Straßennamen

Alexander4:)

Mitglied
Ich frage mich seit einiger Zeit, wie Straßennamen entstanden.
Städtenamen ergeben ja meistens noch einen Sinn, wie zB Aachen. Das kommt von "ahha" und soll mal Wasser geheißen haben.
Diese Namen wurden auch zur Navigation benötigt.

Aber Straßennamen?
Ich habe dafür 3 Hypothesen gemacht:
1) Es wurde in den Städten eingeführt und im Zug einer besseren Kartografie auch auf dem Land eingeführt.
Daraus lässt sich ableiten, dass Straßennamen eine Notwendigkeit besaßen oder jedenfalls einen Nutzen hatten-
2) Daraus lässt sich aber auch ableiten, dass Straßennamen zum "Trend" wurden.
3) Es ist schon lange üblich Straßennamen zu verwenden. Wenn nämlich ein Fremder in ein Dorf kam, konnte er ja verschiedene Möglichkeiten hören an ein Ort zu gelangen, wenn er aber die Straßennamen erzählt bekam, war dies eine Erleichterung den Gewünschten zu finden.
Was ich aber nun interessant finde, ist wann die genau erfunden wurden. Wiki sagt mir, dass erst 1972 ein Gesetz für Straßennamen in Kraft getreten ist um die zu standardisieren, also zB das der erste Buchstabe immer groß muss.
Außerdem erfährt man, wie Straßennamen verteilt wurden. Aber leider nicht WANN.
Ich freue mich auf einen hoffentlich unterhaltsamen Thread;)
 
Die Namen sind vielfach relativ alt, in den Innenstädten oft aus dem Mittelalter.
Dazu ein Beispiel über die alte Hansestadt Wismar.
1) Straßen, die aus der Stadt in eine bestimmte Richtung liefen - Lübsche Strasse, Rostocker Strasse, Poeler Strasse
2) Benennungen nach angesiedelten Zunftberufen (Sargmacherstrasse, Böttcherstrasse, Kleinschmiedestrasse)
3) Benennungen nach markanten Gebäuden oder Plätzen (Schweinsbrücke, Hinter dem Chor, Neumarkt, Turmstrasse, Kanalstrasse)
4) sonstige - Diebsstrasse, Grüne Strasse, Tittentasterstrasse (sic, weil so eng dass nur eine Person dort durchpasste)

Benennungen nach Personen kamen m.W. erst im 19. Jahrhundert auf.
 
Ist es eigentlich belegt ab wann es die ersten Straßennamen gab?
Die von mir genannten Fälle schon im 13. Jahrhundert, gleich nach der planmäßigen Stadtgründung 1229. In kleinen Orten oder gar Dörfern konnte man sicher noch lange darauf verzichten.
 
Selbst in Dörfern, in denen die Straßennamen erst in 60er Jahren des vorigen Jh. eingeführt wurden, gab es für Nebenstraßen der "Dorfstraße" Namen. Dabei kam es dann auch zu Kuriositäten:
Eine Straße, die von der Hauptstraße in den Wald führte und wegen einiger bebauter Grundstücke einen Namen brauchte, wurde zum Heideweg. Viel Erika wucherte da auch hinter der Bebauung. Mundartlich hieß der aber Haodewech also Herdenweg. In den alten Flurkarten stand da Viehtrieb.
 
Die von mir genannten Fälle schon im 13. Jahrhundert, gleich nach der planmäßigen Stadtgründung 1229. In kleinen Orten oder gar Dörfern konnte man sicher noch lange darauf verzichten.

Es gab auch schon zur Römerzeit Straßennamen, nicht nur für die Überlandstraßen (Via Appia etc.), sondern auch innerhalb der Städte.
 
Die Namen sind vielfach relativ alt, in den Innenstädten oft aus dem Mittelalter.
Dazu ein Beispiel über die alte Hansestadt Wismar.
1) Straßen, die aus der Stadt in eine bestimmte Richtung liefen - Lübsche Strasse, Rostocker Strasse, Poeler Strasse
2) Benennungen nach angesiedelten Zunftberufen (Sargmacherstrasse, Böttcherstrasse, Kleinschmiedestrasse)
3) Benennungen nach markanten Gebäuden oder Plätzen (Schweinsbrücke, Hinter dem Chor, Neumarkt, Turmstrasse, Kanalstrasse)
4) sonstige - Diebsstrasse, Grüne Strasse, Tittentasterstrasse (sic, weil so eng dass nur eine Person dort durchpasste)


Sehr ausführlich, fehlt vielleicht noch Salzstraße/Hellweg.

