"Time Commanders" BBC

Brissotin

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Diese Show ist ein Mix aus PC-Spiel und ein bisschen historische Infos.
https://en.wikipedia.org/wiki/Time_Commanders
Was mich sehr verwirrte war, dass die Spieler offensichtlich keine Gruppierungen kommandierten. In Rome-TW (das zugrunde liegende Spiel der ersten Staffeln 2003 und 2005) kann man eigentlich Einheiten zusammenfassen und in geordneten taktischen Formationen - z.B. zwei Treffen Tiefe - gruppieren und bewegen. Auch schien es, als ob die Spieler, die als "Generals" auftreten, anders als im eigentlichen Spiel kaum Auswirkungen auf den Verlauf haben. Im echten Spiel hat der Tod eines Generals Auswirkungen auf die Möglichkeit die Truppen zu bewegen. Der kommandierende General kann ein Befehl zum Sammeln geben. Ich habe bisher nur die Folge zur Schlacht von Cynocephalae gesehen.

In der 2. Staffel gibt es 4 Spieler, die gemeinsam eine bestimmte Partei spielen. 2 sind "Generals" und 2 "captains". Die "captains" geben direkt 2 Leuten an PCs die Anweisungen wie sich welche Einheit bewegen soll. Die beiden "Generals" planen das Gesamtkonzept der Schlacht.
Daneben gibt es zwei "experts" (in allen drei Staffeln u.a. Lynette Nusbacher von der Akademie Sandhurst), welche für ein bisschen wissenschaftlichen Input sorgen sollen. Sie beschreiben zeitgenössische Taktiken und demonstrieren am Ende der Sendung den historischen Ablauf der Schlacht binnen 2-3 Minuten. Ich fand es schade, dass der hist. Ablauf nicht etwas breiter, in vielleicht 10 Minuten erläutert wurde.
 
Die erste Staffel fand ich bisher deutlich besser. Es ist augenscheinlich, dass die KI historisch agiert. D.h. bisweilen gibt eine Seite auf, ehe auch nur die Masse der Truppen im Kampf war.
Bei der Folge zur Schlacht an der "Trebia" hat das Spielerteam sogar unwissentlich ziemlich genauso agiert wie Hannibal.
Manche Schlachten wie "Mons Graupius", wo die Spieler die Seite der Briten spielten, scheinen auch einfach für die Spieler nicht gewinnbar. Historisch gesehen soll der römische Befehlshaber, Agrippa, nichtmal seine Legionäre sondern nur die Hälfte seiner Armee, nämlich seine Auxiliartruppen eingesetzt haben.
Im Fall von "Watling Street" ist einmal ganz das gegenteilige Ergebnis im Vergleich zur historischen Schlacht herausgekommen. Die Spieler hatten bei zahlenmäßiger Unterlegenheit ihre Truppen verzettelt, statt sie geschlossen einzusetzen wie es der römische Feldherr getan hatte.

Insgesamt eine spannende Serie, auch wenn diese klar voneinander getrennten "Einheiten" v.a. der "Babaren"völker wohl eher der Spielmechanismen eines PC-Spiels verschuldet sind und mit der historischen Realität kaum etwas zu tun haben.
 
Das hört sich interessant an. Aber da solche Spiele keine andere Wahl haben, als ihre Ergebnisse an historischen Vorkommnissen zu orientieren, sind 'historische' Ergebnisse nicht überraschend.

Bei den Einheiten sehe ich es auch so. Und zwar auch bei Kulturen mit klar getrennten Einheiten, wie bei den Römern. Diese waren ja zu größeren Einheiten zusammengefasst und Kommandeure wie Caesar oder Wellington, die noch einzelnen Einheiten Befehle gaben waren sehr selten. Nach dem klassischen antiken Modell war die Schlachtlinie in 10 Gruppen geteilt, denen befohlen werden konnte, wozu noch Besonderheiten wie Geschütze, zurückgehalten oder umgehende Gruppen kommen konnten. In den letzten Jahrzehnten gab es einige Arbeiten, die zeigen, dass sich zumindest grundsätzlich daran gehalten wurde. Hier haben Spiele natürlich das Problem, dass die Einflüsse der Kommandeure der einzelnen Einheiten schlecht simuliert werden können oder eben -wie hier mit 'generals' und 'captains' nur die Befehlsweitergabe simuliert wird, dafür aber im Gegensatz zur historischen Realität alle Einheiten ansprechbar bleiben.

Hier sind dann auch die Vorfälle einzuordnen, bei denen berichtet wird, dass sich ein Feldherr in die Schlachtreihe begibt: Statt zusehen zu müssen, konnte er so an einer kritischen Stelle noch einen gewissen Einfluss ausüben.
 
Ich bin inzwischen bei der 3. Staffel, die nur 3 Folgen hat. Hier wurde scheinbar stärker Wert darauf gelegt auch wirklich die historische Kampfweise für die Zuschauer erfahrbar zu machen. Dafür haben die Spieler weniger Zeit sich über Qualitäten ihrer Einheiten zu informieren. Ich fand es sehr cool, als sie noch in der 1. Staffel tatsächlich versuchten mit Stift und Papier sich scheinbar wichtige Infos zu notieren, wo die "Schlacht" selber ja dann garkeine Zeit ließ, die Notizen nachzuschlagen.

Interessant sind die Spielercharaktere. Manche, die in Windeseile verstehen, worauf es in ihrer Mission ankommt und andere, die bis zum Schluss nicht begreifen, weshalb sie verlieren. Ein Hauptfehler der Spieler ist oftmals in den ersten beiden Schlachten, wenn sie ihre Armeen zu wenig aggressiv bewegen und sich defensiv aufstellen, als würden sie den Feind mit Artillerie auf Distanz halten können. Stattdessen müssten sie mit ihren besten Kämpfern den Feind anfallen und sogleich die Initiative an sich reißen.

Zama fand ich sehr spannend. Die Hannibal-Spieler haben ebenso wie Hannibal keinen Nutzen aus ihren Elefanten gezogen und daher verloren.
In der 3. Staffel spielen jeweils zwei Teams gegeneinander, die je aus einem General und zwei "Captains" bestehen. Ob der "General" den Überblick bewahrt, scheint hierbei ziemlich maßgeblich. Das System mit 2 Generälen funktionierte auch ehedem oftmals schlecht, weil dann meistens einer von beiden lediglich eine Statistenrolle einnahm, wenn der andere zu charismatisch war und den Kollegen überstimmte.

Schade, dass sie nicht noch Blindheim und Dettingen, als zwei für Briten relevante Schlachten genommen haben, die mit Empire-Total War sicher abbildbar gewesen wären.
 
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