Stärke der französischen Armee (1900-1914)

Acaloth

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Hat jemand zahlen für die personelle Stärke der französischen Armee am vorabend des 1. Weltkrieges ?

Oder am besten noch irgendwo eine Seite oder sowas wo man auch die stärke der anderen Armeen einsehen könnte ?
 
Zwischen 1902 und 1914 stieg die Friedensstärke der französischen Armee von rd. 550.000 auf rd. 750.000 Mann an.

siehe Rosengarten, The Evolution of French Military Menpower Policy from 1872 to 1914, in: Military Affairs 1981, S. 180.

Ansonsten gibt es detaillierte Nachweise bei Krumeich, Gerd: Aufrüstung und Innenpolitik in Frankreich vor dem Ersten Weltkrieg. Die Einführung der dreijährigen Dienstpflicht 1913-1914.
 
Hat jemand zahlen für die personelle Stärke der französischen Armee am vorabend des 1. Weltkrieges ?

Oder am besten noch irgendwo eine Seite oder sowas wo man auch die stärke der anderen Armeen einsehen könnte ?

Kennedy, Aufstieg und Fall der grossen Mächte:

jeweils 1880 / 1914, Heer und Flotte in TSD

F: 543/910
RUS: 791 /1352
D:426 / 891
GB: 367 / 532
KuK: 246 / 444
I: 216 / 345
JAP: 71 / 306
USA: 34 / 164
 
Zwischen 1902 und 1914 stieg die Friedensstärke der französischen Armee von rd. 550.000 auf rd. 750.000 Mann an.

siehe Rosengarten, The Evolution of French Military Menpower Policy from 1872 to 1914, in: Military Affairs 1981, S. 180.

Ansonsten gibt es detaillierte Nachweise bei Krumeich, Gerd: Aufrüstung und Innenpolitik in Frankreich vor dem Ersten Weltkrieg. Die Einführung der dreijährigen Dienstpflicht 1913-1914.

Die Frage, die sich mir stellt, ist, wie lange Frankreich diese gewaltige personelle und materiellen Hochrüstung noch durchgestanden hätte. Die Kriegsstärke Frankreichs betrug 1911 21 Armeekorps, was eine personelle Stärke von 3.348.000 entsprach. Zum Vergleich das Deutsche Reich, was ja über eine wesentlich größere Bevölkerung verfügte. Hier warn 1911 26 Armeekorps mit einer personellen Stärke von 3.479.000 verfügbar. (1)Frankreich hatte seine personellen Ressourcen also schon fast bin ans Limit ausgereizt und der Haushalt wurde hierdurch gewaltig belastet.

(1) Reichsarchiv, Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft Band 1, S.498 Tabelle 15
 
Die Kriegsstärke Frankreichs betrug 1911 21 Armeekorps, was eine personelle Stärke von 3.348.000 entsprach.

Kriegsstärke? Ist ein rein theoretischer Wert, kann man ewig durchhalten.
Tatsächlich waren vor Kriegsausbruch einige hunderttausend Mann in Uniform, s.o.
Und selbst die waren nicht die ganze Zeit in den Kasernen. Wie später in der Roten Armee wurden auch die französischen Wehrpflichtigen zur Erntezeit nach Hause geschickt oder direkt auf die Äcker der Bauern rund um die Kasernen. Geschossen, gefahren, geübt wurde wenig. Die laufenden Kosten hielten sich also in Grenzen. Wehrpflichtige produktiver Schichten konnten sich freikaufen oder wurden freigestellt, bzw. beurlaubt.

Diese Riesenzahlen sollten einen daher nicht allzu sehr beeindrucken. Militärdienst war immer auch so eine Art Hartz IV
 
Vielleicht ist es zweckmäßig, sich einmal den französischen Staatshaushalt anzuschauen, und die jährlichen Ausgaben 1900-1914 für die stehende Armee und die beschafften Ausrüstungen für den Mob.-Fall zu bewerten.
 
das war dann für die franz. Staatskasse sicher erfreulich, dass die vielen neuen Festungsbauten (Stichwort Casemate de Bourges) und die viele Artillerie nichts kosteten, sondern vom Himmel fielen :winke:

Nee, die Technik kostete Geld. Aber die hunderttausende Muschkoten, die auf dem Papier nach so viel aussehen, halt nicht.

Zurück zum Start: Kriegsstärke von 3,3 Mio Mann kostet erst mal gar nichts.

Off-Topics: Wie ist eigentlich die BRD--Kriegsstärke zur Zeit?
 
Nee, die Technik kostete Geld. Aber die hunderttausende Muschkoten, die auf dem Papier nach so viel aussehen, halt nicht.

Zurück zum Start: Kriegsstärke von 3,3 Mio Mann kostet erst mal gar nichts.

Off-Topics: Wie ist eigentlich die BRD--Kriegsstärke zur Zeit?

So, so eine große stehende Armee von über 700.000 Mann, die 3,3 Millionen sind die Kriegsstärke, kostet kein Geld.

