Timur/Tamerlan

Arik-Buka

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Timur, Timur Lenk, Tamerlan, ... er gilt gemeinhin als einer der größten Schlächter der Weltgeschichte neben Dschingis Kahn, man sagt ihm nach dessen militärisches Genie besessen zu haben, er selbst sagte von sich von Dschingis Kahn abzustammen. Was war das Geheimniss des Erfolgs Timurs? Was machte er richtig, was die militärisch ihm scheinbar unterlegenen Nachfolgestaaten des mongolischen Weltreiches falsch gemacht haben, woher nahm er seine Truppen, hatte er das organisatorische Talent des Dschingis Kahn oder folgten ihm die Männer weil sie in ihm einen erfolgsversprechenden Heerführer sahen mit dem sie zu Siegen und Beute kommen konnten? Gar eine Reinkarnation des großen Kahn, dessen Rückkehr den mongolischen Stämmen versprochen ist? Welche Mitschuld hatte er am in der Folgezeit immer rascher fortschreitendem Zerfall der Reste des Weltreichs? Was wissen wir über diese doch gegensätzliche Person, die einerseits Schädelhaufen errichten ließ, andererseits ein großer Förderer der zeitgenössichen Kunst war?
 
erste Infos aus dem Lexikon des Mittelalters:
"Timur
(von türk. temür 'Eisen'; pers. Timur i Leng 'Timur d. Lahme'; davon abgeleitet die im Westen verbreitete Variante Tamerlan), zentralasiat. Eroberer, geb. 8. April 1336 in Kes (Transoxanien), gest. 19. Jan. 1405 in Otrar, Mitglied einer Adelsfamilie aus dem türk. Clan der Barlas, die ihre Abstammung - fälschlich - auf Dschingis Chan zurückführte. Im Machtkampf mit dem Cinggisiden Tugluk Temür (1348-63) und dessen Sohn Iljas, dem Statthalter v. Samarqand, die er 1363 besiegte, gewann er die Herrschaft über Transoxanien und proklamierte sich am 10. April 1370 zum »Nachfolger des Cagatai und Nachkommen Dschingis Chans«, d. h. er beanspruchte als legitimer Erbe des mongol. Welteroberers aufzutreten. Gleichwohl setzte er Cinggisiden zum Schein als Khane ein und beanspruchte erst seit 1388 den Titel Sultan für sich.
Zuvor hatte T. in langwierigen Feldzügen Choresmien (1379-88) und im O das Tarim-Becken (1399/1400) unterworfen. Doch schuf erst die Annexion Persiens (1380-87) die Grundlage für die Bildung eines Großreiches. 1391 und 1395 intervenierte T. in der Goldenen Horde. 1395 stürzte er in einem Feldzug, der ihn bis vor die Tore von Rjazan' führte, deren Khan Tohtamys. T. gründete zwar die Rechts- und Verwaltungsstruktur seines Reiches auf die in der Yasa verankerte Gesetzgebung Dschingis Chans, führte aber seine Kriege als Vorkämpfer eines orth. Islams, so 1398 in Indien, als er die Sultane v. Delhi unter dem Vorwand bekämpfte, ihre Hindu-Untertanen zu nachsichtig behandelt zu haben.
Folgenreicher war indes der Westfeldzug, den T. (1400-04) gegen die Mamluken und den mit ihnen verbündeten osman. Sultan Bayezid I. (1389-1403) unternahm. T. schlug den Mamlukensultan an-Nasir Farag (1399-1412), erstürmte Aleppo und Damaskus und nahm am 10. Juli 1401 auch Bagdad ein. Der Sieg über Bayezid und dessen Gefangennahme in der Schlacht bei Ankara (20. Juli 1402) stürzte das Osman. Reich in eine schwere Krise und verzögerte das Ende des mit T. verbündeten Byz. Reiches um ein halbes Jahrhundert. T. starb noch während der Vorbereitungen zu einem Feldzug gegen China am 19. Jan. 1405.
T. verfolgte seine Eroberungen sehr zielstrebig und nicht selten unter Anwendung gezielter Terrormaßnahmen, denen ganze Landstriche und zahllose Menschenleben zum Opfer fielen (z. B. Eroberung von Isfahan, Delhi und Bagdad). Doch gelang es ihm nicht, seiner Reichsgründung Dauer zu verleihen, was nicht zuletzt auf das Fehlen einer Thronfolgeregelung zurückzuführen ist. Dennoch führten die Förderung von Handel und Gewerbe und die planmäßige Umsiedlung von Gelehrten, Künstlern und Handwerkern aus den eroberten Gebieten v. a. in der Hauptstadt Samarqand zu einer kulturellen Hochblüte, die auch unter seinen Nachfolgern, bes. seinem Enkel Ulug Beg (1447-49), anhielt. Vom Glanz der Hofhaltung T.s legen nicht nur die Berichte auswärtiger Gesandter (Clavijo u. a.), sondern auch die erhaltenen Baudenkmäler Samarqands beredtes Zeugnis ab. In Samarqand regierten T.s Nachkommen bis 1500, in Herat bis 1507. In Indien gründete ein Timuride, Babur, das Reich der Mogulen."
von H. Göckenjan
 
