questionmarque
Mitglied
Hallo liebes Forum,
der Auftrag der Bildung und persönlicher Bildungsdrang treiben mich weiter.
Nachdem das Leben auf dem Land hinter uns liegt, geht es nun weiter in die Stadt und dann ins Kloster.
Um das mit meiner Klasse aufzuarbeiten, habe ich einen Text geschrieben, mehr oder weniger detailliert, um Platz für Fragen zu lassen.
Da ich selbst (noch) kein Mittelalterexperte bin, frage ich euch um eure Mithilfe. Schön wäre, wenn ihr folgenden Text durchlesen und kommentieren würdet.(Übernommen habe ich bereits die Tagesreise als Zeiteinheit aus der Debatte, angeleitet von Dions Romanexperiment.)
Eine konkrete Frage habe ich bereits dazu: Wenn man einfach so als Marktbesucher in eine Stadt wollte, musste man "Eintrittsgeld / Passiergeld / Brückengeld" zahlen?
Also willkommen im Mittelalter: :winke:
der Auftrag der Bildung und persönlicher Bildungsdrang treiben mich weiter.
Nachdem das Leben auf dem Land hinter uns liegt, geht es nun weiter in die Stadt und dann ins Kloster.
Um das mit meiner Klasse aufzuarbeiten, habe ich einen Text geschrieben, mehr oder weniger detailliert, um Platz für Fragen zu lassen.
Da ich selbst (noch) kein Mittelalterexperte bin, frage ich euch um eure Mithilfe. Schön wäre, wenn ihr folgenden Text durchlesen und kommentieren würdet.(Übernommen habe ich bereits die Tagesreise als Zeiteinheit aus der Debatte, angeleitet von Dions Romanexperiment.)
Eine konkrete Frage habe ich bereits dazu: Wenn man einfach so als Marktbesucher in eine Stadt wollte, musste man "Eintrittsgeld / Passiergeld / Brückengeld" zahlen?
Also willkommen im Mittelalter: :winke:
Früh am Morgen macht sich Rupert junior, der Urururururururenkel von Rupert, auf den Weg in die nächstgelegene Stadt.
Ein Händler war am Tag zuvor an seinem Hof vorbeigezogen. Er hatte um ein Glas Wasser gebeten. Er erzählte, er sei auf dem Weg nach Salzburg und hoffe, auf dem Weg nicht von Räubern überfallen zu werden. Schließlich erzählte er Ruprecht junior soviel von der Stadt, dass Ruprecht beschloss, ein Wagnis auf sich zu nehmen. Er wollte sich selbst ein Bild vom Leben hinter der Stadtmauer machen. Außerdem hatte sich seine Frau die Hand gestaucht und er brauchte neue Leinensäcke für das Saatgut.
Er beauftragte also seine Knechte, das Vieh selbst zu versorgen und auf den Feldern nach dem Rechten zu sehen. Dann machte er sich auf den Weg in die etwas mehr als einen Halbtagesmarsch entfernte Stadt.
Als er aus dem Wald heraustrat, erkannte er die Silhouette der Stadt. Als einfachen Gehöftbewohner brachte ihn, was er sah, schon zum Staunen: Der Turm der riesigen Kirche, die Dächer der mehrstöckigen Häuser, die Zinnen der Stadtmauer und ihre erhabenen Tore. Er wusste, dass die Stadt sehr stolz darauf war, vom Grafen überhaupt das Markt-, das Münz- und das Befestigungsrecht erhalten zu haben. Nun wuchs und gedieh sie schon seit etwa hundert Jahren und wurde zu einem Zentrum von Kunst und Kultur, Handel und Handwerk und Information und Bildung. Schließlich lief Rupert über die knarzende Holzbrücke zum Stadttor.
Eine Wache versperrte ihm dort den Weg. In barscher Sprache fragte, sie ihn nach seiner Herkunft und was er in der Stadt wolle. Ruprecht junior meinte, er wolle den Markt besuchen. Die Wache musterte ihn, fragte, ob er Waren mitbringe? Ruprecht verneinte. Der Wächter ließ ihn schließlich passieren. Unser Bauer durchschritt das Tor und erkundete die engen Gassen der Stadt. Nirgendwo waren Straßenschilder angebracht und lesen konnte er eh nicht. Aber er wusste, dass der Markt meistens ganz im Zentrum der Stadt war, am Fuß der Kirche.
