Tier-Mensch-Verhältnisses in der französischen Revolution

Hallo Schreiberling89,
meinen Respekt das sich das Fantasygenre mit Recherche zeitgenössischer
Umstände scheinbar mehr Mühe gibt als die Masse der Fertiger sog. "historischer" Romane.
Bitte gestatte mir am Rande die Frage warum ein/e Schriftsteller/in hier so
schlecht formuliert?

Ich möchte zu diesem Thema nur einige Denkanstöße ungeordnet liefern.
Seit langem beschäftige ich mich mit den Lebens- bzw Alltagsumständen
eben genau jener Zeit, zwar nicht eben in Frankreich aber vieles lässt sich verallgemeinern.

Zuerst eine Mutmaßung:
In vielen Reiseberichten einfacher Fußreisender kommen Begegnungen mit Hunden nicht vor. (Geht man heute in ländlichen Regionen kommt man an manchen Höfen zu Fuß gar nicht vorbei aufgrund der achtsamen Vierbeiner...)
Daraus schließe ich das Hundebesitz eher noch selten war.

Man sollte nicht vergessen das die Unruhen der damaligen Zeit ja durch die Not der Menschen ausbrachen.
Den Unterhaltes eines größeren Hundes dürften sich nur Menschen ab einem gewissen Einkommen haben leisten können.
(Dem entspricht die kurze Anmerkung aus einem vorgenannten Link das in Preussen eine Luxussteuer auf Hundebesitz eingeführt wurde.)

Es mag Hütehunde und Hundekarren gegeben haben doch scheint mir die Gänsemagd oder der Letztgenannte von Menschen gezogen wahrscheinlich häufiger anzutreffen gewesen.
Wachdienst leisteten meist die mehrfach nutzbaren Gänse.

Für die vielen Vaganten und Bettler könnte gar ein streunender Hund (wenn es solche überhaupt gab, doch aus Folgendem wohl eher nicht oder entsprechend selten)die Speisekarte sicher bereichert haben, denn wenn schon auf Felddiebstahl
(Birnenklau aus fremden Gärten) Prügelstrafe oder das Austellen in der Geige galt kann man ermessen das Menschen die solches aus Hunger begangen, kaum einen Hund besessen hätten.

Ich folgere daher, auch mit Bezug auf dein Romanthema, das der Besitz eines Hundes dem Besitzer eine gewisse Zier und Status darstellt der in jeder Kleinstadt (Karlsruhe hatte damals z.B. 8T Einwohner, was wie ich finde noch eine recht überschaubare Menge darstellt) vermutlich auffällt.

Letztendlich noch die Anmerkung das in Märchen und Sagen dem Wolf eine ziemliche Verunglimpfung widerfahren ist. In der damaligen Zeit also glaube ich das die Heldin sich statt dessen auch eine rote Laterne auf den Hut hätte binden können :)
 
Zuerst eine Mutmaßung:
In vielen Reiseberichten einfacher Fußreisender kommen Begegnungen mit Hunden nicht vor. (Geht man heute in ländlichen Regionen kommt man an manchen Höfen zu Fuß gar nicht vorbei aufgrund der achtsamen Vierbeiner...)
Daraus schließe ich das Hundebesitz eher noch selten war.

Ein mutiger Schluss. Warum sollte ein Reisender über etwas berichten (und Papier und Tinte für etwas verschwenden), was schlicht normal war? Abgesehen, dass das Verhältnis zum Tier ein anderes war als heute. Pilger hatten z.B. ihren Pilgerstab und werden kaum gezögert haben, einen Hund damit zu vertreiben. (Man stelle sich das heute vor, wo in Dtld. 500.000 Menschen im Tierschutzbund sind aber nur 50.000 im Kinderschutzbund. Um ein anderes Verhältnis zwischen Mensch und Hund zu sehen, empfehle ich mal in die Länder der sogenannten 3. Welt zu fahren...)
 
Ein mutiger Schluss. Warum sollte ein Reisender über etwas berichten (und Papier und Tinte für etwas verschwenden), was schlicht normal war?
Sehe ich auch so.