Kasernen kosten nichts, müssen nicht unterhalten werden, Mannschaften müssen nicht ausgebildet und ausgestattet (Klamotten, Verpflegung, Gewehre etc.) und das kostet also nichts. Ich staune grenzenlos.

Die französische Republik hatte beispielsweise im Jahre 1913 37.194.227 Pfund an Militärausgaben zu schultern. (1) Das ist nicht gerade Kleingeld.
Frankreich gab im Jahre 1913 17 Prozent seines Bruttosozialprodukts für das Militär aus. (2)

Afflerbach, Der Dreibund, S.786
Ferguson, Der Erste Weltkrieg, S.147
 
Ohne Scheiß: ist das viel? Was haben D, GB, USA damals so ausgegeben?
In Zeiten des Kalten Krieges war die Bundeswehr größter Haushaltsposten der BRD, irgendwo um die 40%. Hat uns nie die Kreditwürdigkeit gekostet, haben wir bis zum Untergang des Hauptgegners locker und in Reichtum durchgehalten.

Und wieder zurück zum Start: welche Anhaltspunkte gibt es, das F eine rein rechnerische und m.E, eher propagandistische Kriegsstärke von 3,3 Mio Mann nicht bis zu einem seligen Ende der 3. Republik ohne 1940 hätte durchhalten können?
Den Franzosen ging es vor 1914 wirtschaftlich nicht schlechter als den Deutschen und keiner hat versucht, den anderen tot zu rüsten.

Falls also deine Eingangsfrage darauf abzielte, ob F, ähnlich wie D 1939, auf einen kriegsbudgetbedingten Kriegsanfang drängte: Eher nein.
 
Und wieder zurück zum Start: welche Anhaltspunkte gibt es, das F eine rein rechnerische und m.E, eher propagandistische Kriegsstärke von 3,3 Mio Mann nicht bis zu einem seligen Ende der 3. Republik ohne 1940 hätte durchhalten können?

Die Rüstungspolitik war in der französischen Gesellschaft und Politik sehr heftig umstritten.(1) . Die überaus heftig geführte Kontroverse hinsichtlich der Verlängerung des aktiven Militärdienstes von zwei auf drei Jahre am Vorabend des Weltkrieges ist dafür ein deutlicher Fingerzeig und es ist fraglich, ob bzw. wie lange die französische Staatsführung diesen Kurs noch hätte lange steuern können.


Den Franzosen ging es vor 1914 wirtschaftlich nicht schlechter als den Deutschen und keiner hat versucht, den anderen tot zu rüsten.

Das hat auch niemand behauptet.

(1) Siehe hierzu auch das Werk von Gerd Krumreich "Aufrüstung und Innenpolitik in Frankreich vor dem Ersten Weltkrieg".
 
Zuletzt bearbeitet:
Ohne Scheiß: ist das viel? Was haben D, GB, USA damals so ausgegeben?
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Auf die Schnelle :
.........DR .GB ...F . Ru .USA


1902: 669 585 584 741 511

1907: 806 553 623 876 587

1911: 808 546 718 1047 559

Angaben in Mio Mark aus : Weyer 1911

Dies sind Werte für die Armeen - die Werte für die Marinen
sind nicht enthalten - Datenbasis sollen die Jahresrechnungen der Regierungen sein bzw. für 1910/11 die geplanten Etats.
Pro Kopf gerechnet geben GB und F stets mehr aus , als das DR -
Ru und USA erheblich weniger.
 
So, so eine große stehende Armee von über 700.000 Mann, die 3,3 Millionen sind die Kriegsstärke, kostet kein Geld.

Da möchte ich mal anfragen, ob nicht Kosten in der Unterhaltung der
stehenden Einheiten auf die deutschen Bundesstaaaten entfielen und
in den Gesamtrechnungen unberücksichtigt sind.
Oder - wie hat sich die Finanzierungsstruktur der deutschen Einheiten
1871- 1914 entwickelt/geändert ?
Oder - war alles bereits ab Datum XXX zentralstaatlich geordnet ?

Für F als Zentralstaat ist ja alles klar.
 
Meines Wissens nach war der Unterhalt der stehenden Einheiten eine Reichsangelegenheit. Für den Mobfall wurde sogar eine spezieller Reichskriegsschatz, der beispielsweise im Jahre 1871 120 Millionen RM umfasste, eingerichtet.
 
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Deutlich wird, das Frankreich deutlich, gemessen pro Kopf, mehr für Rüstung ausgab, als das Deutsche Reich.

Sieh es mal von der Seite:

Ca. 38 Mio. Inwohner in Frankreich, 60+ im Deutschen Reich. Legt man den Maßstab zugrunde, käme Frankreich auf rd. 60% der stehenden Armee/Marine.

Undenkbar für Frankreich in den Krisen in den Krisen 1900 ff.

Wirtschaftshistorische Forschungen des Rüstungswettlaufes nach 1890 beziehen die Kolonien mit ein, die für Frankreich bedeutend waren, dagegen nicht für das Deutsche Reich (wie auch in Messungen des GDP, eine "Inlandskonzeption", keine "Inländerkonzeption"). Dann dreht sich das Bild, wie oben an der Finanzkraft Frankreichs beschrieben.
 
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