Auf den Pflastersteinen herrschte ein reges Treiben, es stank aber auch ziemlich. Am Rand der Stadt waren die kleinen Häuser der Armen, bald mischten sich auch ordentlichere Fachwerkhäuser dazu. Hier wohnten Händler und Handwerksmeister mit ihren Familien. Unten in den Häusern waren deren Läden oder Werkstätten, darüber meistens die Wohnstube. Ganz oben, unter dem Dach, so hatte der Händler erzählt, würden kleine Kammern für die Beisassen sein. (Dies wären Lehrlinge, Gesellen, Knechte, Mägde oder Tagelöhner. Sie arbeiteten gegen Brot und Lohn).
Schließlich kam Ruprecht am Marktplatz an. Hier und da ragte ein Zunfthaus und ein Gildehaus aus der Masse der Häuser hervor. Das Menschengedränge war inzwischen viel dichter geworden und Ruprecht hörte einen Marktschreier:
„Wir verbieten, Schwerter und Dolche innerhalb der Stadt zu tragen. Und sooft Leute getroffen werden, die Schwerter tragen, werden sie der Stadt 6 Schillinge und an den Richter 60 Pfennige zahlen. Wir verordnen Rindfleisch für 1 Pfennig zu verkaufen und ebenso viel Hammelfleisch und 3 Pfund Ziegenfleisch.
Wir verordnen, dass kein Kauf außerhalb des Marktes stattfindet, was die Leute betrifft, die der Stadt Waren zuführen.
Die Leute, die wider diese Satzungen handeln, werden der Stadt 6 Schillinge und dem Richter 60 Pfennige zahlen. Wenn einer aber kein Geld besitzt, wird ihm die Hand abgeschlagen.“
Einige Häuser fielen Ruprecht junior besonders auf, weil sie prächtiger, als alle andern Häuser waren. Sie waren um den Marktplatz herumgruppiert. Ruprecht kaufte seine Leinensäcke zu einem ordentlichen Preis und fragte den Händler:
„Sag, Händler, was sind das für Häuser, die hier so prächtig auf den Marktplatz schauen? Wohnt hier euer Landesherr?“ -
„Nein, nein, mitnichten. Den Landesherrn sehen wir hier so selten, wie nur möglich. Wir wollen unsere Geschäfte selbst regeln. Die Patrizier haben hier das Sagen.“
„Die Patrizier?“
„Ja, die angesehensten und reichsten Bürger der Stadt. Sie bilden den Hohen Rat und entscheiden über die Geschicke der Stadt. Man sieht sie nur selten auf der Straße, aber wenn du einem begegnest, wirst du ihn an seiner schweren, schwarzen Robe erkennen und Schmuck, der mehr Wert ist als alles, was ich je verdienen werde!“
Ruprecht junior bedankte und verabschiedete sich.
Beim Verlassen des Marktplatzes fiel ihm noch ein seltsames Holzgestell auf, mit ein paar kreisrunden Löchern darin. Er wusste zwar nicht, was das war, aber ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken.
Ein Händler war am Tag zuvor an seinem Hof vorbeigezogen. Er hatte um ein Glas Wasser gebeten. Er erzählte, er sei auf dem Weg nach Salzburg und hoffe, auf dem Weg nicht von Räubern überfallen zu werden. Schließlich erzählte er Ruprecht junior soviel von der Stadt, dass Ruprecht beschloss, ein Wagnis auf sich zu nehmen. Er wollte sich selbst ein Bild vom Leben hinter der Stadtmauer machen. Außerdem hatte sich seine Frau die Hand gestaucht und er brauchte neue Leinensäcke für das Saatgut.
Er beauftragte also seine Knechte, das Vieh selbst zu versorgen und auf den Feldern nach dem Rechten zu sehen. Dann machte er sich auf den Weg in die etwas mehr als einen Halbtagesmarsch entfernte Stadt.