Wobei auch Straßen den Namen des ersten, bzw. einzigen Anrainers bekamen. Sicherlich auch schon im Mittelalter. Wenn sie z.B. zu einem bestimmten Bauerngut führten.

Das gibt es bis heute. Wobei in den letzten Jahrzehnten Neubaugebiete auch gerne thematisch benannt wurden. Da gibt es ganze Stadtsiedlungen, die sich mit Römern, Galliern und Germanen beschäftigen, andere mit Blumen, Gestirnen, Tieren oder Bäumen, Komponisten oder Widerstandskämpfern etc. Die ältesten Namen dürften aber wirklich die von BB aufgeführten sprechenden Straßennamen sein.
 
Straßennamen als Hilfe für die Wegbeschreibung sezen ja auf jeden Fall zweierlei voraus: Schilder, auf denen die Namen stehen und die Erwartung, daß Fremde, die nach dem Weg fragen, lesen können. Wahrscheinlicher finde ich, daß Straßen und Wege auch ohne Schriftlichkeit Namen bekommen haben, was dann aber für Wegbeschreibungen an Auswärtige wenig bringen wird, eher für Gespräche zwischen den Ortsansässigen. Ich denke, selbst ohne mit anderen zu sprechen, ordnen sich Gedanken leichter, wenn man ihnen Namen gibt.

Zu Namen in Dörfern kann ich noch beitragen, daß in den 60ern in dem Dorf, wo ich aufgewachsen bin, die Häuser nur Nummern hatten, wobei neu gebaute Häuser wohl einfach die nächste laufende Nummer bekamen. Dann wurden Straßennamen eingeführt. Nach zwei Eingemeindungen gab es dann neue Straßennamen, weil nicht derselbe Straßenname zweimal in der selben "Stadt" vorkommen durfte.

Zur Antike fände ich aber die Frage mal interessant, wie das z.B. in Alexandria war, wo doch wohl schon um die Zeitenwende über 1 Million Menschen lebten. Waren dort nicht Straßennamen schon zur Orientierung erforderlich. Wie war das, bevor dort unter griechischer und vorher unter ägyptischer Herrschaft geregelt?
 
Für unsere Gegend hatte man schon seit dem 12. Jahrhundert einen Bedarf nach Namen. Jedoch nicht mal auf die Straße bezogen, sondern auf das Haus. Es gibt Heimatforscher, welche sich mit dem Thema "Hausnamen" beschäftigen. Urkunden des 12. Jahrhunderts nennen Hausnamen, meistens nach Bäumen benannt. Im Jahr 1437 erließ die Stadt Köln eine Verordnung, wonach ein neuer Hausname nur vergeben werden durfte, wenn der alte Name am Haus verblieb und die Änderung in den Lagerbüchern der Stadt eingetragen wurde. Dies wurde bis in die Neuzeit so gepflegt. Diese Tradition ist dann wohl ab dem 18. Jahrhundert verloren gegangen. Lediglich bei Gasthäusern wurde dies bis heute beibehalten. Hausnamen gab es auch in namenlosen Straßen. Demnach wird man sich auch an entsprechend markanten Gebäuden orientiert haben.

Quelle: Karl-Heinz Hentschel: Schlußsteine, Zunftzeichen und Inschriften in Durlach und Grötzingen,
Karlsruhe ohne Jahresangabe
 
Das gibt es bis heute. Wobei in den letzten Jahrzehnten Neubaugebiete auch gerne thematisch benannt wurden. Da gibt es ganze Stadtsiedlungen, die sich mit Römern, Galliern und Germanen beschäftigen, andere mit Blumen, Gestirnen, Tieren oder Bäumen, Komponisten oder Widerstandskämpfern etc. Die ältesten Namen dürften aber wirklich die von BB aufgeführten sprechenden Straßennamen sein.

Dazu darf man sicherlich auch Straßennamen, die Stadtnamen beinhalten zählen. Also ich kenne beispielsweise eine Stadt, die hat ein Viertel, wo nur Städtenamen verwendet werden, zb"Weimarer Straße" "Dresdner Straße" und so weiter.

Für unsere Gegend hatte man schon seit dem 12. Jahrhundert einen Bedarf nach Namen.

