Steckbrief 1870

Artefakt

Mitglied
Hallo Forum,

hat jemand eine Idee, wie um 1870 mit Steckbriefen verfahren worden ist?
Eine Frau wurde 1871 steckbrieflich gesucht.
Der Steckbrief wurde in Rathenow (heute Brandenburg) veranlasst.
Die Frau war inzwischen in Berlin und arbeitete dort.
Ich nehme an, dass man das in Rathenow wusste.
Nach dem sie von diesem Steckbrief erfahren hatte, kündigte sie und begab sich auf die Flucht.

Wie hat sie von der steckbrieflichen Suche erfahren?
Ihre Vergehen waren: Betrug und Diebstahl.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Steckbriefe in den Polizeiwachen aushingen. Aber ein Polizist hätte sie doch gleich verhaftet?
Es muss einen öffentlichen Ort für Steckbriefe gegeben haben. Ich nehme an, sie hat den Zettel irgendwo gesehen.
In einer Zeitung? An einer Litfasssäule?

Wurden Steckbriefe im ganzen deutschen Reich verbreitet? (Dann war die Flucht nur eine Reaktion? Was nütze ihr die Flucht, wenn ihr Steckbrief überall verbreitet war?)
- Oder hat man gezielt in Berlin nach ihr gesucht, weil man sicher annahm, da würde sie sich aufhalten?


Ich kenne das "Deutsche Gauner Repertorium" - aber über praktische Fragen gibt es keine Auskunft.

Grüße
Arti
 
Zuletzt bearbeitet:
@Artefakt

Ich habe Dir auf die Schnelle mal das Findbuch des Archives in dem die Akten des Amtsgerichtes Rathenow liegen müßten herausgesucht.

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz

Dort solltest Du, so die Akte nicht untergegangen ist, auch Deine "Frau" und ihr Strafverfahren finden.

Wenn Du dort weitersuchst, solltest Du im preußischen Ministerium der Justiz bzw. des Inneren auch das Procedere im Uz mit Steckbriefen finden.

M. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo floxx und Melchior,

ich danke euch für eure Hinweise.-
Dieses Forum ist genial - mit Abstand das, in dem ich mich am liebsten aufhalte.

@floxx, das meinte ich mit "Gauner Repertorium". Das ist die Überschrift auf der ersten Seite. Meine Dame habe ich dort leider nicht gefunden. Die Website ist aber sehr interessant.

@Melchior
Ich habe von dieser Seite schon gehört, war aber noch nie drauf.
Danke für den Link.
ich war eigentlich der Ansicht, dass sich die Prozeßsachen meiner Dame im Landeshauptarchiv Brandeburg/Potsdam befinden müssten.
Das wird nun leider gerade renoviert und ist darum geschlossen.:motz:

Könnte es sein, dass sich eventuell noch vorhandene Unterlagen in Potsdam und im geheimen Staatsarchiv befinden?

Ich habe mich eben durchgeclickt und muss sagen, da muss man sich einarbeiten.
Mach mich auf die Suche und finde hoffentlich....

Grüße
Arti
 
Hallo nochmal!

Ich besuche das geheime Staatsarchiv im Januar.
Das sieht sehr vielversprechend aus.
Das geheime Staatsarchiv befindet sich in der Archivstraße 12/Berlin Dahlem.
Ein Haus weiter, in der 11, findet man den "Herold".
Verein für Wappenkunde.

Grüße
Arti
 
@Artefakt

Ich bin Deinem Hinweis in Bezug auf das Brandenburgische Archiv mal nachgegangen.

Im Bestand sind offensichtlich auch Akten von Amtsgerichten, schau hier:

Das Brandenburgische Landeshauptarchiv

2.4.1. "Gerichte"

Leider geht es da "i-net-technisch" nicht weiter.

"Könnte es sein, dass sich eventuell noch vorhandene Unterlagen in Potsdam und im geheimen Staatsarchiv befinden?"

Entweder oder? Natürlich kann es Handakten bei der Staatsanwaltschaft geben, siehe dann 2.4.2. Die Regel ist aber, daß Prozeßakten bei dem zuständigen Gericht geführt und dann auch dort archiviert wurden. Dann sind sie auch in den entsprechenden Findbüchern verzeichnet, so sie noch existent sind.

M.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Artefakt

Ich bin Deinem Hinweis in Bezug auf das Brandenburgische Archiv mal nachgegangen.

