Tempelprostitution?

Nergal

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War eigentlich die Tempelprostitution im Zwischenstromland auch dem Glauben an ein "Jungfräulichkeitstabu" geschuldet, welches besser ein Fremder auf sich nehmen sollte, oder kann man sagen dass dies Damals andere Gründe hatte?

Gab es so eine Vorstellung eigentlich im nahem Osten, Afrika in dieser Form?
 
Die sogenannte Tempelprostitution in Mesopotamien ist eine jüdische Verballhornung der sexuellen Riten, vor allem im Ischtar-/Inannakult. Eine wirkliche Prostitution in Form von entsprechenden Dienstleistungen gegen Entgelt ist meines Wissens nach historisch nicht belegt.

Ursprünglich dürfte das auf die bereits bei den Sumerern zelebrierte "heilige Hochzeit", in der meist der Herrscher mit der Oberpriesterin die Vermählung von Inanna und Dumuzi inszenierten, zurückzuführen sein.
 
Die sogenannte Tempelprostitution in Mesopotamien ist eine jüdische Verballhornung der sexuellen Riten, vor allem im Ischtar-/Inannakult. Eine wirkliche Prostitution in Form von entsprechenden Dienstleistungen gegen Entgelt ist meines Wissens nach historisch nicht belegt.
Wieso jüdisch? Vor allem Herodot berichtete darüber.
 
@Scharrukin:
Das verallgemeinerst du zu sehr. Eine Legende ist das sicher nicht, schon der ägypitsche Pharao (Ramses 2 z.B.) hielt sich "bezahlte Frauen". Genaue Quellen kann ich leider nicht nennen, ich habe aber vom Chaldäerreich ähnliches gehört (soviel ich weiß war das in einer recht seriösen TV-Sendung, Terra X oder so). In dem zusammenhang wie Nergal es aber geschildert hat ist das sicherlich Unsinn, einige Priesterinnen mussten sexuell unberührt bleiben, die wurden, bsonders da viele der Oberscicht angehörten, bestimmt nicht angefasst, von Fremden erst recht nicht :still:
 
@Scharrukin:
Das verallgemeinerst du zu sehr.
War wohl unklar ausgedrückt,
daß es Prostitution an sich gab, auch und gerade um die Tempel, die ja den kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunkt der Städte darstellten, brauchen wir nicht zu diskutierten. Auch daß die einflußreiche Priesterschaft an diesem einträglichen "Gewerbe" in irgendeiner Form mitschnitt können wir wohl annehmen.

Was aber meines Wissens nach in keiner Weise belegt ist, ist die mir aus dem jüdisch/christlichen Bereich bekannte Auffassung, das die Prostitution direkter (oder sogar Haupt-) Bestandteil der babylonischen Religion und der Verehrung der Ischtar gewesen sein soll.

@ursi, welche Quellen möchtest du denn? Bibelzitate? zB Offenbarung 17
 
Damit bin ich voll und ganz einverstanden. Das die Juden/Christen die von dir genannte Vorstellung hatten wusste ich gar nicht, obgleich das natürlich interessante Aspekte mit sich bringt.
Bildeten sie sich diese Meinung erst in babylonischer Gefangenschaft oder schon bei den Assyrern (mir wäre nur der Babylonhass bekannt)?
 
Du beziehst dich also "nur" auf die Bibelzitate. Hast du die Zitate Quellenkritisch geprüft, so dass du zum Schluss kommst, das es eine jüdische Verballhornung ist?
Ich soll die Bibel quellenkritisch prüfen? :nono:

In der Bibel werden generell die Priesterinnen (anderer Religionen) als Tempelhuren bezeichnet, das zieht sich vom Buch Mose bis ins Neue Testament quer durch - nachdem mir bislang nicht bekannt war, daß Herodot denselben Begriff benutzte, ging ich eben von einer alleinigen Urheberschaft der jüdischen Gelehrten aus, die ja auch sonst gerne die jeweiligen politischen Gegner und deren Kultur zum Monster machten (kindermordende Phönizier zB).
 
