Talleyrand

Ich gestehe das ich mich wahrscheinlich nicht genug mit dem alten Spitzbuben beschäftigt habe. Ich werde das nachholen.
Die Botschaft hör ich wohl ... :devil:

Da das Forum "... und Literatur" heißt, hier für alle Interessierten die mir vorliegenden deutschen (1 franz. Ausnahme) Bücher zu Talleyrand:

Memoiren/Briefe

Talleyrand: „Memoiren des Fürsten Talleyrand“, herausgegeben mit einer Vorrede und Anmerkungen von Herzog de Broglie, Original Ausgabe von Adolf Ebeling, Köln und Leipzig, 1891-1893, 5 Bd.
Memoiren des Fürsten Talleyran - Titel - Digitale Sammlungen - Digitale Sammlungen

Talleyrand: „Talleyrand’s Briefwechsel mit König Ludwig XVIII. während des Wiener Kongresses. Herausgegeben von G. Pallain, F.A. Brockhaus, Leipzig, 1881
Enthält neben dem eigentlichen Briefwechsel auch etliche Briefe von und an Jaucourt und auch 2 Briefe Chateaubriands!

Ernst, Eberhard (Hrsg.): „Talleyrand und der Herzog von Dalberg“, Unveröffentlichte Briefe (1816-1832), Peter Lang, Frankfurt am Main, 1987
reich kommentiert mit einigen Bildbeigaben des Talleyrand-Sammlers, der seine Sammlung vor einigen Jahre der Uni-Biblio. von Dresden schenkte.

Hofmann, Klaus (Hrsg.): Die Herzogin von Kurland im Spiegel ihrer Zeitgenossen, Museum Burg Posterstein, 2011
Enthält die wesentlichen Briefe T. während des Wiener Kongresses an die Herzogin

Biografien:

Lacour-Gayet, G[eorge].: „Talleyrand 1754-1838“, Payot, Paris, 1928 – 1932, 3 Bd
zwar schon älter und nicht auf deutsch erhältlich, aber immer noch so etwas wie Standard, da immer noch daraus zitiert wird!

Tarlé, E. W.: „Talleyrand“, Koehler & Amelang, Leipzig, 1. Auflage, 1950
die erste Bio., die ich gelesen habe - logisch-, der Autor stellt die These auf, dass T. Politiker des Bürgertums gewesen sei, kann man teilen.

Cooper, Duff: „Talleyrand“, Deutsche Buchgemeinschaft, Berlin und Darmstadt, 1958
schon etwas älter, wird noch gelegentlich zitiert, Cooper folgt in vielem den Memoiren T.

Rahn, Rudolf: „Talleyrand – Portrait und Dokumente“, H. Laupp’sche Buchhandlung, Tübingen, 1949
Eine Studie des Autors, interessant der Anhang mit vielen Dokumenten.

Paléologue, Maurice: „Drei Diplomaten – Talleyrand, Metternich, Chateaubriand“, Julius Bard Verlag, Berlin, o.J.

Orieux, Jean: „Talleyrand – Die unverstandene Sphinx“, Societäts-Verlag, Frankfurt, 1972
umfangreichste in dt. erschiene Bio. gut geschrieben, viele auch private Details, unübersehbar die Sympatie des Autos für T.

Bernard, J[ack] F.: „Talleyrand – Diplomat, Staatsmann, Opportunist“, Wilhelm Heyne Verlag, München, 1989
Umfangreich und sehr ausgewogen

Willms, Johannes: Talleyrand Virtuose der Macht 1754-1838, C.H. Beck, München, 2011
aktuell, auf die Politik T. fixiert, neu in Bezug auf Kindheit und Jugend T.

Blei, Franz: „Talleyrand“, Rowohlt, Berlin, 1932
ältere Abhandlung aber vergnüglich zu lesen, weil geschliffen geschrieben

Dard, Émile: „Napoleon und Talleyrand“, Verlag Emil Roth, Gießen, Berlin, 1938
immer noch gut zu lesen, oft zitiert, mit vielen Briefen und einem eigenen Kapitel zur Rolle Caulaincourts

Blennerhassett, Lady, geb. Gräfin Leyden: „Talleyrand – Eine Studie“, Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, 1894
umfangreich, bemüht