Aber neben Hausnamen würde ich erstmal die Namen von Plätzen aufführen. Gut es gibt sehr markante Häuser, aber da würde ich mich eher an Farbe, Größe etc. orientieren- Wenn es aber Platznamen gibt, also zB "Lindenplatz" , weil dort viele Linden stehen und so können Ansässige gleich sagen, wo sich der Platz befindet und außerdem ist es für den Besucher einfacher den Platz als "Lindenplatz" zu erkennen.

Ich freue mich sehr über eure große Beteiligung;)
Gruß Alex
 
inoffizielle und offizielle Strassennamen

Strassennamen gehen natürlich vielfach auf das Mittelalter zurück, und möglicherweise gibt's sogar den einen oder anderen modernen Strassennamen, der sich tatsächlich aus einem römischen Namen entwickelt hat (mir fällt konkret keiner ein; und natürlich sind spätere "Antikisierungen" in diesem Zusammenhang nicht relevant - so hat sich die Gemeinde Petronell erst 1962 umbenannt in Petronell-Carnuntum, obwohl der Name Carnuntum schon in der Spätantike ausgestorben ist).

Wirklich offiziell sind Strassennamen aber sehr viel später geworden. In Österreich ist unter Maria Theresia und Joseph II. damit begonnen worden, das ganze Land zu kartographieren, die Häuser zu numerieren und die Bevölkerung statistisch zu erfassen.
Die Strassen von Wien sind so erst 1770 offiziell erfasst und numeriert worden: noch mit Nummern allein (im verlinkten Artikel findet sich ein Schild mit Hausnummer 1094 :)), erst 1862 ist dann systematisch gassenweise beschildert und numeriert worden.

Dazu einige Beispiele:
Herrengasse: belegt seit 1216 als "Hochstrasse", seit 1547 "Herrengasse"
Rotenturmstrasse: belegt seit 1270 als "Steig beim Rotenturm"
Hoher Markt: seit 1208/1230
etc.

Kurios:
Hauptstrasse - so heisst tatsächlich eine Strasse in Wien (XIV. Bezirk), obwohl es daneben die "Landstrasser Hauptstrasse", "Wiedner Hauptstrasse" etc. gibt; des Rätsels Lösung: der Strassenname hat schon in der (früher unabhängigen) Gemeinde Hadersdorf bestanden und ist nach Eingemeindung beibehalten worden.


Übrigens: in Österreich gibt es zahlreiche Strassennamen mit "-gasse" (besonders in Ostösterreich; in Westösterreich ist der Anteil der "-gasse"-Namen etwas geringer, es gibt aber wohl in jeder Stadt zumindest ein paar).

In Deutschland sind Gassennamen sehr selten (es gibt sie vor allem im Süden), in vielen Fällen fehlen sie aber ganz. München hat die Gassennamen sogar völlig beseitigt (im 19. Jh. schon, glaub ich; früher hat es einige gegeben!), was von einigen stolzen Bayern als "vorauseilender Gehorsam" gegenüber der Staatsgewalt kritisiert worden ist.
 
Das gibt es bis heute. Wobei in den letzten Jahrzehnten Neubaugebiete auch gerne thematisch benannt wurden. Da gibt es ganze Stadtsiedlungen, die sich mit Römern, Galliern und Germanen beschäftigen, andere mit Blumen, Gestirnen, Tieren oder Bäumen, Komponisten oder Widerstandskämpfern etc. Die ältesten Namen dürften aber wirklich die von BB aufgeführten sprechenden Straßennamen sein.

Hehe, die gibts hier z.B. im Neubaugebiet aus der DDR... so ein Viertel, wo man die Jupiterstraße findet und so Kram. Oder eins mit Einfamilienhäusern, wo die Straßen nach Städten benannt sind, so z.B. Aschaffenburger Straße (keine Ahnung, ob die da hinzeigen, das Gebiet ist ja recht neu und die Straßen heißen da ja alle so, also würde ich eher ein Thema dahinter vermuten).
Was ich auch immer interessant finde, ist die Umbenennenung von Straßen und Plätzen... so heißt jetzt z.B. eine Straße Karl-Liebknecht-Straße, die hieß früher Adolf-Hitler-Straße oder Allee oder so. ;) Andere Karl-Marx-und-ähnliche Bezeichnungen wurden nach der Wende dann nochmal umbenannt, das berühmteste Beispiel ist ja die komplette Karl-Marx-Stadt, die jetzt (wieder?) Chemnitz heißt. ;)
 
