Offenbar konnten nicht sehr viele vernichtet werden. Nicht einmal Hindenburg machte sich über mangelnde Abwehrvorbereitungen (wenn er sie auch schönredete) Illusionen
. Aus seinen Memoiren (1920), in denen er in Teilen versucht die Schuld auf untere Ränge abzuwälzen (Misslingen des Gegenangriffs):
Am 8. August morgens wurde diese Ruhe jählings unterbrochen; von Südwesten her dröhnte auffallend starker Gefechtslärm. Die ersten Meldungen – sie kamen vom Armee-Oberkommando aus der Gegend von Peronne – lauteten ernst.
Der Gegner war mit mächtigen Tankgeschwadern beiderseits der Straße Amiens-St. Quentin in unsere Linien eingedrungen.
Näheres ließ sich vorläufig nicht feststellen.
Die Ungewißheit wurde jedoch in den nächsten Stunden behoben, wenn auch die Verbindungen vielfach zerrissen waren. Kein Zweifel, der Gegner war tief in unsere Stellung hineingestoßen, Batterien waren verloren. Unsere Befehle ergingen, sie wieder zu nehmen, die Lage überhaupt durch sofortigen Gegenangriff wieder herzustellen. Wir entsandten Offiziere, um die Vorgänge klarzulegen und vollen Einklang zwischen unserem Willen und den Verfügungen der Kommandostellen an der augenblicklich erschütterten Front zu schaffen. Was war geschehen?
Im dichtesten Nebel war ein starker englischer Tankangriff erfolgt. Die Panzerwagen hatten auf ihrer Fahrt fast nirgends besondere Hindernisse, nicht natürliche und leider auch nicht künstliche, getroffen. Man hatte an dieser Front wohl etwas zu viel an Fortsetzung des Angriffes gedacht, zu wenig an Verteidigung.
Allerdings war es verlustreiche Arbeit, dicht am Gegner zu schanzen und Hindernisse zu bauen. Denn wo immer die gegnerischen Beobachter irgend eine Bewegung, und sei es auch nur von einzelnen Leuten, wahrnahmen, dorthin lenkten sie das Feuer ihrer Artillerie. Es schien das beste zu sein, sich im hohen Getreide still zu verhalten, zwar ohne Schutz gegen feindliche Granaten aber ungesehen durch feindliche Ferngläser. Man schonte auf diese Weise während der Zeit des Stilleliegens augenscheinlich viel Leben, lief aber Gefahr, mit einem Schlage noch viel mehr zu verlieren. Nicht nur in den vordersten Linien war die Arbeit gering, an den rückwärtigen war sie fast noch geringer; nur einzelne Grabenstücke, verstreute Stützpunkte, waren vorhanden. Die Truppen waren an diesen sogenannten ruhigen Fronten für ausgedehnte Schanzarbeiten nur dünn gesät. [...]
Der breite Tankeinbruch des Gegners war gleichzeitig überraschend tief erfolgt. Die Panzerwagen, schneller wie bisher, überfielen Divisionsstäbe in ihrer Unterkunft, zerrissen die Fernsprechverbindungen, die von dort zu den kämpfenden Truppen führten. Die höheren Kommandobehörden werden dadurch ausgeschaltet; die vorderen Linien bleiben ohne Befehl.
An diesem Tage ist es ganz besonders bedenklich, da der dichte Nebel jede Übersicht verhindert. Die bereitgestellten Tankabwehrkanonen schießen zwar in die Richtungen, aus denen Motorgeräusche und Kettengerassel hörbar sind, werden aber vielfach durch Stahlkolosse überrascht, die aus anderer Richtung plötzlich auftauchen. Wirre Gerüchte beginnen sich in unsern Kampflinien zu verbreiten. Es wird behauptet, daß englische Kavalleriemassen schon weit im Rücken der vordersten deutschen Infanterie sich befinden. Man wird vorn bedenklich, verläßt die Stellungen, aus denen heraus man soeben noch starke feindliche Angriffe in der Front abgewiesen hat, man sucht nach rückwärts den verlorenen Anschluß. [...]
Unsere Befehle zum Gegenstoß können an diesem 8. August nicht mehr ausgeführt werden. Es fehlt an Truppen, es fehlt besonders an Geschützen zur Vorbereitung eines solchen Angriffes, denn an den Einbruchsstellen sind die meisten Batterien verloren. Frische Infanterie- und neue Artillerieverbände müssen erst herangeholt werden, und zwar auf Kraftwagen und Eisenbahnen. Der Gegner erkennt die ausschlaggebende Wichtigkeit, die in dieser Lage die Eisenbahnen für uns besitzen. Weithin in unsern Rücken feuern seine schweren und schwersten Geschütze. Auf einzelne Eisenbahnpunkte, wie beispielsweise Peronne, regnet es zeitweise Bomben feindlicher Flieger, die in nie gesehenen Schwärmen über Stadt und Bahnhof kreisen. Nutzt aber der Gegner auf diese Weise die Schwierigkeiten im Rücken unserer Armee aus, so verkennt er zu unserm Glücke die ganze Größe seines ersten taktischen Erfolges. Er stößt an diesem Tage nicht bis an die Somme vor, obwohl ihm auf diesem Wege von unserer Seite kaum noch nennenswerte Kräfte hätten entgegengestellt werden können. Dem verhängnisvollen Vormittage des 8. August folgte ein verhältnismäßig ruhiger Nachmittag und eine noch ruhigere Nacht. Während dieser rollen unsere ersten Verstärkungen heran.
Die Lage ist bereits zu ungünstig, als daß wir von dem anfänglich geforderten Gegenangriff die Wiedergewinnung der alten Kampffront erwarten können. Der Gegenstoß hätte längerer Vorbereitung und stärkerer Truppen, als am Morgen des 9. August zur Hand sein können, bedurft. Daher soll und darf nichts überstürzt werden. Die Ungeduld an der Kampffront glaubt jedoch, nicht warten zu können. Man meint, günstige Gelegenheiten zu versäumen, und stürzt sich in unbezwingliche Schwierigkeiten. So geht ein Teil der herangebrachten kostbaren, frischen Infanteriekraft in örtlich begrenzten Erfolgen verloren, ohne der Lage im großen zu nutzen.
Der Angriff am 8. August war durch den rechten englischen Flügel unternommen worden. Die südlich anschließenden französischen Truppen hatten sich nur in geringem Umfange am Kampfe beteiligt. Es war aber zu erwarten, daß die großen britischen Erfolge nunmehr auch die französischen Linien in Bewegung bringen würden. [...] Wir befehlen daher die Räumung unserer bisherigen ersten Stellungen südwestlich Roye und weichen indie Gegend dieser Stadt zurück.
[...]
Über die politischen Wirkungen unserer Niederlage am 8. August gab ich mich keinen Täuschungen hin. [...] Das Mißgeschick am 8. August stellte sich dagegen vor aller Augen dar als die Folgen einer offenkundigen Schwäche.
Soweit Paule.