Südwestdeutschland in der Spätantike/Völkerwanderungszeit

Witege

Aktives Mitglied
Hallo ihr Geschichts- und Archäologieinteressierten.

In diesem Semester nehme ich an meinem ersten Hauptseminar der frühgeschichtlichen Archäologie "Europa in Spätantike und Völkerwanderungszeit - ein geograph. Querschnitt" teil. Unser Ziel ist, da kein allgemienes Handbuch existiert, einen Reader mit einheitlichem Schema zu entwerfen, der sich nicht auf die verschiedenen Völker, sondern die verschiedenen Räume bezieht für einen Zeitraum zwischen der mitte des 4. und des 6. Jahrhunderts.


Mein Gebiet ist Südwestdeutschland. Es wurde noch nicht ganz abgeklärt, welche Bundesländer genau, aber ich rechne mit Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Würtemberg, evtl. noch der südliche Teil Hessens.

In diesem Gebiet gab es zu dieser Zeit nur die Alamannen, Burgunder, Franken, Hunnen und Romanen, oder irre ich mich?


Ich muss eine Sammlung der Fundplätze, der Literatur und Quellen machen. Und die Gliederung geht nach dem normalen Schema der Handbücher, also ungefähr:

Einleitung (Topographie/Abgrenzung, Antike Nachrichten, Vorgeschichte (ab Christi Geburt bis 250/300), Forschungsgeschichte)

Hauptteil (Siedlung, Bestattungswesen, Sachgüter, Tracht/Bekleidung, Krieg/Kampfeswesen, Soziale Gliederung, Kontakte, Kunst und Handwerk)

Gesamtwürdigung (Kontinuität und Wandel, "ethnische Deutung", religiöser Wandel?)


Bisher habe ich folgende Literatur gekauft bzw. kopiert und teilweise gelesen:

Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen, Stuttgart-Berlin-Köln 1997.

Kaiser, Reinhold: Die Burgunder, Stuttgart 2004.

Krüger, Bruno: Die Germanen (Geschichte und Kultur der germanischen Stämme, ein Handbuch in zwei Bänden), 1983.

Quellen zur Geschichte der Alamannen (7 Bände), Sigmaringen 1976-1987.

Hübener, Wolfgang: Methodische Möglichkeiten der Archäologie zur Geschichte der Alemannen in spätrömicher Zeit, in: Zur Geschichte der Alamannen, Darmstadt 1975.

Die Alamannen (Begleitband zur Austellung "Die Alamannen"), Stuttgart 1997.


Fällt noch jemandem Literatur ein, welche mit weiterhelfen könnte?

Da ich noch im Grundstudium der frühgeschichtlichen Archäologie bin, bin ich mir noch nicht sicher wie ich eine Sammlung der Fundplätze machen soll. Kann mir hier jemand helfen bzw. einen Rat geben?

Kennt jemand irgendwelche Fundstellen, die in für meine Arbeit relevant sind bzw. interassante Links dazu?


Ich bin für jede noch so kleine Hilfe dankbar
 
Ich würde unbedingt noch Frank Siegmund, "Alemannen und Franken", Berlin 2000, dazunehmen. Wichtige Aufsätze, gerade auch für deine ausgewählte Region, sind enthalten in:

Geuenich, Dieter (hrsg.): Die Franken und Alemannen bis zur Schlacht bei Zülpich, Berlin 1998.

Wood, Ian (hrsg.): Franks and Alamanni in the Merovingian period: an ethnographic perspective, Woodbridge 1998.

In geringerem Maße gibt es auch einige interessante Beiträge in:

Menschen - Zeiten - Räume. Archäologie in Deutschland. Darmstadt 2002.