Bulwer, Sir Henry Lytton: Geschichtliche Charaktere, Band 1: Talleyrand; Band 2: Mackintosh, Cobbett, Canning; Winter’sche Verlagsbuchhandlung; Leipzig und Heidelberg, 1871
ältere für die Zeit ernsthafte Bio. mit vielen in Gänze abgedruckten Quellen

Colmache, Édouard.: „Aus dem Leben des Fürsten von Talleyrand“, 3 Bd., Grimma und Leipzig, 1851
vom ehem. Privatsekretär T., historisch unbedeutend

Bastide, Louis: Talleyrand’s, Fürsten von Benevent, politisches und religiöses Leben, Kriegersche Buchhandlung, Kassel & Leipzig, 1838
pamphletische unwahre Abhandlung, als Zeitdokument event. brauchbar

Sallé, Alexander: Politisches Leben des Fürsten Karl Moriz von Talleyrand, übers. von I. Sporschil, Wigand’sche Verlagsexpedition, Leipzig, 1834
ähnlich, nicht ganz so falsch wie vorgen. Titel

West, Th.: Charactere der französischen Revolution und der Kaiserzeit, III. Band (Mirabeau, Lafayette, Robespierre, Danton, Marat, Talleyrand),
Verlag von Th. Bade, Berlin, 1839,
18 Seiten zu T.,

Studien/Aufsätze/Dissertation

Ernst, Eberhard: „Talleyrand in Amerika 1794 – 1796“ Ein Emigrantenschicksal zur Zeit der Französischen Revolution, Peter Lang, Frankfurt am Main, 2000
reich bebilderte Studie zum amerik. Exil

Rohden, Peter Richard: „Die klassische Diplomatie – Von Kaunitz bis Metternich“, Koehler & Amelang, Leipzig, 1939
Allg. Betrachtung, wird gelegendlich zitiert

Rosenthal, Willy: „Fürst Talleyrand und die Auswärtige Politik Napoleon I:“, Wilhelm Engelmann, Leipzig, 1905
Dissertation, wird neuerdings wieder aufgelegt

Kraft, Johannes: Prinzipien Talleyrands in der Außen- und Innenpolitik, H.Bouvier u. Co. Verlag, Bonn, 1958
ambititioniert

Raumer, Kurt von: Politiker des Maßes? Talleyrands Straßburger Friedensplan (17. Oktober 1805), in Historische Zeitschrift Bd. 193, R. Oldenbourg Verlag München, 1961, Seiten 286 - 368
meine letzte Erwerbung, beeindruckender Aufsatz, der meine Meinung zum franz. Großmachtpolitiker beeinflusst hat

Oer, Rudolfine Freiin von: Der Friede von Pressburg – Ein Beitrag zur Diplomatiegeschichte des napoleonischen Zeitalters, Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster, 1965
Raumer-Schülerin, Dissertation, noch immer Standard zum Thema

Botzenhart, Manfred: Metternichs Pariser Botschafterzeit, Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster Westf., 1967
Raumer-Schüler, Dissertation, beeindruckend zu Metternich aber auch zu T.

Bernstein, Amir D.: Von der Balance of Power zur Hegemonie – Ein Beitrag zur europäischen Diplomatiegeschichte zwischen Austerlitz und Jena/Auerstedt, Duncker & Humblot, Berlin, 2006
Dissertation, betrachtet die Jahre 1805/06

Benl, Rudolf (Hsrg.): Der Erfurter Fürstenkongress – Hintergründe, Ablauf, Wirkung, Stadtarchiv Erfurt, 2008
akt. Darstellung, betrachtet natürlich auch den "Verrat" T.

Sellin, Volker: Die geraubte Revolution – Der Sturz Napoleons und die Restauration in Europa, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2001
Standard zur Restauration, betrachtet auch Motive und Handlungen T.

Ferrero, Guglielmo: „Wiederaufbau – Talleyrand in Wien“, Leo Lehnen Verlag, München, (1950)
glorifizierende, gewöhnungsbedürftige Darstellung T., aber viele Quellen

Ilsemann, Alexandra von: Die Politik Frankreichs auf dem Wiener Kongress – Talleyrands außenpolitische Strategien zwischen Erster und Zweiter Restauration, Verlag R. Krämer, Hamburg, 1996
Dissertation, der Titel sagt alles

Nicht aufgelistet sind zeitgenössische, auch auf dt. vorhandene Memoiren etc. wie Remusat, Caulaincourt, Metternich, Barras, Pasquier, um nur einige zu nennen.