Im Bestand sind offensichtlich auch Akten von Amtsgerichten, schau hier:

Das Brandenburgische Landeshauptarchiv

Melchior,

erst mal kurz etwas anderes:
Du warst eben auf der Seite des Brandenburgischen Hauptarchivs....
ist dir aufgefallen, dass es geschlossen ist?
Ich bin vor vier Wochen hingefahren.
Hat mich den ganzen Tag gekostet. Ein weiter Weg, bis dorthin. Das Archiv befindet sich auf einem Hügel, im Wald.
Ich war so froh, dann endlich dort zu sein - und stand vor verschlossener Tür.

Bitte um eure Einschätzung.
Wollte denen noch eiinen bösen Brief schreiben- in diesem Jahr.
Das nächste möchte ich ohne Ärger anfangen

Grüße
Arti
 
"Könnte es sein, dass sich eventuell noch vorhandene Unterlagen in Potsdam und im geheimen Staatsarchiv befinden?"

Entweder oder? Natürlich kann es Handakten bei der Staatsanwaltschaft geben, siehe dann 2.4.2. Die Regel ist aber, daß Prozeßakten bei dem zuständigen Gericht geführt und dann auch dort archiviert wurden. M.

Hallo Melchior,
Mir ist das noch nicht ganz klar.
Gibt es eine einheitliche Regel, wie mit behördlichen Unterlagen verfahren werden muss?

Was sind "Handakten"? - Wie heißen die, die keine "Handakten" sind?

Mir hat eine Juristin erzählt, das früher (wahrscheinlich vor 1945) von den Gerichten alle Unterlagen aufbewahrt worden sind.
Später war das aus Platzgründen gar nicht mehr möglich. Man dann nur noch die Urteile aufgehoben.

Sie hätte einmal großes Gölück gehabt und Unterlagen in einem Ort in der DDR gefunden, die längst hätten geschreddert sein sollen. Man hat sich aber die Arbeit nicht gemacht und die Sachen irgendwo gebündelt aufgehoben.

Ich frage, weil mich das interessiert.

Ich werde ohnehin ins Landeshauptarchiv fahren und auch ins geheime Staatsarchiv. - Ich habe rundum viel nachzugucken.

Grüße an Alle
Arti
 
Vielleicht überlegst du dir das nochmal mit dem Brief. Die Schließung steht groß und breit bei den Öffnungszeiten.
 
@Artefakt

Doch, unter dem Stichwort "Benutzung" ist die Schließung des Lesersaales avisiert.

Keep cool. Die Archivare leiden überall selbst unter dem finanziellen und organisatorischen Chaos, sind aber, wenn Du auf sie eingehst, sehr hilfreich und "verkürzen" durch ihr Fachwissen Deine Recherchearbeit. Ich würde keinen "bösen Brief" schreiben. Mal so als Tipp von einem alten Opportunisten. ;)

Solltest Du "Angst" bekommen, daß Du keine Quellen in den Archiven findest, nimm Dir die einschlägigen regionalen und überregionalen Zeitungen aus Deinem Uz vor und schau, ob die etwas über diesen "Fall", "Prozeß" geschrieben haben. Dort könntest Du den Namen des Richters, des Staatsanwaltes, des Rechtsanwaltes, von Zeugen, Geschädigten etc. finden und Dich so immer weiter Deinem Untersuchungsgegenstand, der "Dame", annähern.

M. :winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht überlegst du dir das nochmal mit dem Brief. Die Schließung steht groß und breit bei den Öffnungszeiten.


Hallo Lili,

ne, also "groß" steht das wirklich nicht da. Man muss auch erstmal auf news clicken, bevor man das lesen kann.
Mir scheint die Seite inzwischen aber leicht verändert zu sein. Vor ein paar Wochen musste man sich diese News-Info unter der Kopfleiste hervorscrollen.
Ich war am nächsten Tag dann im Landesarchiv Berlin und bat die Mitarbeiterin, sie möchte mir im Internet die Infos über das LHA Brandenburg im Internet suchen.
Die hat mir dann Adresse und Öffnungszeiten genannt und auch nicht gesehen, dass das Haus geschlossen ist.
"Ungeschickt gemacht", hat sie dazu gesagt.

Das Preußische Archiv hat die Sache viel besser gelöst.
Ohne suchen zu müssen, erfährt man, dass die Öffnungszeiten zwischen den Feiertagen verkürzt sind.

Ich meine, die basteln sich die Seiten doch nicht selber - oder?
Es geht ja auch darum andere von einer vergelbichen Reise abzuhalten.
Ich hatte neulich mit zwei Mitarbeitern gesprochen, die ich zwische den Handwerkern gefunden hatte und gesagt, dass diese Info zu sehr versteckt ist.