Hunde als Gefährten von Menschen sind durchaus nichts ungewöhnliches gewesen. Es gibt eine Menge Bild- und andere Quellen, die das belegen.

Speziell verzeichnet werden doch Ereignisse, wenn sie einen direkten Bezug auf den Tagebuchschreiber hatten. Neben den Gänsen gab es auch schon Hofhunde. (hier mal auf einem Gemälde von Lépicié: http://farm3.staticflickr.com/2648/4080390199_9a52c53bd0_z.jpg ) Im Zusammenhang mit Wilderern erscheinen immer wieder Hunde als Begleiter der Täter. (siehe: File:Klostermayr1.jpg ? Wikimedia Commons oder auf dem Gemälde "Der Aufbruch des Wilderers" von N.B. Lépicié) Leider kenne ich nicht viele Originale von Hundehalsbändern und dergleichen aus der Zeit. Zum einen scheinen die Tiere oft, wenn man sich die Abbildungen anschaut, ohne Leine gegangen zu sein, zum anderen waren lederne Riemen und dergleichen immer etwas, was rasch abgenutzt und eben nicht aufgehoben wurde. Das ist mir Wehrgehängen das gleiche Problem.

Etwas ganz anderes ist für mich sowas wie das, was wir heute als Gassigehen bezeichnen würden. Sowas sieht man auf den Darstellungen von Spaziergängern wirklich kaum, mal abgesehen von Friedrich II., der so gern seine Windspiele um sich hatte. Der Hund scheint mir bis auf die Schoßhündchen der reichen Damen wirklich primär ein funktionales Haustier gewesen zu sein. Man brauchte es für die Jagd und andere Aufgaben.

Im "Krünitz" finden sich allerhand Verwendungen des Hundes als Haustier. Der Artikel müsste von vor 1796 sein, da Johann Georg Krünitz vor seinem Tod bis zum Artikel "Leiche" kam.
"Neben der Treue wird die Wachsamkeit bey den Hunden in einem vorzüglichen Grade angetroffen, daher man ihrer Sorgfalt Landgüter, Häuser, Gärten, Weinberge etc. anvertrauet. Indem der Hund den Menschen und sein Vermögen bewacht, bezeigt er sich unvermerkt als ein großer Wohlthäter seines Herren, indem er verursachet, daß dieser sicher und ruhig schlafen kann. Durch ein lautes Bellen verräth er die Ankunft boshafter Menschen, und sein muthiges Anschlagen ist, eine ganze Räuberbande zu zerstreuen, vermögend."
Artikel: "4. Hund"

Leider ist der Abschnitt zum Thema Hund (Chien) in der Encyclopédie nicht eben umfangreich: http://fr.wikisource.org/wiki/Page:Diderot_-_Encyclopedie_1ere_edition_tome_3.djvu/345
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Verhältnis zum Hund war in früheren Zeiten sicher völlig anders als heute." Du Hund" ist das weltweit verbreitetste Schimpfwort. Sowohl bei Europäern. Asiaten als auch bei Indianern drückt man damit größte Verachtung aus.
Ein gezähmter Wolf macht sich in einem Fantasieroman sicher ganz gut, hat aber mit der Realität der damaligen Zeit sicher nicht viel zu tun. Der Wolf war das meistgehasste Tier, welches Bauern und Hirten großen Schaden zufügte und auch als Überträger der Tollwut gefürchtet war. Das wählte man sich bestimmt nicht zur Gesellschaft. Man sieht auch auf alten Gemälden keine wolfsähnlichen Hunde. Die Hunderasse, die dem Wölf am ähnlichsten sieht, der deutsche Schäferhund existiert erst seit reichlich einem Jahrhundert.
 
Ein mutiger Schluss. Warum sollte ein Reisender über etwas berichten (und Papier und Tinte für etwas verschwenden), was schlicht normal war?

Zugegeben, ein verkorkster Gedankengang...