2 Bücher konnte ich bislang nicht in meinen Besitz bringen:

Mechthild Ernst: Talleyrand und die angelsächsische Welt 1792 – 1799, 1971

Peter Hans Olden: Napoleon und Talleyrand: die franz. Politik während des Feldzuges in Deutschland 1805, Tübingen, 1927

Sachdienliche Hinweise nehme ich dankbar entgegen!

Fragen beantworte ich gern – nach meinem Urlaub! :winke:

Grüße
excideuil
 
Zuletzt bearbeitet:
Fragen beantworte ich gern ...
Keine Fragen, eigentlich schade ...

Egal, reiche ich noch 3 Artikel aus Zeitschriften nach:

Günzel, Klaus: Meisterdiplomat und „hinkender Teufel“ – Talleyrand – ein Grandseigneur als Diener vieler Herren, in damals 2/1991, Seiten 131 – 150

Erbe, Dr. Michael: „Strassendreck im Seidenstrumpf“ – Talleyrand und die Außenpolitik des revolutionären Frankreich, in damals 11/2003, Seiten 36 - 42

Pötzl, Norbert F.: Im Namen der Vernunft, in Der Spiegel Geschichte 1/2010, Seiten 70 - 73

Mon. Ch. M. de Talleyrand wurde wegen seines verkrüppelten Fußes der Rechte des erstgeborenen Sohnes ledig, was ihn aber nicht hinderte, sich für die Fam. Talleyrand-Périgord einzusetzen. Sein familienpolitisch größter Coup war die Heirat seines Neffen Edmond mit der jüngsten Tochter der Herzogin von Kurland.
Bekanntlich wandte sich der Fürst von Bénévent 1808 in Erfurt gegen die Politik seines Herrn, Kaiser Napoleon. Er und auch der Marquis de Caulaincourt (zu der Zeit Botschafter in Rußland) trafen den Zaren regelmäßig im Salon der Fürstin von Turn und Taxis. Alexander I. wurde in seiner bereits vor den Tagen von Erfurt gefassten Meinung bestärkt. Ein von Napoleon ins Auge gefasstes Heiratsprojekt mit einer russischen Prinzessin wurde erfolgreich aufgeschoben.

Erfolgreich hingegen der Wunsch Talleyrands, für seinen Neffen die Hand einer der reichsten europäischen Prinzessinnen zu erhalten. Der russische Zar, an dessen Reich das Herzogtum Kurland mit der dritten polnischen Teilung 1795 gefallen war, war selbst der Brautwerber, der auf der Rückreise von Wien auf Schloss Löbichau, dem damaligen Wohnsitz der Herzogin, Station machte, um ihr seinen kaiserl. Wunsch mitzuteilen.

Die Ehe wurde dann 1809 in Frankfurt von Carl Theodor v. Dalberg, Fürstprimas des Rheinbundes, geschlossen, kein Unbekannter

Die Herzogin von Kurland und ihre Tochter übersiedelten nach Paris und nahmen eine große Rolle im Leben von Talleyrand ein. Grund genug, um die mir verfügbare Literatur zu den "Kurländerinnen" aufzuführen:

Anna Dorothea, Herzogin von Kurland:

Tiedge, Christoph August: „Anna Charlotte Dorothea – letzte Herzogin von Kurland, Brockhaus, Leipzig, 1823

Elbin, Günther: Macht in zarten Händen – Dorothea, Herzogin von Kurland, Franz Ehrenwirth Verlag, München, 1968

Hofmann, Sabine und Klaus: Zwischen Metternich und Talleyrand – Der Musenhof der Herzogin von Kurland im Schloss zu Löbichau, Museum Burg Posterstein, 2004

Hofmann, Sabine und Klaus: Wo ich einst residierte – wo ich Fürstin des Landes war – Lebensstationen der Herzogin von Kurland, Museum Burg Posterstein, 2007

Hofmann, Klaus (Hrsg.): Die Herzogin von Kurland im Spiegel ihrer Zeitgenossen, Museum Burg Posterstein, 2011
Ein Buch im Großformat, mit vielen ganzseitigen Abbildungen, sowohl von der Herzogin als auch ihrer Töchter, mit interessanten Sachbeiträgen zur Herzogin und natürlich wie schon erwähnt die Briefe Talleyrands während des Wiener Kongresses. Angesichts der Ausstattung ist der Preis von 29 Euro ein Schnäppchen!