Schon das antike Rom hatte Straßennamen, die sich nach Besonderheiten der Gegend oder Örtlichkeiten benannt waren. Einige Straßennamen sind auch berliefert .Kaiser Domitian wurde im sechsten Distrikt in der Straße "zum Granatapfel" geboren. Die Geburt des Augustus ereignete sich in der Straße "Bei den Stierköpfen" im Stadtteil Palatium. Am Trajansmarkt hieß die Straße der Gewürzhändler Pfefferstraße, Via Biberatica, dieser Namen blieb bis ins Mittelalter. Auch eine Straße "Zum Elefanten", die vielleicht nach einer Schänke oder einem Standbild benannt wurde und die Birnenbaumstraße sind überliefert . Der Weg auf dem Forum, den die Trumphzüge nahmen hieß Via Sacra. Allerdings hatten die Römer keine Hausnummern, so dass die Suche nach einer Adresse ziemlich schwierig geweisen sein dürfte.
 
Die Geschichte der Straßennamen ist wirklich interessant und aufschlußreich.

Bei uns gibt es ein Stadtviertel mit Einfamilienhäusern, dass im allgemeinen nur "Widerstandskämpferviertel" genannt wird. Tatsächlich finden sich dort Namen wie Geschwister-Scholl-Straße oder Stauffenbergstraße.

Oder das "Musikerviertel", Namen wie Schubert- oder Mozartstraße finden sich da.

Dabei handelt es sich aber um Viertel, die alle nach dem 2. Weltkrieg erreichtet wurden.

Aber auch die Altstadt hat einiges zu bieten: es gab da mal eine Affengasse, die man dann aber in Zwinggasse umbenannt hat.
Oder die Verbindung der Berg - Saumarkt hieß später Schweizerberg (nach einem Bild an einem der Häuser am Berg).
 
in Bern wurden auch Gassen umbenannt:

so wurde die Metzgergasse in Rathausgasse umbenannt. Grund: die Metzgergasse hatte einen schlechten Ruf wegen dort vorhandenem Rotlicht-"Institutionen" (um es mal so zu formulieren:D).
 
Im einst verkommensten Viertel der Stadt, 3-4 stockige Häuser mit Geschosshöhen von vielleicht 1Meter70, wo sich die Ratten guten Morgen und gute Nacht sagten, gab es

eine "Rosengasse"

nanu fragte sich Wissbegierige "Rosengasse" ausgerechnet hier?
Ohne zunächst eine Antwort zu bekommen.

Um Jahrzehnte später zu lesen, dass die "Rosengassen" in der frühen Neuzeit den Ort bezeichneten, wo das "älteste Gewerbe der Welt" seinem Broterwerb nachging.

Achso... ja dann .....
Sprach der Wissbegierige.
 
Hatten wir schon dass Straßen nach Persönlichkeiten benannt werden wie Sportlern Politikern usw.?

Und in Arae Flaviae gibt es natürlich auch die Flavierstraße und die Keltenstraße usw. einfach um auf die Geschichte hinzuweisen.
 
Dazu darf man sicherlich auch Straßennamen, die Stadtnamen beinhalten zählen. Also ich kenne beispielsweise eine Stadt, die hat ein Viertel, wo nur Städtenamen verwendet werden, zb"Weimarer Straße" "Dresdner Straße" und so weiter.
Von dem Typ sind auch die Straßennamen in den Neubaugebieten, in denen sich nach dem 2. Weltkrieg schwerpunktmäßig Flüchtlinge und Heimatvertriebene ansiedelten, und die dort ihre ehemalige Heimat verewigten (Breslauer, Danziger, Sudeten- etc.)

Aber neben Hausnamen würde ich erstmal die Namen von Plätzen aufführen. Gut es gibt sehr markante Häuser, aber da würde ich mich eher an Farbe, Größe etc. orientieren- Wenn es aber Platznamen gibt, also zB "Lindenplatz" , weil dort viele Linden stehen und so können Ansässige gleich sagen, wo sich der Platz befindet und außerdem ist es für den Besucher einfacher den Platz als "Lindenplatz" zu erkennen.
Da mussten nicht unbedingt viele stehen, sondern im Gegenteil meist nur eine Gerichtslinde
"Unter den Linden" in Berlin ist in der Hinsicht eine Ausnahme.
 
Wahrscheinlich ist sie war, ansonsten zumindest zeitgerecht gut erfunden - die Geschichte zur Namensgebung der Düsseldorfer
 
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