Als kurze und schnelle Ergänzung zu Maglor: Der Zeitpunkt für den Beginn der Entwicklung der wirtschaftlichen und daraus abgeleiteten technologischen bzw. militärischen Überlegenheit fällt auf die Periode der Eroberung Süd- und Mittelamerikas durch Spanien.
Aus dieser kolonialen Eroberung fremder Länder und ihrer systematischen Ausbeutung resultieren, wie Maglor schon richtig anmerkte, die Ressourcen, die für die Stimulierung des globalen Handels einerseits notwendig waren und es erfolgte eine kontinuierliche Zufuhr von Reichtum bzw. Zahlungsmitteln, in Form von Gold und Silber.
Beides wichtige Bestandteile für eine wichtige Innovation, den steuerfinanzierten, bürokratisierten, Militärstaat (vgl. Glete). Da liegt die eigentliche Formel, die das "Spiel" in Europa modifizierte und den Weg in die Nationalstaaten und den globalen Handeln ebnete. Und somit das Endstadion des Kolonialismus, den Imperialismus" mit seinen verschiedenen "Scramble-Phasen" erst ermöglichte und ihm einen wirtschaftlichen und politischen Sinn gab (vgl. Pomeranz & Topik)
Mit dem Geld aus Amerika bekam Europa aber nicht nur Geld zu Finanzierung seiner Armeen, inklusive Technik, sondern erhielt - im Rahmen des Merkantilismus - die Möglichkeit, Güter zu Importieren. Das führte zu einem ständigen Bedarf nach Gold und Silber für die Bezahlung von "Luxusgütern" (Porzellan etc.), die aus Asien importiert wurden. Der Mechanismus wir u.a. bei McNeill beschrieben.
Im Rahmen der Entwicklung der Handelsstrukturen waren es vor allem die Europäer, die deutlich aggressiver mit Stützpunkten in den Indischer Ozean und in den Pazifik eindrangen. Allerdings betonen Pomeranz und Topik, dass der Anreiz für die Europäer deutlich höher war aggressiv vorzugehen, da sie die hohen Kosten für die Etablierung der Infrastruktur durch gesicherte Heimatmärkte für die Importgüter refinanzieren konnten. Und das galt für die chinesischen Händler nicht, da Europa nichts herstellte, was China benötigte. Das wurde erst zwangsweise durch den Export von Heroin nach China verändert.
Und somit demonstrierte GB sehr eindrucksvoll im Rahmen der Opiumkriege, wie man mit Hilfe einer "überlegene" Waffentechnologie seine Wirtschaftsinteressen durchsetzt. Andere Kolonialmächte nutzen ebenfalls ihre militärische Überlegenheit, wie beispielsweise dann im "Boxerkrieg".
Woher die höhere Aggressivität bei der Ausdehnung und somit für den Kolonialismus kommt, wird normal eher - und das ist neben der geographischen Erklärung durch einen Montesquieu, ein Erklärungsansatz von M. Weber und seiner These zur zentralen Rolle der "Protestantischen Ethik". Allerdings gibt es noch weitere Ansätze, die es erklären wollen, die bisher - aus leicht nachvollziehbaren Gründen - nicht genannt worden sind.
Anmerken möchte ich zusätzlich, dass ich die implizite sozialdarwinistische Verherrlichung der militärischen Überlegenheit des Westen durch "Iceman", gerade weil sie auf der Ausbeutung anderer Regionen basierte, entweder für ideologisch vorsätzlich halte und somit ihrerseits für kritikwürdig oder für unkritisch naiv.
Zumindest ist die einseitige Betonung der Überlegenheit der Waffen nur ein Teilaspekt im Verhältnis gerade zwischen Europa und Asien. Vielmehr ist zu betonen, dass eine Vielzahl der westlichen "Denker" der Aufklärung explizite Bewunderer Chinas waren und seiner konfuzianistischen Ethik bzw. Weisheit.
Abschließend möchte ich auf die guten Beiträge, gerade auch zu diesem Themenkreis, bei Rublack hinweisen, die eine gute Diskussion der Thematik bieten.
Glete, Jan (2002): War and the state in early modern Europe. Spain, the Dutch Republic and Sweden as fiscal-military states 1500 - 1660. 1. publ. London, New York: Routledge
McNeill, William Hardy (2001): The rise of the West. A history of the human community : with a retrospective essay.. Chicago : Univ. of Chicago Press.
Pomeranz, Kenneth; Topik, Steven (2015): The world that trade created. Society, culture, and the world economy : 1400 to the present. London, New York, London, New York: Routledge, Taylor & Francis Group.
Rublack, Ulinka (Hg.) (2013): Die neue Geschichte. Eine Einführung in 16 Kapiteln. Frankfurt am Main: Fischer