@Arik-Buka: Reinkarnation des großen Kahn
Die steht bei Bayern München im Tor.:devil:

Ok, zum Thema. Timur Lenk hatte als Herrscher und Heerführer eine Besonderheit. Er förderte sein Kernland in Mittelasien nach Kräften, aber im Umfeld eroberte er nicht, sondern er verwüstete nur und zog dann ab, kam nach ein paar Jahren womöglich wieder. So schuf er um sich herum nur verbrannte Erde. Mir fällt auf Anhieb keine historische Gestalt ein, die ähnlich verfuhr. Mit dieser ihm vorauseilenden Grausamkeit und dem Nimbus, unbesiegbar zu sein, müssen seine Opfer schon bei seinem Nahen wie gelähmt gewesen sein.
 
@lynxxx: Ich glaube diese Methode ist gar nicht so außergewöhnlich. Zumindest nicht bei "Nomandenreichen".
Gut, hast schon recht. Zumindest Attila der Hunne verfuhr auch so. Dschingis Khan dagegen verwaltete auch das Eroberte und schuf Infrastruktur wie das berühmte mongolische Meldereitersystem.
Pax mongolica.
 
Es gibt zu Timur Lenk eine tolle Quelle, die mir kürzlich unterkam:
Ein gewisser Johannes Schiltberger gelangte nach der Schlacht bei Nikopolis 1396 und der Niederlage des Kreuzfahrerheers unter Sigismund in türkische Kriegsgefangenschaft. Er kämpfte danach im türkischen Heer Bayazids um dann 1402 nach der Schlacht von Angora/Ankara in Kreigsgefangenschaft geriet im Heer von Timer Lenk (den Schlitberger Tämerlin nennt). Schiltberger machte dann zahlreiche Feldzüge mit Timurs Armee. Nach dessen Tod wurde er als "bewegliches Gut" noch ein paarmal weitergereicht, bis er 1426 nach Konstantinopel und schließlich nach "Hause" flüchten" konnte.
Im Nachhinein schrieb er seine Erlebnisse auf, die auch von viel Mytologie, Aberglauben und Sagenumwobenem aus seinem muslimischen Umfeld während der "Gefangenschaft" handelt.
Irre Geschichte
 
Arik-Buka: Ich habe das dicke Buch Timur, von Tilman Nagel im Regal stehen, aber damals noch nie ganz durchgelesen. Ich habe vorhin auch mal geschaut, aber er hat leider nicht so etwas wie ein Abstract/Conclusion/Zusammenfassung/Fazit drin stehen, und im Index steht auch kein Stichwort Militärtaktik, Taktik, Strategie, usw. um mal schnell was zu finden. Ansonsten ist es zu ausführlich, um durch Diagonallesen was zu finden. Vielleicht kannst du es dir ja mal ausleihen?
Ahoi.
 
ich hab nochmal geschaut in den Thread "Dynastien, etc." im Araber-Bereich, darin waren einige Dokumente:

einmal ein Dokument, wo ganz kurz erklärt wird, warum die türkischen Armeen so erfolgreich waren, u.a. bei Mantzikert, was auch auf Timur und seine Reiter zutrifft, das nächste Dokument ist speziell zu Timur und u.a. seine psychologische Kriegsführung in einigen Absätzen gewidmet, und noch ne Karte von Monika Grohnke...blabla. schlag das Buch selber im Thread nach, wenn du es brauchst:

http://img251.imageshack.us/img251/6553/14karte3ki4.jpg

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