Wilhelmine von Sagan, älteste Tochter, mehrfach verheiratet, auf dem Wiener Kongress mit Metternich "verbandelt":

Brühl, Clemens: Die Sagan – Das Leben der Herzogin Wilhelmine von Sagan, Prinzessin von Kurland, Berlin, 1941

Gies Mc Guigan, Dorothy: „Metternich, Napoleon und die Herzogin von Sagan, Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich-Innsbruck, 1979

Dorothée, Prinzessin von Kurland, Gräfin Périgord, Herzogin von Dino, Herzogin von Sagan, Universalerbin Talleyrands:

Bunsen, Marie von: „Talleyrands Nichte, die Herzogin von Sagan“, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, Berlin, 1935

Ziegler, Philip: „Die Herzogin von Dino – Talleyrands letzte Vertraute“, Verlag Georg D.W. Callwey, München, 1965

Erbe, Günther: Dorothea Herzogin von Sagan (1793-1862) Eine deutsch – französische Karriere, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien, 2009
Wohl für lange Jahre das Standardwerk zur Nichte Talleyrands, umfassend und mit gutem Bildteil.

Grüße
excideuil
 
Ich habe einmal den angegebenen Thread gelesen (übersetzt). Angenehm fiel mir die sachliche Diskussion auf.
Imgrunde geht es um die Frage, warum Napoleon Talleyrand und Fouché nicht beseitigte, da sie ihn doch verraten hätten. Es folgen Zitate Napoleons bei Caulaincourt und vor allem von St. Helena (Der Mythos läßt grüßen), dann auch Chateaubriand. Dann gibt es einen Expersten, der schlüssig erklärt, dass das schwer verständliche Verhältnis seine Ursache im 18. Brumaire hat ... Es folgen Beurteilungen T. (inkl. Enghien- u. Spanien-Affäre, aber auch sein Friedensplan vom 17.10 1805) und. F.(hier eher auf Lyon reduziert), die n.m.A. sooo moralisch dann auch nicht sind, am Schluss dann ein neues Buch von de Waresquiel, der neben Tulard wohl der derzeitige franz. Talleyrandexperte zu schein scheint, da er schon mehrfach zu T. veröffentlicht hat, und sein "Talleyrand: Le prince immobile" und sein "Duc de Richelieu" bei der T.-Biogr. v. Willms (2011) Verwendung fanden.
Ein ganz normaler Thread also.
Aber was soll sich bessern? Talleyrand war umstritten und wird es bleiben.

Sein unmoralischer Ruf stammt natürlich aus dem Ancien régime als er als Kirchenmann selbst die tolerierten "Verfehlungen" des Klerus bei weitem überschritt und eher bei leichten Frauen und in Spielhöllen angetroffen wurde als in der Kirche und nur dem Umstand, dass der König dem Wunsch seines sterbenden Vaters entsprechen musste, sein Bistum verdankte.

Egal, ob es gesellschaftlich notwendig war, die Verstaatlichung der kirchl. Güter hing ihm lebenslang als Verrat an.

Aber es waren weniger die Frauen oder die Korruption, die die Kritik hervorriefen, sondern die Tatsache, dass T., egal ob Ancien régime, Revolution, Directoire, Konsulat, Empire, Restauration, Julikönigtum immer eine bedeutende Rolle gespielt hat:
Anhang anzeigen 12834

Grüße
excideuil

Hier, ein sehr ausgewogener Beitrag

Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord - Wikipédia
 
napoleonwiki

Hier noch ein Link zu Talleyrand:
Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord - NapoleonWiki

Interessant ist hier die zeitgenössische Sicht, aus der sich dieser und viele andere Artikel zu damals handelnden Personen speisen.
Eine teilweise sehr vergnügliche Lektüre; zum Beispiel:
"Jetzt lebt er in philosophischer Ruhe bald in Paris, bald auf seinen Gütern."

Es gibt auch wertvolle Dokumente, wie z.B. ein Brief Neys an Talleyrand aus Anfang April 1814 (recht weit unten):

Michel Ney - NapoleonWiki

Es gibt für den Interessierten viel zu entdecken; Beispiel:

Kategorie:Bulletins der großen Armee (1812) - NapoleonWiki

Aus meiner Sicht eine sehr lohnende Seite.

Grüße
excideuil
 
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