Kam mir schon des öfteren in den Sinn , da die Leute wie du es schreibst z.B. auch Papier und Tinte dafür verschwenden über Qualität von Kartoffel oder Pasta , den Zustand ihrer Stiefel, die Störrigkeit ihres Esels, Garstigkeit einzelner Torwächter, den aktuellen Wasserstand der Flüsse die durchquert werden bzw nicht werden können, etc, zu lamentieren.

Aber sicher habt ihr Recht. Mutmaßungen sollte man sich sparen...

Um konstruktiv etwas zum Thema beizutragen weise ich auf Knigge hin.
In "Über den Umgang mit Menschen" ab S 396:
Über die Art mit Tieren umzugehen
(Quintessenz: Früher so wie heute)
 
Zugegeben, ein verkorkster Gedankengang...

Kam mir schon des öfteren in den Sinn , da die Leute wie du es schreibst z.B. auch Papier und Tinte dafür verschwenden über Qualität von Kartoffel oder Pasta , den Zustand ihrer Stiefel, die Störrigkeit ihres Esels, Garstigkeit einzelner Torwächter, den aktuellen Wasserstand der Flüsse die durchquert werden bzw nicht werden können, etc, zu lamentieren.
Guter Tipp (Der Knigge).

Wäre ja beinahe spannend ne Statistik zu machen wie oft welches Tier erwähnt wird.
 
Sehe ich auch so.

Hunde als Gefährten von Menschen sind durchaus nichts ungewöhnliches gewesen. Es gibt eine Menge Bild- und andere Quellen, die das belegen.

Speziell verzeichnet werden doch Ereignisse, wenn sie einen direkten Bezug auf den Tagebuchschreiber hatten. Neben den Gänsen gab es auch schon Hofhunde. (hier mal auf einem Gemälde von Lépicié: http://farm3.staticflickr.com/2648/4080390199_9a52c53bd0_z.jpg ) Im Zusammenhang mit Wilderern erscheinen immer wieder Hunde als Begleiter der Täter. (siehe: File:Klostermayr1.jpg ? Wikimedia Commons oder auf dem Gemälde "Der Aufbruch des Wilderers" von N.B. Lépicié) QUOTE]


Der Hund des Mathias Klostermayer, offenbar ein Vorfahre der Rottweiler, die als "Fleischerhunde" gezüchtet wurden, um Viehtrecks zu bewachen und zu treiben, war allerdings recht einzigartig und Hiesl benutzte ihn sehr gerne, um ihn auf Kontrahenten zu hetzen. Der unbekannte Verfasser eines "Actenmäßigen Berichts" überliefert eine Anekdote wie Klostermayer in den Besitz des Hundes gelangte. Dieser gehörte anfangs einem Müller, der ihn gut fütterte und eigenhändig scharf machte, um sich gegen einen Besuch des Hiesels vorzubereiten. Offenbar gedieh der Hund gut, denn sein Herr nahm sich vor, Klostermayer mit Hilfe des Hundes gefangenzunehmen, was der Müller jedem, der es nicht wissen wollte erzählte. Das kam Klostermayer zu Ohren, der sich inkognito in die Mühle begab und vom Müller berichten ließ. Schließlich gab sich Klostermayer zu erkennen und teilte seinem Gastgeber mit, dass er heute den Bayrischen Hiesel zum ersten und seinen Hund zum letzten Mal gesehen habe.

Von da an waren die beiden ein unzerstrennliches und überaus furchterregendes Gespann, vobei der Hund von größtem Wert für Klostermayer war und häufig intuitiv Unheil witterte, bei Leuten die seinem Herrn Übles wollten. Nur einmal enttäuschte der Hund, als Hiesel ihn gegen einen anderen hetzte, der einem Hausierer gehörte. Dabei zeigte sich wider Erwarten der andere Hund überlegen, was den Hiesel ärgerte, worauf er den Hund auf den Hausierer hetzte, allerdings ohne Erfolg. Der Hund verweigerte den Gehorsam.
 