Grüße
Arti
 
Hallo Melchior,
Mir ist das noch nicht ganz klar.
Gibt es eine einheitliche Regel, wie mit behördlichen Unterlagen verfahren werden muss?

Was sind "Handakten"? - Wie heißen die, die keine "Handakten" sind?

Mir hat eine Juristin erzählt, das früher (wahrscheinlich vor 1945) von den Gerichten alle Unterlagen aufbewahrt worden sind.
Später war das aus Platzgründen gar nicht mehr möglich. Man dann nur noch die Urteile aufgehoben.

Sie hätte einmal großes Gölück gehabt und Unterlagen in einem Ort in der DDR gefunden, die längst hätten geschreddert sein sollen. Man hat sich aber die Arbeit nicht gemacht und die Sachen irgendwo gebündelt aufgehoben.

Ich frage, weil mich das interessiert.

Ich werde ohnehin ins Landeshauptarchiv fahren und auch ins geheime Staatsarchiv. - Ich habe rundum viel nachzugucken.

Grüße an Alle
Arti

@Artefakt

Sieh mir bitte meine Zitierweise nach.

"Gibt es eine einheitliche Regel, wie mit behördlichen Unterlagen verfahren werden muss?"

Nein, jedenfalls nicht in Deinem Uz und zu Deinem Untersuchungsgegenstand. Überleg wieviele historische "Brüche" es gab. Kgr. Preußen, Land Preußen, die Auflösung Preußens 1947, die Bildung des Landes Brandenburg, die Auflösung des Landes Brandenburg 1952 usw., hinzu kommen eventuelle Umorganisationen der Gerichtsbezirke. Das können Archive nicht stringent nachvollziehen, sondern die Akten bleiben da wo sie sind und ursprünglich archiviert wurden.

Was sind "Handakten"? - Wie heißen die, die keine "Handakten" sind?

Als "Handakten" bezeichnet man Archivgut, was von den seinerzeitigen Sachbearbeitern nicht in die Vorgangsakten eingefügt wurde. Bei Deinem Beispiel. Der Staatsanwalt eröffnet ein Ermittlungsverfahren wegen Betruges und Diebstahls, hierzu schreibt er vllt. auch eine Anfrage an die sächsische Polizei, diese verneint in ihrer Antwort, irgendetwas darüber zu wissen. Der Staatsanwalt legt dieses Schreiben ab, es ist nicht prozeßrelevant, also geht es auch nicht in die Vorgangsakte ein, die dem zuständigen Gericht als Anklageschrift zugeleitet wird. Du wirst diesen eventuell historisch wichtigen Schriftwechsel also nicht in der Vorgangsakte, sondern in der Handakte des seinerzeitigen Staatsanwaltes finden.

M.
 
...Man muss auch erstmal auf news clicken, bevor man das lesen kann.
(...)
Die hat mir dann Adresse und Öffnungszeiten genannt und auch nicht gesehen, dass das Haus geschlossen ist.
"Ungeschickt gemacht", hat sie dazu gesagt.

Das Preußische Archiv hat die Sache viel besser gelöst.
Ohne suchen zu müssen, erfährt man, dass die Öffnungszeiten zwischen den Feiertagen verkürzt sind.

Ich meine, die basteln sich die Seiten doch nicht selber - oder?
Es geht ja auch darum andere von einer vergelbichen Reise abzuhalten.
Ich hatte neulich mit zwei Mitarbeitern gesprochen, die ich zwische den Handwerkern gefunden hatte und gesagt, dass diese Info zu sehr versteckt ist.

Tipp fuer das næchste Mal: Einfach vorher anrufen...;)

Gruss, muheijo
 
Tipp fuer das næchste Mal: Einfach vorher anrufen...;)

Gruss, muheijo

Hallo muheijo,

das ist absolut ratsam.....!!

Ich hatte mir die Strecke vorher angeguckt und wußte, dass man von Potsdam noch ein Stück mit dem Bus fahren muss.
Aber dann geht es noch durch den Wald, bergauf.

Ich kam dann voller Vorfreude endlich oben an....inzwischen muss ich selber lachen.


Grüße
Arti
 
@Artefakt

Sieh mir bitte meine Zitierweise nach.

"Gibt es eine einheitliche Regel, wie mit behördlichen Unterlagen verfahren werden muss?"

