnazifizierung vorzunehmen und im zweiten Schritt das "richtige Bewußsein" zu erzeugen.

Das Problem der Nutzung von Begriffen im Rahmen der Mobilisierung der öffentlichen Meinung und somit auch der Mobilisierung der "Massen" kann in ähnlicher Weise auch für die BRD gesehen werden. Das reicht vom "Industriepark" bis hin zu "Peace keeping missions". Oder bei komplexen Strategien der Manipulation durch entsprechend bestellte Auftragsstudien, wie gerne auch von einer großen Stiftung in Deutschland praktiziert.

Wer immer politische Ziele verfolgt, wird versuchen, Sprache als Instrument zur Beherrschung der öffentlichen Meinung zu benutzen. Und die einzige Möglichkeit sich zu schützen, ist eine umfassende und neutral informierende pluralistische Medienlandschaft und Staatsbürger, die diese Informationen vorurteilsfrei prüfen, bewerten und im Diskurs nutzen. Und das hieße aber auch, die Macht der wenigen großen Medienkonzerne zu Gunsten vieler kleinerer Medienunternehmen zu regulieren.


Kategorie:Soziolinguistik – Wikipedia

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Hermeneutik – Wikipedia

Pragmatik (Linguistik) – Wikipedia

Edelman, Murray J. (1976): Politik als Ritual. Die symbolische Funktion staatlicher Institutionen und politischen Handelns. Frankfurt a. Main, New York: Campus
Mueller, Claus (1975): Politik und Kommunikation. Zur politischen Soziologie von Sprache, Sozialisation und Legitimation. München: List.
Noelle-Neumann, Elisabeth (1982): Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung - unsere soziale Haut. Frankfurt am Main: Ullstein
Pross, Harry (1974): Politische Symbolik. Theorie und Praxis der öffentlichen Kommunikation
Wehling, Elisabeth (2016): Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet - und daraus Politik macht. Köln: Herbert von Halem Verlag
 
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Diese Formulierung ist auch in Teilen Österreichs üblich. (Ich stellte erst als Student fest, dass es deutschsprachige Menschen gibt, die stattdessen "Viertel vor fünf" sagen.)
Ich kenne die Uhrzeit dreiviertel zwölf usw, auch aus Nordhessen. Neu für mich war die Uhrzeit "viertel 12" also 11:15h. Da habe ich mich in Berlin anfangs öfter mal um eine Stunde verspätet.
 
Sicher, wir Ostdeutschen und die Zeitangabe.

Genauso wie die Westdeutschen hatten wir anfangs auch Problem mit deren Zeitangabe. Man musste sich immer das Ziffernblatt und die Zeiger vorstellen.

Egal, jedenfalls die Zeit ist vorbei wo wir Deutschen auseinander triften.
Man merkt es ja auch daran, es gibt keine >JEP< mehr.
 
Zur Jahresendfigur siehe hier: Die Mär von der Jahresendfigur | MDR.DE

Dabei ist – zumindest nach den Recherchen des Rochlitzer Museologen Franz Schmidt – die "geflügelte Jahresendfigur" eine Legende, nicht nachweisbar in Quellen. Nachweisbar ist, dass der Autor des Satire-Blattes "Eulenspiegel", Ernst Röhl, den Begriff verwendete, nachweisbar ist auch, dass Kabaretts in der ganzen Republik den Begriff parodierten, und der Volksmund mit seiner Neigung zum Witz sowieso. Einfach genial und abstrus – und damit zugleich wahrscheinlich und pointiert – bringt die "Jahresendfigur" die oftmals verkorksten Sprachregelungen der DDR auf den Punkt.
Anscheinend war diese Bezeichnung nur ein Witz des Satireblattes Eulenspiegel (DDR).

Die Uhrzeitbezeichnungen dreiviertel Elf oder viertel Elf sind mir nur aus dem süddeutschen Sprachraum bekannt. Ich muß als Rheinländer auch immer nachfragen, was das bedeutet. Ich kann mich erinnern, dass ich vor Jahren im ganz hohen Norden (Kiel) im Hotel mitbekommen habe, wie Gäste (dem Akzent nach zu urteilen aus dem tiefen Süden) bei der Rezeption baten, für dreiviertel Acht ein Taxi zu bestellen. Die Rezeptionistin mußte nachfragen: "Wann bitte?" In Bitte die Betonung auf der Endsilbe:D

Ich finde diese süddeutschen Uhrzeitbezeichnungen auch eher verwirrend.

Hier noch ein kleiner Artikel mit Quizz zu dem Thema:

Dreiviertel zwölf oder viertel nach: Wissen Sie, wie spät ist es?


Noch eine andere Frage:

Wofür steht die Abkürzung GHG? Aus dem Zusammenhang entnehme ich, dass damit der Staatssicherheitsdienst gemeint sein wird.
 
„GHG“ steht eigentlich für „Großhandelsgesellschaft“ in der DDR.
Gibt es ja auch in der BRD.

Aber man sagte auch „Guck – Horch – Greif“ und meinte damit die Stasi.
 
Ich finde diese süddeutschen Uhrzeitbezeichnungen auch eher verwirrend.

Dabei sind sie die einzigen, die einer inneren Logik folgen: Viertel zehn - Halb zehn - Dreiviertel zehn - zehn.

Schwerer zu erklären ist es, warum es "Viertel nach neun" heißt, nicht aber "Halb nach neun" (englisch "half past nine").
 
Dabei sind sie die einzigen, die einer inneren Logik folgen: Viertel zehn - Halb zehn - Dreiviertel zehn - zehn.

Schwerer zu erklären ist es, warum es "Viertel nach neun" heißt, nicht aber "Halb nach neun" (englisch "half past nine").


Im Französischen und Spanischen - wie im "Norddeutschen" und Englischen - würde man auch von der nächstgelegenen Stunde zurückrechnen:

Viertel vor Elf wäre im Französiche à 10 heures moins le quart und im Spanischen a las 10 horas menos cuarto (= um 10 Uhr weniger ein Viertel).

Bei der 9:30 ist die Frage, ob man näher bei 9 Uhr oder bei 10 Uhr ist. Im Französichen und Spanischen wird es wie im Englischen von 9 Uhr ausgegangen: à 9 heures et demie bzw. a las 9 horas y media (= um 9 Uhr und halb). Das ist es ein wenig, wie die Frage, ob das (Stunden-)Glas halb voll oder halb leer ist.:D
 
Bei der 9:30 ist die Frage, ob man näher bei 9 Uhr oder bei 10 Uhr ist. Im Französichen und Spanischen wird es wie im Englischen von 9 Uhr ausgegangen: à 9 heures et demie bzw. a las 9 horas y media (= um 9 Uhr und halb). Das ist es ein wenig, wie die Frage, ob das (Stunden-)Glas halb voll oder halb leer ist.:D

In der britischen Alltagssprache kann es auch zum Weglassen des "past" kommen, was zur Verwirrung beim Deutsch-Muttersprachler führen kann. "Half nine" heißt in England also nicht "halb neun" wie bei uns, sondern "halb zehn".
 
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