Als er aus dem Wald heraustrat, erkannte er die Silhouette der Stadt. Als einfachen Gehöftbewohner brachte ihn, was er sah, schon zum Staunen: Der Turm der riesigen Kirche, die Dächer der mehrstöckigen Häuser, die Zinnen der Stadtmauer und ihre erhabenen Tore. Er wusste, dass die Stadt sehr stolz darauf war, vom Grafen überhaupt das Markt-, das Münz- und das Befestigungsrecht erhalten zu haben. Nun wuchs und gedieh sie schon seit etwa hundert Jahren und wurde zu einem Zentrum von Kunst und Kultur, Handel und Handwerk und Information und Bildung. Schließlich lief Rupert über die knarzende Holzbrücke zum Stadttor.
Eine Wache versperrte ihm dort den Weg. In barscher Sprache fragte, sie ihn nach seiner Herkunft und was er in der Stadt wolle. Ruprecht junior meinte, er wolle den Markt besuchen. Die Wache musterte ihn, fragte, ob er Waren mitbringe? Ruprecht verneinte. Der Wächter ließ ihn schließlich passieren. Unser Bauer durchschritt das Tor und erkundete die engen Gassen der Stadt. Nirgendwo waren Straßenschilder angebracht und lesen konnte er eh nicht. Aber er wusste, dass der Markt meistens ganz im Zentrum der Stadt war, am Fuß der Kirche.
Auf den Pflastersteinen herrschte ein reges Treiben, es stank aber auch ziemlich. Am Rand der Stadt waren die kleinen Häuser der Armen, bald mischten sich auch ordentlichere Fachwerkhäuser dazu. Hier wohnten Händler und Handwerksmeister mit ihren Familien. Unten in den Häusern waren deren Läden oder Werkstätten, darüber meistens die Wohnstube. Ganz oben, unter dem Dach, so hatte der Händler erzählt, würden kleine Kammern für die Beisassen sein. (Dies wären Lehrlinge, Gesellen, Knechte, Mägde oder Tagelöhner. Sie arbeiteten gegen Brot und Lohn).
Schließlich kam Ruprecht am Marktplatz an. Hier und da ragte ein Zunfthaus und ein Gildehaus aus der Masse der Häuser hervor. Das Menschengedränge war inzwischen viel dichter geworden und Ruprecht hörte einen Marktschreier:
„Wir verbieten, Schwerter und Dolche innerhalb der Stadt zu tragen. Und sooft Leute getroffen werden, die Schwerter tragen, werden sie der Stadt 6 Schillinge und an den Richter 60 Pfennige zahlen. Wir verordnen Rindfleisch für 1 Pfennig zu verkaufen und ebenso viel Hammelfleisch und 3 Pfund Ziegenfleisch.
Wir verordnen, dass kein Kauf außerhalb des Marktes stattfindet, was die Leute betrifft, die der Stadt Waren zuführen.
Die Leute, die wider diese Satzungen handeln, werden der Stadt 6 Schillinge und dem Richter 60 Pfennige zahlen. Wenn einer aber kein Geld besitzt, wird ihm die Hand abgeschlagen.“
Einige Häuser fielen Ruprecht junior besonders auf, weil sie prächtiger, als alle andern Häuser waren. Sie waren um den Marktplatz herumgruppiert. Ruprecht kaufte seine Leinensäcke zu einem ordentlichen Preis und fragte den Händler:
„Sag, Händler, was sind das für Häuser, die hier so prächtig auf den Marktplatz schauen? Wohnt hier euer Landesherr?“ -
„Nein, nein, mitnichten. Den Landesherrn sehen wir hier so selten, wie nur möglich. Wir wollen unsere Geschäfte selbst regeln. Die Patrizier haben hier das Sagen.“
„Die Patrizier?“
„Ja, die angesehensten und reichsten Bürger der Stadt. Sie bilden den Hohen Rat und entscheiden über die Geschicke der Stadt. Man sieht sie nur selten auf der Straße, aber wenn du einem begegnest, wirst du ihn an seiner schweren, schwarzen Robe erkennen und Schmuck, der mehr Wert ist als alles, was ich je verdienen werde!“
Ruprecht junior bedankte und verabschiedete sich.
Beim Verlassen des Marktplatzes fiel ihm noch ein seltsames Holzgestell auf, mit ein paar kreisrunden Löchern darin. Er wusste zwar nicht, was das war, aber ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken.
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