Das wäre für die christlichen Königreiche segensreich gewesen, denn dann hätten sie sich alle militärischen Auseinandersetzungen sparen können.
Im 11. und 12. Jh. - worauf ich hinwies - war die anhaltende Schwächephase des maurischen Spaniens und sein Zerfall in zahlreiche kleine muslimische Herrschaften - die Taifenreiche - unübersehbar geworden. Daran hätte auch ein die Fronten wechselnder El Cid nur kurzfristig und punktuell etwas ändern können.
Um es mal ein wenig anders zu formulieren: Du betrachtest mir das ganze zu sehr aus der Perspektive des bekannten Ergebnisses, nicht des laufenden Prozesses, der im 11. Jahrhundert keinesfalls abgeschlossen war und der bei anderen Weichenstellungen völlig anders hätte verlaufen können. Die maghribinischen Invasionen der Almoraviden und Almohaden Ende des 11. bzw. Mitte des 12. Jhdts. wendeten das Blatt durchaus. Wäre nicht Marokko selbst andauerndes Konfliktfeld von Glaubensbewegungen und Dynastien gewesen, die Geschichte Spaniens wäre völlig anders verlaufen.
Lustig, Du widersprichst mir erst, um dann meine Aussage mit anderen Worten zu bestätigen.
Im wesentlichen sind wir wohl einer Meinung, ich würde bloß die Adjektive nicht so setzen wie du, verweichlichte Andalusier gegen grimmige und fiese Almoraviden, das ist der Teil deiner Aussage, mit dem ich ein Problem habe.
Was die kollektive Erinnerung betrifft, magst Du Recht haben: Die "Moros" im Bürgerkrieg galten als blutrünstig und unerschrocken und waren es vermutlich auch. (Das ist etwas was man unverbesserlichen Franquisten in einer Diskussion noch immer mit Erfolg vorwerfen kann, dass der allerchristlichste Caudillo diese "ungläubigen Barbaren" ins Land brachte, damit diese an seinem eigenen Volk blutige Rache nehmen konnten, für die Geschehnisse aus der "Guerra de Africa").
Ja, das ist ein echtes Paradoxon.
Die Christenverfolgungen der Almoraviden sind eher militärisch zu begründen. Jedenfalls gab es einen Brief der Christen von Granada an Alfons von Aragón, in dem diese ihm militärische Unterstützung zusicherten, griffe er al-Andalus an, worauf hin Alfonso einen Zug durch das östliche Andalusien unternahm, mit Schwerpunkt auf Granada. Hierauf wurden dann die Christen aus al-Andalus vertrieben, bzw. nach Nordafrika gebracht. Das Verhältnis von Averroes zu den Almohaden bzw. umgekehrt, ist als ambivalent zu bezeichnen.Aber die Parallele gilt trotzdem: Die Andalusies waren überwiegend Bewohner (relativ) lieblicher Kulturlandschaften, Dörfern und Städte und waren bis dahin tolerant gegen Andersgläubige. Anders als die fanatischen Wüsten- und Gebirgsbewohner aus Nordafrika, die wenig zu verlieren und viel zu gewinnen hatten. Wer hat nochmal Averroes verjagt? Waren es die Almoraviden oder erst die Almohaden? Auf jeden Fall nordafrikanische Glaubenskrieger.