Ich soll die Bibel quellenkritisch prüfen? :nono:

Du musst ja nicht gleich die ganze Bibel prüfen. ;)

Weisst du denn was eine Quellenkritik ist und wie das gemacht wird? Natürlich kann man auch Bibelzitate mit der historische Methode betrachten und man sollte eben auch noch andere Quellen beiziehen und sich nicht nur auf die Bibel verlassen.
 
Ich habe mich wohl etwas umständlich ausgedrückt, ich hätte Tempelprostitution in Anführungszeichen setzen sollen.

Ich meinte eigentlich eine Praxis, ich denke die Beschreibung habe ich bei einem griechischen Autor gelesen, müßte aber meine Bücher durchgehen, bei der sich Frauen, aus allen Schichten, von einem Fremden entjungfern liesen weil der Jungfrauenschaft ja destruktive Kräfte innewohnen sollten, und ein gewöhnlicher Mann schaden nehmen würde, daher dies von jemanden getan wurde der über übernatürliche Kräfte verfügte (Herrscher, Priester), oder aber durch einen unwichtigen, entberlichen Fremden der den Zusammenhang so und so nicht verstand.
Aus dieser Angst heraus soll das Ius prima noctis entstanden sein, und sich auch, ohne den eigentlichen Inhalt, recht lange gehalten haben.
 
Aus dieser Angst heraus soll das Ius prima noctis entstanden sein, und sich auch, ohne den eigentlichen Inhalt, recht lange gehalten haben.
Und genau das ist ohnhin nur Legende. Hier nachzulesen:
Das Herrenrecht der ersten Nacht ... - Google Bücher

Hast du deine Theorie auch aus dem Wikiartikel zur ius primae noctis? Aus einem Wikiartikel mit immerhin zwei Qualibausteinen und eindeutigen Hinweisen auf die inhaltlichen Mängel auf der Diskussionsseiten?
 
Genannte Quelle ist allerdings weder jüdisch noch hat es mit dem Thema der Tempelprostitution zu tun. Die "Hure Babylon" ist ja eine allegorische Figur, und häufig wurde vermutet, dass verklausuliert das römische Reich an sich gemeint ist.
Man kann die zitierte Stelle sehr wohl auch als Umschreibung des Ritus der heiligen Hochzeit verstehen (in der nicht immer aber oft auch der genannte Becher/Wein eine Rolle spielten), aber wir müssen hier keine Bibelauslegung machen - es gibt ja eindeutigere Stellen:

Micha 1
6 Darum will ich Samaria zu einem Steinhaufen im Feld machen und zu einer Pflanzstätte für Weinberge, und ich will seine Steine ins Tal hinunterwerfen und seine Grundfesten bloßlegen; 7 und alle ihre Götzenbilder sollen zerschlagen und alle ihre Weihegaben mit Feuer verbrannt werden; und ich will alle ihre Götzenbilder der Verwüstung preisgeben; denn von Hurenlohn sind sie zusammengebracht worden, und zu Hurenlohn sollen sie wieder werden!
Die Samariter wurden(werden?) von den Juden aufgrund der assyrischen Deportationen und Ansiedlung von Leuten aus der Region Babylon (insbesondere aus Kutha, darunter auch zahlreiche Magier und Priester) nicht mehr als (vollwertige) Israeliten gesehen und oft als "Kuthäer" bezeichnet. Insbesondere wurde ihnen unterstellt dem babylonischen Kult näher als dem Judentum zu sein.
Die Bedeutung die hier der Prostitution beigemessen wird als ausschließliche Einnahmequelle der Tempel spricht für sich und wird auch an vielen anderen Stellen ähnlich dargestellt.
 
Auch das ist eine polemische Stelle, in der es darum geht, den Gegner schlechtzumachen. Einigermaßen wertfreie Schilderungen der Tempelprostitution scheint es nur von den Griechen zu geben.
 
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