Was die Fundorte betrifft: Das Buch von Siegmund enthält schon mal eine wohl recht vollständige Liste von Gräberfeldern aus der Zeit von 450 bis 720. Topografisch genauer beschrieben und auch andere Fundplätze wie Höhenburgen enthaltend ist der Fundortteil in Christlein, Rainer, Die Alemannen - Archäologie eines lebendigen Volkes 1978. Ansonsten war das einst wohl DAS Buch über die alemannische Archäologie, ist in Teilen aber heute etwas überholt.

Ich kenne leider auch nicht so schrecklich viele Fundorte aus der Zeit. Sehr bedeutsam waren aber die Ausgrabungen auf dem Runden Berg bei Bad Urach, wo nahezu der vollständige Grundriss einer alemannischen (hölzernen) Burg gewonnen wurde, und die relativ neuen am Zähringer Burgberg.

Der Erforschung alemannischer Höhenburgen widmet sich im übrigen auch einer der Aufsätze in dem von mir genannten Geuenich-Buch.
 
Danke Ashigaru,
ich werde mir diese Bücher diese Woche auf jeden Fall mal genauer anschauen.
 
aus "Historiker"-Sicht, bieten sich noch die zwei Österreicher ( Wolfram, Pohl).
http://www.oeaw.ac.at/gema/

Anderweitig kann ich kaum weiterhelfen, aber ne Frage hätt ich noch, wie kann man im Grundstudium in nen Hauptseminar kommen? :D
 
Danke für den Link.

In frühgeschichtlicher Archäologie benötigt man ein Proseminar und ein Hauptseminar um zur Zwischenprüfung im Nebenfach zugelassen zu werden.
 
Oh Zwischenprüfung im Nebenfach, sowas kenn ich ja garnischt ;)

na dann viel Erfolg, ich hoffe die Ösis haben was für dich dabei
 
Witege schrieb:
Da ich noch im Grundstudium der frühgeschichtlichen Archäologie bin, bin ich mir noch nicht sicher wie ich eine Sammlung der Fundplätze machen soll. Kann mir hier jemand helfen bzw. einen Rat geben?

Kennt jemand irgendwelche Fundstellen, die in für meine Arbeit relevant sind bzw. interassante Links dazu?


Ich bin für jede noch so kleine Hilfe dankbar


Aaaalsooo.....ich könnte da vielleicht ein bißchen was beisteuern....und zwar zu einer Fundstelle: Ich hab da ein kleines Büchlein, das vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg herausgegeben wird (und daher wohl nicht überall erhältlich ist).

Konkret geht es um einen Fürstensitz der Alamannen: http://www.aid-magazin.de/2005/4/denkmal.php

Ist dir das zu speziell oder willst du da mehr wissen?
 
Witege schrieb:
In diesem Gebiet gab es zu dieser Zeit nur die Alamannen, Burgunder, Franken, Hunnen und Romanen, oder irre ich mich?

Bei den Alamannen wirdt du bei der o.g. Literatur feststellen, daß sie erst im Laufe der Jahrhunderte entstanden. An ihrer Ethnogenese nahmen neben ostelbischen Suebenvölkern auch mährische Sueben, böhmische Sueben, Chatten und v.a. Völker Teil. Nicht vergessen darf man z.B. auch die Juthungen (könnte man vielleicht schon zu Baiern zählen). Auch gotische Einflüsse sollte man im 5./6. Jhd nicht vernachlässigen. Um 400 ließen sich kurzfristig Vandalen und Alanen in Süddeutschland für wenige Jahre nieder, bevor sie nach Gallien weiterzogen.
 
beorna schrieb:
Bei den Alamannen wirdt du bei der o.g. Literatur feststellen, daß sie erst im Laufe der Jahrhunderte entstanden. An ihrer Ethnogenese nahmen neben ostelbischen Suebenvölkern auch mährische Sueben, böhmische Sueben, Chatten und v.a. Völker Teil. Nicht vergessen darf man z.B. auch die Juthungen (könnte man vielleicht schon zu Baiern zählen). Auch gotische Einflüsse sollte man im 5./6. Jhd nicht vernachlässigen. Um 400 ließen sich kurzfristig Vandalen und Alanen in Süddeutschland für wenige Jahre nieder, bevor sie nach Gallien weiterzogen.