Nein, jedenfalls nicht in Deinem Uz und zu Deinem Untersuchungsgegenstand. Überleg wieviele historische "Brüche" es gab. Kgr. Preußen, Land Preußen, die Auflösung Preußens 1947, die Bildung des Landes Brandenburg, die Auflösung des Landes Brandenburg 1952 usw., hinzu kommen eventuelle Umorganisationen der Gerichtsbezirke. Das können Archive nicht stringent nachvollziehen, sondern die Akten bleiben da wo sie sind und ursprünglich archiviert wurden.

Was sind "Handakten"? - Wie heißen die, die keine "Handakten" sind?

Als "Handakten" bezeichnet man Archivgut, was von den seinerzeitigen Sachbearbeitern nicht in die Vorgangsakten eingefügt wurde. Bei Deinem Beispiel. Der Staatsanwalt eröffnet ein Ermittlungsverfahren wegen Betruges und Diebstahls, hierzu schreibt er vllt. auch eine Anfrage an die sächsische Polizei, diese verneint in ihrer Antwort, irgendetwas darüber zu wissen. Der Staatsanwalt legt dieses Schreiben ab, es ist nicht prozeßrelevant, also geht es auch nicht in die Vorgangsakte ein, die dem zuständigen Gericht als Anklageschrift zugeleitet wird. Du wirst diesen eventuell historisch wichtigen Schriftwechsel also nicht in der Vorgangsakte, sondern in der Handakte des seinerzeitigen Staatsanwaltes finden.

M.

Hallo Melchior,

danke für deine Umfassende Auskunft.
Das sind also Handakten....
Ich verstehe jetzt, dass ein Teil der Akten hier und dort liegen könnte.
Ich werde also im nächsten Jahr einige Reisen unternehmen.
Schön!

Grüße
Arti
 
Hallo muheijo,

das ist absolut ratsam.....!!

Ich hatte mir die Strecke vorher angeguckt und wußte, dass man von Potsdam noch ein Stück mit dem Bus fahren muss.
Aber dann geht es noch durch den Wald, bergauf.

Ich kam dann voller Vorfreude endlich oben an....inzwischen muss ich selber lachen.


Grüße
Arti

Bei den größeren Archiven, also auch Staatsarchiven, lohnt es sich nicht, einfach hinzufahren. Die meisten haben feste Aushebezeiten, in denen die Dokumente aus den sehr großen Magazinen geholt werden. Wenn man einfach so vorbeikommt, kann es leicht passieren, dass man zwei Stunden warten muss oder gleich wieder fahren kann.
Es empfiehlt sich Akten vorzubestellen oder eine Anfrage zu stellen, ob zu einem bestimmten Thema überhaupt etwas vorhanden ist.
 
Bei den größeren Archiven, also auch Staatsarchiven, lohnt es sich nicht, einfach hinzufahren. Die meisten haben feste Aushebezeiten, in denen die Dokumente aus den sehr großen Magazinen geholt werden. Wenn man einfach so vorbeikommt, kann es leicht passieren, dass man zwei Stunden warten muss oder gleich wieder fahren kann.
Es empfiehlt sich Akten vorzubestellen oder eine Anfrage zu stellen, ob zu einem bestimmten Thema überhaupt etwas vorhanden ist.


Ich fahre deshalb hin, suche mir die Unterlagen in den Findbüchern (und was als Suchmaschinen angeboten wird) zusammen und bestelle dann.
Dann fahre ich nochmal und studiere die Unterlagen.

Man kann ja auch den Tag bestimmen, an dem man die Akten angucken möchte.

Ich muss unbedingt vor Ort sein. Ich kann die Mitarbeiter fragen usw.
Ausserdem hab ich es wirklich gerne, im Computer nach den Unterlagen zu suchen-und zu finden.

Das geheime Staatsarchiv sagte mir heute, ich könnte auch Stichworte eingeben, man sucht dann für mich.
Das dauert aber 3-4 Wochen.
Dort muss man wohl auch direkt Arbeitsplätze vorbestellen.

Also ich mach das lieber so.
1. Fahrt, Recherche
2. Fahrt, lesen

Grüße
Arti
 
A pro pos,

Weiß jemand, warum die Suchmaschine im Landesarchiv Berlin nur vor Ort benutzt werden kann?
Im Landeshauptarchiv Potsdam ist es auch so - und im geheimen Preußischen Staatsarchiv auch.

Man könnte doch so schön von zuhause suchen.
Fürchtet man Hackerangriffe und hält das System deshalb geschlossen?

Grüße
Arti
 
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