Thomas Manns Bedeutung für die dt. Literatur?

Gemeint sind die 20 Jahre vor 1991 (Zeitpunkt des Reich-Ranicki-Statements). Die von dir beklagte Häufigkeit von Sexszenen im TV verdankt sich der implizit oder explizit an Drehbuchautoren gestellten Forderung, solche Szenen in den Plot einzubauen. Manche Regisseure lösen diese Aufgabe gut, andere weniger. Vielleicht spielst du auf solche Szenen vor allem in deutschen Produktionen wie z.B. "Tatort" an, wo sie in der Tat aufdringlich und unelegant wirken, weil mit deutschen Schauspielern kein wirklich guter Film zu machen ist; ihr Spiel und ihre Sprechweise wirken, im Unterschied zu ihren Kollegen in den USA, England und Frankreich, meist sehr hölzern und aufgesetzt. Aber ich komme vom Threadthema ab.

Was du über den deutschen Film sagst, empfinde ich dort überhaupt nicht [explizit: Film!], dafür aber beim französischen Kino häufiger mal.

Genau genommen schließt RR die "Blechtrommel", die er übrigens für den einzigen - ich zitiere - "sensationellen" Roman von GG hielt, in sein Verdikt nicht ein, da er sich nur auf die 20 Jahre vor 1991 bezieht.
Ich habe mich mit Reich-Ranicki zwar vor etlichen Jahren versöhnt (mit Mein Leben und noch einmal mit seiner gloriosen "Dankesrede", dieser Philippika auf das deutsche Fernsehen), aber als Literaturkritiker habe ich ihm auch so manche seiner Rezensionen übel genommen, besonders in solchen Fällen, wo ich den Eindruck hatte, dass er das rezensierte Buch gar nicht gelesen hatte. Meine erste Begegnung mit RR behandelte seine Rezension von Bölls Ansichten eine Clowns, von RR mit Ressentiments eines Clowns überschrieben. Wer die Ansichten kennt, wird die Ressentiments nicht verstehen.
 
Deine formale Analyse des "Zauberberg" ist gewiss zutreffend: (...)
... setzt für den Nachvollzug aber ein leserisches Engagement voraus, das in Anbetracht der über 900 Seiten sowie des schon angedeuteten veralteten Settings nur eine kleine Minderheit heutzutage noch aufbringen kann.
ein veraltetes Setting kann ich da nicht erkennen
...was Lektüregewohnheiten statistisch betrifft: es gibt auf einer Insel einen Bunker, und vor diesem kann man essen. Es gehen deutlich weniger Leute dort essen als bei MacDonald... gottlob entscheiden plane Mehrheiten nicht über Qualität :)
 
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