Steigbügel???

Hallo Themi

Ich glaube, das vor aufkommen der schweren Rüstungen , die Reiterei nur leicht bewaffnet war . Ich denke da an die Reiterei Alexander des Großen oder der Hunnen.

Gruß Henricus
 
Um dies auch an dieser Stelle nochmals zurechtzurücken: Reiten in schwerer Rüstung bedingt nicht zwangsläufig den Einsatz des Steigbügels - siehe das Beispiel cataphracti/clibanarii.
Hier noch einmal der entsprechende Link dazu: History of Iran: Sassanian Army
 
So ich hab das Buch wieder...

Der Aufsatz in dem Katalog:

Sicherl, Bernd in: Die Herrschaften von Asseln; Der Steigbügel aus Grab 210 in Asseln. Deutscher Kunstverlag, S. 39-41.


also ich hab mich Datentechnisch vertan, das Grab datiert leider auf 1. Drittel, 7.Jhd. :rotwerd: Der dort Bestattete wird allerdings auf eine hohes Alter geschätzt und es wäre möglich das der Bügel auch noch älter ist... aber wer weiß... Der eiserne Steigbügel ist jedenfalls von hoher Qualität und Gold und Silber tauschiert.
Jedenfalls passt der in dem Aufsatz angegebene, Termini post quem für die Einführung des Steigbügel nördlich der Alpen mit der ersten awarischen Gesandschaft 655 in Konstantinopel, bzw. die Einnahme des Karpartenbeckens 658, nicht mit der Datierung des Grabes in Asseln zusammen, das eben zwischen 610 und 650 angelegt worden sein soll.
Das der dort Bestattete ein Aware war, wage ich jetzt mal zu bezweifeln *ggg*

Das der Bügel einzeln mitgegeben wurde, wird mit mehreren Theorien versucht zu erklären:
1. es war eine noble Aufstiegshilfe, die Reittechnisch nicht viel zu sagen hatte.
2. es war ein Pars pro Toto, dass ein komplettes Sattelensemble symbolisieren soll
 
Jedenfalls ist es ein weiter Weg von Konstantinopel nach Dortmund.
Also irgendwie scheint die Verbreitung schnell gegangen zu sein...
 
Steigbügel sind nützlich und heikel zugleich! Sie dienen vor allem der Entlastung von Sehnen und Bändern bei langem Reiten, stützen, wenn man sich hineinstemmt, ermöglichen leichtes Traben und unterstützen die Entlastung des Pferderückens beim Springsport -- aber sie sind bei Stürzen gefährlich, da man auch als geübter Reiter darin hängenbleiben kann. Ein solcher Sturz kann nicht abgefangen werden, der Reiter wird schlicht zu Boden geschleudert und kann sich nicht aus eigener Kraft wieder aufrichten, solange er im Steigbügel hängt. Außerdem besteht die Gefahr, von einem durchgehenden Pferd weitergeschleift und von den Hufen verletzt zu werden.

Wesentlich wichtiger für den sicheren Sitz ist die Bauart des Sattelbaums, d.h. des inneren Gerüstes eines Sattels. Sicherer Halt ist die erste Aufgabe eines Sattels, der zweite, kaum weniger wichtige die Ableitung des Gewichtes des Reiters vom Rückgrat des Pferdes.
Die "Hörnchensättel" der römischen Reiterei bieten sehr guten Halt bei optimaler Bewegungsfreiheit für einen Leichtbewaffneten und schonen den Pferderücken. Auch Stoßangriffe mit einer Lanze sind möglich. Nachzulesen in dem bereits erwähnten dreibändigen Werk "Die Reiter Roms" von Marcus Junkelmann.
Bei Pferden, die den Renntölt beherrschen, ist obendrein die Zielgenauigkeit von Bogenschützen sehr hoch, was im Trab und im Galopp immer ein erhebliches Problem darstellt.

Auch die berittenen Kämpfer des Mittelalters stabilisierten ihren Sitz vor allem durch den hohen Sattelbaum und erst in zweiter Linie durch Steigbügel, die aus Sicherheitsgründen keine "Bügel" waren, sondern richtige "Schuhe", denn darin bleibt man nicht so leicht hängen.

Wer nicht sicher im Sattel sitzt, sondern seinen Halt ausschließlich aus den Steigbügeln bezieht, wird bei einer Tjost unter Garantie im Sand landen. ;)

Dass ausgerechnet die Hunnen als nomadisches Reitervolk (bzw. Allianz nomadischer Reitervölker) den Steigbügel entwickelt haben, ist also wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, wie viel Zeit diese Menschen auf dem Rücken ihrer Pferde verbrachten. Wer einmal einen mehrstündigen Ritt auf einem ungesattelten Pferd erlebt hat,weiß, wie unangenehm das Gewicht der Beine auf Dauer wirkt. ;)

Viele Grüße von einer langjährigen Reiterin. :winke:
 
Viele Grüße von einer langjährigen Reiterin. :winke:

Ich zolle Dir zunächst einmal meinen Respekt, und mit dem Großteil Deiner Ausführungen gehe ich auch konform; dennoch habe ich eine Anmerkung...

Dass ausgerechnet die Hunnen als nomadisches Reitervolk (bzw. Allianz nomadischer Reitervölker) den Steigbügel entwickelt haben...

... hätte ich gern entsprechend belegt bzw. genauer differenziert, denn sprechen wir dabei von metallenen Steigbügeln, von Steigbügeln aus organischem Material oder von ledernen Steigschlaufen?

Wer einmal einen mehrstündigen Ritt auf einem ungesattelten Pferd erlebt hat,weiß, wie unangenehm das Gewicht der Beine auf Dauer wirkt. ;)

Da Du selbst - übrigens vollkommen zu Recht - auf Marcus Junkelmann verwiesen hast, möchte ich mir erlauben, auch hierzu nochmals auf folgenden Artikel zu verweisen: Marcus Junkelmann: Veröffentlichungen zum Reitwesen - Teil 1
 
Zuletzt bearbeitet:
Da Ahtaswintha auch etwas zu Aussehen und Beschaffenheit geschrieben hatte, möchte ich zur Veranschaulichung noch einige Bilder per Verlinkung nachliefern, wie ein (hoch-)mittelalterlicher - hier konkret salische Zeit, also 11./12. Jh. im HRR - Steigbügel bzw. dessen Nutzung ausgesehen hat:
http://www.arte-facts.de/images/m64_steigbuegel.jpg
http://www.hochmittelalter.net/Wissenswertes/Kleidung/03130003.JPG
http://www.ottonenzeit.de/ottonen/bamberg/Reiter_gr2.jpg
http://www.historisches-franken.de/bamreiter/bamreiter01.jpg
 
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