Lieber Beorna,
Alamannen heißt ja übersetzt: Alle Männer. Man kann also getraost davon ausgehen, dass Völkerschaften der verschiedenen Herkunft mit dem Namen zusammengefasst wurden.:)
 
Leopold Bloom schrieb:
Aaaalsooo.....ich könnte da vielleicht ein bißchen was beisteuern....und zwar zu einer Fundstelle: Ich hab da ein kleines Büchlein, das vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg herausgegeben wird (und daher wohl nicht überall erhältlich ist).

Danke für die Hilfe. Aber ich denke auch, dass es etwas zu speziell ist, da sich meine Arbeit mehr um die Gesamtheit der Funde kümmern soll.

Allerdings könntest du mir trotzdem mal den Titel und Autor nennen. In der Uni in Freiburg findet man ziemlich viel. Dann könnte ich es mal durchblättern.
 
Witege schrieb:
Allerdings könntest du mir trotzdem mal den Titel und Autor nennen. In der Uni in Freiburg findet man ziemlich viel. Dann könnte ich es mal durchblättern.

Sehr gerne:

Das Büchlein heißt "Der Runde Berg bei Urach" und ist Band 14 der Reihe "Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg", erschienen im Konrad Theiss Verlag; Herausgeber: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg.

Autoren gibts mehrere, aber versuchs mal mit Helmut Bernhard. ISBN: 3-8062-0887-5
 
Noch eine Empfehlung: die derzeitige Landesausstellung in Karlsruhe behandelt auch den Übergang von den Römern zu den Alemannen, ist insofern also wohl das aktuellste zum Thema (Kataloge sind im Buchhandel erschienen, gibt es auch auf CD-ROM)
 
Leopold Bloom:
Das Buch gibt es tatsächlich.

Tannhaeuser:
Stimmt, das hatte ich komplett vergessen, obwohl die Exkursion des Seminars in diese Austellung führt. Ich kann zwar nicht an der Exkursion teilnehmen, aber Karlsruhe ist ja nicht weit entfernt.
War schon jemand bei der Ausstellung?

Pope danke für die Links.
 
Die Stuttgarter Ausstellung habe ich gesehen, ist durchaus instruktiv und gut gemacht, auch wenn manche Leute sie zu "kleinteilig" fanden und keinen Gesamtüberblick bekamen. In Karlsruhe war ich nicht. Den Katalog dazu gäbe es im Laden, auch auf CD-ROM.
 
In zwei Wochen muß ich mein Referat halten. Mein Thema beschränkt sich jetzt doch auf die Alamannen in Baden-Würtemberg.
Da es eine PowerPoint-Representation wird benötige ich viele Bilder und Karten.
Kennt jemand noch links mit Abbildungen von Fundstücken oder eventuell Karten mit Fundplätzen zu dieser Zeit?


Im Buch "Die Alamannen. Archäologie eines lebendigen Volkes" von Rainer Christlein steht, dass die Goldgriffspatha hauptsächlich zur Demonstration der wirtschaftlichen und/oder politischen Macht diente und für den Kampf relativ unbrauchbar sei.

Ist diese Theorie haltbar oder mittlerweilen schon verworfen? Ich halte es nämlich für etwas merkwürdig, dass ein Spatha nicht im Kampf brauchbar sein soll, nur weil der Griff mit Goldblech verziert war.
Außerdem wird im gleichen Kapitel der Ango als reine Stosswaffe, die perfekt für den Zweikampf gewesen sein soll, angepriesen, was wohl fast komplett an ihrem Sinn (schwere Wurflanze wie Pilum) vorbeiging.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was denkt ihr? Hatte die Goldgriffspatha nur eine representative Aufgabe, oder wurde sie auch zum Kampf gebraucht?
 
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