Der Hund des Mathias Klostermayer, offenbar ein Vorfahre der Rottweiler, die als "Fleischerhunde" gezüchtet wurden, um Viehtrecks zu bewachen und zu treiben, war allerdings recht einzigartig und Hiesl benutzte ihn sehr gerne, um ihn auf Kontrahenten zu hetzen. Der unbekannte Verfasser eines "Actenmäßigen Berichts" überliefert eine Anekdote wie Klostermayer in den Besitz des Hundes gelangte. Dieser gehörte anfangs einem Müller, der ihn gut fütterte und eigenhändig scharf machte, um sich gegen einen Besuch des Hiesels vorzubereiten. Offenbar gedieh der Hund gut, denn sein Herr nahm sich vor, Klostermayer mit Hilfe des Hundes gefangenzunehmen, was der Müller jedem, der es nicht wissen wollte erzählte. Das kam Klostermayer zu Ohren, der sich inkognito in die Mühle begab und vom Müller berichten ließ. Schließlich gab sich Klostermayer zu erkennen und teilte seinem Gastgeber mit, dass er heute den Bayrischen Hiesel zum ersten und seinen Hund zum letzten Mal gesehen habe.
Vielen Dank für die spannenden Anekdoten.:winke:

Gibt es ähnliche Geschichten auch über französische Hunde?
 
Galetto, die von mir gezeigte Hündin ist eine der letzten ihrer Art, der Schlag ist der Vorläufer des Mitteldeutschen Hütehunds und wird in einer Verordnung vo 15 xx (ich kann sie leider nicht wiederfinden) beschrieben ...
Der Schaphund soll länger sein als der Hofund, umb dat ....

Im Gegensatz zum Hütehund gibts da die Farben Schwarz bis weiß, mit Abzeichen, "Rot" usw. wurde erst im letzten Jahrhundert ausgemerzt, weil diese Tiere zu aggressiv waren.

Diese Tiere laufen wie Wölfe, heulen und reden. Bellen eher selten. Und Probleme sind dazu da, gelöst zu werden, einen Menschen fragen ??? Erst wenn garnichts mehr geht. Also wolfsähnliche Hunde gabs durchaus. Von der Heide bis in die Schweiz
 
:winke:
Danke für die spannende Anekdote, hab aber nichts vergleichbares über französische Hunde finden können und Sorry aber hab mich etwas zulang mit der Freimaurerei bezüglich des 18/19. Jahrhunderts auf gehalten, weswegen ich jetzt erst Antworte

Also ein gezähmter Wolf kommt definitiv NICHT in Frage. Aber der wolfsähnliche Hunde!- dabei beziehe ich mich auf die Aussagen von Wilfried: ZITAT „Wolfsähnliche Hunde gab und gibt´s nun ja zu allen Zeiten, zu Zeiten der Franz .Revolution auch eine Menge verwilderte Haushunde, es wäre also gar nicht verwunderlich, wenn ein junger Hund unbestimmter Rasse sich einer wandernden Frau anschließt."
Und
Caro1: ZITAT „Diverse Züchtungen gab es ja bereits, z.B. diverse Jagdhundrassen, Möpse etc.

Zumal so ein Hunde nicht für diese Zeit alt zu untypische- grade in solche stürmischen Zeiten, wie die französische Revolution und insbesondere des 18./19. Jahrhunderts wo viele Reisen der Nacht reisten empfahl es sich zum Schutz vor Räubern und der gleichen Hunde mit sich zu führen also war es wohl nicht grade besonders solche Hunde in der Stadt anzutreffen
Aber
Wie genau kam es zu diesen verwilderten Haushunde genau:grübel::grübel:
 
na, da gibts viele Möglichkeiten , genau wie heute.
Streuner in den Mittelmeerländern, sei als Beispiel genannt.

Ausgesetzte Hunde, Hunde , deren Herrschaft ums Leben kam, entlaufene Hunde .
Dazu eben Hunde die "draußen" geboren wurden usw.
Hierzu als ein Beispiel:
pfotenundfell: Tierschutz im Ausland 2

Einfach mal "streunende Hunde in Südfrankreich" oder so googlen.
 
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